Universalismus
Universalismus : Was bedeutet das Wort Universalismus? Woher stammt das Wort? Wozu ist Universalismus ein guter Begriff? Was sind Synonyme, was Gegenteile von Universalismus? Lass dich inspirieren! Universalismus ist eine Lehre, die das Gemeinsame betont.
(1) In der Religionswissenschaft bedeutet Universalismus die Eigenschaft einer Religion, für alle offen zu sein. Universalismus kann dabei einen umfassenden Anspruch beinhalten, der einzige Weg zu Heil zu sein. Universalismus kann aber auch bedeuten, dass man allen Religionen zubilligt, zum Heil zu führen.
(2) In der Philosophie ist Universalismus eine Anschauung, welche die ganze Wirklichkeit auf ein einzelnes Prinzip zurückführen will.
(3) Im Individuum bedeutet Universalismus die Fähigkeit, das Kleine vom Großen abzuleiten. Universalismus kann zu Fanatismus führen – oder im Gegenteil zu einer großen Weite des Denkens.
Vom Universalismus der Spiritualität
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Universalismus der spirituellen Prinzipien. Ich stamme aus der Yoga Vedanta Richtung. Sivananda Yoga Vedanta. Der Tradition von Shankaracharya. Yoga Vidya. Und wir sagen, dass alle Religionen, alle spirituellen Traditionen letztlich in ihrer Tiefe das gleiche meinen. Es gibt einen Universalismus, alle spirituellen Traditionen sagen, es gibt eine höhere Wirklichkeit, diese höhere Wirklichkeit ist erfahrbar. Und es gibt eine Möglichkeit, diese zu erfahren, dafür können wir Praktiken machen.
Es ist auch so, dass ein rein materialistisch gelebtes Leben die Menschen nicht dauerhaft zufriedenstellt, auch das gehört zum Universalismus spiritueller Prinzipien dazu. Ich sage gerne, es gibt sieben hauptspirituelle Prinzipien, ich nenne es auch die sieben Worte spiritueller Philosophie. Und ich meine, darin einen Universalismus spiritueller Traditionen entdeckt zu haben.
Um sie alle sieben nochmal aufzuzählen,- es gibt eine höhere Wirklichkeit, die ist erfahrbar. Als zweites, das Alltagsbewusstsein der Menschen nimmt diese höchste Wirklichkeit nicht wahr. Das dritte Prinzip ist, die Konsequenz des Nicht-Wahrnehmens der höchsten Wirklichkeit, des göttlichen Prinzips ist Leiden. Das vierte Prinzip ist aber, diese göttliche Wirklichkeit ist erfahrbar und zwar in diesem Leben. Das unterscheidet meiner Ansicht nach spirituelle Traditionen von rein religiösen Traditionen.
Religionen können auch sagen: "In diesem Leben wirst du Gott nicht erfahren, aber halte dich an seine Gebote und dann wirst du nach dem Tod in den Himmel kommen." Spirituelle Traditionen, so wie ich sie verstehe, sagen: "In diesem Leben willst du es erfahren. Es kommt nicht so sehr darauf an, was nach diesem Leben ist, sondern in diesem Leben willst du diese höchste Wirklichkeit erfahren." Und es gibt hier auch wieder den Universalismus der Aussagen der verschiedenen spirituellen Traditionen, die eben sagen: "Ja, du kannst es erfahren."
Der Buddha hat seine Schüler aufgefordert: "Werde wie ich, in jedem steckt ein Buddha." Jesus hat gesagt: "Seid vollkommen wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Ist der Schüler vollkommen, wird er wie sein Meister." Und so sagen es natürlich auch die Taoisten, die Hindus und es gibt auch Aussagen unter den jüdischen Kabbalisten und unter den islamischen Sufis. Also,- dieser Universalismus bedeutet, du kannst das Göttliche erfahren.
Das fünfte Prinzip ist, du kannst selbst etwas tun, um es zu erfahren. Das klingt erstmal eigenartig, denn natürlich ist das so, aber viele verstehen es nicht. Sie denken, wenn Menschen spirituelle Praktiken üben, wollen sie Gottes Gebote erfüllen oder denken, sie können Gott damit zufriedenstellen oder Gott einen Gefallen tun und finden das absurd. Natürlich,- Gott braucht unsere Verehrung nicht, Gott braucht auch nicht unsere spirituellen Praktiken, Gott hat nichts davon, ob wir jetzt meditieren, Mantras singen, beten oder sonst irgendetwas. Gott braucht das alles nicht, aber durch unsere Praktiken können wir dazu beitragen, Gott zu erfahren und die göttliche Kraft durch uns wirken zu lassen.
Das sechste Prinzip ist, dass auch die relative Welt eine Bedeutung hat. Wir können lernen in dieser relativen Welt und die relative Welt gibt uns die Erfahrungen, die wir brauchen, um zu wachsen und wir haben auch Aufgaben in der relativen Welt. Es gilt, unsere Aufgabe herauszufinden und zu tun. Wir haben unterschiedlichste Aufgaben, aber es gehört auch zu einem spirituellen Leben dazu, seine Aufgaben zu tun und zu erledigen.
Das siebte Prinzip ist Gnade und auch das ist ein universelles Prinzip. Praktisch alle Religionen und wichtigen spirituellen Traditionen sagen: "Du kannst nur einiges tun, dass du wirklich Gott erfährst, letztlich ist auch das die Gnade Gottes." Das sind, meine ich, universelle Prinzipien. Wenn man will, kann man noch ein achtes Prinzip aufbauen, eben sagen, es gibt auch ethische Prinzipien, es gibt einen Universalismus von ethischen Prinzipien. Aber ich würde dort eher sagen, dass das zum zum fünften Prinzip gehört, wir können selbst etwas tun, um Gott zu erfahren.
Was können wir tun, um Gott zu erfahren? Da könnte man wieder vier universelle Prinzipien aufstellen. Spirituelle Praktiken im engeren Sinne, in meiner Tradition sind das Asanas, Pranayama, Meditation als die drei wichtigsten Praktiken, Mantrasingen, spirituelles Lesen usw. Die zweite Sache ist, ein ethisches Verhalten haben und auch hier gibt es universelle Prinzipien. Mitgefühl, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens und auch Unbestechlichkeit sind allgemeine ethische Prinzipien der verschiedenen spirituellen Traditionen.
Dann gibt es als drittes, was wir tun können, wir können gemeinsam mit anderen etwas tun, sei es, Gottesdienste besuchen oder Satsangs besuchen, eine spirituelle Gemeinschaft pflegen. Und dann gibt es noch ein viertes Prinzip, eben uneigennütziges Dienen. So kann man sagen, das gehört zum Universalismus der spirituellen Traditionen. Mehr oder weniger wirst du in allen authentischen spirituellen Traditionen diese Prinzipien finden. Und so sagt eben auch Swami Sivananda: "Unity in diversity. Einheit in Verschiedenheit." Und Swami Sivananda sagt auch gerne: "Cultivate universal brotherhood. Kultiviere das Gefühl, eine allumfassende Familie zu sein." Heutzutage klingt es im Deutschen ein bisschen komisch, universal und universell, aber allumfassend und gemeinsam zu sein.
Also, Universalismus heißt, dich nicht abzutrennen von anderen, sondern das gemeinsame Betonen und das ist etwas, was die Welt heute mehr braucht als anderes, sich nicht zu unterscheiden von anderen, sondern das Gemeinsame, das universell Gültige zu sehen. Und auch wichtig ist, nicht die eigenen Prinzipien allein zum universell Gültigen zu erklären, sondern andere Traditionen zu respektieren. Einheit in Verschiedenheit, das ist heute genauso wichtig wie zu Swami Sivanandas Zeiten, der ja dieses Prinzip in den 1930er Jahren definiert hat. Aber er war nicht der erste, denn die Aussage "unity in diversity" gibt es schon seit vielen Jahrzehnten, vielleicht auch schon länger.
Universalismus - Antonyme und Synonyme
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Universalismus in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Universalismus - Synonyme
Ähnliche Eigenschaften wie Universalismus, also Synonyme zu Universalismus sind z.B. Allgemeinheit, Globalismus, Gesamtheit, Weltumspannung, Allgemeingültigkeit.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Universalismus übertrieben kann ausarten z.B. in Unverbindlichkeit, Oberflächlichkeit, Zweckinteresse. Daher braucht Universalismus als Gegenpol die Kultivierung von Individualismus, Subjektivismus, Persönlichkeitsbezug.
Gegenteil von Universalismus - Antonyme
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Universalismus, Antonyme zu Universalismus :
- Positive Gegenteile von Universalismus, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Individualismus, Subjektivismus, Persönlichkeitsbezug
- Negative Gegenteile von Universalismus, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Egoismus, Ichsucht, Selbstsucht
Universalismus Antonyme
Antonyme Universalismus sind Individualismus, Subjektivismus, Persönlichkeitsbezug, Egoismus, Ichsucht, Selbstsucht.
Universalismus und die großen Temperamentgruppen
- Universalismus gehört zur Tugendgruppe 3 Liebe, Zuneigung, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Liebe und Empathie
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Universalismus zum Persönlichkeitsfaktor O1 Offenheit hoch: neugierig, erfinderisch, experimentierfreudig
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Universalismus zur Grundverhaltenstendenz D - Dominanz, Durchsetzungsstärke
- Im Ayurveda zählt man Universalismus zum Pitta Temperament bzw. Dosha.
Kultivierung von Universalismus
Universalismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das man in sich stärker werden lassen kann. Vielleicht willst du ja Universalismus als Fähigkeit in dir zu stärken. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Universalismus zu kultivieren.
- Fasse den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Eigenschaft, Universalismus kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein universalerer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens etwas zu tun, was Universalismus ausdrückt. Mache jeden Tag einiges oder mindestens etwas, was du sonst nicht tun würdest, und was diese Eigenschaft zum Ausdruck bringt.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: Ich entwickle Universalismus.
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin universal.
Affirmationen zum Thema Universalismus
Hier einige Affirmationen für mehr Universalismus. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.
Klassische Autosuggestion für Universalismus Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin universal.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin universal. Om Om Om.
- Ich bin ein Universalist, eine Universalist OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Universalismus Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin universal " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Universalismus.
- Ich werde universal.
- Jeden Tag werde ich universaler.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Universalismus.
Dankesaffirmation für Universalismus :
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag universaler werde.
Wunderaffirmationen Universalismus Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr universal. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Universalismus entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr universal zu sein.
- Ich bin jemand, der universal ist.
Gebet für Universalismus
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Universalismus :
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Universalismus.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein universaler Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Universalismus mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Frage dich: Was müsste ich tun, um Universalismus zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Universalismus zu entwickeln?
- Wie könnte ich universal werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Universalismus.
- Angenommen, ich will universal sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre universal, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Universalismus kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als universaler Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Universalismus
Eigenschaften im Alphabet nach Universalismus
Vortragsmitschnitt zu Universalismus - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Universalismus, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. Dieses Audio wird später eingefügt. Wir bitten um Verständnis
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