Uneigennützigkeit

Aus Yogawiki

Uneigennützigkeit ist der Einsatz für andere Menschen, ohne etwas für sich selbst zu wollen. Uneigennützigkeit bedeutet dass man nicht an seinen eigenen Vorteil denkt. Im Yoga gibt es das Ideal des Nishkamya Karma Yoga, des uneigennützigen Dienens.

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Uneigennützigkeit - eine Tugend. Was versteht man unter Uneigennützigkeit? In welchem Kontext gebraucht man dieses Wort? Wozu ist Uneigennützigkeit hilfreich - oder auch nicht hilfreich? Was sind Synonyme, was sind Antonyme von Uneigennützigkeit?

Uneigennützigkeit als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Uneigennützigkeit und Liebe. Es gibt die uneigennützige Liebe, eine Liebe, die man hat, ohne etwas selbst zu wollen, ohne eigenen Nutzen zu bekommen. Früher hatte man das gerne Selbstlosigkeit genannt, man will nichts für einen selbst. In diesem Sinne, Uneigennützigkeit bedeutet, man will keinen eigenen Nutzen haben.

Ich selbst mag den Ausdruck "Uneigennützigkeit" mehr als "Selbstlosigkeit", denn Selbstlosigkeit ist ein etwas schwieriger Ausdruck vom Standpunkt des Yoga. Letztlich, im Yoga sagen wir, es gibt ein höheres Selbst und wir können gar nichts ohne Selbst tun. Und auch wenn du einen anderen dienst, dann dienst du ja auch diesem Selbst, daher ist gerade uneigennütziges Dienen voller Selbst.

Du spürst dich selbst am stärksten, wenn du etwas für einen anderen tust und dann dein eigens Selbst verbindest mit dem anderen. Trotzdem ist es auch nicht falsch, von selbstlosem Dienen zu sprechen, denn du machst es eben nicht für dich selbst und du machst es nicht aus dem Ego heraus und du versuchst, dein Ich und dein Ego herauszuhalten, und das wird eben auch als Selbstlosigkeit bezeichnet, im Unterschied zu Selbstsucht.

Aber uneigennützig trifft es etwas besser, wenngleich auch nicht vollkommen. Das Sanskritwort "Nishkama Karma Yoga" ist vielleicht das beste Wort. Karma Yoga ist der Yoga des Handelns. Und "Nish" heißt "ohne", "Kama" heißt Wunsch", "Nishkama Karma Yoga" heißt "ohne selbstsüchtige Wünsche".

Kama ist eben ein konkreter Wunsch, eben ein Wunsch, den du für dich selbst hast. Nishkama Karma Yoga heißt eben uneigennütziges Dienen, ohne etwas für sich selbst zu wollen. Ist uneigennützige Liebe möglich? Ist Liebe mit Uneigennützigkeit möglich? Ich behaupte, ja. Schon im Menschlichen gibt es das, also im normal Menschlichem.

Wenn Mütter für ihre Kinder da sind, da ist große Uneigennützigkeit dabei. Die Mutter tut es, ohne vom Kind etwas zu erwarten. Das Kind ist im Bauch und tritt die Mutter, die Mutter entwickelt Liebe. Das Kind kommt auf die Welt und bringt der Mutter unglaubliche Schmerzen, die Mutter liebt das Kind trotzdem, wenn es aus dem Bauch kommt, welch große Liebe. Das Kind weckt die Mutter alle eins bis zwei Stunden, die Mutter liebt das Kind umso mehr. Es mag auch Phasen geben, wo die Mutter Phasen hat, wo sie irgendwo nicht nur schöne Emotionen hat, aber diese Uneigennützigkeit in der Liebe überwiegt. Und das gibt es eben nicht nur dort.

Es gibt Menschen, die engagieren sich für eine Sache mit Uneigennützigkeit. Es gibt viele Wohltäter, die vieles gemacht haben, im Kleinen wie auch im Großen. Es gibt die guten Feen sogar im Büro, es gibt die guten Feen in Vereinen, es gibt Initiatoren von Vereinen. Man mag sagen: "Ja, der hat ja auch etwas davon. Er hat irgendwo das tiefe Gefühl, dass er was Gutes tut und er kriegt Ruhm und Ansehen usw." Das mag auch sein, trotzdem, das ist nicht sein Motiv. Das Motiv ist, mit Uneigennützigkeit zu dienen.

Überlege selbst, tust du Handlungen uneigennützig? Hilfst du jemandem, ohne eigenen Nutzen dir davon zu versprechen? Erwartest du mindestens Dank? Oder was tust du mit reiner Uneigennützigkeit? Wenn du spirituell vorankommen willst, dann solltest du uneigennützige Handlungen tun. Handlungen, für die du nicht belohnt wirst, Handlungen, für die du keine Anerkennung erwartest, Handlungen, wo dir niemand anschließend den Gefallen auch wieder erwidern muss.

Oft geschieht es, dass du dafür Anerkennung bekommst, manchmal wird ein anderer dir auch den Gefallen erwidern. Aber wenn du es mit Uneigennützigkeit tust, war das nicht das Motiv der Handlung. Du kannst dankbar sein, wenn dir jemand dankt, du kannst dankbar sein, wenn dir jemand anschließend den Gefallen erwidert, aber wenn dir das nichts ausmacht, wenn der andere dir anschließend keinen Gefallen tut, wenn es dir nichts ausmacht, dass dir niemand dankt und Anerkennung schenkt, dann war es tatsächlich ein Handeln aus Uneigennützigkeit.

Und Uneigennützigkeit ist auch nicht ohne einen Nutzen, deshalb stimmt auch dieser Ausdruck nicht. Uneigennützigkeit hat vielleicht den größten Nutzen überhaupt. Uneigennützigkeit lässt die Seele aufblitzen und lässt dich Gott spüren. Jesus hat mal gesagt: "Was ihr getan habt dem Geringsten eurer Brüder und Schwestern, das habt ihr mir getan."

Was man ohne eigenem Nutzen im Sinn tut, das hilft einem, das Herz zu öffnen, Liebe zu spüren, Liebe zur Menschheit, Liebe zu Gott, einfach Ausgedehntheit und Weite. Das größte Glücksgefühl oder eines der besonders großen Glücksgefühle ist, wenn du eine Handlung aus reiner Uneigennützigkeit getan hast.

Die Weite, die du dann spürst, die Ausdehnung, die Herzensverbindung, diese Transzendenz, das ist der größte Nutzen, den man sich vorstellen kann. Fühle dich nicht ausgenutzt, wenn du andern hilfst und sie dir den Gefallen nicht erwidern. Sei dankbar dafür und genieße die Früchte uneigennützigen Handelns, Liebe, Freude, Herzensöffnung, Weite, letztlich Gotteserfahrung.

Uneigennützigkeit - Antonyme und Synonyme, andere Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden

Hier einige Anmerkungen, wie man as Persönlichkeitsmerkmal, die Eigenschaft Uneigennützigkeit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Uneigennützigkeit - Synonyme

Ähnliche Eigenschaften wie Uneigennützigkeit, also Synonyme zu Uneigennützigkeit sind z.B. Selbstlosigkeit, Barmherzigkeit, Edelmut, Nächstenliebe, Mildtätigkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Uneigennützigkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Entbehrung, Selbstverleugnung, Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse, sich verlieren. Daher braucht Uneigennützigkeit als Gegenpol die Kultivierung von Sorge um das eigene Wohlergehen, Selbstliebe, Selbstachtung.

Gegenteil von Uneigennützigkeit - Antonyme

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Uneigennützigkeit, Antonyme zu Uneigennützigkeit :

Uneigennützigkeit Antonyme auf einen Blick

Antonyme Uneigennützigkeit, also Gegenteile, sind Sorge um das eigene Wohlergehen, Selbstliebe, Selbstachtung, Egoismus, Selbstsucht, Ichsucht, Rücksichtslosigkeit.

Uneigennützigkeit in Bezug auf Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Bewusste Stärkung der Fähigkeit Uneigennützigkeit

Uneigennützigkeit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Uneigennützigkeit stärker werden lassen in dir. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Uneigennützigkeit in dir wachsen zu lassen, stärker zum Ausdruck zu bringen.
  • Fasse den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die die Eigenschaft Uneigennützigkeit ganz besonders stark zum Ausdruck bringen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein uneigennützigerer Mensch zu sein."
  • Mache jeden Tag wirklich etwas, was du sonst nicht tun würdest und das Uneigennützigkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Uneigennützigkeit."
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin uneigennützig."

Affirmationen zum Thema Uneigennützigkeit

Hier einige Affirmationen für mehr Uneigennützigkeit. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.

Klassische Autosuggestion für Uneigennützigkeit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin uneigennützig.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin uneigennützig. Om Om Om.
  • Ich bin ein Uneigennütziger, eine Uneigennützige OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Uneigennützigkeit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin uneigennützig " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Uneigennützigkeit.
  • Ich werde uneigennützig.
  • Jeden Tag werde ich uneigennütziger.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Uneigennützigkeit.

Dankesaffirmation für Uneigennützigkeit

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag uneigennütziger werde.

Wunderaffirmationen Uneigennützigkeit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr uneigennützig. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Uneigennützigkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr uneigennützig zu sein.
  • Ich bin jemand, der uneigennützig ist.

Gebet für Uneigennützigkeit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Uneigennützigkeit :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Uneigennützigkeit.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein uneigennütziger Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Uneigennützigkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Frage dich: Was müsste ich tun, um Uneigennützigkeit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Uneigennützigkeit zu entwickeln?
  • Wie könnte ich uneigennützig werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Uneigennützigkeit.
  • Angenommen, ich will uneigennützig sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre uneigennützig, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Uneigennützigkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als uneigennütziger Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Uneigennützigkeit

Eigenschaften im Alphabet nach Uneigennützigkeit

Literatur

Weblinks

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