Wer ist Gott
Wer ist Gott Das ist eine Frage, die Menschen sich immer wieder stellen. Gibt es Gott? Und wenn es ihn gibt: Wer ist Gott? Was ist Gott? Und natürlich auch: Wo ist Gott?
Definitionen von Gott
Fast alle Religionen sprechen von Gott. Manche sprechen von der Göttin, manche vom Unaussprechlichen. Ich selbst spreche öfters über Gott, mein Meister Swami Sivananda schreibt oft in seinen Büchern über Gott. Aber: Wer ist Gott? Was ist Gott? Nietzsche schrieb: „Gott ist tot!“. Nicht dass er davon ausgegangen ist, sondern in einem seiner Bücher hat einer lauthals verkündet: „Gott ist tot, wir haben ihn umgebracht!“ Aber: Wer ist dieser Gott, der tot sein soll? Ist Gott nur vom Menschen gemacht?
Eine evolutionsbiologische Vorgehensweise
Man weiß heute, dass Gesellschaften, die an Gott glauben, einen stärkeren Zusammenhang haben. Nicht umsonst ist die Entstehung von größeren Staatswesen mit einem Staatskult verknüpft gewesen. Ägypten hatte eine große Religion und konnte so einen großen Staat haben. Mesopotamien, Sumer und Akkad war ein großer Staat, auch da gab es gemeinsame religiöse Elemente. Und so wird manchmal gesagt: Damit Menschen in größeren Gemeinwesen zusammenwirken können, ist der Mensch auf die Idee gekommen, Gott zu postulieren. Oder evolutionsbiologisch: Gott ist ein theoretisches Konstrukt. Der Glaube daran hat dazu beigetragen, dass Menschen sich in größeren Gemeinwesen organisieren und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entwickeln. Bis heute ist es so, dass Kriege, wo eine Partei einen anderen Glauben hat als die andere, mit einer besonderen Vehemenz geführt werden. Das sage ich jetzt nicht als gegen Gott gerichtet (ich glaube ja selbst an Gott), sondern: Diese Fähigkeit, eine Gruppe von Menschen zusammen zu binden – und so weit zu binden, dass sie bereit sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen – ist ein Charakteristikum von Gott.
So könnte man evolutionsbiologisch sagen: Wer ist Gott? - Etwas, dass Menschen entwickelt haben, um eine Gruppe zusammen zu halten.
Machtpolitisch gesehen
Karl Marx sagt: „Gott ist Opium für das Volk, Religion ist Opium für das Volk.“ Man könnte sagen: Gott wurde von den herrschenden Klassen entwickelt, damit die Anderen daran glauben und etwas haben, was ihre Sinne benebelt, damit sie nicht aufstehen gegen das Ungerechte.
Philosophisch betrachtet
Manche Philosophen sagen: „Gott ist ein Konstrukt, was all das beschreibt, was man logisch nicht beschreiben kann.“
- Solange die Menschen noch nicht wussten, wie das Wetter funktioniert, was Luftdruck und -feuchtigkeit und Wind alles bewirken, was Donner und Blitz ist, haben sie all diese Naturphänomene als gottgemacht angesehen und haben darin überall Götter gesehen.
- Solange der Mensch noch nicht die Evolutionsbiologie kannte, hat er gedacht „Gott hat alle Geschöpfe geschaffen“.
- Solange der Mensch noch keine Urknalltheorie hatte, hat er gesagt „Gott hat die Welt geschaffen“.
Wir wissen bis heute nicht, was Bewusstsein ist oder wie Bewusstsein in die Welt gekommen ist, also können wir sagen: „Gott ist Bewusstsein.“ So können wir philosophisch sagen: „Gott ist das, was Mensch nicht erklären kann.“
Psychologisch gesehen
Psychologisch gesehen könnte man sagen: „Gott ist die Bezeichnung für außergewöhnliche Bewusstseinserfahrungen.“
Menschen sind in der Lage, aus dem Alltag herauszukommen und in spirituelle Erfahrungen hineinzukommen, und diese Erfahrungen sind überall. Wenn Menschen sich verlieben, würden sie dieses Gefühl als heilig betrachten. Wenn Menschen bei ihrem ersten date mit der Geliebten ins Kino gegangen sind, sie noch diese Eintrittskarte haben und die Beziehung auch noch nach Jahrzehnten sehr gut ist – sie werden diese Eintrittskarte als heilig ansehen.
Außergewöhnliche Bewusstseinszustände werden mit Gott verknüpft. Wenn man durch intensive spirituelle Praxis oder durch Naturerfahrungen, durch außergewöhnliche Anstrengungen oder durch eine Krankheit, durch eine Droge, einen Unfall oder aus heiterem Himmel in einen erweiterten Bewusstseinszustand katapultiert wird, erfährt man etwas Höheres, und dass könnten wir als „Gott“ bezeichnen.
Hirnphysiologisch gesehen
Wenn Menschen sagen, sie haben Gott erfahren, dann ist das sicherlich ein Bewusstseinszustand, der mit einer bestimmten Hirnphysiologie korreliert. Manche sagen deshalb, dass die Erfahrung von Gott letztlich NUR Hirnphysiologie sei – aber das könnte man auch anders sehen. Wir könnten sagen: „Diese Gotteserfahrung ist universell, wir finden sie überall, sie ist eine menschliche Konstante.“ Auch Farbwahrnehmung ist eine menschliche Konstante, und auch das Hören von Klängen ist eine solche. Würde man jetzt sagen „Farbe ist nur Hirnphysiologie“? „Klänge sind nur Hirnphysiologie“? Nein! Das Hören von Klängen hilft einem, etwas zu verstehen und zu kommunizieren und das Sehen von Dingen hilft einem, die Welt wahrzunehmen. Zwar sind Farben, Klänge und Formen letztlich Hirnkonstrukte, aber sie beziehen sich auf etwas Äußeres – das Hirn reflektiert etwas Äußeres. Und so ähnlich gilt: In einem höheren Bewusstseinszustand hat der Mensch die Erfahrung, Gott wahrzunehmen, und in diesem Bewusstseinszustand ist auch ein Hirnzustand messbar. Aber Gott ist nicht einfach nur Hirnphysiologie, so wenig wie Farbe, Klänge und Musik nur Hirnphysiologie sind. So wie Farb- und Musikwahrnehmung eindeutig mit hirnphysiologischen Korrelaten verknüpft ist, so ist auch die Gotteswahrnehmung eindeutig mit hirnphysiologischen Korrelaten verknüpft – aber es deutet auf etwas anderes.
Religiös gesehen
Die Religionen sagen alle:
- Gott ist der Schöpfer aller Dinge!
- Gott ist der, der dieses Universum und die Menschen geschaffen hat, der sich durch die Naturgesetze ausdrückt.
- Gott kann auch in die Schöpfung hineingreifen.
- Gott kann zu dir eine persönliche Beziehung haben, und du kannst eine Beziehung zu Gott aufnehmen.
- Gott begleitet, führt und inspiriert dich, gibt dir Aufgaben und erhebt dich, und wird dich irgendwann durch seine Gnade zu Gott hinführen.
- Wenn du selbst religiöse Rituale machst, ein religiöses Leben führst und zu Gott betest, wirst du Gott erfahren.
Das sind die Aussagen der Religionen. Wie du das genau machst, das ist in jeder Religion anders.
Standpunkt von Vedanta
Vedanta hat einen mehrfachen Gottesbegriff:
- Es gibt Brahman, das Absolute.
- Gott ist das unendliche Bewusstsein: Chit. - Es ist unendliches Sein, jenseits von Zeit und Raum: Sat. - Es ist reine Freude: Ananda.
- Du selbst bist in der Tiefe deines Wesens eins mit Gott.
- Ayam Atma Brahman: Dieses Selbst ist eins mit Gott. Das ist die große Aussage im Vedanta. - Wer ist Gott? In der Tiefe meines Wesens bin ich Gott. Nicht ich als Ego oder als Persönlichkeit, aber als Bewusstsein bin ich eins mit Gott.
- Gott ist auch Ishvara, der Schöpfer und Herrscher dieser Welt. Gott ist Ishta Devata, der persönliche Gott, zu dem du eine Beziehung aufbaust. Gott ist letztlich sogar die ganze Welt, die ganze Welt ist Körper Gottes.
Letztlich heißt es: Brahma satyam: Gott allein ist wirklich, es gibt nur Gott. Die Wahrnehmung einer von Gott getrennten Welt, die Empfindung von sich selbst als von Gott getrennte Einzelseele ist nur Illusion. In tiefer Meditation kannst du dich selbst erfahren als eins mit dem Göttlichen, und du kannst erkennen, dass die ganze Welt nur Ausdruck Gottes ist.
Wer ist Gott für dich? Einen ausführlicheren Artikel über Gott findest du auf Gott.
Video - Wer ist Gott
Kurzes Vortragsvideo mit dem Thema Wer ist Gott :
Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Seminarleiter zu Kundalini Yoga und Chakras.
Wer ist Gott Audio Vortrag
Hier die Audiospur des oberen Videos zu Wer ist Gott :
Swami Sivananda: Wer ist Gott?
- Auszug aus dem Buch "Karma Yoga" von Swami Sivananda -
Gott ist Satchidananda (Absolutes Sein, absolutes Wissen und absolute Glückseligkeit). Gott ist Wahrheit. Gott ist das Licht der Lichter. Gott ist alles durchdringende Intelligenz oder Bewusstsein. Gott ist die alles durchdringende Kraft, welche dieses Universum regiert und es in perfekter Ordnung hält. Er ist der innewohnende Herrscher dieses Körpers (Antaryamin). Er ist allmächtig, allwissend und allgegenwärtig. Er hat die sechs Eigenschaften Jnana (Weisheit), Vairagya (Leidenschaftslosigkeit), Bala (Stärke), Aishvarya (Siddhis oder Kräfte), Sri (Wohlstand) und Kirti (Ruhm). Daher wird er auch Bhagavan genannt.
Er existiert in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er bleibt unveränderlich inmitten der sich verändernden Erscheinungen. Er ist beständig inmitten des Unbeständigen und unvergänglich inmitten der vergänglichen Dinge dieser Welt. Er ist Nitya , Sasvata , Avinasi , Avyaya und Akshara . Er hat zu seiner eigenen Lila diese Welt durch die drei Gunas – Sattva, Rajas und Tamas - erschaffen. Er kontrolliert die Maya.
Er ist Svatantra oder unabhängig. Er hat Satkama und Satsankalpa. Er verwaltet die Früchte der Handlungen der Jivas. Er ist voller Barmherzigkeit. Er stillt den Durst der Jivas in der Form von Eiscreme und saftigen Früchten. Seine Macht ist es, durch die du sehen, hören und sprechen kannst. Alles, was du hörst, ist Gott. Gott wirkt durch deine Hände und isst durch deinen Mund. Aufgrund reiner Unwissenheit und Abhimana hast du Ihn völlig vergessen.
Nitya Sukha und Parama Shanti kann man nur in Gott erfahren. Darum bemühen sich verständige, kluge Aspiranten um Gottesverwirklichung. Die Verwirklichung des Göttlichen kann das endlos drehende Rad von Geburt und Tod zum Stillstand bringen und der Menschheit höchstes und dauerhaftes Glück schenken. Die Welt ist in Wirklichkeit ein sehr, sehr langer Traum. Sie ist tatsächlich ein Gaukelspiel der Maya. Die fünf Sinne täuschen dich in jedem Moment. Öffne deine Augen, oh Prem! Lerne zu unterscheiden. Verstehe Sein Mysterium. Fühle überall Seine Gegenwart und Seine Nähe. Glaube mir, er wohnt in den Kammern deines Herzens. Er ist der stille Sakshi deines Geistes. Er ist der Sutradhara, der den Faden deines Pranas in Händen hält. Er ist der Schoß dieser Welt und der Veden. Er ist der Einflüsterer des Sankalpa. Suche Ihn in deinem Herzen und empfange Seine Gnade. Nur dann hast du dein Leben gut gelebt. Nur dann bist du ein Mensch. Nur dann bist du wirklich weise. Schnell, schnell, du hast keinen Augenblick zu verlieren, nicht eine Minute zu zögern. Der rechte Zeitpunkt ist jetzt, oder er wird nie kommen. Nutze jeden Moment in spirituellem Sadhana.
Wer ist Gott?
- Abschnitt aus dem Buch "Erfolgreich leben und Gott verwirklichen" von Swami Sivananda -
- Gott ist vollkommenes Sein, vollkommene Erkenntnis, vollkommene Glückseligkeit (Satchitananda).
- Gott ist Wahrheit, Gott ist Liebe, Gott ist das Licht der Lichter.
- Gott ist alldurchdringende Intelligenz, Bewusstsein.
- Gott ist die alldurchdringende Kraft, die dieses Weltall regiert und es in vollkommener Ordnung erhält.
- Gott ist der innere Lenker dieses Körpers und Geistes ([[Antaryamin]]).
- Gott ist allmächtig, allwissend und allgegenwärtig.
- Gott ist der stille verborgene Herr deines Bewusstseins.
- Er ist die Stütze, Sutradhara, die den Fluss deines Prana (Lebensenergie) hält.
- Er ist der Schoß dieser Welt und der Veden.
- Das Göttliche wird auch beschrieben mit den sechs göttlichen Qualitäten: Jnana (Intelligenz); Vairagya (Gelassenheit); Saundarya oder Madhurya (Schönheit und Anmut); Aishwarya (Siddhis, Kräfte), Sri (Reichtum) und Kirti (Ruhm). Daher wird er/es auch Bhagavan (der Erhabene) genannt.
- Er existiert in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
- Er ist unwandelbar unter den sich wandelnden Erscheinungen.
- Er ist bleibend unter den vorübergehenden Dingen dieser Welt.
- Er ist unvergänglich unter den Vergänglichkeiten dieser Welt.
- Er hat diese Welt durch die drei Gunas (Grundeigenschaften der Natur) Sattva, Rajas und Tamas (Reinheit, Bewegung, Trägheit) für sein eigenes Spiel (Lila) geschaffen. Unter seiner Herrschaft steht Maya (die täuschende Welterscheinung).
- Gott/die Göttin ist barmherzig und mitfühlend.
- Durch die Kraft des Göttlichen sehen und hören wir und bewegen uns.
- Alles, was du siehst, ist Gott.
- Alles, was du hörst, ist Gott.
- Gott wirkt durch deine Hände und isst durch deinen Mund.
- Aufgrund von Unwissenheit (Avidya) und begrenztem Ich-Bewusstsein (Abhimana) hast du ihn vergessen.
- Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung kann das Rad von Geburt und Tod zum Stillstand bringen und alles Negative in ihrem Gefolge beenden. Diese Welt ist ein langer Traum, ein Gaukelspiel der Maya. Die fünf Sinne sind nicht verlässlich, sie täuschen dich in jedem Augenblick.
Erwache! Öffne die Augen. Lerne Unterscheidung. Verstehe Gottes Geheimnisse. Fühle überall seine Gegenwart, fühle seine Nähe. Er wohnt in den Kammern deines Herzens.
Siehe auch
Weitere interessante Vorträge und Artikel zum Thema
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Literatur
- Swami Sivananda: Karma Yoga auch als ebook
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- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
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Seminare
Bhakti Yoga
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