Sanskrit Kurs Lektion 33: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. September 2018, 15:44 Uhr
Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.
Der Optativ (3)
In Lektion 31 und 32 haben wir die Verwendung des Optativs betrachtet.
Bildung
Innerhalb der 10 Verbklassen des Sanskrit unterscheidet sich die Bildung des Optativs, je nachdem, ob eine Verbalwurzel (Dhatu) der thematischen oder der athematischen Konjugation angehört (näheres findest du hier).
In den athematischen Klassen, also der 2., 3., 5., 7., 8. und 9. Klasse bzw. der Ad-, Hu-, Su-, Rudh-, Tan- und Kri-Klasse, endet die 3. Person Singular eines Verbs auf -yāt (adyāt "er möge essen").
Übersicht: Optativ der 3. Person Singular einiger wichtiger Verben
In der folgenden Übersicht erscheinen einige wichtige Verben der athematischen Verbklassen unter folgenden Aspekten: Verbalwurzel (Dhatu) nebst Klasse und Hauptbedeutung(en), der davon abgeleitete (schwache) Präsensstamm, die gebeugte (konjugierte) Form der 3. Person Singular Optativ Aktiv der Gegenwart (Präsens, Vartamana):
Verbalwurzel | Klasse | Bedeutung der Wurzel | Präsensstamm | 3. Person Singular | Übersetzung | |
---|---|---|---|---|---|---|
ad | 2. | essen | ad- | adyāt | er (sie, es) möge essen | |
as | 2. | sein | s- | syāt | er möge sein | |
i | 2. | gehen | i- | iyāt | er möge gehen | |
hu | 3. | opfern | juhu- | juhuyāt | er möge opfern | |
dā | 3. | geben | dad- | dadyāt | er möge geben | |
dhā | 3. | setzen, stellen, legen | dadh- | dadhyāt | er möge setzen, er möge stellen, er möge legen | |
su | 5. | auspressen | sunu- | sunuyāt | er möge auspressen | |
śru | 5. | hören | śṛṇu- | śṛṇuyāt | er möge hören | |
rudh | 7. | zurückhalten, einschließen | rundh- | rundhyāt | er möge zurückhalten, er möge einschließen | |
yuj | 7. | verbinden | yuñj- | yuñjyāt | er möge verbinden | |
tan | 8. | dehnen | tanu- | tanuyāt | er möge dehnen | |
kṛ | 8. | machen, tun | kur(u)- | kuryāt | er möge machen, er möge tun | |
krī | 9. | kaufen | krīṇī- | krīṇīyāt | er möge kaufen | |
bandh | 9. | binden | badhnī- | badhnīyāt | er möge binden |
Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika
Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem ersten Kapitel (Upadesha), das der Asana-Praxis gewidmet ist. Der 68. Vers, der zwei Verbformen im Optativ enthält, betont die Bedeutung der Übungspraxis.
- क्रियायुक्तस्य सिद्धिः स्यादक्रियस्य कथं भवेत् |
- न शास्त्रपाठमात्रेण योगसिद्धिः प्रजायते || १.६८ ||
- wissenschaftliche Transliteration:
- kriyāyuktasya siddhiḥ syād akriyasya kathaṃ bhavet |
- na śāstrapāṭhamātreṇa yogasiddhiḥ prajāyate || 1.68 ||
- vereinfachte Transkription:
- kriyayuktasya siddhih syad akriyasya katham bhavet |
- na shastrapathamatrena yogasiddhih prajayate || 1.68 ||
- Wort-für-Wort-Übersetzung:
- kriyā-yuktasya : einem, der mit der (Yoga-)Praxis ("Tätigkeit", Kriya) aktiv ("verbunden" Yukta, Gen. Sg. m.) ist
- siddhiḥ : Erfolg, Vollkommenheit (Siddhi, Nom. Sg. f.)
- syāt : wird ("sei", as, Verb)
- akriyasya : dem Untätigen (Akriya, Gen. Sg. m.)
- katham : wie (Katham, Frageadverb)
- bhavet : sollte (bhū, Verb)
- na : nicht (Na, Partikel)
- śāstra-pāṭha-mātreṇa : durch bloßes (Matra, Instr. Sg. n.) Lesen, Rezitieren (Patha) der Lehrtexte, (Yoga-)Schriften (Shastra)
- yoga-siddhiḥ : Erfolg, Vollkommenheit (Siddhi, Nom. Sg. f.) im Yoga
- prajāyate : entsteht, wird erzeugt (pra + jan, Verb)
- Übersetzung:
- Einem, der mit der Yogapraxis verbunden ist, wird Erfolg zuteil - wie sollte er dem Untätigen zuteil werden?
- Vollkommenheit im Yoga entsteht nicht aus dem bloßen Lesen der Lehrtexte.
Erläuterungen
- Die beiden Genitive (Shashthi) kriyā-yuktasya und akriyasya sind Komposita (Samasa) des Typs Tatpurusha bzw. Bahuvrihi. Sie stehen in syntaktischer Beziehung zum Nominativ siddhiḥ und bezeichnen den, dem Erfolg im Yoga (nicht) zuteil wird.
- Der Nominativ (Prathama) siddhiḥ ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlungen syāt und bhavet.
- Die Verbform syāt ("es wird sein") ist die 3. Person Singular Optativ der Gegenwart der Verbalwurzel (Dhatu) as. Der Optativ drückt hier einen Zustand aus, der in der Zukunft mit Wahrscheinlichkeit eintreten wird.
- Die Verbform bhavet ("es sollte oder könnte sein") ist die 3. Person Singular Optativ der Gegenwart der Verbalwurzel bhū. Der Optativ drückt hier in Verbindung mit einer rhetorischen Frage einen Zustand aus, der in der Zukunft mit Wahrscheinlichkeit nicht eintreten wird.
- Der Instrumental (Tritiya) śāstra-pāṭha-mātreṇa steht als Instrument der Handlung (Karana) in syntaktischem Zusammenhang zum Verb prajāyate.
- Der Nominativ yoga-siddhiḥ ist ein Kompositum des Typs Tatpurusha. Er ist das logische Subjekt der Verbalhandlung prajāyate.
- Die Verbform prajāyate ("es entsteht") ist die 3. Person Singular Indikativ (Präsens Medium bzw. Atmanepada) von der Verbalwurzel jan "entstehen, geboren werden".
- Sandhi: Im Instrumental śāstra-pāṭha-mātreṇa wird das n der Endung durch das vorangehende r (Repha) zu ṇ, d.h. es wird "zerebralisiert".
Auflösung und Übersetzung der Komposita
- Das Kompositum (Samasa) kriyā-yuktasya (Gen. Sg. m.) vom Typ Tatpurusha bezeichnet einen Yogi, der mit Aktivität (Kriya, Substantiv), d.h. aktiver Übungspraxis, verbunden bzw. beschäftigt ist (Yukta, Adjektiv bzw. Partizip Präteritum Passiv der Wurzel yuj).
- Das Kompositum a-kriyasya (Gen. Sg. m.) gehört zum Typ des Bahuvrihi. Es ist aus dem weiblichen Substantiv kriyā "Aktivität, Tun" gebildet, dem die Negationspartikel a- vorangestellt wurde. Aus dem so entstandenen a-kriyā "Nicht-Aktivität" wird ein Bahuvrihi mit der Bedeutung: "einer, der keine Aktivität hat, ein Untätiger". Als adjektivisches Kompositum bezeichnet es hier einen Yogi, der "untätig" ist, d.h. der seine Übungspraxis vernachlässigt.
- Das Kompositum śāstra-pāṭha-mātreṇa (Instr. Sg. n.) erfordert eine systematische Auflösung von rechts nach links: "durch bloßes (°mātreṇa) Lesen oder Rezitieren (°pāṭha°) der Lehrtexte bzw. (Yoga-)Schriften (śāstra°)".
- Das Kompositum yoga-siddhiḥ (Nom. Sg. f.) vom Typ Tatpurusha ergibt, von rechts nach links aufgelöst, "Erfolg bzw. Vollkommenheit im Yoga".
Metrische Analyse des 3. und 4. Pada
Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal (auf den noch ein Konsonant folgen kann), oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:
Silbe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
Devanagari | न | शा | स्त्र | पा | ठ | मा | त्रे | ण | यो | ग | सि | द्धिः | प्र | जा | य | ते |
Transliteration | na | śā | stra | pā | ṭha | mā | tre | ṇa | yo | ga | si | ddhiḥ | pra | jā | ya | te |
Silbenlänge | kurz | lang | kurz | lang | kurz | lang | lang | lang** | lang | kurz | lang* | lang* | kurz | lang | kurz | lang |
Symbol | υ | – | υ | – | υ | – | – | – | – | υ | – | – | υ | – | υ | – |
Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten**. Die Positionslänge der 3. und 4. Silbe in Pada 4 ergibt sich durch die Aufteilung in sid-dhiḥ pra.
**Unabhängig von ihrer eigentlichen Kürze oder Länge gilt die 8. bzw. letzte Silbe eines Versviertels stets als lang, da ihr eine Pause folgt.
Weblinks
- Hatha Yoga Pradipika 1.68
- Sanskrit Kurs Lektion 75
- Spirituelle Praxis im Spannungsfeld von Yoga und Tantra
- THE ART OF YOGA Online Kongress Oktober 2018
Seminare
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- Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu…
- Dr. phil. Oliver Hahn
Siehe auch
- Sanskrit Kurs Lektion 1
- Sanskrit Kurs Lektion 2
- Sanskrit Kurs Lektion 3
- Sanskrit Kurs Lektion 4
- Sanskrit Kurs Lektion 5
- Sanskrit Kurs Lektion 6
- Sanskrit Kurs Lektion 7
- Sanskrit Kurs Lektion 8
- Sanskrit Kurs Lektion 9
- Sanskrit Kurs Lektion 10
- Sanskrit Kurs Lektion 11
- Sanskrit Kurs Lektion 12
- Sanskrit Kurs Lektion 13
- Sanskrit Kurs Lektion 14
- Sanskrit Kurs Lektion 15
- Sanskrit Kurs Lektion 16
- Sanskrit Kurs Lektion 17
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