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'''Rabia''', persisch Rabiya al-Adawwiya, bzw. Hazrat Rabia, war eine große [[Sufi]]-Mystikerin, islamische [[Heilige]], aus [[Persien]], 717-801 n.Chr. Rabiya al-Adawwiya war eine gottliebende Dichterin und Sängerin, die viele mit ihrer tiefen [[Hingabe]] angesteckt hat.
'''Rabia''', persisch Rabiya al-Adawwiya, bzw. Hazrat Rabia, (717-801 n.Chr) war eine große [[Sufi]]-Mystikerin und islamische [[Heilige]] aus [[Persien]], heute Iran. Rabiya al-Adawwiya gilt als eine Gott liebende Dichterin und Sängerin, die viele mit ihrer tiefen [[Hingabe]] begeistert hat.


'''Rabia''' ist auch ein [[Engelname]]. Mehr zum Engel Rabia unter dem Stichwort [[Rabia (Engel)]].
'''Rabia''' ist auch ein [[Engelname]]. Mehr zum Engel Rabia unter dem Stichwort [[Rabia (Engel)]].


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== Swami Sivananda über Rabia ==
== Swami Sivananda über Rabia ==

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 01:30 Uhr

Rabia, persisch Rabiya al-Adawwiya, bzw. Hazrat Rabia, (717-801 n.Chr) war eine große Sufi-Mystikerin und islamische Heilige aus Persien, heute Iran. Rabiya al-Adawwiya gilt als eine Gott liebende Dichterin und Sängerin, die viele mit ihrer tiefen Hingabe begeistert hat.

Rabia ist auch ein Engelname. Mehr zum Engel Rabia unter dem Stichwort Rabia (Engel).

Das soll die Heilige darstellen

Swami Sivananda über Rabia

(aus: Live of Saints, von Swami Sivananda)

Lebensgeschichte von Rabia

Hazrat Rabia war eine große Heilige des Islam. Sie hatte starke Hingabe zu Gott. Sie war rein und fromm. Sie erlegte sich große Buße auf. Ihr Herz brannte vom Feuer der göttlichen Liebe. Sie verlor sich in der Vereinigung mit dem Göttlichen. Von früher Jugend an war sie voll Hingabe.

Rabia wurde 717 n. Chr. in Basra geboren. Sie wurde in einer armen Familie geboren, hatte drei ältere Schwestern. Die Eltern starben in einer Hungersnot bald nach ihrer Geburt. Rabia wurde von einem Mann gefangen gehalten, der sie als Sklavin an einen Reichen verkaufte.

Während Rabia in früher Jugend auf der Straße spielte, näherte sich ihr ein Mann. Sie rannte weg, fiel hin und brach sich das Handgelenk. Sie beugte ihren Kopf in den Staub und sagte: „Oh Herr, ich bin ohne Mutter und Vater. Ich bin Waise. Ich bin arm. Ich bin eine Sklavin. Mein Handgelenk ist gebrochen. Und dennoch bin ich nicht bekümmert von all dem. Ich wünsche mir nur, Dir zu dienen. Ich wäre froh zu wissen, ob Du zufrieden bist mit mir.“

Rabia´s Meister gab ihr eine Menge schwerer Arbeit zu tun und doch fastete Rabia den ganzen Tag und verbrachte einen Großteil der Nacht in Gebet und Meditation.

Eines Nachts hörte Rabias Meister Geräusche und erwachte. Er schaute aus seinem Fenster herab. Er sah Rabia im Garten. Sie verbeugte sich in Verehrung, und ihr Meister hörte sie sagen: „Oh mein verehrter Herr! Du kennst schon mein Herz. Meine Augen sind immer Dir zugewendet. Ich möchte Dir immer dienen. Du hast mich zum Sklaven gemacht. Was kann ich nun tun? Wie kann ich Dich verehren? Weil ich Sklavin bin, kann ich Dich nur in der Nacht verehren.“

Der Meister sah ein Licht über Rabias Kopf, welches das ganze Haus erleuchtete. Er war vor Staunen starr. Er dachte, dass Rabia eine fromme Dame sei. Am nächsten Morgen ließ er sie frei und bat sie um Verzeihung. So verließ sie die Stadt und lebte in einer kleinen Hütte in der Wüste. Etwas später kam sie nach Basra und lebte dort bis zu ihrem Tode im Alter von fast 90 Jahren.

Rabia liebte die Einsamkeit sehr. Sie führte ein sehr einfaches Leben. Sie hatte sehr reiche Schüler, aber lebte in einer verfallenen Hütte. Sie besaß ein oder zwei irdene Teller, einen angeschlagenen Topf und ein oder zwei kleine Kleidungsstücke. Sie fastete regelmäßig und verbrachte ihre Tage und Nächte in Gebet und Meditation. Männer und Frauen kamen zu ihrer Hütte, um ihren Segen und spirituellen Anweisungen zu erhalten. Rabia erhielt viele Heiratsanträge. Sie sagte: „Ich bin Gott ergeben. Ich habe nicht den Wunsch nach menschlichen Beziehungen. Ich bin mit Gott befasst. Wieso sollte ich einen Ehemann benötigen, der mich in Beschlag nähme. Es gefiele mir nicht, auch nur für einen einzigen Moment, von Gott abgelenkt zu sein.

Wunder von Rabia

Rabia legte großen Wert auf die Liebe zu Gott und die Verehrung für ihn, ohne Hoffnung auf Belohnung und ohne Angst vor Bestrafung.

Für sie war Gott der Geliebte. Sie lehrte, dass der Liebende alles ablegen muss, auch seinen Eigenwillen und sich vollkommen dem göttlichen Willen übergeben soll. Er muss allen Sehnsüchten entsagen, auch dem Wunsch nach Befreiung.

Als Rabia sich Mekka näherte, verließ die Kaaba (quaderförmiges Gebäude, um das in Mekka die Pilger ziehen) ihren Platz und kam, sie zu begrüßen. Rabia sagte: „Es ist der Herr des Hauses, nach dem ich mich sehne. Was habe ich mit dem Haus zu tun?“

Während Rabia auf Pilgerreise war, starb ihr Kamel. Sie wurde von der Karawane zurückgelassen, aber das Kamel wurde wunderbarerweise wieder lebendig.

Eines Nachts gab es kein Licht im Haus. Einige Sufis kamen zu Rabia. Rabia pfiff mit ihren Fingern, und es gab Licht die ganze Nacht hindurch.

Wenn sie auf den Hügeln spazieren ging, versammelten sich Tiere und Vögel um sie.

Anekdoten um Rabia

Bei einer Versammlung von Sufis sagte Hassan: „Derjenige ist nicht aufrichtig in seinem Bemühen, der nicht geduldig ist unter der Strafe seines Herrn.“ Rabia erwiderte: „Ich rieche Egoismus in seinen Worten.“ Shaquaq sagte: Der ist nicht aufrichtig, welcher nicht dankbar für die Strafe Gottes ist.“ Rabia sah aber weiter, als das, was gebraucht wurde. Dann meinte Malih Dinar: „Jener ist nicht aufrichtig, der nicht erfreut ist unter der Strafe des Herrn.“ Rabia sagte: „Auch das ist nicht gut genug.“ Dann baten sie sie, zu sprechen. Sie sagte: „Der ist nicht aufrichtig, der nicht vergisst die Strafe seines Herrn.“

Rabia sah einen Mann mit einem Kopfverband. Auf ihre Nachfrage erzählte er ihr, er habe Kopfschmerzen. Sie fragte ihn, wie alt er sei. Er sagte, er sei dreißig Jahre alt. Sie fragte ihn: „Hattest Du den größten Teil Deines Lebens Schmerz und Sorge?“ Er antwortete: „Nein, dies ist das erste Mal, dass ich Kopfschmerz habe.“ Sie sagte: „ Dreißig Jahre lang erhielt der Herr deinen Körper fit und niemals hast Du den Verband der Dankbarkeit darum gebunden, aber wegen einer Nacht voll Kopfschmerzen hast Du ihn in einen Verband aus Beschwerden gewickelt.“

Eines Tages gab Rabia einem Mann etwas Geld, um ein Bekleidungsstück zu kaufen. Der Mann ging weg und kehrte wieder. Er fragte sie: „Oh Lady, welche Farbe soll ich kaufen?“ Rabia sagte: „Wenn es eine Frage der Farbe ist, gib mir das Geld zurück. Farbe ist eine Sache der Sinne.“ Sie nahm das Geld und warf es in den Fluss Tigris.

Eines Tages sahen Leute Rabia rennend, mit Feuer in der einen und einem Eimer Wasser in der anderen Hand. Sie fragten: „ Oh Lady, wohin läufst Du?“ Rabia erwiderte: „Ich laufe, um das Paradies in Brand zu stecken und das Höllenfeuer zu löschen, damit beide Schleier für die Pilgernden verschwinden mögen und ihr Ziel klar werde und die Diener Gottes IHN als das sehen, was ER wirklich ist, ohne die Hoffnung auf das Paradies und ohne die Angst vor der Hölle.“

Rabia wurde gefragt, warum sie Gott verehrte. Sie antwortete: „Genügt es nicht, dass mir Hände gegeben wurden, ihn zu verehren? Er ist es wert, es braucht keinen anderen Grund.“ Bei einer anderen Gelegenheit sagte Rabia: „Ich habe Gott nicht gedient, weil ich Angst vor der Hölle hätte, denn dann wäre ich elend und gekauft; noch habe ich Gott gedient aus Liebe zum Paradies, denn dann wäre ich keine loyale Dienerin. Ich habe ihm auch nicht gedient, um etwas zurückzubekommen. Ich habe ihm allein aus Liebe zu IHM gedient.“

Ein reicher Mann bot Rabia an, ihr Geld zu geben. Sie sagte: „Ich sollte wirklich beschämt sein, weltliche Dinge zu erbitten, selbst vom Herrn, dem die Welt gehört. Wie kann ich sie dann von jenen erbitten, denen sie nicht gehören?“ Ein Anderer baute ein Haus für Rabia und bat sie, darin zu leben. Sie ging hin, um es anzuschauen und lobte die Ausstattung, dann kehrte sie zurück und sagte: „Ich fürchte, ich würde mich dem Haus anhaften und nicht länger fähig sein, meinem Wunsch zu folgen. Meine einzige Sehnsucht ist, mich dem Dienst am Herrn hinzugeben.“

Von Krankheit geplagt, klagte Rabia niemals. Einmal bat jemand sie, um Erbarmen zu beten. Sie fragte ihn: „Ist es nicht Gott, der dieses Leiden will?“ Er antwortete: „Ja.“ Sie sagte: „Warum bittest Du mich dann um etwas, das gegen seinen Willen ist? Es ist nicht gut, sich unserem Geliebten zu widersetzen?“

Jemand fragte Rabia: „Wann hat sich der Diener dem Herrn wirklich übergeben?“ Sie sagte: „Wenn seine Freude im Unglück gleich ist seiner Freude im Wohlstand und Erfolg.“

Einige Sufis sagen: „Dem, der an die Tür klopft, wird geöffnet.“ Rabia sagte: „Wie lange willst du anklopfen? Wer wird öffnen? Wer hat die Tür geschlossen?“

Jemand fragte Rabia: „Was ist dein Wunsch?“ Sie antwortete: „Ich bin eine Dienerin. Was hat eine Dienerin mit Wünschen zu tun? Wenn ich etwas will und mein Herr will es nicht, wäre es vielleicht aus Mangel an Glaube so. Man sollte das wollen, was Er will; dass man sein wahrer Diener sei.“

Aussprüche von Rabia

  • Trotze der Welt, denn es ist die vergnüglichste Sache für dich, wenn du von oben auf die Welt herunterschaust.
  • Der Diener sollte nichts in der Welt besitzen, wenn er Nähe zu Gott will.
  • Verberge deine guten Taten genauso, wie du die schlechten versteckst.

(aus: Life of Saints, von Swami Sivananda, Divine Life Society Rishikesh)

Islam Symbol

Rabiya al-Adawwiya

Ein Artikel von Bhajan Noam

Mit diesem Bericht begeben wir uns weit zurück in die Geschichte, ins frühe 8. Jahrhundert unsrer Zeitrechnung. Und wir reisen in die Stadt Basra am Persischen Golf, die zu jener Zeit eine bedeutende Handelsstadt war. Der Name bedeutet ‚Die alles Sehende‘ oder ‚Wo sich viele Wege treffen‘. Andererseits war Basra auch ein Zentrum des frühen Sufismus, der mystischen Ausrichtung des Islam.

Von hier stammte zum Beispiel Hassan al-Basri, ein einflussreicher Sufimeister, der später in Bagdad lehrte und bis heute seinen hohen Bekanntheitsgrad behalten hat. Basra liegt in einer der klimatisch heißesten Gegenden dieser Erde. Wie jedes Klima den Menschen äußerlich beeinflusst, so hat es auch eine maßgebliche Wirkung auf seine Gefühlswelt, auf sein Gemüt, auf sein Empfinden und Denken – und entsprechend auf sein Handeln. Es herrschte eine sehr geschäftige Atmosphäre. Ebenso kam die neue Religion Mohammeds, des Propheten, die hier gerade erst fußgefasst hatte, mit der ganzen Dynamik allen Anfangs zum Ausdruck.

Dennoch waren auch hier die Menschen, wie sie überall und zu allen Zeiten sind und waren. Es gab etliche tief Gläubige, die ein bescheidenes und demütiges Leben führten, die sich hilfsbereit und mitfühlend ihren Mitmenschen gegenüber zeigten und die Gott in ihr Herz gepflanzt und auch in die Mitte ihres alltäglichen Lebens gestellt hatten. Es gab die leidenschaftlich eifernden Religiösen. Natürlich gab es aber weitaus mehr, die sich zwar nach außen hin als fromm und gottesfürchtig darstellten, aber im Herzen eher noch roh wie ungeschliffene Diamanten waren, die statt das göttliche Licht zu reflektieren, eher dem Schein dieser Welt anhingen, die in ihre Geschäfte und Geschäftigkeit verstrickt waren wie in ihre zügellosen Gedanken und Gefühle.

In diese Stadt hinein wurde Rabiya al-Adawwiya geboren. Rabiya bedeutet ‚vierte‘, sie war die vierte Tochter ihrer Eltern, die zwar äußerst arme aber fromme Leute waren. Sie waren so arm, dass sie bei Rabiyas Geburt kein Öl für die Lampe hatten und noch nicht einmal ein Tuch, um sie zu wickeln. So bat die Mutter ihren Mann, beides auf Gottvertrauen bei den Nachbarn auszuleihen. Rabias Vater hatte aber geschworen, nie in seinem Leben jemanden um etwas zu bitten, alleine nur Gott. Deshalb betete er in der Nacht aufs innigste zu Allah und flehte ihn um Hilfe an.

Und plötzlich im Gebet erschien ihm der Prophet Mohammed. Der Prophet offenbarte ihm: „Deine neugeborene Tochter ist ein Liebling Gottes und wird einmal viele Muslime auf den rechten Weg bringen.“ Und dann forderte der Prophet Rabiyas Vater auf, gleich am nächsten Morgen mit dieser Botschaft zum Emir von Basra zu gehen und ihn um Unterstützung zu bitten. Der Emir war als ein äußerst frommer und Allah und dem Propheten ergebener Mann bekannt. Er war freudig überrascht über diese Botschaft und gab dem Vater so viel Geld, dass die Familie fürs Erste versorgt war.

Aber die Zeiten änderten sich. Kaum war Rabiya herangewachsen, starb der Vater. Sie verließ darauf die Familie, um ihr nicht zur Last zu fallen und zog durchs Land, immer auf der Suche nach Arbeit. Eines Tages wurde sie von Räubern gefangen genommen und als Sklavin verkauft. Nun begann ein hartes Leben. Rabiya, die schon seit ihrer Kindheit eine innige Verbindung zu Gott in sich spürte, verlor nicht den Mut. Tagsüber arbeitete sie hart, dennoch verbrachte sie jede Nacht etliche Stunden im Gebet.

Oft war sie so vertieft, dass sie laut sang und mit Gott sprach. Ihr Besitzer, der eines Nachts aufgestanden war, hörte wie Rabiya zu Allah rief: „Du weißt, wie sehr ich dich liebe und dass ich gerne Tag und Nacht nur zu dir beten und für dich singen möchte, aber ich muss am Tag arbeiten, was soll ich machen.“ Diese Worte Rabiyas und ihre inbrünstige Gläubigkeit trafen ihn so tief in seinem Herzen, dass er es für Gotteslästerung hielt, weiterhin ihr Herr zu sein, denn sie hatte Allah, wie konnte er dazwischen stehen! Und am Morgen sprach er sie an und sagte, er sei ab heute ihr Diener und sie könne als seine Herrin im Haus leben, wenn sie aber lieber gehen wolle, könne sie frei gehen.

Rabiya dankte ihm und sagte, dass sie gehen wolle und ab jetzt nur noch Gott dienen möchte und zog darauf in die Wüste, wo sie mehrere Jahre das Leben einer Einsiedlerin führte. Sie betete stets aus reiner Liebe zu Gott, sie war tief in Liebe versunken, wenn sie mit ihm sprach, wenn die Lieder aus ihrem Herzen strömten. Sie wusste sich ständig mit ihm vereint.

Und so war sie im Sufismus die Erste, die erkannte, dass wir um unsrer selbst willen von Gott angenommen und geliebt werden, dass es keine trennende Sünde gibt, dass Reue und Umkehr bereits ein Geschenk Gottes an uns ist. Das wurde auch später ihre Lehre. Zwar lehrte sie, dass Sünden nicht ohne Folgen blieben, aber dass man sich nie aus Angst Gott zuwenden solle, sondern nur in Liebe. Mit dieser verständnisvollen und herzlichen Art wurde sie zur bekanntesten und beliebtesten Mystikerin im Sufismus.

Eines der Gebete von Rabia lautete: "O Gott, wenn ich dich verehre aus Furcht vor der Hölle, brenne ich schon in der Hölle! Und wenn ich zu dir bete in Hoffnung auf das Paradies, schließe ich mich selbst aus dem Paradies aus. Aber wenn ich dich aus reiner, tiefer Liebe verehre, bin ich in deiner ewigen Schönheit.“

Sie hat so viele Lieder gesungen, sie hat sie nicht selbst auf-geschrieben, aber ihre Schüler taten dies. Und es gibt zahl-reiche Geschichten über Rabiya, eine davon möchte ich hier am Ende anhängen. Sie zeigt ihr ganzes Wesen, ihre innere Freiheit, ihre Klarheit, ihre Liebe und ihr Selbstverständnis in ihrem Einssein mit Gott.

Hassan, ebenfalls ein großer Mystiker, weilte einmal bei Rabiya. Hassan fragte sie: Kann ich mir dein Exemplar des heiligen Koran ausleihen? Ich habe meines nicht mitgebracht, weil ich dachte, ich könnte für mein Morgengebet deines verwenden.“ Rabiya sagte: „Hier bitte, hier ist mein Exemplar.“ Und als Hassan es öffnete, war er sehr erstaunt. Rabiya hatte eine ganze Zeile durchgestrichen! Hassan konnte sich nicht vorstellen, wie Rabiya das tun konnte.

Er sagte zu Rabiya: „Jemand hat deinen Koran entweiht. Er hat seine Heiligkeit verloren.“ Rabiya sagte: „Meinen Koran darf keiner anrühren; er ist nicht entweiht. Ich habe ihn erst richtig geheiligt. Sieh dir doch die Zeile an, die ich durchgestrichen habe!“ – Die Zeile lautete: “Wenn du den Teufel zu Gesicht bekommst, hasse ihn.“

Hassan fragte: „Aber was ist falsch daran? Müssen wir nicht Gott lieben und den Teufel hassen?“ Rabiya antwortete: „Du bist immer noch bloß ein Intellektueller! Liebe und Hass gehören nicht zu deiner existenziellen Erfahrung. Ich kenne die Liebe und mein Herz ist voll Liebe. Wenn heute der Teufel vor mich hintritt, kann ich ihn nicht hassen. Woher sollte ich den Hass nehmen? Ich kann ihn nur lieben; etwas anderes habe ich nicht zu geben. Es ist mir unmöglich, ihn zu hassen. Dieser Satz im Koran widerspricht meiner existenziellen Erfahrung.“

Siehe auch