Weltfrieden
Weltfrieden bedeutet Frieden in der Welt, für die ganze Welt.
Ein sicheres Rezept für den Frieden in der Welt
Artikel vom indischen Yoga Meister Swami Sivananda[1] Originaltext
Heute erklingt überall der Ruf nach Frieden und Wohlstand, Einigkeit und Brüderlichkeit, nach Wiederbelebung der Kultur, Stärkung der sozialen Zusammenhalts und Verbesserung der Weltlage. Die Welt hat mehrere Krisen hinter sich, vielerlei Wege zum Frieden ausprobiert und hat die ganze Kraft ihrer Intelligenz eingesetzt – dennoch waren diese Versuche nicht erfolgreich. Der Grund dafür liegt offensichtlich darin, dass die Menschheit sich unklar über die eigenen angestrebten Ziele und deren Umsetzung ist; oder aber, die eingesetzten Instrumente sind nicht stark genug oder ungeeignet, um diese Ziele zu erreichen – vielleicht sind auch die Abläufe nicht gut genug durchdacht. Offensichtlich fehlt, mehr als alles andere, eine Ausrichtung auf Gott als höchstes Lebensziel.
Unsere jungen Männer und Frauen werden vom oberflächlichen Lack einer unechten Zivilisation angezogen und vom Trugbild materiellen Reichtums geblendet. Sie sind nicht fähig zu verstehen, was Gott und Religion wirklich bedeuten. Gott stirbt nie und erkrankt nie und ist so der einzige Tröster einer ständig dahinsterbenden und stets kranken Welt.
Wie kann es bleibenden Wert in einem sich ständig verändernden Universum geben, ohne die Annahme einer dauerhaften, unwandelbaren Substanz? Wie wäre es zu erklären, dass Menschen beständig nach Vollkommenheit streben, wenn so etwas gar nicht existierte? Die vergängliche Natur der Welt und aller Körper und zugleich das stetige Streben nach innerer Vervollkommnung und Frieden zeigen doch, dass es dieses endlose Vollkommene geben muss, das in beständigem Frieden und beständiger Freude zu Hause ist, und dass dieses Prinzip der vergänglichen äußeren Welt zu Grunde liegt. Das ewige, vollkommene Bewusstsein nennen wir "Gott" – und die Methode, dieses zu erreichen, "Religion". Wer Hass gegenüber Gott und dieser Form der Religion hegt, ist nur ein kindlicher Geist, ohne rechtes Wissen und Vernunft.
Internationale Spannungen entstehen durch das Aufeinanderprallen politischer Ideologien, nicht aber aufgrund wahrer Religiosität. Die Menschen geraten in Unruhe aufgrund sozialer Ungerechtigkeit und ökonomischer Klassenkonflikte. Wahre Religion aber verliert im Leben der Menschen immer mehr an Bedeutung und wird nur mehr äußerlich praktiziert, in einer mehr oder minder überkommenen Form.
Wer aber innehält und über die Wurzel der meisten Lebensprobleme nachdenkt, erkennt bald, dass sie alle aus einem Mangel an Spiritualität stammen, weil sie keinen Platz im Alltag mehr hat und sich so im Rahmen der Aktivitäten und Wünsche nicht entfalten kann. Die Klage, dass wir bereits an einem Übermaß von Religionen leiden, ist daher ohne Grund, wenn auch ständig neue Kirchen, Tempel und Moscheen errichtet werden.
Unglücklicherweise hat der Mensch den Kontakt zum echten Wald verloren, weil er sich mit den künstlichen Bäumen mechanischer Konvention umgeben hat. Religiosität in ihrem wahren, tieferen Sinn, ist jedoch aus dem Alltag der Menschen verschwunden, auch wenn sie weiterhin an Feiertagen die Kirchen, Tempel und Moscheen besuchen. Dies ist die Wurzel aller Probleme, die wir heute sehen.
Religion ist zugleich zu sehr institutionalisiert, in verschiedenen Verkörperungen, die sich alle auf unterschiedliche Art im Hinblick auf die geschichtlichen, kulturellen und psychologischen Grundlagen der Völker der Welt eingerichtet haben. Aber Religion darf nicht nur ein Schriftwerk von Geboten oder Anweisungen über Rituale und Konventionen sein. Sie sollte vielmehr stets einem Ziel dienen: der Entwicklung kollektiver Bewusstheit im Lichte der Entwicklung jedes Einzelnen hin zur - ganz konkreten – Verwirklichung von Gott und seiner Verbindung mit dem Universum.
Es ist wahr, dass man das bloße Anhängen an einen bestimmten Glauben und die Beachtung weniger Rituale schon Religionspraxis nennen kann, aber soweit diese nicht zu einer harmonischen Weiterentwicklung und der Geburt eines göttlichen Bewusstseins führen, ist ihre Ausübung für das Individuum nicht von besonderer Bedeutung.
Der eigentliche Fluchtpunkt aller Religion ist ein vollkommenes, ethisches Leben, verbunden mit einem bleibenden Glauben an die Existenz eines gemeinsamen, alles durchdringenden, erhaltenden, herrschenden und vereinigenden Geistes, durch dessen Verwirklichung der Mensch wirklich sich selbst und alles darüber hinaus erfährt.
Praxis von Religion ist immer die Praxis von Rechtschaffenheit, Güte, Gerechtigkeit, Wahrheit, Liebe und Reinheit. Der rechtschaffene Mensch ist wahrlich religiös. Hingegen kann man exakt alle Glaubensvorschriften befolgen, und doch im Herzen und im Verhalten der Religion sehr entgegen stehen. Der Grausame und Unwahrhaftige kann niemals religiös sein.
Wahre Religion klingt wie Musik in folgenden Tönen:
- Sei gut,
- tue Gutes,
- sei freundlich,
- sei voller Mitgefühl,
- diene allen,
- liebe alle,
- und sieh Gott in allem.
Diese Gebote werden einen Menschen allein erwecken zum Bewusstsein der einen Existenz und der Verwirklichung des göttlichen Geistes, innen wie außen.
Religion verliert ihren grundsätzlichen Zweck, wenn sie nicht auf die Selbstverwirklichung zielt, wenn sie den Einzelnen nicht an das kosmische Ganze bindet und ihm ein Handeln im Licht der Erkenntnis ermöglicht, dass er ein Teil des großen Ganzen ist, dem grundlegenden Gesetz von Ursache und Wirkung unterliegt und den gemeinsamen, höchsten Zweck der vielen lebendigen Teile dieses Ganzen als innewohnendes Ziel zwischen all ihrer rituellen Routine und ihren spezifischen Bestrebungen zu erfüllen versucht. Wem es aber gelingt, diese grundlegende Verwirklichung zu erlangen, der wird alles, was er tut, als Karma Yoga ausführen; jeder Egoismus ist dann vollständig aus dem Herzen getilgt. Alle Handlungen dienen dann indirekt dem Streben nach spiritueller Entfaltung und vervollständigen es.
Religionspraxis bringt uns in Einklang mit den Gesetzen der Wahrheit und der Liebe, welche einzig den Weg zur Erfüllung aller edlen und guten Ziele weisen. Religion sollte eine lebendige Erfahrung eines jeden lebenden Menschen sein. Wenn sich das Herz nicht öffnet und gereinigt und erleuchtet wird von den hellen Strahlen der Weisheit und Erfahrung – wenn die Seele nicht mit einer erfüllenden Liebe zur gesamten Schöpfung Gottes getränkt ist – wenn jemand nicht bereit ist, sein eigenes kleines Selbst hinzugeben und den Bedürftigen zu dienen, die Trauernden aufzuheitern, den Verlorenen Trost zu spenden – wer all dies nicht bewirkt, der braucht sich nicht als religiösen Menschen zu bezeichnen.
Intoleranz im Namen einer Religion, im Namen spiritueller Bestrebungen, ist eines der schlimmsten Übel. Religiöse Praxis setzt ein tief verwurzeltes Verständnis der Natur aller Dinge voraus. Man kann Unterschiede feststellen, aber aufgrund ihrer Streit loszubrechen, das eine für höherwertig, das andere für niedriger zu erachten, sich in Launen zu versteigen und eine einseitige Haltung einzunehmen sind allesamt Anzeichen eines unentwickelten Geistes. Die Welt besteht sicherlich aus verschiedensten Menschen; Gott allein ist das einzige Gut, das dauerhaft gut ist. Nichts sonst ist immer nur gut oder immer nur schlecht. Selbst der übelste Sünder hat auch gute Eigenschaften, und selbst die größten Menschen haben ihre Schwachpunkte. Daher solltest Du niemals eine einseitige Geisteshaltung einnehmen.
Der spirituelle Aspirant, der glaubt, andere Menschen wären schlecht oder unrein, findet bei genauer Innenschau auch einen guten Anteil Schlechtes oder Unreinheit in sich selbst. Wer seine Nase über die Schlechtigkeit anderer rümpft, die doch nichts anderes als ein Spiegelbild der eigenen Schlechtigkeit ist, bekämpft letztlich nur seinen eigenen Schuldkomplex. Habe deshalb einen offenen Geist und arbeite stets an dir. Dann wirst du auch entdecken, dass auch die Anderen sich schon gebessert haben.
Die wahre Bedeutung von Gott und von Religion sollte all jenen das Herz erfüllen, die sie so sehr missverstanden haben. Man sollte sich von der Vorstellung lösen, dass Gott eine riesige menschliche Gestalt ist, die auf einem Thron in einem fernen Himmelreich über uns sitzt und dass Religion nur bedeutet, zu ihm zu beten, um persönliche Gewinne oder die Bestrafung der eigenen Feinde zu erbitten, oder vor Seinen Abbildern in Kirchen und Tempeln zu knien. Eine universelle, Freude bringende Kraft einer absoluten Religion in ihrer wahren, essenziellen Bedeutung sollte die Herzen aller ergreifen. Denn es gibt keinen anderen Lebenssinn, als das Absolute zu erreichen, absolute Vollkommenheit, unendlichen Frieden und ungetrübte Freude dieses Ewig-Seienden; das ist es, was wir alle – mehr oder minder unmittelbar – suchen und was nur erreichbar ist, wenn man versteht, dass alle Gotteskonzepte nur Aspekte des Einen Höchsten, Unsterblichen, Unendlichen, Ewigen der Göttlichen Präsenz sind; und alle Formen von Religion sind nur Aspekte des großen Pfades dieser einen Wahrheit. Die rechte Erkenntnis über diese Tatsache kann alle Irrwege des Lebens korrigieren und zeigt auf, wie wir Frieden in die Welt bringen können, ja die Menschheit vollkommen machen können.
Die Kunst, sich diesem vervollkommneten Zustand zu nähern, liegt nicht im Sprechen oder Handeln in körperlicher Weise. Sie liegt in der Reinigung des Selbst, ehrlichem Streben, Glaube, Wahrhaftigkeit, niemals nachlassender Strebsamkeit, weit gefasster Toleranz, moralischer Stärke, Wahrheit sowie der Zurückweisung der Egomanie und dem Unterwerfen der inneren Leidenschaften. Ohne diese Voraussetzungen müssen alle Versuche, Frieden und Vollkommenheit zu erlangen, leidvoll fehlschlagen.
Das Ziel aller Völker sollte es daher sein, ihre ganze Kraft daran zu setzen, nach der Verwandlung der Herzen der Menschen zu streben, um von den unmenschlichen und schwachen Anteilen der menschlichen Natur zu den wahrlich menschlichen und göttlichen Bewussteinsanteilen zu gelangen; dies gelingt durch rechte Führung, rechte Lehre und das Beharren auf rechtem Leben, das nicht nur an einer relativen, sondern an der absoluten, vollkommenen Wahrheit ausgerichtet ist. Dies wird eine große Erneuerung für ein gesundes und friedvolles Leben aller Wesen der Erde bringen, und ebenso das Ewige Leben, welches das weltliche Leben transzendiert. Das ist meine Neujahrsbotschaft in Erwartung eines Erwachens eines neuen Zeitalters einer kulturellen wie auch spirituellen Renaissance.
Möge euch dieses neue Jahr alles bescheren, was gut ist. Möge Frieden, Wohlstand und Freundschaft auf der ganzen Welt herrschen.
Copyright Divine Life Society
Weltfrieden durch interreligiösen Dialog
Artikel von Swami Chidananda. Siehe auch unter [2].
- Gesegnete, unsterbliche Seelen!
- Meine geschätzten und geliebten Brüder im Geiste,
- Ich begrüße sie alle, die sie sich hier zu diesem vom Göttlichen durchdrungenen Treffen eingefunden haben, sie als Vertreter aller großen Traditionen und lebendigen Religionen dieser Welt.
- Mögen unsere Beratungen Früchte tragen in Bezug auf den Weltfrieden und das Wohl aller Menschen. Möge Gott uns Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und guten Willen geben für die gemeinsame Arbeit an diesen beiden wichtigen Themen.
Frieden ist nicht nur eine Voraussetzung und ein Bedürfnis, sondern er ist gleichzeitig eine wichtige Rahmenbedingung für Erfolge und fruchtbringendes Bemühen in Bezug auf dauerhaftes Wohl der Menschen. Deshalb ist Friede von höchster Bedeutung und muss ein ständiges Ziel der menschlichen Gesellschaft dieses Planeten sein. Unsere globale Menschenfamilie muss stets gemeinsam nach Frieden streben und sich dafür einsetzen, Frieden langfristig zu erhalten. Weltweite Friedensbemühungen müssen gemeinsam umgesetzt werden. Nur gemeinsam kann sich die Weltgemeinschaft durchsetzen. Die sich dieser wichtigen Aufgabe widersetzen, sind keine Glieder der Brüderlichkeit. Sie sind Feinde des Wohles der Menschen. Menschliche Verbundenheit und Ehrlichkeit sind unabdingbar, um unser Engagement mit ganzem Herzen verfolgen zu können. "Machen wir das Beste aus dem Schlechten" wäre ein Kompromiss für unser Ideal, das jedoch im Interesse der heutigen Menschen und der nachfolgenden Generationen zu keinem Kompromiss fähig sein darf. Wenn wir einen Kompromiss schließen, werden wir als untauglich in die Geschichte eingehen.
Die derzeitige Situation der Welt ist durch das veränderte Verhalten der Menschen komplex geworden. Lassen Sie mich das erklären. In den letzten Jahrzehnten waren die Unsicherheit der Welt und die Furcht der Menschen mit einem Atomkrieg der zwei Supermächte verbunden. Eine gesamte Generation lebte in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Die menschliche Familie lebte unter der ständigen Angst vor dem Tod durch einen Angriff aus dem Himmel. Der Albtraum von Hiroshima und Nagasaki raubte Millionen den Schlaf. Dies hat sich nach und nach geändert. Dem Herrn sei Dank, dass durch Sein Eingreifen der Kalte Krieg zum Auftauen kam. Die Supermächte entschieden, ihr Misstrauen und ihre Feindschaft zu beenden, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und ihre Nuklearwaffen abzubauen. Was daraus folgte ist Ihnen allen bekannt. All das ist positiv. Es geht in die richtige Richtung. Doch stehen wir nun vor einer neuen Bedrohung. Diese 6. Internationale Friedenskonferenz muss dies ernsthaft erkennen und Lösungswege aufzeigen, um sie zu entschärfen. Welcher Art ist diese Bedrohung? Sie besteht darin, dass nun etliche andere Länder fieberhaft versuchen, sich das notwendige Wissen anzueignen, um in der Lage zu sein Nuklearwaffen herzustellen. Also genau diese zerstörerischen Waffen, die die Supermächte abzubauen beschlossen haben, da sie erkannt haben, welche Gefahr sie für die Menschheit bergen.
So wie Kirchen im Osten wieder ihre Tore öffnen, so öffnen diese Atomforschungszentren in zahlreichen Ländern, die sich gegenseitig den Rang abzulaufen versuchen. Jeder möchte der Erste sein, der diese zerstörerische Waffe sein Eigen nennt. Gleichzeitig lassen sie alle verlauten, dass ihre Aktivitäten nur friedlichen Zwecken dienten. Wenn dem so ist, warum geschieht dann alles im Verborgenen? Diese verhängnisvolle Entwicklung, meine geschätzten Brüder, ist kein gutes Zeichen. Es ist ein gefährliches Signal und es ist notwendig, dass diese Versammlung es frühzeitig erkennt. Diese sich ausweitende neue Bedrohung für die Menschheit und die Welt zeigt sich als besonders gefährlich, da sie mit religiösem Fanatismus verbunden ist. Fanatismus ist irrational, er kennt keine Hemmungen. Der Wahnsinn verhindert, dass über die Folgen nachgedacht wird, jedes Mittel ist recht, um das Ziel zu erreichen. Ethik und Ideale werden als irrelevant verworfen, das ist die Tragik. Wenn die Gier nach Macht die Regenten bewegt, dann können ganze Nationen vom Weg abkommen. Wir dürfen der heutigen Generation nichts vormachen und wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Geschichte wiederholt. Das ist die Situation der Welt und sie ist eng verbunden mit dem Weltfrieden und dem menschlichen Wohlergehen. Ein reales Risiko macht die Situation gefährlicher als es scheinen mag. Es ist die Möglichkeit, dass dieses nukleare Wissen zur Handelsware wird für Länder, die sich für Profit über alles hinwegsetzen.
So haben wir zum einen auf internationaler Ebene eine Annäherung zwischen gewissenloser und unethischer Politik, zum anderen religiösen Fanatismus und Wettrüsten zwischen einigen Nationen. Beides muss im Interesse der Menschheit ein Ende finden. Ich möchte es damit vergleichen, dass der jüngere Bruder dem älteren nachzueifern versucht. Doch es ist ein Nacheifern hin zum Schlechten, anstelle sich die positiven Schritte der Supermächte zum Vorbild zu nehmen, die der Verminderung der Spannung und der Verbesserung der internationalen Beziehungen dienten. Die für den Frieden sich einsetzen, müssen von dieser Entwicklung erfahren und über Wege nachdenken, diesen gefährlichen Trend zu verändern.
Wir alle müssen die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Millionen von Kindern der globalen Menschenfamilie in allen Ländern der Welt bedenken. Die Überlegungen, Diskussionen und Entscheidungen dieser Konferenz – was werden sie für die Kinder, für die nachfolgende Generation, bedeuten? Welche Auswirkungen werden sie auf unsere Kinder haben, die die Menschheit dieses Planeten repräsentieren. Wir Erwachsenen denken in Kategorien der Erwachsenenwelt. Doch wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass wir unser Leben so leben müssen, dass diese Welt sicher und erträglich für unsere Kinder bleibt. Dies zu bedenken ist Ihre heilige Pflicht, um die Welt lebenswert zu machen. Unsere spirituelle Pflicht ist es, an unsere weniger vom Glück begünstigten Brüder und Schwestern der Weltgemeinschaft zu denken. Die Kinder repräsentieren die Schwächsten, unsere armen Mitmenschen repräsentieren die Unglücklichsten. Beide Gruppen sind ein wichtiger Teil unserer Bemühungen für Frieden und unserer Vision für das Wohlergehen. In diesem Moment, in dieser großen Zusammenkunft dürfen wir ihnen keine untergeordnete Wertigkeit geben, dies käme einer indirekten Verletzung dieser beiden erwähnten Gruppen gleich. Denn Wohlergehen zurückzuhalten, ist Verletzung und hätte den Effekt von weiterer sozialökonomischer Ungerechtigkeit, das Leid dieser Mitglieder unserer Gesellschaft ginge weiter.
Diese Konferenz muss sich deshalb entschieden dieser beiden Gruppen annehmen. Unser Zusammentreffen hier muss deren Leben beeinflussen und verbessern. Menschliche Machtgier hat sich dem großen Ideal des Weltfriedens und dem friedlichen Zusammenleben der Menschen unterzuordnen. In diesem befreienden Prozess ist Aufrichtigkeit unabdingbar. Unsere Welt hat über lange Zeit mit zweierlei Maß gemessen. Nun, da das 21. Jahrhundert anbricht, müssen wir vorbereitet sein, diese zweierlei Maß beiseite zu legen. Aufrichtigkeit muss unser oberstes Ideal sein, keine bedarfsorientierten Lippenbekenntnisse.
Als Einwohner meines heiligen Vaterlandes Indien, Bharatavarsha genannt, bin ich der inoffizielle Repräsentant seiner ethischen Bemühungen und seiner spirituellen Visionen. Als Diener meiner Mitmenschen muss ich diese wichtigen Überlegungen dieser erhabenen Versammlung religiöser Repräsentanten, spiritueller Persönlichkeiten, ausgezeichneter Gelehrten und weiser Staatsoberhäupter unterbreiten.
In dieser heutigen Welt finden sich drei große Anomalien und Widersprüche. Erstens, die Friedensbeteuerungen und die Existenz eines Arsenals angesammelter gefährlicher Nuklearwaffen. Zweitens, der Fortbestand der Waffenindustrie, der einen großen Teil des Wohlstandes der Nationen verbraucht, und zwar auf eine völlig kontraproduktive und destruktive Art. Wir rufen nach Entspannung, halten Konferenzen ab und führen Friedensgesprächen, um Krieg und Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung zu verhindern. Erstgenanntes ist eine gefahrvolle Bedrohung, zweitgenanntes ist eine Tragik. Die Welt muss sich darauf verständigen, den Krieg zu verurteilen.
Die Waffenindustrie plant vorsätzlich Vernichtung und Tod. Dies entspricht einem primitiven Stadium der Menschheit. Dies zeigt die Verdorbenheit der menschlichen Natur. Dies ist ein schrecklicher Missbrauch menschlicher Ressourcen, menschlichen Wissens, menschlicher Kraft und menschlichen Wohlstandes. Dies zeigt in eine unethische, inhumane und barbarische Richtung. Diese Aktivitäten der Industrie sind eine Absage an Gottes Willen, ja, eine Verhöhnung Gottes, denn sie widersprechen dem ersten Gesetz Moses, das das menschliche Zusammenleben mit "Du sollst nicht töten" festlegt. Sie sind weiterhin ein direkter Widerspruch zu und eine Absage an die höchste Tugend und ethische Grundlage, die die Gesetzgeber der Hindu Tradition festlegten "Ahimsa Paramo Dharmah."
Die menschliche Gesellschaft ist eine einzige lebendige Einheit und ein Megaorganismus. Sie ist ein einziger lebendiger Organismus ebenso wie unser eigener Körper. Es darf nicht sein, dass ein Teil der Menschheit als ein geleiteter Mechanismus Tod, Vernichtung und Leid über den anderen Teil seiner Brüder und Schwestern bringt. Das ist ein Vergehen gegen die Menschlichkeit. Alle, die die Menschheit lieben, müssen gemeinsam ihre Stimme erheben gegen diese todbringenden Aktivitäten. Wahre Liebe muss den Mut aufbringen, das Engagement der Waffenindustrie scharf zu verurteilen. Wahre menschliche Liebe muss den Mut aufbringen, ohne zu zögern ihre Stimme zu erheben gegen diese Industrie des Todes. Wir müssen die Entscheider ansprechen, die direkten Einfluss auf das Wohlergehen der Menschheit haben. Natürlich ist die Waffenindustrie eine lukrative Quelle des Einkommens für den Staat und sie schafft Arbeitsplätze für Tausende. Diese Argumente schützen jedoch nicht vor der "Hölle auf Erden". Unsere derzeitige Welt muss eine neue Wirtschaft erarbeiten. Lassen wir alle Nationen dieser Erde eine internationale Konferenz einberufen, an der führende Ökonomen und Soziologen ein umfassendes Papier zur Schaffung alternativer Arbeitsplätze entwerfen. Lassen wir die Nationen die Waffenproduktion einstellen. Lassen wir sie dem grausamen Krieg abschwören.
Gleichzeitig müssen Schritte unternommen werden, um die nuklearen Vorräte, die sich in den einzelnen Ländern angesammelt haben, zu beseitigen. Lassen wir die Wissenschaftler, die die Nuklearenergie erforschen und den Atomsprengkopf erfanden, in einer weltweiten Konferenz zusammenkommen, damit sie sich die Köpfe zerbrechen darüber, wie man die nukleare Strahlung dieser Vorräte entschärfen kann. Wir müssen ebenso Schritte einleiten, um zu verhindern, dass die machthungrigen, nicht vertrauenswürdigen Nationen an das Wissen über die Nuklearenergie gelangen.
Zuletzt, mein dritter Punkt bezüglich der derzeitigen Anomalien und Widersprüche. Ich meine damit das Phänomen der interreligiösen Dialoge, der Ruf nach Toleranz und Verständigung zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen, zahlreiche religionsübergreifende Konferenzen in vielen Ländern auf der einen Seite, auf der anderen Seite ist die derzeitige Welt voll mit interreligiösen Konflikten und Auseinandersetzungen, die zu hasserfüllten Kämpfen führen.
Manchmal finden diese Auseinandersetzungen im Untergrund der Gesellschaft einer multikulturellen und multireligiösen Nation statt. Manchmal zeigt sie sich heftig, wie heutzutage in Indien, in Sri Lanka, im Mittleren Osten, im Libanon, im Irak, im Iran, in Irland, um nur ein paar solcher religiöser Konfliktherde zu erwähnen. Das ist ein Vergehen am wahren Geist der Religion, der Liebe, Brüderlichkeit und Einheit im Geiste Gottes ist. Die eine Wahrheit, die alle Religionen dieser Welt ausrufen, ist die Allgegenwart Gottes. Allgegenwart bedeutet und weist darauf hin, dass der Höchste Geist allen Wesen innewohnt. Deshalb basiert die wahre Religion einzig auf dieser Wahrheit. Gott hat Sich in Seiner Schöpfung manifestiert. Dies zu erkennen und sich dem Dienst an Seiner Manifestation zu verschreiben, würde die wahre Religion in Kraft setzen. Wir verehren Gott, indem wir Seiner Schöpfung dienen.
Möge diese erlauchte Gesellschaft meine hier vorgebrachten Einschätzungen ernsthaft und wohlwollend betrachten, zum Wohle der heutigen Menschen und der morgigen Menschen, die heute unsere Kinder sind.
http://www.dlshq.org/discourse/jan99.htm
Fliegen für den Weltfrieden
Artikel von Maria Ma Niedballa aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 29, Herbst 2014
Wie man mit Yoga Frieden nach Außen schafft und wie man mit Glaube und Hingabe Grenzen überwinden kann, zeigt uns Swami Vishnu-devanandas Mut, mit dem er sich für den Frieden und die Einheit unserer Welt einsetzte.
Niemals hatte ich Vorbilder. Während meine Freundinnen ihre Wände mit Boygroups tapezierten, blieben meine Weiß. Natürlich hörte und höre ich gerne Musik, aber der Hype um die dazugehörigen Künstler ist mir bis heute fremd. Stattdessen habe ich mich schon immer darüber gewundert, warum Menschen, die z.B. singen oder schauspielern eine so große Entlohnung und Anerkennung für ihre Tätigkeit bekommen, während so viele andere Menschen, die sich sozial engagieren, dafür entweder gar nicht oder nur unverhältnismäßig entlohnt werden. Damit meine ich Menschen, die sich dem Dienst an der Menschheit verschrieben haben und dessen Motor durch selbstlose Liebe betrieben wird. Karma Yogis par excellence, die mit hohen Idealen und in liebevoller Mission versuchen, unsere Welt ein kleines Stückchen besser zu machen.
„Ein Gramm Praxis wiegt mehr als eine Tonne Theorie“
Wie z.B. Swami Vishnu-devananda, ein bedeutender Yogameister des 20. Jahrhunderts und direkter Schüler von Swami Sivananda, der eine Integration aller bekannten Yogawege, den Yoga der Synthese, lehrte. Einer der bekanntesten Schüler von Swami Vishnu-devananda ist Sukadev Bretz, der Gründer von Yoga Vidya. Über einen zufällig im Mülleimer entdeckten Flugzettel fand Swami Vishnu seinen Weg zu Swami Sivananda. Auf diesem standen die Zeilen Swami Sivanandas „Ein Gramm Praxis wiegt mehr als eine Tonne Theorie“, die Swami Vishnu so stark berührten, dass er sich auf eine 36-stündige Reise nach Rishikesh machte, um Swami Sivananda zu treffen. Und wer einmal in Indien mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen ist, weiß, dass dies sicherlich keine 5 Sterne Kreuzfahrt für ihn war. Stark beeindruckt von dieser ersten Begegnung, nahm er sich vor, schnellstmöglich zurück nach Rishikesh zu kommen, um dann schließlich zehn Jahre lang seinem Meister zu dienen und von ihm in allen Facetten des Yoga ausgebildet zu werden. Alte Hatha Yoga Fotos beweisen die unglaubliche Flexibilität von Swami Vishnu-devananda, die ihn sanft in alle möglichen Asanas hineingleiten ließ. Nachdem er im März 1957 den Auftrag seines Meisters bekam, Yoga in den Westen zu bringen, machte er sich mit 10 Rupien Startkapital (was weniger als ein Dollar war) und Swami Sivanandas Segen – der ihn wohl tatsächlich zum Ziel gebracht hat – auf den Weg nach Amerika. Dort angekommen, gründete er 1959 in Kanada das erste Sivananda Yoga Vedanta Center und 1962 den ersten Sivananda Yoga Vedanta Ashram, von denen es mittlerweile zahlreiche auf der ganzen Welt gibt. Ein Ashram befindet sich in Südindien, umrundet von einem wunderschönen Waldgebiet mit zahlreichen Tierarten, von denen vor allem Affen sehr gerne den Ashram besuchen, um sich an den Yoga-Asanas der spirituellen Aspiranten zu ergötzen.
Nie vergessen werde ich eines Abends, als wir einen Film über Swami Vishnu schauten, der von seiner Friedensmission handelte. Bei dieser überflog er ab den 70er Jahren mit einem selbstgebastelten „Planet Erde“ Pass und einem bunten Flugzeug Krisengebiete, um sie mit Blumen, Flugblättern und dem Mantra „Om namo Narayana“ zu „bombardieren“. Swami Vishnu-devananda war nicht nur der festen Überzeugung, dass äußerer Frieden nur mit innerem Frieden beginnen kann, sondern auch, dass Grenzen jeglicher Art nur mentale Konstrukte sind. Damit meinte er geistige Grenzen, die uns hindern Dinge zu tun, die wir gerne machen würden, aber auch nationale Grenzen, die uns von unseren Mitmenschen trennen und ein Gefühl von Andersartigkeit und Distanz, anstatt ein Gefühl von Einheit entstehen lassen. Um uns unseren geistigen „Knast“ zu verdeutlichen, sah es Swami Vishnu-devananda als seine Mission an, so genannte Krisenherde zu überfliegen, um damit deutlich zu machen, dass unendliches Gottvertrauen und Hingabe der Schlüssel zur Überwindung der vom Ego gesetzten Grenzen sind.
Seine Botschaft war dabei: „Der Mensch ist frei wie ein Vogel, überwindet Grenzen mit Blumen und Liebe, nicht mit Bomben und Gewehren.“ Als ein Reporter ihn fragte, ob seine Mission, Blumen über Kriegsgebiete zu streuen, nicht verrückt wäre, erwiderte Swami Vishnu, dass er ganz normal sei, es aber mehr als verrückt wäre, Kriege zu führen, um Menschen zu bombardieren.
Chrysanthemenblüten für Ost-Berlin
Eine Mission für den Frieden führte ihn dabei im Jahre 1983 auch nach Deutschland, um mit einem selbstgebastelten Drachenflieger von West nach Ost Berlin zu fliegen. Dort angekommen verstreute er als Zeichen des Friedens und der Liebe Chrysanthemenblüten und wurde daraufhin 4 Stunden von doch sehr verwunderten DDR Beamten vernommen, die ihn mit einem Käsebrot als Proviant und der U-Bahn zurück nach Westberlin schickten. Wie erstaunt und berührt ich war, gerade in Indien von Swami Vishnu-devanandas Einsatz für die deutsche Wiedervereinigung zu erfahren, liegt sicherlich auf der Hand. Seine große Hingabe transzendierte seine individuellen Bedürfnisse zu reinem Mitgefühl und selbstlosem Dienst an der Menschheit. „Und so kam die Mission, Grenzen zu überwinden. Es zeigte der Welt symbolisch, dass unser Planet klein ist. Entweder wir leben zusammen oder wir sterben zusammen. Es war die Zeit gekommen, dass Nationalismus und Patriotismus verschwanden und nur noch Einheit existierte.“ (Swami Vishnu-devananda) Die Symbolkraft seiner Worte liegt gewiss darin, dass eigene Begrenzungen von uns selbst geschaffen und überwindbar sind und ist damit eine stetig aktuelle Botschaft für den eigenen Yogaweg. Denn so lange Trennung oder noch ein Gefühl von Abgrenzung besteht, kann der Samen der Einheit nicht keimen. Wir alle sind miteinander verbundene Teile des Ganzen, auch wenn Glaubenskonzepte unterschiedlich sind, bleibt der Kern der Verehrung gleich.
Swami Vishnu-devananda ist mit seinen hohen Idealen ein gutes Vorbild, wenn man sich eine Welt in Frieden und Einklang mit seinen Nächsten, der Umwelt und sich selbst wünscht. Er steht aber auch dafür, dass es immer möglich ist, über seine eigenen mentalen Begrenzungen hinauszuwachsen, Neues auszuprobieren und seinen eigenen Zustand immer wieder durch Gottvertrauen zu transformieren. Auch wenn meine Wände heute immer noch weitgehendst weiß sind, so schmücken sie einige wenige Bilder, die mich als meine alltäglichen Inspirationen begleiten. Dass Swami Vishnu-devananda mich von dort aus jeden Morgen anlächelt, versteht sich da von selbst.
Siehe auch
- Frieden
- Liebe
- Güte
- Ahimsa
- Karmendriya
- Kirtan
- Sivananda
- Vishnu-devananda
- Bhujangini
- Om Namo Narayanaya
- Shanti
- Yogananda
- Sukadev Volker Bretz
- Engel
- Dalai Lama
- Moral
- Swami Nityananda
Literatur
- Peace Pilgrim
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken
- Swami Sivananda, Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda, Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
Seminare
Positives Denken, Gedankenkraft
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Gesundheit, Heilung und Yoga
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Yoga und Meditation Einführung
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