Bahuvrihi

Aus Yogawiki

Bahuvrihi (Sanskrit: बहुव्रीहि bahu-vrīhi m.) wörtl.: "Vielreis", d.h. "einer, der viel (Bahu) Reis (Vrihi) hat"; eine spezielle Art von Kompositum (s.u.).

Altindische Grammatik (Vyakarana)

Der Bahuvrihi ist eine Verbindung von (mindestens) zwei Wörtern, die als Kompositum (Samasa) bzw. "zusammengesetztes Substantiv" wie ein Adjektiv verwendet werden und in der Regel etwas zum Ausdruck bringen, was den durch sie näher bestimmten Begriff näher kennzeichnet, z. B.: nīla-kaṇṭha "Blau-hals", d.h. "jemand, der einen blauen Hals hat" (gemeint ist der Gott Shiva, der den Beinamen Nilakantha trägt). Häufig drückt es dann den Begriff des "Habens" aus: jemand "hat" das, was durch das Kompositum ausgedrückt wird. Dieser Bildungstyp entspricht dem Deutschen "Blau-bart" ("einer, der einen blauen Bart hat") oder "Dick-wanst" ("einer, der einen dicken Wanst hat").

Der Namensgeber dieses Kompositumtyps, Bahuvrihi ("einer, der viel Reis hat"), ist analog unserem "Pfeffer-sack" gebildet, d.h. "einer, der viel Pfeffer(säcke) hat", also jemand, der durch den Handel mit teuren Gewürzen reich geworden ist.

Häufig wird auch ein Tatpurusha genanntes Kompositum im Sinne eines Bahuvrihi wie ein Adjektiv verwendet, um ein anderes Wort näher zu bestimmen. Dabei nimmt das Kompositum Fall (Kasus), Zahl (Numerus) und Geschlecht (Genus) des Substantivs an, auf das es sich als bezieht.

So bedeutet der Tatpurusha vṛkabhayam als Neutrum "Wolfsfurcht", d.h. "Furcht vor Wölfen". Als Bahuvrihi nimmt dieses Kompositum das männliche oder weibliche grammatische Geschlecht an, je nach dem, worauf es sich als Adjektiv bezieht:

  • vṛkabhayaḥ (Nom. Sg. m.) puruṣaḥ (Nom. Sg. m.) "ein Mann (Purusha), der Furcht (Bhaya) vor Wölfen (Vrika) hat"
  • vṛkabhayā (Nom. Sg. f.) strī (Nom. Sg. f.) "eine Frau (Stri), die Furcht vor Wölfen hat"

Bildung und Auflösung eines Bahuvrihi

Das Bilden von Komposita im Allgemeinen und von Bahuvrihi im Besonderen ist im Sanskrit eine äußerst produktive Art der Wortbildung. Mehr noch als im Deutschen hat man die Wahl, einen Sachverhalt "Wort für Wort" auszudrücken, oder verkürzend ein Kompositum zu bilden.

Die beiden Worte bzw. Glieder (genannt Vorder- und Hinterglied) stehen in einem bestimmten Kasusverhältnis, welches durch das "komponieren" in der Regel nicht mehr sichtbar ist. In der grammatischen Auflösung (Vigraha) des Kompositums in seine beiden Grundbestandteile wird dieses Kasusverhältnis wieder offenbar:

  • nīla + kaṇṭha ergibt nīla-kaṇṭhaḥ (m.) "Blauhals", in der Auflösung yasya kaṇṭhaḥ (Nom.) nīlaḥ (Nom.) "dessen (Yad) Kehle (Nom., Kantha) blau (Nom., Nila) ist"

Die Auflösung des Kompositums nīla-kaṇṭha zeigt somit, dass das Vorderglied zum Hinterglied im selben Kasusverhältnis, d.h. im Nominativ (Prathama) steht.

  • vṛka + bhaya ergibt vṛka-bhayaḥ (puruṣaḥ, m.) "(ein Mann) der Furcht vor Wölfen hat", in der Auflösung yasya vṛkebhyo (Abl.) bhayam (Nom.) "(ein Mann), dem (Yad) Furcht (Nom., Bhaya) vor Wölfen (Abl., Vrika) ist"

Die Auflösung des Kompositums vṛka-bhayaḥ zeigt, dass das Vorderglied zum Hinterglied im Kasusverhältnis des Ablativs (Panchami) steht.

Bildungsmöglichkeiten

Während das Hinterglied eines Bahuvrihi stets ein Substantiv (Naman) ist, können verschiedene Wortarten als Vorderglied erscheinen:

  1. Adjektiv (Visheshana)
  2. Substantiv (Naman)
  3. Partikel (Nipata)

Adjektiv plus Substantiv

  • alpatoyaṃ saras (n.) "ein See (Saras), der wenig (Alpa) Wasser (Toya) hat"
  • śītaraśmiḥ (m.) "dessen Strahlen (Rashmi) kalt (Shita) sind", "der Kaltstrahlige" (der Mond, Shitarashmi)

Substantiv plus Substantiv

  • aśvamukhaḥ (m.) "pferdegesichtig" oder "einer, der das Gesicht (Mukha) eines Pferdes (Ashva) hat"
  • drohabuddhiḥ (m.) "feindselig" oder "einer, in dessen Geist (Buddhi) Feindseligkeit (Droha) ist"

Partikel plus Substantiv

  • aputrā (f.) "sohnlos" oder "eine, die keinen (a-) Sohn (Putra) hat"
  • suputrā (f.) "eine, die einen guten (su-) Sohn (Putra) hat"
  • duṣputraḥ (m.) "einer, der einen schlechten (dus-) Sohn (Putra) hat"

Die drei letztgenannten Bildungen, bei denen die Partikeln -a, -su und-dus als Vorderglied stehen, sind besonders häufig und eine einfache Möglichkeit auszudrücken, dass jemand etwas nicht hat, oder dass das, was er hat, gut oder schlecht ist.


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