Visarga

Aus Yogawiki
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Visarga (Sanskrit: विसर्ग vi-sarga m.) Aufhören, Ende; Loslassen, Entlassen; (Ayurveda): die Jahreshälfte zwischen Sommer- und Wintersonnenwende in der die Atmosphäre Feuchtigkeit "abgibt"; Befreiung, Erlösung; Spenden, Schenken; Schöpfen, Erzeugen; Schöpfung, Nachkommenschaft; (Sanskrit Grammatik:) der Hauchlaut .

Sukadev über Visarga

Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) von Sukadev über Visarga

Visarga ist ein Sanskrit-Wort mit vielfältiger Bedeutung. Im Sanskrit-Wörterbuch von Martin Mittwede findet man: "Visarga heißt Geschenk, heißt Gabe, heißt Schöpfung, heißt Erschaffung, Abschied, Trennung, Verlassen und Befreiung." All das, Visarga. Wieso heißt eigentlich ein Wort so viel Verschiedenes, was sich ja auch widerspricht? Schöpfung und Auflösung. Das hängt damit zusammen, dass Vi ein Sanskrit-Wort ist, das heißen kann, "ohne", es kann heißen, "das Gegenteil", es kann aber auch heißen, "besonders" und "außergewöhnlich". Sarga heißt "in Erscheinung treten, Sarga heißt "schöpfen", Sarga heißt "tun". Visarga kann jetzt z.B. heißen, "das Gegenteil von Schöpfung", also "Auflösen". Visarga kann also heißen, "wegnehmen". Daher heißt Visarga "Trennung", "Verlassen", "Abschied" und auch "Befreiung".

Also, wenn du Mukti erreichst, ist das auch Visarga, du trennst dich von dieser Welt. Wenn du aus dem Leben eines Menschen herausgehst, Visarga, Abschied. Du kannst auch vorübergehend aus dem Leben eines Menschen heraustreten, Visarga, Abschied. Vi kann aber nicht nur heißen, das Gegenteil von dem was sonst danach folgt, Vi kann auch heißen, "besonders" und "außergewöhnlich". Du kannst auch etwas Außergewöhnliches schaffen für einen Menschen, etwas Besonderes schaffen, und das ist dann Geschenk und Gabe, es ist Schöpfung und Erschaffung. Also, Visarga, zwei Grundbedeutungen, je nachdem, wie die Vorsilbe "Vi" gebraucht wird, also entweder Abschied, Verlassen, Trennung, auch Befreiung, oder "außergewöhnliche Gabe", "Außergewöhnliches, was man schafft", "die besondere Gabe".

Altindische Phonetik (Shiksha)

Visarga bezeichnet in der Grammatik bzw. Phonetik (Lautlehre) den in der Devanagarischrift durch einen Doppelpunkt ( : ) dargestellten, in der Transliteration durch gekennzeichneten Hauchlaut, der im Alphabet als अः a wiedergegeben und formal unter die Vokale (Svara) gerechnet wird, obwohl er im Einzelfall auch als Konsonant ausgesprochen werden kann (s.u.). Eine alternative Bezeichnung für Visarga ist Visarjaniya.

Visarga ( mit Punkt darunter) darf nicht mit dem Konsonanten ha (Devanagari ह) verwechselt werden, der dem deutschen Laut h entspricht.

Stellung und Aussprache

Visarga steht nur am Wort- bzw. Satzende und in einigen zusammengesetzten Substantiven (Kompositum, Samasa).

In einer Reihe von regelmäßigen Fällen wird Visarga in einen Zischlaut (Sibilant, Ushman) bzw. in die Aussprachevarianten Jihvamuliya und Upadhmaniya umgewandelt. Die Aussprache von Visarga richtet sich nach seiner lautlichen Umgebung, was im Folgenden ausführlicher dargestellt wird.

Visarga im absoluten Auslaut

Steht Visarga am Satzende oder nach einem einzelnen Wort, d.h. im absoluten Auslaut, wird er als ein Hauchlaut ausgesprochen, der den vorangehenden Vokal (Selbstlaut, Svara) wie ein schwaches Echo wiederholt, z. B.:

  • नमः nama sprich /namaha/ "die Verehrung" (Namas, Nominativ Singular n.)
  • कृतिः kṛti sprich /kritihi/ "das Werk" (Kriti, Nominativ Singular f.)
  • गुरुः guru sprich /guruhu/ "der Lehrer" (Guru, Nominativ Singular m.)
  • कवेः kave sprich /kavehe/ "des Dichters" (Kavi, Genitiv Singular m.)
  • बन्धोः bandho sprich /bandhoho/ "des Freundes" (Bandhu, Genitiv Singular m.)

Nach den beiden Diphthongen ai (a-i) und au (a-u) wird jedoch nur der zweite Teil des zusammengesetzten Lautes wiederholt:

  • अश्वैः aśvai sprich /aśvaihi/ "mit Pferden" (Ashva, Instrumental Plural m.)
  • गौः gau sprich /gauhu/ "die Kuh" (Go, Nominativ Singular f.)

Visarga im Kompositum und vor nachfolgendem Konsonant

Innerhalb eines Kompositums und vor einem unmittelbar nachfolgendem Konsonanten wird Visarga verschieden ausgesprochen, jedoch nie als Echo des vorangehenden Vokals. Entscheidend für die Aussprache ist der nachfolgende Konsonant (Mitlaut, Vyanjana). Zwei besondere Aussprachevarianten des Visarga, nämlich vor folgendem /k/ bzw. /kh/ (Jihvamuliya) sowie vor /p/ bzw. /ph/ (Upadhmaniya), wurden ursprünglich auch graphisch von Visarga unterschieden.

  • nachfolgender stimmloser Guttural (k bzw. kh): प्रातःकाल prātaḥ-kāla "Morgenzeit" (Pratahkala) sprich /prātach-kāla/ (etwa wie in "Dach-Kammer", aber weicher). Diese Aussprachevariante von Visarga heißt Jihvamuliya.
  • nachfolgender stimmloser Labial (p bzw. ph): परः परः paraḥ paraḥ "jeder folgende" (Para) sprich: /parawh-paraha/ (wobei wie beim Auspusten einer Kerze etwas Luft durch die leicht geöffneten Lippen entlassen, aber kein f-Laut gesprochen wird). Diese Aussprachevariante von Visarga heißt Upadhmaniya.
  • nachfolgender Sibilant (Zischlaut, Ushman) (ś, bzw. s): es wird Visarga geschrieben, dieser in der Aussprache jedoch dem nachfolgenden Zischlaut angeglichen (assimiliert):
  1. नमः शिवाय namaḥ śivāya "Verehrung (Namas) sei Shiva" sprich /namaś śivāya/, wobei die beiden ś ś zu einem langen ś zusammengezogen werden.
  2. तस्याः षष्टिहायनायाः tasyāḥ ṣaṣṭihāyanāyāḥ "dieser Sechzigjährigen" (Shashti-Hayana, Genitiv Plural) sprich /tasyāṣ ṣaṣṭihāyanāyāḥ/
  3. निःसार niḥsāra "saftlos" (Nihsara) sprich /nissāra/

Mehr über Visarga

Weiterführende Informationen im Zusammenhang mit Visarga findest Du unter Sandhi.

Visarga im Ayurveda

Die Zeit der südwärts wandernden Sonne (zwischen Sommer- und Wintersonnenwende), also die Monate Varsha (Regenzeit), Sharad (Herbst) und Hemanta (Frühwinter), wo die Tage kürzer und kühler werden, bezeichnet man im Ayurveda als Visarga ("abgebend"), da die Atmosphäre, der Mond, Wolken und Regen Feuchtigkeit an die Erde und ihre Bewohner abgeben. In dieser nährenden Zeit sammelt der Körper Kraft, und die Geschmacksrichtungen sauer (Amla), salzig (Lavana) und süß (Madhura) werden verstärkt.

Am Ende von Visarga bzw. am Beginn von Adana, also um die Wintersonnenwende herum, besitzt der Körper entsprechend der klimatischen Einflüsse auf ihn seine größte Kraft.

In Visarga ist der kühlende und Feuchtigkeit spendende Mond (Soma) vorherrschend, daher ist diese Zeit Saumya ("mondig"), d.h. kühl und feucht.

Siehe auch

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