Sanskrit Kurs Lektion 35: Unterschied zwischen den Versionen

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:Dr phil Oliver Hahn


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*[[Sanskrit Kurs Lektion 114]]
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*[[Sanskrit Kurs Inhaltsverzeichnis]]
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Aktuelle Version vom 30. September 2024, 14:13 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Kausativ (2)

In Lektion 34 haben wir die Bildung und Verwendung des Kausativs betrachtet. Der folgende Vers enthält zwei Kausativformen.


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Hier folgt ein Shloka aus dem zweiten Kapitel (Upadesha) der Hatha Yoga Pradipika, das der Praxis des Pranayama und den sechs Reinigungstechniken (Shatkriya) gewidmet ist. Der 29. Vers beschreibt eine Form der Nasenreinigung (Neti), bei der ein Faden durch die Nase gezogen wird.


सूत्रं वितस्ति सुस्निग्धं नासानाले प्रवेशयेत् |
मुखान्निर्गमयेच्चैषा नेतिः सिद्धैर्निगद्यते || २.२९ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
sūtraṃ vitasti su-snigdhaṃ nāsānāle praveśayet |
mukhān nirgamayec caiṣā netiḥ siddhair nigadyate || 2.29 ||


  • vereinfachte Transkription:
sutram vitasti su-snigdham nasanale praveshayet |
mukhan nirgamayech chaisha netih siddhair nigadyate || 2.29 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
sūtraṃ : einen Faden (Sutra, Akk. Sg. n.)
vitasti : eine Spanne lang (ca. 23 cm, Vitasti, Akk. Sg. n.)
su-snigdhaṃ : sehr (Su) weich, ganz glatt (Snigdha, Akk. Sg. n.)
nāsā-nāle : in den Gang ("die Röhre", Nala, Lok. Sg. n.) der Nase (Nasa)
praveśayet : man soll einführen (pra + viś, Verb)
mukhāt : aus dem Mund (Mukha, Abl. Sg. n.)
nirgamayet : man soll herausführen (nis + gam, Verb)
ca : und (Cha, Partikel)
eṣā : dies ("diese", Etad, Nom. Sg. f.)
netiḥ : Neti (Nom. Sg. f.)
siddhaiḥ : von den Vollkommenen (Siddha, Instr. Pl. m.)
nigadyate : wird genannt (ni + gad, Verb)


  • Übersetzung:
Man soll einen ganz weichen Faden, eine Spanne lang, in den Nasengang einführen,
und aus dem Mund wieder herausführen. Dies wird von den Vollkommenen Neti genannt.


Erläuterungen

  • Der Akkusativ (Dvitiya) sūtram ist logisches Objekt (Karman) der Verbalhandlung praveśayet.
  • Das Substantiv‏‎ vitasti "Spanne" wird hier als Adjektiv bzw. nähere Bestimmung (Visheshana) zu sūtram gebraucht. Es steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Neutrum.
  • Das Kompositum (Samasa) nāsā-nāle steht im Lokativ (Saptami) und bezeichnet den Ort (Adhikarana) der Handlung näher. Es bedeutet wörtlich "Nasen-Röhre" und gehört zum Typ Tatpurusha.
  • Der Ablativ (Panchami) mukhāt bezeichnet den Ausgangspunkt (Apadana) der Handlung.
  • Die Verbform nirgamayet ("man soll herausführen") ist die 3. Person Singular Optativ des Kausativs der Gegenwart der Verbalwurzel gam, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix (Upasarga) nis "hinausgehen, hinaustreten" bedeutet.
  • Das Demonstrativpronomen eṣā "diese, sie" bezieht sich syntaktisch auf netiḥ und steht daher ebenfals im Nominativ Singular Femininum.
  • Der Instrumental (Tritiya) Plural siddhaiḥ ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung nigadyate.
  • Die Verbform nigadyate ("sie wird genannt") ist die 3. Person Singular Passiv der Gegenwart der Verbalwurzel gad, die in Verbindung mit dem Verbalpräfix (Upasarga) ni "verkünden, benennen", im Passiv "genannt werden, heißen" bedeutet.
  • Sandhi: Ein auslautendes t wird an ein folgendes n bzw. c angeglichen (assimiliert): mukhāt nirgamayet ca wird zu mukhān nirgamayec ca. Das auslautende a in ca verschmilzt mit dem anlautenden e in eṣā zu ai: caiṣā. Die Form siddhair steht für siddhaiḥ, da Visarga () vor Vokalen zu -r wird, wenn er nicht zwischen zwei a-Lauten (kurz oder lang) steht. Auch das s von nis wird in Zusammensetzung mit dem Verb gamayet zu r, da ein stimmhafter Konsonant (hier g) folgt: nir-gamayet.

Metrische Analyse des 3. und 4. Pada

Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal (auf den noch ein Konsonant folgen kann), oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:


Silbe 1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 4 5 6 7 8
Devanagari मु खा न्नि र्ग ये च्चै षा ने तिः सि द्धै र्नि द्य ते
Transliteration mu khā nni rga ma ye ccai ṣā ne tiḥ si ddhai rni ga dya te
Silbenlänge kurz lang lang* kurz kurz lang lang lang lang lang lang* lang kurz lang* kurz lang
Symbol υ υ υ υ υ


Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten. Die Positionslänge der 3. Silbe (Pada 3) bzw. der 3. und 6. Silbe (Pada 4) ergibt sich durch die Aufteilung in khān-ni, sid-dhai bzw. gad-ya.

Fragen und Feedback

Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an Dr. phil. Oliver Hahn. Er ist Indologe und Autor für Yoga Wiki, Seminarleiter, Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.

Weblinks

Seminare

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15.01.2025 - 03.12.2025 - Lektüre Hatha Yoga Pradipika - online Kursreihe

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01.08.2025 - 03.08.2025 - TSA LUNG - tibetische Yogaübungen zur Aktivierung des feinstofflichen Körpers

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