Wundern: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:30 Uhr

Kind Staunen Erde Weltall.jpg

Wundern - Erstaunen über etwas das man nicht erwartet hat oder das anders ist als gewohnt.

Ein Kurs in Wundern

Tonfigur Staunen Wundern.jpg

- Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 41, II/2020 von Dirk Gießelmann -

„Nichts Wirkliches kann bedroht werden. Nichts Unwirkliches existiert. Hierin liegt der Frieden GOTTES.“, so lautet der letzte Absatz der Einleitung zu „EIN KURS IN WUNDERN®“ (erschienen im Greuthof Verlag).

EKIW® oder auch der „Kurs“, wie er im Deutschen häufig abgekürzt wird, hat viele Parallelen und Schnittmengen mit dem integralen Yoga System, mit der Samkhya-Philosophie und mit Advaita Vedanta, der alten indischen Nondualitäts-Lehre . So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Passagen aus dem Kurs, welcher grundsätzlich christliche Symbole und Begriffe verwendet, wie zum Beispiel: Gott Vater, Heiliger Sohn, Heiliger Geist und so weiter, mit alten vedischen Mantras, Sutras (Lehrsatz), Metaphern, Kommentaren und Originaltexten oben erwähnter Systeme decken – nicht, weil sie sich aufeinander beziehen, sondern auf ihre Quelle, Gott – das Absolute. Der Kurs wurde ab den 1960er Jahren von zwei Professoren für klinische Psychologie in New York in einem fast siebenjährigen Prozess zu Papier gebracht, wobei die beiden sich nicht als Autoren des Werks verstehen, sondern die Texte durch Helen Schucman als geistiges Diktat, wie sie es bezeichnete, empfangen worden sind. „Obwohl der Kurs in seiner Ausdrucksweise christlich ist, behandelt er universelle spirituelle Themen. Es wird betont, dass er nur eine Version des universellen Lehrplans ist. Es gibt viele andere, und diese unterscheidet sich nur in der Form von ihnen. Alle führen am Ende zu Gott.“ Es zeichnet den Kurs aus, dass er sich nicht in Konkurrenz zu anderen Lehren positioniert. Er zielt ab auf das Gewahrsein der Einheit, deren Teil du bist – und von der niemand ausgeschlossen ist, so wie alles Wasser eines Ozeans Teil desselben Meeres ist.

Es ist wahr, …

Im Vergleich zum oben erwähnten Zitat heißt es in der Bhagavad Gita, Kapitel II, Vers 16: „Das Unwirkliche hat kein Sein. Es gibt kein Nicht-Sein des Wirklichen. Wer die Wahrheit kennt, das Eigentliche sieht, hat erkannt, was an beidem wahr ist.“ Oder im Yoga Vasishtha: „Es ist wahr, dass das was ist, nicht aufhört zu sein, während das, was nicht ist, nicht existiert.“

Die Einheit und Unveränderlichkeit des Seins, welches gleichbedeutend mit Gott, Liebe und meinem wahren Selbst ist, sowie die Unterscheidung des Wirklichen vom Unwirklichen, sind Hauptthemen, die sowohl im Kurs als auch im Advaita Vedanta behandelt werden.

Es gibt Grundthemen, auf die sich der Kurs stützt. Ähnlich wie Advaita Vedanta, unterrichtet auch der Kurs dahingehend, dass die subjektiveWirklichkeit“ durch Interpretation der Wahrnehmung gemacht wird. Im Grunde wählte der Geist, mit einem Körper wahrzunehmen, wählt sodann Wahrnehmungen aus und projiziert darauf Zusammenhänge und Sinn, demgemäß er dann sieht, wie er zu sehen wünscht. Diese besondere Realität hat den Status eines Traumes oder einer Illusion – im Vedanta spricht man von einer Überlagerung. Für die Wirklichkeit hat sie keinen Wert. Vedanta nutzt das Konzept von „Maya“ samt ihren innewohnenden Kräften der Verhüllung und der Projektion, aufgrund derer sich das Leben zu einem teils irrwitzigen Schauspiel ausagiert und Erscheinungen und Scheinbares als wirklich erfahren werden, gleich einer Fata Morgana.

Liebe ist die Botschaft

Du bist Liebe. Deine Quelle ist Liebe. Gott, der deine Quelle ist, ist Liebe. Jedes deiner Geschwister – alle Mitmenschen – sind Teil und Ausdehnung dieser Liebe. Liebe ist nicht an Körper gebunden. Liebe kennt keine Besonderheit. Der geeinte Geist ist endlos, ohne Verlust und frei von Tod und Schmerz. Besonderheit ist ein irreführendes Konzept. Man kann das mit dem Verstand zu begreifen versuchen, aber solange es nicht als Gewissheit „erfahren“ wird, hat es wenig Bedeutung. „Ein Gramm Praxis ist mehr wert als eine Tonne Theorie“ war ein Leitspruch von Swami Sivananda. Im Kurs selbst heißt es zu Beginn der 185. Lektion: „Ich will den Frieden Gottes. Diese Worte zu sagen ist nichts. Doch diese Worte zu meinen ist alles.“

Für den Menschen geht es darum, über den Glauben an die vollkommene Freiheit hin zu dieser Erfahrung zu kommen .

Ein Kurs in Wundern bietet uns 365 praktische Lektionen an, um die im Geiste befindlichen Vorstellungen von Trennung, Angriff und Vergänglichkeit zu heilen. Das Ego wird erwähnt – und der Hinweis, dass es nicht wahr ist. Aber dadurch, dass ich die unwirklichen Trennungsgedanken des Egos in mir und in anderen verurteile, sie angreife und verändern will, wird der Eindruck gestärkt, sie seien wirklich, was wiederum ihren Anschein von Wirklichkeit festigt. Wie Don Quijote kämpft der Mensch im Leben unablässig gegen harmlose Windmühlen – die er jedoch für Gegner seiner mutmaßlichen Integrität hält. Es kommt zu Beurteilung und Verurteilung – meiner selbst und meiner Mitmenschen. Probleme, Unliebsames, Ungerechtigkeit, ein immerwährender Kampf … all dies entspringt der Unwissenheit über meine Wirklichkeit, die unzweideutig liebevoll ist – ohne Gegenteil. Ein ungeschulter Geist jedoch braucht Qualifikation und Praxis, um sein egozentrisches Weltbild als einen Irrtum, eine Fata Morgana oder eine lapidare Traumvorstellung zu erkennen und um zu einer wahrheitsgemäßen Erkenntnis zu erwachen.

Medizin für den Geist

Im komplizierten Traum der Vielheit, in der Gegensätze miteinander konkurrieren und in Konflikt stehen, erhalte ich nun sozusagen eine Traummedizin für den maladen Geist, um die Schrecken des Traumes im Traum selbst zu kurieren. Außer in der Welt des Traumes gibt es nichts zu heilen, weil in Wahrheit alles heil ist – ich eingeschlossen. Im Traum aber heile ich, der ich mich als unheilig und sterblich träume, durch die Erkenntnis meines wahren Selbst, das eins mit Gott, eins mit der Liebe ist. Und es gibt nichts und niemanden, das/der nicht das wahre Selbst ist. Jeder ist eins mit mir in Gott. Der Kurs wird nicht müde, dies zu betonen, und darauf hinzuweisen, dass meinen Bruder als nicht heilig und vollkommen anzusehen dazu führt, dass ich mich selbst ebenso wenig als heilig und vollkommen erfahren kann. Hierin liegt die Macht des Geistes: Das Heilige in allem vorauszusetzen geht einher mit der Manifestation der Heiligkeit. Fürchte ich, so wird meine Furcht fürchterliche Früchte tragen. Vertraue ich und bin meinen Mitmenschen wohlgesonnen, so folgen Erfahrungen der Verbundenheit, der Gemeinsamkeit, der Liebe. Dadurch erkenne ich an, was ungeachtet subjektiver Bewertungen im Wesentlichen wahr ist. Neben der Liebe gibt es nur den Ruf nach Liebe. Meine Haltung anderen gegenüber – sei sie offensichtlich oder scheinbar privat und geheim – ist immer eine Erfahrung in mir durch mich. Wenn ich geistigen Frieden erfahren will, so tue ich gut daran, friedliche Gedanken zu hegen. In der Gesamtheit ist dies die Heilung, die wir miteinander einladen und der wir zu folgen haben, um sie gemeinsam zu erleben.

Ich bin das Licht der Welt

Der Kurs fördert mit seinen Lektionen viele transformative Prozesse. Es geht darum, Frieden zu entdecken, psychologische Konflikte auszusortieren, Gedankenströme positiv hin zu einer Vorstellung (von) der höchsten absoluten Vollkommenheit, deren Teil ich bin und welche Teil von mir ist, zu lenken.

Es geht darum, mich zu öffnen und mich auf die Lehre vom liebevollen Eins-Sein einzulassen. Im klassisch indischen Yoga bedarf es bei diesem Prozess eines Lehrers, des Gurus. Im Kurs ist die Rede vom älteren Bruder und von den Lehrern Gottes. Jesus Christus spricht zu uns im Kurs: „Ich habe vollkommen klar dargelegt, dass ich bin wie du und du so bist wie ich“, und an anderer Stelle sagt er: „Ich habe nichts, was nicht von Gott kommt. Der jetzige Unterschied zwischen uns ist, dass ich nichts anderes habe. Dadurch bin ich in einem Zustand, der in dir nur potenziell vorhanden ist.“

Ein Kurs in Wundern® stellt in gewisser Hinsicht die Vereinigung von Lehrer (Guru) und autoritativer Schrift (Sruti) dar. Das macht ihn so effektiv. Der Kurs bietet dir so viel wie du fähig und bereit bist, zu lernen. Der Kurs lädt dich ein, mit ihm so weit zu gehen, wie du kannst und willst. Darüber hinaus verdeutlicht er, dass wirkliche Stärke nicht in der Persönlichkeit liegt, sondern in der Stärke Gottes, die mein ist, wenn ich fähig bin, von eigenen irrigen Vorstellungen loszulassen und um Hilfe und Führung bitte.

Erlösung

Die Identifikation mit dem im Kreislauf von Geburt, Leben und Tod gebundenen Individualitäts-Bewusstsein schmilzt wie ein Eiswürfel im Wasser dahin – hinein in die Einheit, die niemals nicht gewesen ist. Der Weg der Erlösung ist ein Weg, der kein Weg ist. Erlösung ist erkenntnishafte Erfahrung, dass ich freies, bewusstes, unveränderliches Sein bin. Im yogischen Kontext wird Erlösung unter anderem Moksha, Befreiung oder Selbstverwirklichung genannt. Ein Kurs in Wundern® ähnelt dem integralen Yoga, so könnte man sagen, denn er vermittelt Aspekte des Wissens (Jnana Yoga), der Hingabe (Bhakti Yoga), der Geisteskontrolle (Raja Yoga) und des uneigennützigen Handelns (Karma Yoga) auf eine intensive, effektive und erfolgreiche Weise, um zur Einheits-Erfahrung zu führen. Man kann das bestimmt auch anders sehen. Es gibt Unterschiede zwischen dem Kurs und Yoga. Womöglich viele. Denn eine „Lehre (von) der Wahrheit“ ist auf der relativen Ebene stets ein Feld der Deutung und spezieller Handhabung. Es ist wie bei dem Bild einer Pfeife, das nicht die Pfeife selbst ist, sondern nur eine Darstellung. Doch geht es hier um Gemeinsamkeit, wie im Kurs betont wird: „Eine universelle Theologie ist unmöglich, aber eine universelle Erfahrung ist nicht nur möglich, sondern nötig. Diese Erfahrung ist es, auf die dieser Kurs abzielt. Nur hier wird Beständigkeit möglich, weil nur hier die Ungewissheit endet.“

Ein Kurs in Wundern und Yoga

Ein Kurs in Wundern® und Yoga ergänzen einander meiner Ansicht nach hervorragend. Sie dienen der Integration des nach Erleuchtung strebenden Individualbewusstseins in das Eins-Sein mit Gott. Es ist eine Art Wiedergutmachung. Dabei ist es keine partielle Kosmetik irdischen Lebens, sondern die radikale Verdeutlichung der Falschheit des Leidens, der Schuld, des Todes, der widersprüchlichen Welt. Dafür braucht es eine Bereitwilligkeit, die einen Menschen zumeist dann ereilt, wenn er verstanden hat, dass er in der irdischen Welt auf Dauer nicht finden kann, was er fortwährend sucht: absoluten, ewigen Frieden. Im 18. Kapitel von Ein Kurs in Wundern® im 7 . Abschnitt, überschrieben mit „Ich brauche nichts zu tun“, heißt es: „Viele haben ein ganzes Leben mit Vorbereitung zugebracht und haben in der Tat ihre Momente des Erfolgs erzielt. Dieser Kurs versucht nicht, mehr zu lehren, als sie in der Zeit lernten, aber er zielt auf Zeitersparnis ab. Vielleicht versuchst du, einen sehr langen Weg zum Ziel zu gehen, das du akzeptiert hast. Es ist extrem schwierig, die Sühne zu erreichen, indem man gegen Sünde kämpft. Enorme Mühe wird bei dem Versuch aufgewendet, das heilig zu machen, was man hasst und verachtet. Auch ist ein Leben der Kontemplation und langer Phasen der Meditation, die auf Loslösung vom Körper abzielen, nicht notwendig. Alle diese Versuche werden letztlich von Erfolg gekrönt sein, um ihres Zieles willen. Doch sind die Mittel mühsam und sehr zeitaufwendig, denn sie sind alle auf die Zukunft ausgerichtet, um die Befreiung von einem Zustand gegenwärtiger Unwürdigkeit und Unzulänglichkeit zu erlangen. Dein Weg wird ein anderer sein, nicht was das Ziel, sondern was die Mittel betrifft.“

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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