Sankhya

Aus Yogawiki
Sankhya, um das Universum begreifbar zu machen

Sankhya ist eines der sechs klassischen Philosophiesysteme, Grundlage für Ayurveda und Yoga. Sankhya gilt als dualistisches Philosophiesystem, welches 2 Ewige Prinzipien postuliert, nämlich Bewusstsein (Purusha) und Natur/welt (Prakriti). Das Wort Sankhya bedeutet "Zählen", "Klassifizieren". Die Sankhya Philosophen sind besonders bekannt dafür, dass sie umfangreiche Aufzählungen machen, um das Universum besser begreifbar zu machen.

Sankhya Darshana

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Manuskript Bhagavad Gita

Eines der 6 klassischen Indischen Philosophiesysteme

Sankhya ist ein Philosophiesystem, das die Welt ansieht als eine Dualität zwischen Purusha und Prakriti. Sankhya postuliert zwei absolute Prinzipien; Purusha als Bewusstsein, Nichtstofflich gedacht und Prakriti, wörtlich die Natur, auch das was hin zum Handeln führt, das was sich ständig manifestiert und wieder vergeht.

Prakriti, die Natur, auch Materie, hat verschiedene Dichtigkeitsstufen, eine Kausalwelt, eine Astralwelt, eine physische Welt. Alles was sich verändert ist Prakriti. Die physische Welt ist in ständiger Veränderung, es gibt die Feinstoffwelt mit Gedanken, Emotionen, Prana und so weiter. Die ganze Feinstoffwelt und Alles ist ein Zusammenspiel der drei Gunas; Sattwa (Leichtigkeit, Licht, Harmonie), Rajas (Aktivität und Bewegung) und Tamas (Trägheit und Dunkelheit) und befindet sich in ständigem Parinama (Wandel, beständige Veränderung). Sankhya sagt diese Welt ist entstanden, weil sie schon immer existiert hat. Prakriti ist ewig, Purusha ist ewig.

Ursprünglich gab es ein Gleichgewicht von Sattwa, Rajas und Tamas. Deshalb gab es keine manifeste Welt, es gab nur die Welt in potentieller Existenz, es gab nur die Möglichkeit einer Welt und dann hat Purusha die Strahlen des Bewusstseins in diese Welt hinein gebracht und daraufhin hat in der Prakriti die Parinama begonnen, Sattwa, Rajas und Tamas haben begonnen sich auf unterschiedliche Weise zusammenzusetzen und die Welt ist entstanden.

Dann hat Purusha, das Selbst, das Bewusstsein, angefangen sich zu identifizieren mit Teilen der Prakriti und so entstanden die scheinbaren Einzelseelen. Der Mensch ist Teil der Prakriti, Körper und Psyche und Purusha (das Selbst) identifiziert sich mit dieser Psyche und diesem Körper, fühlt sich gebunden, beschränkt, unglücklich. Und weil Purusha intuitiv weiß, „ Ich bin nicht beschränkt, Ich bin nicht in der Veränderung begriffen, Ich bin ewig und unendlich.“ ist es unzufrieden mit dieser Erfahrung von Endlichkeit. Und dann will Purusha zurückkehren zu seinem Ursprung und fragt sich:

und will sich lösen aus der Identifikation.

Und so ist in Sankhya das Ziel des Lebens aus der Prakriti wieder heraus zu kommen, aufzuhören sich zu identifizieren mit einem Körper und einer Psyche und zu erkennen, „Ich bin das reine Selbst (Purusha)“.

Im Sankhya wird dabei auch angenommen, das das wichtigste Mittel dafür Viveka ist. Viveka heißt die Unterscheidung. Und ich hatte schon im vorangegangenen Teil von den Unterscheidungen gesprochen, die vier Hauptunterscheidungen gibt es schon im Sankhya und es geht auch darum sich zu lösen aus der Identifikation. Tyaga also der Verzicht von Allem gilt als Methode. Es wird empfohlen, das man sich nicht zu sehr in diese Welt involviert, das man lernt zu unterscheiden, das man aufhört zu aktiv dort zu sein, sich löst und schließlich wird Purusha frei von Prakriti.

Sankya gilt als spirituelles Philosophiesystem und gleichzeitig atheistisches Philosophiesystem, im Sinne dass es keinen Schöpfergott gibt. In Sankhya hat die Existenz der Welt nichts mit Gott zu tun, Purusha und Prakriti können als göttliche Prinzipien angesehen werden, aber es gibt keinen Gott der etwas tut.

Video - Sankhya Darshana

Das Sanskritwort Sankhya

1. Sankhya (Sanskrit: सङ्ख्या saṅkhyā und संख्या saṃkhyā f.) Zahl, Anzahl, Zählung; Zahlwort; grammatische Zahl (Numerus).

Gott Dhanvantari - Urvater des Ayurveda

2. Sankhya (Sanskrit: सङ्ख्य saṅkhya und संख्य saṃkhya n.) Schlacht, Kampf.

3. Sankhya (Sanskrit: साङ्ख्य sāṅkhya und सांख्य sāṃkhya n.) Klassifizierung, Aufzählung

4. Sankhya ist Bestandteil der Ayurveda Philosophie.

5. Shankhya, (Sanskrit शाङ्ख्य śāṅkhya), aus Munscheln gemacht. Sankhya ist eine alternative Schreibweise für Shankhya. Mehr Informationen zu dem Sanskrit Wort sankhya findest du unter dem Hauptstichwort Shankhya

Sankhya als dualistisches Philosophiesystem

Der Urtext des Sāṅkhya ist die Sankhyakarika des Ishvarakrishna. Das jüngere Sankhyasutra, welches auf der Sankhyakarika basiert, wird dem Weisen Kapila zugeschrieben.

Es handelt sich um ein atheistisch geprägtes Philosophiesystem, welches über das reine Bewusstsein, die Seele (Purusha) und die Urnatur (Prakriti) handelt. Letztere besteht aus den drei Gunas, den Grundeigenschaften der Natur. Demnach trennen sich Purusha und Prakriti, da Purusha die Welt erleben möchte und sich daher zunächst als Spandana (kosmische Urschwingung), dann als Prakriti manifestiert.

Purusha nimmt in der Welt mit ihren zahllosen Lebewesen Gestalt an. Durch die Identifikation mit der äußeren Welt und das Vergessen des wahren Wesens entsteht Leiden, Avidya (Nichtwissen). Das Sāṅkhya enthält daneben eine Theorie der Wahrnehmung und des Geistes und Methoden, wie die Identifikation überwunden werden kann: Vivekakhyati (ununterbrochene Unterscheidungskraft), Vairagya (Entsagung) und Sakshibhava (reines Beobachten).

Sankhya aus der Sicht des Indologen Wilfried Huchzermeyer

Sankhya oder auch Samkhya wurde von Kapila begründet und stellt in der Philosophie Indiens eines der sechs Shaddarshanas (klassischen indischen Philosophiesysteme) dar. Die Sankhya Philosophie handelt von der kosmischen und der spirituellen Befreiungslehre. Weil in der Sankhya sogenannte Tattvas (Grundregeln, 25 Stück), aufgezählt werden, spricht man von Sankhya auch als Zahl, beziehungsweise Aufzählung, wobei es gleichermaßen auch um die "Ergründung" dieser Prinzipien geht.

Die Sankhyaphilosophie basiert hauptsächlich auf der Sankhyakarika des Ishvarakrishna. Diese stellt in Versform die "klassische Sankhyaphilosophie" dar. Anhand von 25 Tattvas wird hierin die Symbiose zwischen Mensch und dem Kosmos erklärt. Die wichtigsten Tattvas beziehen sich auf Prakriti und Purusha. Prakriti steht für die Natur und die unmanifeste Grundlage für die Vielfalt und Gesamtheit aller psychischen und stofflichen Formen der Erscheinung. Purusha repräsentiert das reine Bewusstsein oder den Geist. Da Leid und Schmerz nur auf der Prakriti Ebene vorhanden sind, wo eine Identifikation stattfindet, ist es mithilfe der Sankhya möglich zu realisieren, dass Prakriti und Purusha voneinander getrennt sind. Dadurch kann eine Lösung von der Identifizierung und letztendlich die Befreiung von Leid und Schmerz stattfinden.

Die restlichen 23 Tattvas gehören zur Prakriti. Sie kommen aufgrund eines Ungleichgewichts der Gunas bei der Entstehung des Universums zum Vorschein. Weitere Tattvas werden in einer stetigen Verdichtung der von Grund auf zunächst unsichtbaren Elemente stufenweise gebildet. Dabei handelt es sich um Buddhi (auch Mahat genannt) und Ahamkara. Buddhi ist das Unterscheidungsorgan/die Vernunft und Ahamkara das "Ego", wodurch eine Trennung zwischen dem Ich und der Umgebung möglich wird. Aus Ahamkara entstehen die Sinne (11 Stück) und die Tanmatras (feinere Elemente).

Die Sinne lauten:

  1. Manas: "das Sinngebende Denken"
  2. Jnanendriyas: "die Fünf Erkenntnisvermögen": Sehen, Reichen, Schmecken, Fühlen, Hören
  3. Karmendriyas: Handlungsorgane/Tatvermögen (5 Stück): Gehen, Greifen, Sprechen, Ausscheiden und Zeugen. Sie entpsrechen der Manomaya Kosha des Astralkörpers.

Die Tanmatras sind die "subtilen Energieformen":

  1. Sehen
  2. Geschmack
  3. Klang
  4. Berührung
  5. Geruch

Aus den Tanmatras gehen die Mahabhutas (grobe Elemente) hervor:

  • Äther
  • Luft
  • Feuer
  • Wasser
  • Erde

Sankhya und Vedanta in der Ayurveda Praxis, Vortrag mit Dr. Rhyner

Sankhya und Vedanta in der Ayurveda Praxis, ein aufschlussreicher Vortrag mit Dr. Hans Heinrich Rhyner, dem europäischen Ayurveda-Pionier:

Was hat Philosophie in einer medizinischen Praxis zu suchen? - Die wichtigsten beiden Arbeitsmodelle der Ayurveda, wie Tridosha (Vata, Pitta und Kapha) und Triguna (Sattva, Rajas und Tamas) sind pragmatische Umsetzungen der Sankhya Philosophie. Vedanta löst die Frage jedes Menschen, der einen Arzt aufsucht, nämlich „Warum werde ich krank?"

Der Ausdruck Sankhya im Yoga Sutra von Patanjali

Im Yoga Sutra von Patanjali wird der Ausdruck Sankhya in Vers 2.50 verwendet:

Patanjali

बाह्याभ्यन्तरस्तम्भवृत्तिर्देशकालसंख्याभिः परिदृष्टो दीर्घसूक्ष्मः || 2.50 ||

bāhyābhyantara-stambha-vṛttir deśa-kāla-saṃkhyābhiḥ paridṛṣṭo dīrgha-sūkṣmaḥ || 2.50 ||

(Die Atemregelung) besteht aus den Vorgängen (Vritti) des Ausatmens, Einatmens und Anhaltens (Stambha), und sie ist lang (Dirgha) oder subtil (Sukshma), wenn Ort (Desha), Dauer (Kala) und Zählung (Sankhya) beobachtet werden.

Anm.: Die Begriffe des Ausatmens und Einatmens lauten wörtl.: äußerliche (Bahya) Atemfunktion (Vritti), innerliche (Abhyantara) Atemfunktion (Vṛtti).

Sankhya - die Zahlen in der Devanagari Schrift

Sankhya bedeutet wörtlich Zahl, Ziffer. Hier findest du die Sankhyas, die Ziffern, in der Devanagari Schrift:

In der Devanagari Schrift gibt es, wie in allen anderen indischen Schriften auch, eigene Zahlzeichen, die den bei uns verwendeten sogenannten "arabischen Zahlen" teilweise recht ähnlich sind:

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Sankhya - Die Zahlen in anderen indischen Schriften

Zum Vergleich folgen hier noch die Zahlen in der Bengali Schrift und der Tamil Schrift:

Bengali Schrift

Diese Schrift wird im indischen Bundesstaat Westbengalen und in Bangladesh verwendet.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Tamil Schrift

Diese Schrift wird im indischen Bundesstaat Tamil Nadu verwendet.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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