Sanskrit Kurs Lektion 76: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 61: | Zeile 61: | ||
:'''somāt''' : vom Mond ([[Soma]], Abl. Sg. m.) | :'''somāt''' : vom Mond ([[Soma]], Abl. Sg. m.) | ||
:'''yatra''' : in welcher, bei der ([[Yatra]], adv.) | :'''yatra''' : in welcher, bei der ([[Yatra]], adv.) | ||
:'''uditā''' : herabfließt (" | :'''uditā''' : herabfließt ("hervorgegangen ist", [[Udita]], Nom. Sg. f.) | ||
:'''dhārā''' : (ein) Strom (von Nektar, [[Dhara]], Nom. Sg. f.) | :'''dhārā''' : (ein) Strom (von Nektar, [[Dhara]], Nom. Sg. f.) | ||
:'''sākṣāt''' : (ist die) leibhaftige ("vor Augen stehende", [[Sakshat]], ) | :'''sākṣāt''' : (ist die) leibhaftige ("vor Augen stehende", [[Sakshat]], adv.) | ||
:'''sā''' : diese (Khechari, [[Tad]], Nom. Sg. f.) | :'''sā''' : diese (Khechari, [[Tad]], Nom. Sg. f.) | ||
:'''śiva-vallabhā''' : Geliebte ([[Vallabha]], Nom. Sg. f.) [[Shiva]]s | :'''śiva-vallabhā''' : Geliebte ([[Vallabha]], Nom. Sg. f.) [[Shiva]]s | ||
Zeile 76: | Zeile 76: | ||
*Übersetzung: | *Übersetzung: | ||
:Diese Khechari Mudra, bei der ein Strom (von Nektar) herabfließt, ist die leibhaftige Geliebte Shivas. | :Diese Khechari Mudra, bei der ein Strom (von Nektar) vom Mond herabfließt, ist die leibhaftige Geliebte Shivas. | ||
:Man fülle die unvergleichliche, göttliche Sushumna im hinteren Mundraum (mit der nach hinten gebogenen Zunge). | :Man fülle die unvergleichliche, göttliche Sushumna im hinteren Mundraum (mit der nach hinten gebogenen Zunge). | ||
Version vom 24. November 2017, 16:39 Uhr
Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.
Vokalische Nominalstämme (4)
In Lektion 65 haben wir den Singular der weiblichen Substantive auf -ā betrachtet. Nun schauen wir uns den Plural an.
Übersicht: Plural der weiblichen Substantive auf -ā
In der folgenden Übersicht wurde das weibliche Wort Kanya ("Mädchen, Jungfrau, Tochter") in allen acht Fällen des Plurals (Mehrzahl, Bahuvachana) dekliniert. Diesem Bildungstyp folgen alle weiblichen Substantive auf -ā.
Fall (Kasus) | Sanskritname | Frage | Devanagari | Transliteration | Transkription | deutsche Wiedergabe |
---|---|---|---|---|---|---|
1. Nominativ | Prathama | Wer? Was? | कन्याः | kanyāḥ | kanyah | "die Mädchen" |
2. Akkusativ | Dvitiya | Wen? Wohin? | कन्याः | kanyāḥ | kanyah | "die Mädchen" |
3. Instrumental | Tritiya | Mit wem? Womit? | कन्याभिः | kanyābhiḥ | kanyabhih | "mit den Mädchen" |
4. Dativ | Chaturthi | Wem? | कन्याभ्यः | kanyābhyaḥ | kanyabhyah | "den Mädchen" |
5. Ablativ | Panchami | Von wem? Von wo? | कन्याभ्यः | kanyābhyaḥ | kanyabhyah | "von den Mädchen (her)" |
6. Genitiv | Shashthi | Wessen? Wovon? | कन्यानाम् | kanyānām | kanyanam | "der Mädchen" |
7. Lokativ | Saptami | Wo? | कन्यासु | kanyāsu | kanyasu | "bei den Mädchen" |
8. Vokativ | Sambodhana | Rufform (oh ..., he ...!) | कन्याः | kanyāḥ | kanyah | "(he) Mädchen!" |
Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika
Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 46. Vers steht im Kontext der Praxis von Khechari Mudra).
- सोमाद्यत्रोदिता धारा साक्षात्सा शिववल्लभा |
- पूरयेदतुलां दिव्यां सुषुम्णां पश्चिमे मुखे || ४.४६ ||
- wissenschaftliche Transliteration:
- somād yatroditā dhārā sākṣāt sā śiva-vallabhā |
- pūrayed atulāṃ divyāṃ suṣumṇāṃ paścime mukhe || 4.46 ||
- vereinfachte Transkription:
- somad yatrodita dhara sakshat sa shiva-vallabha |
- purayed atulam divyam sushumnam pashchime mukhe || 4.46 ||
- Wort-für-Wort-Übersetzung:
- somāt : vom Mond (Soma, Abl. Sg. m.)
- yatra : in welcher, bei der (Yatra, adv.)
- uditā : herabfließt ("hervorgegangen ist", Udita, Nom. Sg. f.)
- dhārā : (ein) Strom (von Nektar, Dhara, Nom. Sg. f.)
- sākṣāt : (ist die) leibhaftige ("vor Augen stehende", Sakshat, adv.)
- sā : diese (Khechari, Tad, Nom. Sg. f.)
- śiva-vallabhā : Geliebte (Vallabha, Nom. Sg. f.) Shivas
- pūrayet : man fülle (pṝ, Verb)
- atulām : (die) unvergleichliche (Atula, Akk. Sg. f.)
- divyām : himmliche, göttliche (Divya, Akk. Sg. f.)
- suṣumṇām : Sushumna, Akk. Sg. f.)
- paścime : im hinteren (Pashchima, Lok. Sg. n.)
- mukhe : Mund(raum, Mukha, Lok. Sg. n.)
- Übersetzung:
- Diese Khechari Mudra, bei der ein Strom (von Nektar) vom Mond herabfließt, ist die leibhaftige Geliebte Shivas.
- Man fülle die unvergleichliche, göttliche Sushumna im hinteren Mundraum (mit der nach hinten gebogenen Zunge).
Erläuterungen
- Syntax: Dieser Vers besteht aus zwei Sätzen (Vakya). Der erste Satz im ersten Halbvers (Pada a-b) besteht wiederum aus zwei Teilsätzen: einem mit yatra beginnenden Relativsatz, und einem mit sā beginnenden Hauptsatz. Der zweite Satz erstreckt sich über den zweiten Halbvers (Pada c-d).
- Der Ablativ (Panchami) somāt bezeichnet den Ausgangspunkt (Apadana) der Handlung, hier den Herkunftsort bzw. Ursprung des Nektarstromes.
- Das Adverb yatra "wo(bei), in welcher, bei der" bezieht sich inhaltlich auf den Nominativ khecarī im vorangehenden Vers (4.45). Syntaktisch bezieht sich yatra im Sinne des Relativpronomens yasyām "in welcher, bei der" (Lok. Sg. f. von Yad) auf das Demonstrativpronomen sā.
- Das Adjektiv uditā ist eine nähere Bestimmung (Visheshana) zu dhārā und steht daher auch im Nominativ Singular Femininum. Das Partizip Präteritum Passiv udita ist von der Wurzel i "gehen" abgeleitet, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix (Upasarga) ud "aufgehen, hervorgehen" bedeutet.
- Der Nominativ (Prathama) dhārā ist das logische Subjekt (Kartri) der als Partizip Präteritum Passiv ausgedrückten Verbalhandlung uditā.
- Das Adverb sākṣāt bezieht sich auf die Verbform "ist", die hier im Sanskrit mitverstanden wird, da es sich im ersten Halbvers um einen sogenannten Nominalsatz, d.h. einen Satz (Vakya) ohne finite Verbform, handelt.
- Das Demonstrativpronomen sā "diese" bezieht sich auf śiva-vallabhā und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Femininum. Syntaktisch bezieht sich sā auf das vorangehende Relativpronomen yatra und damit auf das aus dem vorangehenden Vers (4.45) ergänzte khecarī: "Diese (sā) Khechari Mudra, bei der (yatra) ...".
- Das Kompositum (Samasa) śiva-vallabhā ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) des Hauptsatzes im zweiten Pada innerhalb des Nominalsatzes im ersten Halbvers. Es steht im Nominativ und gehört zum Tatpurusha genannten Typ. Es bedeutet wörtlich "Shiva-Geliebte" und bezieht sich auf die in diesem Vers nicht ausdrücklich genannte Khechari Mudra.
- Die Verbform pūrayet ("man fülle") ist die 3. Person Singular Optativ (Präsens Aktiv bzw. Parasmaipada) des Kausativs der Verbalwurzel (Dhatu) pṝ "füllen". Das logische Subjekt (Kartri) wird durch die Verbalhandlung selbst ausgedrückt, gemeint ist kontextgemäß der praktizierende Yogi. Der Optativ drückt hier eine neutrale Anweisung aus.
- Die beiden Adjektive atulām und divyām sind nähere Bestimmungen (Visheshana) zu suṣumṇām und stehen daher auch im Akkusativ Singular Femininum.
- Das Adjektiv paścime bezieht sich auf das Substantiv mukhe und steht daher ebenfalls im Lokativ Singular Neutrum.
- Der Lokativ (Saptami) mukhe bezeichnet den Ort (Adhikarana) der Handlung.
- Brahmananda, der Kommentator der HYP, ergänzt zu diesem Vers, dass die Sushumna (bzw. die Höhlung) im hinteren (Pashchima) Mundraum (Mukha) mit der Zunge (Jihva, Instr. Sg. f.) "gefüllt" werden soll: suṣumnāṃ paścime mukhe pūrayed jihvayā.
- Sandhi: Das auslautende stimmlose t von somāt und pūrayet wird vor stimmhaften Konsonanten (hier: y) und anlautenden Vokalen (hier: a) zu stimmhaftem d. Das auslautende a von yatra und das anlautende u von uditā verschmilzt zu o in yatroditā. Die Endung -m von atulām, divyām und suṣumṇām geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara (ṃ) über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen wird.
Metrische Analyse des 3. und 4. Pada
Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal, oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:
Silbe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
Devanagari | पू | र | ये | द | तु | लां | दि | व्यां | सु | षु | म्णां | प | श्चि | मे | मु | खे |
Transliteration | pū | ra | ye | da | tu | lāṃ | di | vyāṃ | su | ṣu | mṇāṃ | pa | ści | me | mu | khe |
Silbenlänge | lang | kurz | lang | kurz | kurz | lang | lang* | lang | kurz | lang* | lang | lang* | kurz | lang | kurz | lang |
Symbol | – | υ | – | υ | υ | – | – | – | υ | – | – | – | υ | – | υ | – |
Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten. Die Positionslänge der 7. Silbe (Pada 3) bzw. der 2. und 4. Silbe (Pada 4) ergibt sich durch die Aufteilung in div-yāṃ und ṣum-ṇāṃ paś-ci.
Weblinks
Seminare
Sanskrit und Devanagari
8.12.2017 - 10.12.2017 - Sanskrit
- Du lernst die Grundprinzipien für die korrekte Aussprache von Mantras und von häufigen Yoga Fachbegriffen, den Aufbau des Sanskrit-Alphabets und die Schriftzeichen (Devanagari). So ist dieses Woc…
Meditationspraxis und Philosophie des Yogasutra
28.10.2018 - 31.10.2018 - Yogasutra
- Das Yogasutra Patanjalis bietet eine Fülle von Anregungen zur Meditations- und Yogapraxis. Darüber hinaus enthält der Text eine umfassende lebenspraktische Philosophie, die den Übenden zur Verw…
- Dr. phil. Oliver Hahn
Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra
31.10.2018 - 2.11.2018 - Vijnana Bhairava Tantra
- Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu…
- Dr. phil. Oliver Hahn
Siehe auch
- Sanskrit Kurs Lektion 1
- Sanskrit Kurs Lektion 2
- Sanskrit Kurs Lektion 3
- Sanskrit Kurs Lektion 4
- Sanskrit Kurs Lektion 5
- Sanskrit Kurs Lektion 6
- Sanskrit Kurs Lektion 7
- Sanskrit Kurs Lektion 8
- Sanskrit Kurs Lektion 9
- Sanskrit Kurs Lektion 10
- Sanskrit Kurs Lektion 11
- Sanskrit Kurs Lektion 12
- Sanskrit Kurs Lektion 13
- Sanskrit Kurs Lektion 14
- Sanskrit Kurs Lektion 15
- Sanskrit Kurs Lektion 16
- Sanskrit Kurs Lektion 17
- Sanskrit Kurs Lektion 18
- Sanskrit Kurs Lektion 19
- Sanskrit Kurs Lektion 20
- Sanskrit Kurs Lektion 21
- Sanskrit Kurs Lektion 22
- Sanskrit Kurs Lektion 23
- Sanskrit Kurs Lektion 24
- Sanskrit Kurs Lektion 25
- Sanskrit Kurs Lektion 26
- Sanskrit Kurs Lektion 27
- Sanskrit Kurs Lektion 28
- Sanskrit Kurs Lektion 29
- Sanskrit Kurs Lektion 30
- Sanskrit Kurs Lektion 32
- Sanskrit Kurs Lektion 33
- Sanskrit Kurs Lektion 34
- Sanskrit Kurs Lektion 35
- Sanskrit Kurs Lektion 36
- Sanskrit Kurs Lektion 37
- Sanskrit Kurs Lektion 38
- Sanskrit Kurs Lektion 39
- Sanskrit Kurs Lektion 40
- Sanskrit Kurs Lektion 41
- Sanskrit Kurs Lektion 42
- Sanskrit Kurs Lektion 43
- Sanskrit Kurs Lektion 44
- Sanskrit Kurs Lektion 45
- Sanskrit Kurs Lektion 46
- Sanskrit Kurs Lektion 47
- Sanskrit Kurs Lektion 48
- Sanskrit Kurs Lektion 49
- Sanskrit Kurs Lektion 50
- Sanskrit Kurs Lektion 51
- Sanskrit Kurs Lektion 52
- Sanskrit Kurs Lektion 53
- Sanskrit Kurs Lektion 54
- Sanskrit Kurs Lektion 55
- Sanskrit Kurs Lektion 56
- Sanskrit Kurs Lektion 57
- Sanskrit Kurs Lektion 58
- Sanskrit Kurs Lektion 59
- Sanskrit Kurs Lektion 60
- Sanskrit Kurs Lektion 61
- Sanskrit Kurs Lektion 62
- Sanskrit Kurs Lektion 63
- Sanskrit Kurs Lektion 64
- Sanskrit Kurs Lektion 65
- Sanskrit Kurs Lektion 66
- Sanskrit Kurs Lektion 67
- Sanskrit Kurs Lektion 68
- Sanskrit Kurs Lektion 69
- Sanskrit Kurs Lektion 70
- Sanskrit Kurs Lektion 71
- Sanskrit Kurs Lektion 72
- Sanskrit Kurs Lektion 73
- Sanskrit Kurs Lektion 74
- Sanskrit Kurs Lektion 75
- Sanskrit Kurs Inhaltsverzeichnis