Schrein

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Der Begriff Schrein (Latein: scrinium) bezeichnet ein meist hölzernes, verschließbares Behältnis in Kasten-,Kisten- bzw. Schrank- oder Truhenform, in welchem Kostbarkeiten aufbewahrt werden. In diesem Sinne wird er auch und das vorrangig im sakralen Bereich verwendet, wo er für ein oft kunstvoll gearbeitetes Behältnis aus Holz, Stein, Edelmetallen (Gold, Silber) o.ä. steht, dass zur Aufbewahrung von Kultobjekten und heiligen Dingen dient und in seiner Form auch einem Sarkophagoder Haus ähneln kann. Schreine können einer bestimmten Gottheit, Wesenheit oder Persönlichkeit (Heiligen, Märtyrern, Königen, Helden, Ahnen) gewidmet sein, die verehrt wird.

Im weiteren Sinne beschreibt der Begriff „Schrein“ also einen andächtigen, meist feierlich gestalteten Ort, der etwas Bedeutsames beherbergt bzw. an etwas Bedeutsames erinnern möchte.

Vertiefende Anmerkungen zum Begriff „Schrein“

Grob betrachtet lassen sich ihrer Funktion nach zuallererst weltliche Schreine von sakralen Schreinen unterscheiden.

Weltliche Schreine in Form eines aufrecht stehenden oder an der Wand hängenden Möbelstücks dienen und dienten zur Aufbewahrung von wertvollen Dingen wie Schmuck, Kleidern, Geld, Antiquitäten, Schriftstücken und Salben; oder als Bauwerke in Form (größerer) Gedenkanlagen zur Erinnerung an Kriegsopfer und bedeutende Persönlichkeiten.

In sakralen Schreinen bewahrt man religiöse Kostbarkeiten wie Gebeine von Heiligen auf. Schreine sind aber auch dazu bestimmt, göttliche Wesenheiten einzuladen und zu beherbergen. Wie bei säkularen Schreinen variiert ihre Form vom kleinen Wandaufhang bis zur großen komplexen, begehbaren Schreinanlage (z. Bsp. im Shinto).

Hier zeichnet sich bereits die großzügige Reichweite der Bezeichnung „Schrein“ im Deutschen ab, die eng mit dem Begriff „Altar“ verquickt ist, da beide oft auch in Kombination miteinander auftreten. In Bezug auf morgenländische sakrale Bauformen lässt sich auch nicht immer eine eindeutige Abgrenzung zum Begriff „Tempel(anlage)“ ausmachen.

Je nach Tradition und deren Weiterentwicklung (heidnisch, christlich, hinduistisch, buddhistisch, daoistisch, Shinto etc.) variieren Schreine in Form, Größe, Material und Funktion. Ihre Ausgestaltung reicht von schlicht bis prunkvoll. Oftmals stehen sie erhöht und an einem Platz mit besonderer Aufmerksamkeit bzw. in einem speziell dafür vorgesehenen Raum oder Gebäude.

Eine weitere Unterscheidung von Schreinen ergibt sich aus ihrem Standort und den damit verbundenen Gegebenheiten. Danach lassen sich Kirchen- bzw. Tempelschreine (fest verankert oder für Prozessionen auch tragbar), private Hausschreine und Gartenschreine erkennen.

Schreine in verschiedenen Traditionen

Schrein im alten Ägypten

Im alten Ägypten wurde ein Schrein als das „Innere des Himmels“ angesehen - da, wo die Götter zu Hause sind. In ihm beherbergte man neben Götterbildern auch Pharaonenbilder.

Ein bekanntes Beispiel ist der Anubisschrein aus dem Grabschatz des Tutanchamun im Tal der Könige in West-Theben, der heute im Ägyptischen Museum in Kairo ausgestellt ist. Dieser aus stuckiertem Holz gefertigte Schrein misst 118 cm Höhe, 270 cm Länge und 52 cm Breite; er besteht aus einem hölzernen Kasten, auf dessen Deckel eine mit Blattgold und Silber verzierte Statue des Gottes Anubis in vollständiger Schakalgestalt ruht. In diesem Schrein bewahrte man Schmuckstücke, Amulette und Gebrauchsgegenstände auf.

Schrein im Judentum

Im Judentum gilt der Toraschrein als heiliger Schrein. Er steht an der Jerusalem zugewandten Vorderwand der Synagoge und beherbergt hinter einem bestickten Vorhang die Torarollen.

Ein besonderes Bauwerk und touristische Attraktion in Israel ist der sogenannte „Schrein des Buches“, ein Gebäude des israelischen Nationalmuseums unweit des israelischen Parlaments im Westteil Jerusalems. Diesen Namen hat das Gebäude seinem bedeutendsten Ausstellungsstück - der Jesajarolle, einer antiken Schriftrolle der Bibel – zu verdanken. Das zwischen 1950 und 1960 entstandene Bauwerk fällt durch seine besondere Form ins Auge. Sie ist den Deckeln der Steingutbehältnisse nachgestaltet, in denen dieses älteste vollständige Manuskript eines Buches des Alten Testaments fast vollständig erhalten in den Höhlen von Qumran am Toten Meer gefunden wurde. Hier in den Bibliotheken von Qumran hatten die Essener die Schriftrollen gesammelt.

Schrein im Christentum

Im abendländischen Kontext gibt uns das Wort „Schreiner“ Hinweis darauf, dass ein Schrein ein typischer von einem Schreiner aus Holz gefertigter Gebrauchsgegenstand war bzw. ist, welcher in kunstvoller Ausfertigung Einzug in die Kirchen hielt.

Im Christentum verbreitet sind Heiligen- bzw. Reliquienschreine, die Gebeine von Heiligen enthalten, und der Tabernakel, ein Schrein in der katholischen Kirche, in welchem die konsekrierten Hostien aufbewahrt werden. Eine besondere Form stellt die mittelalterliche hölzerne Schreinmadonna dar, ein Schrein in Form einer aufklappbaren Marienskulptur, die figürliche Darstellungen zur Andacht und in seltenen Fällen auch geweihte Hostien birgt.

Die Goldschmiedekunst des Mittelalters brachte bedeutende Reliquienschreine hervor. Diese aus Gold und Silber reich verzierten hausförmigen Gebilde gehen in ihrer Form auf den Sarkophag zurück. Das berühmteste Beispiel hierfür - der Dreikönigenschrein - ist im Kölner Dom zu bewundern. Er gilt als größtes und künstlerisch anspruchsvollstes Stück seiner Zeit und wie der Name verrät, werden an ihm Reliquien der Heiligen Drei Könige verehrt. In Gold und Edelsteinen glänzt dieses Gebilde. Es hat die Form einer zweigeschossigen Basilika, an deren Wänden kunstfertige Reliefs die biblische Heilsgeschichte erzählen.

Weitere bekannte Reliquienschreine sind der Marienschrein im Aachener Dom, der Windeln und Lendentuch Jesu, ein Kleid von Maria und das Enthauptungstuch von Johannes dem Täufer enthält sowie ein Schrein mit Reliquien der Hildegard von Bingen in Eibingen im Rheingau.

Schrein im Islam

Bei einigen Strömungen des Islam wie den Sunniten und den Sufis wird es als erlaubt angesehen, über Gräbern von Heiligen Schreine zu errichten. Im Gegensatz zum orthodoxen Islam verstehen es diese Gruppen als zulässig, am Grab eines Sufis oder Walis flehentlich um spirituelle Führung zu bitten.

Schrein im Buddhismus

An buddhistischen Schreinen verehren die Menschen vor allem den Gautama Buddha oder auch wie im Mahayana und Vajrayana üblich, einen der Bodhisattvas. Meist ist eine Statue der verehrungswürdigen Persönlichkeit bzw. Wesenheit aufgestellt und Licht, Räucherwerk, Wasser, Blumen und Speisen werden dargebracht. Verbeugungen, Gebet und Meditation sind typische Handlungen an einem Schrein.

Der klassische Reliquienschrein im Buddhismus wird Stupa genannt. Stupas sind Bauwerke, die in Anlehnung an die aufgeschütteten Grabhügel indischer Herrscher entstanden und sich durch eine nach oben hin zugespitzte bzw. bekrönte halbkugel- oder glockenartige Form auszeichnen. Sie enthalten Reliquien des Buddha oder besonders verehrungswürdiger Mönche und werden nicht begangen, sondern im Uhrzeigersinn rituell umrundet.

In Thailand fallen die vielen „Geisterhäuschen“ auf, die in Gärten und Eingangsbereichen von Wohnhäusern stehen. Diese kleinen Deva-Schreine (deva-ālaya), die wie kleine Modelle von Tempeln aussehen, sind den Göttern bzw. Himmelswesen (Devas) gewidmet. Die feinstofflichen Wesenheiten und guten Geister werden hier verehrt und man bringt ihnen Gaben wie Blumen, Obst u.a. dar, um mit ihnen Freundschaft zu schließen. Buddha wird übrigens von Buddhisten nicht nur als Lehrer der Menschen, sondern auch der Himmelswesen angesehen.

Schrein im Daoismus

Eine genaue Abgrenzung der Begrifflichkeiten „Schrein“ und „Tempel“ ist im Daoismus nicht gegeben. Üblicherweise werden kleinere Formen von daoistischen Tempeln und kleine Andachtsplätze zu Hause als Schreine bezeichnet. Sie bilden die friedvolle Atmosphäre eines Tempels nach, indem sie typische Erscheinungsmerkmale von Dao-Tempeln wie Gärten, fließendes Wasser oder Fontänen, brennende Kerzen oder Feuerschalen, Räucherwerk etc. in verkleinertem Maßstab kopieren. Oft findet sich dort auch ein Yin-Yang-Zeichen und eine Ausgabe des Daodejing von Laotse, um zur Meditation und zum Studieren daoistischer Texte einzuladen und die daoistischen Prinzipien von Mitgefühl, Mäßigung und Bescheidenheit zu verinnerlichen.

Im Unterschied zu anderen asiatischen Religionen sind Rituale im Daoismus weniger verbreitet.

Schrein im Hinduismus

Im Hinduismus dienen Schreine der Verehrung von Göttern und Heiligen und befinden sich typischerweise in Tempeln (Mandir), aber auch Zuhause. Mit der Darbringung von Gaben (Blumen, Räucherwerk, Licht, Speisen) und hingebungsvollem Gesang (im Tempel meist durch einen Brahmanen angeleitet) werden die verehrten Wesen zum Verweilen in den aufgestellten Murtis eingeladen.

Schrein im Bahaitum

Im Bahaitum gibt es zwei sehr bekannte, zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörende Schreine, in denen die Gebeine der beiden Religionsstifter dieses Glaubens ruhen: der Schrein des Bab und der Schrein des Baha'ullah, beide in Israel gelegen. Für Bahai-Anhänger sind sie Hauptzentren der Wallfahrt.

Die Anlage des „Schrein des Bab“, ein Sakralbau aus den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, erstreckt sich mit achtzehn Gartenterrassen über tausend Meter am Hang des Berges Karmel entlang und ist zum Wahrzeichen von Haifa geworden.

Schrein im Shinto

Shinto-Schreine sind in Japan sehr verbreitet. Sie sind die religiösen Stätten des Shinto und dienen rituellem Zweck. Im Allgemeinen werden sie „Jinja“ genannt. In Jinjas verehrt man die „Kami“, geistige Wesenheiten des Shinto (Naturgeister und Seelen der Ahnen). Während im Hinduismus die Murtis als gestaltliche Abbilder zur Einladung der jeweiligen Gottheit dienen, sind es im Shinto sinnbildliche Gegenstände wie runde Spiegel, Schwerter und Edelsteine, „Shintai“ genannt, mit denen man eine Kami anzulocken und zu beherbergen sucht.

Ursprünglich wurden die Kami dort verehrt, wo sie zu Hause sind – an Kraftorten in der Natur, vor allem in dichten Wäldern an Stellen mit besonders dickem Baumwuchs. So fungierten bestimmte Bäume als erste natürliche Schreine. Nach und nach wurden sie immer mehr ausgeschmückt und ausgebaut, sodass sich daraus schließlich die tatsächlichen Schreinbauten entwickelten.

Weitere Schreine entstanden aufgrund des Ahnenkults über den Gräbern japanischer Helden und im Zuge der Umfunktionierung weltlicher Stätten wie Paläste und Wohnsitze der japanischen Adligen.

Das Herzstück einer Schreinanlage im Shinto ist der „Honden“, ein kleineres, meist erhöht stehendes und umzäuntes Schreingebäude, in dem sich der Sitz der Kami (Shintai s. o.) befindet. Es ist lediglich den Priestern zur Ausführung der Rituale zugänglich und bleibt bis auf hohe Festtage immer verschlossen.

Für die Gläubigen gibt es auf dem Schreingelände eine dem Honden vorgelagerte Gebetshalle. Dort schlagen sie eine Glocke an und klatschen in die Hände, um die Kami auf sich aufmerksam zu machen.

Weitere Bauelemente eines Shinto-Schreins sind Hallen für zeremonielle Tänze, Musik oder Theater, sowie für Hochzeiten und ähnliche Zeremonien. Außerdem gibt es Speisesäle für rituelle Mahlzeiten der Gemeinde.

Typisch sind auch Brücken, die von den Schreinbesuchern überquert werden müssen, um zum inneren, wesentlichen Teil einer Anlage zu gelangen. Das zu überquerende Wasser soll dabei reinigend auf die Gläubigen wirken.

Wie bei hinduistischen Tempeln stehen auch im vorderen Bereich eines Shinto-Schreins Becken zum Waschen von Händen und Gesicht bereit. Zudem wird zu Beginn ein Schluck Wasser getrunken.

Besonders markant sind die großen, sehr dicken Strohseile, die an Hallen, Toren und Bäumen einer Schreinanlage angebracht sind. Sie schaffen eine Grenze zwischen der Welt der Kami und der Welt der Menschen und sollen die Kami in den umseilten Objekten halten.

Der Tradition nach verwandt man zum Bau der Hauptgebäude in Shinto-Schreinen vor allem das Holz einer Scheinzypresse (Hinoki).

Neben diesen komplexen Schreinanlagen, die u.a. auch bestimmten verehrten Persönlichkeiten der japanischen Geschichte, den Seelen gefallener japanischer Soldaten oder lokalen Gottheiten gewidmet sein können, gibt es im Shinto kleinere, an Straßenrändern befindliche Schreine, tragbare Prozessionsschreine und Hausaltäre (Kamidana).

Säkulare bzw. historische Schreine

Historische Schreine sind oftmals imposante architektonische Anlagen, die herausragenden Persönlichkeiten der (Kultur)Geschichte gewidmet sind oder an historische Ereignisse, meist Schlachten oder Kriege in verehrender Art und Weise erinnern sollen und nicht selten einem politischen Bestreben unterliegen.

Bekannte historische Schreine sind die „Schreine der Erinnerung“ (Shrines of Remembrance) in Melbourne und Brisbane - schreinartige Kriegsdenkmäler Australiens, „The Alamo“ in San Antonio in Texas, ein Monument zum texanischen Unabhängigkeitskrieg, der Yasukuni-Schrein in Tokio zur Ehrung gefallener Soldaten oder auch die Gedenkstätte Walhalla bei Regensburg, eine Ruhmeshalle, in welcher Marmorbüsten und Gedenktafeln zur Ehrung bedeutender deutschsprachiger Künstler, Politiker und Gelehrter aufgestellt sind.

Den Bezug zum sakralen Schrein verdeutlicht besonders das Beispiel des „Shrine of Remembrance“ in Melbourne. Dieser Schrein dient heute als zentrale Gedenkstätte für alle in Kriegen gefallenen Australier. Das aus dem sakralen Bereich stammende Wort „Sanktuarium“ bezeichnet hier das Heiligtum des Schreins: den im Boden versenkten, marmornen „Stein der Erinnerung“ (Stone of Remembrance). Der Stein trägt folgende Inschrift: „Greater love hath no man“ (Größere Liebe besitzt kein Mensch.) Um diese Inschrift lesen zu können, müssen sich die Besucher (ver)beugen. Interessant ist auch die besondere Ausrichtung des Steins, welche bewirkt, dass jährlich am 11.11. um 11 Uhr (Tag des Waffenstillstands des ersten Weltkrieges) das Inschriftswort „Liebe“ durch einen einfallenden Sonnenstrahl erhellt wird. Der „Schrein des Buches“ (siehe oben - Abschnitt „Der Schrein im Judentum“), ein Teil des israelischen Nationalmuseums, sei in diesem Zusammenhang ebenfalls erwähnt.

Siehe auch

Literatur

  • Barbara Schock-Werner, Rolf Lauer: Der Schrein der Heiligen Drei Könige, Kölner Dom, 2006
  • Gerhard Rosenkranz: Shinto - Der Weg der Götter: Gehalt und Gestalt der japanischen Nationalreligion, Regin-Verlag, 2008

Weblinks

von Dovid Zaklikowski]

Seminare

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