Takt

Aus Yogawiki

Takt ist die Grundlage für Rhythmus. Im Takt zu sein bedeutet in Harmonie mit Rhythmen zu sein. Aus dem Takt zu geraten heißt nicht mehr im Rhythmus zu sein. Manchmal gerät das Leben aus dem Takt - manchmal fällt man raus aus dem Alltag.

Der Ton macht die Musik.

Der Mensch ist ein Zoon Politikon, also ein geselliges Wesen, er möchte mit anderen in Harmonie leben. Er ist ein soziales und politisches Wesen. Dafür hat der Mensch ein Gefühl von Takt, von Rhythmus. Der Mensch kann mit anderen zusammen im Rhythmus singen, tanzen und musizieren. Und er kann auch im Takt sein mit sich selbst und anderen. Taktgefühl im übertragenen Sinne ist die Fähigkeit, Einfühlungsvermögen für andere zu haben, zu spüren, was wann in welchem Kontext angemessen ist. Takt zu haben heißt Rücksichtnahme und Mitgefühl. Ein grober, ich-zentrierter Mensch hat wenig Mitgefühl - und merkt es häufig selbst nicht.

Was ist Takt? Woher stammt das Wort? Wozu ist Takt gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Takt ? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.

Takt als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Was ist Takt als geistige Eigenschaft, als Tugend, als Fähigkeit? Takt kommt natürlich ursprünglich aus der Musik. Dort gibt es einen Takt und es gibt Rhythmen und Harmonien. Und wenn man 'im Takt' ist, heißt das, man ist irgendwie mit sich im Einklang. Wenn etwas harmonisch ist, dann wirken verschiedene Musikinstrumente miteinander gut zusammen. Angenommen, du bist allein und du singst allein und du musizierst allein, nur für dich, dann ist Takt nicht übermäßig wichtig. Dann kommt es einfach aus dir heraus.

Angenommen, du bist der einzige Musiker bzw. die einzige Musikerin und du singst etwas und du spielst etwas, da hat Takt schon eine Bedeutung, weil es eine Zuhörerschaft gibt. Umso wichtiger ist es, wenn mehrere Instrumente spielen und mehrere miteinander singen, dass dann alle im Takt sind, dass alle im Rhythmus sind. Und so bezeichnet Takt eine menschliche Fähigkeit und bedeutet, dass mehrere Menschen zusammen etwas tun und dabei ein Gefühl der Harmonie entsteht.

In einem Orchester, wenn alle im Takt sind, dann ist alles gut und alles ist harmonisch und es klingt ganz fantastisch. Wenn jemand aus dem Takt kommt und die anderen spielen weiter, dann ist es irgendwie chaotisch. In diesem Sinne ist auch das Wort "Takt" zu verstehen, und zwar als geistige Eigenschaft. Takt, im Sinne von geistiger Eigenschaft, von Tugend. Das heißt, dass du in der Lage bist, dich so zu verhalten, dass ein gewisses Einfühlungsvermögen, eine gewisse Fähigkeit, mit anderen zu fühlen, sich einzustimmen und mit anderen zurechtzukommen, vorhanden ist.

Übrigens, sich auf andere 'einzustimmen', ist auch ein Ausdruck in der Musik. Musik kann auch menschliche Fähigkeit bezeichnet werden, da viele Menschen zusammen musizieren und das sich in Harmonie üben. Und so ist auch im Alltag: Einstimmen und Takt und im Rhythmus sind etwas sehr Wichtiges. Taktgefühl und Takt heißt natürlich im Zwischenmenschlichen, dass man weiß, wie man mit anderen umgeht.

Takt zu haben, heißt, man kennt so ein wenig die Gepflogenheit, man stimmt sich auf den anderen ein, man formuliert es so, wie der andere etwas damit anfangen kann. Wenn der andere etwas burschikoser ist, dann ist man eben etwas burschikoser. Wenn der andere eher etwas zarter ist und sensibel ist, dann ist man eher sensibler. Bevor man einem eine schlechte Nachricht verkündet, versucht man, erstmal zu schauen: "Wie kann ich einen Kontakt herstellen usw." So ist also Takt und Taktgefühl eine wichtige menschliche Eigenschaft, die vielleicht in den letzten Jahren nicht ausreichend Berücksichtigung gefunden hat.

Ich bin Yogalehrer, Meditationslehrer und spiritueller Lehrer und in den spirituellen Kreisen gilt oft Authentizität als besonders wichtig: Offenheit und zu sagen, was man denkst. Die Übereinstimmung von Denken, Sagen und Handeln ist wichtig und es ist auch gut, dass das wichtig ist. Aber manchmal mangelt es dort im Taktgefühl und auch ich selbst habe da manchmal ein bisschen die Neigung - in früheren Zeiten noch mehr - Gefühle nicht ausreichend zu nennen.

Und Menschen, wenn sie miteinander zurechtkommen wollen, brauchen diesen Kitt. Sie brauchen letztlich ein bisschen Sitte, Gepflogenheiten und auch Höflichkeit und dazu gehört eben auch Takt und Taktgefühl. In diesem Sinne, wenn du mit anderen Menschen sprichst: Sei selbstverständlich, sei offen und ehrlich, bleibe bei der Wahrheit.

Wenn das erstmal klar ist, dann ist der nächste Schritt, dass du überlegst: "Wie kann ich das, was ich sagen will, mit Taktgefühl machen? Wie kann ich das, was jetzt wichtig ist, mit Einfühlung machen? Wie können wir uns aufeinander einstimmen?" Und wichtige Techniken für mehr Taktgefühl sind durchaus zu lernen, mit anderen Menschen zu sprechen und sie zu fragen. Also, z.B. einen Menschen zu fragen: "Wie müsste ich denn mit dir kommunizieren, dass es gut für dich ist? Ist es dir lieber, wenn ich erstmal frage nach einem Termin? Ist es dir lieber, ich komme direkt auf dich zu? Ist es dir lieber, wenn ich erstmal sage, worum es geht, per E-Mail usw.?"

Du kannst Taktgefühl entwickeln, indem du einfach Menschen fragst, was ihnen am liebsten ist. Auch z.B. eine gute Weise, wenn du etwas von jemandem willst, aber nicht weißt, wie du das bekommen kannst, dann fragst du ihn: "Was müsste ich tun, damit du mir das und das gibst? Was müsste ich tun, damit das und das möglich wird?" Also, das ist Taktgefühl, das ist ein Ausdruck von Taktgefühl.

Und jetzt überlege selbst, gehört du zu den Menschen, die Taktgefühl haben? Stimmst du dich auf den anderen Menschen ein? Bevor du einem anderen Menschen etwas sagst, überlegst du, wie er darauf reagiert, wie du es formulierst? Oder bist du einer, der sehr direkt ist? Falls du sehr direkt bist und damit sehr gut bisher gefahren bist und auch harmonisch mit anderen Menschen umgehen kannst, gut, dann hast du Taktgefühl auch in deiner Spontanität.

Wenn du aber jemand bist, der immer wieder erlebt, dass er spontan und authentisch ist, dann aber Enttäuschungen erlebt, lohnt es sich zu überlegen, ob du vielleicht etwas mehr Taktgefühl benötigst. Dann frage Menschen, wie du mit ihnen umgehen kannst, dann erkundige dich, dann beobachte, probiere und sei vielleicht etwas feinfühliger und einfühlsamer.

Wenn du jemand bist, der zu viel überlegt und nachdenkt und deshalb fast nicht kommuniziert oder sehr schüchtern ist, dann wäre es gut, mehr Direktheit zu üben, denn jede Tugend, wenn sie übertrieben wird, wird zur Untugend. Zu viel Taktgefühl kann zu Schüchternheit führen und kann letztlich auch zum Aufsetzen einer Maske führen und dann fühlen sich Menschen auch nicht ernstgenommen.

Das richtige Maß an Taktgefühl ist genau richtig. So überlege selbst, wie du mit Taktgefühl umgehst und ob da eine leichte Änderung stattfinden sollte. Oder wenn du jemanden erlebst, den du als übergriffig erlebst, dann denke nicht, dass der gleich bösartig ist, vielleicht mangelt ihm an etwas Taktgefühl. Dann sage ihm doch einfach: "Du, weißt du, wenn du so direkt zu mir bist, dann fühle ich mich etwas unwohl und spüre einen Widerstand."

Es wäre einfach klug, wenn du etwas von mir willst, dann so und so vorzugehen.“ Du kannst darum durchaus bitten. Und eventuell musst du den anderen ein-, zwei- oder dreimal daran erinnern. Du kannst natürlich auch fragen: "Ich hätte es gerne, dass du, wenn du etwas von mir willst, das so und so machst. Meinst du, du könntest das machen? Wäre es dir möglich?" Und dann fragt der andere vielleicht nach und dann trefft ihr eine Vereinbarung.

Das sind Möglichkeiten, aber natürlich, bei allen Möglichkeiten, du kannst nur Vorschläge machen, du hast nicht die Herrschaft über den anderen Menschen. Glücklicherweise sind die Herr-/Diener- und die Meister-/Sklaven-Beziehungen heute außer Mode, außer Gebrauch gekommen. Zumindestens bei denen, die jetzt diesen Vortrag lesen. Und das ist gut so. So ist jeder eigenverantwortlich und kann Wünsche und Absichten äußern.

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Takt in Beziehung zu anderen Eigenschaften

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Takt in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Takt

Ähnliche Eigenschaften wie Takt, also Synonyme zu Takt sind z.B. Feingefühl, Sensibilität, Taktgefühl, Diskretion, Anstand, Sitte.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Takt übertrieben kann ausarten z.B. in Äußerlichkeit, Heuchelei, Falschheit. Daher braucht Takt als Gegenpol die Kultivierung von Jovialität, Kommunikation, Extravertiertheit, Enthusiasmus, Begeisterung, Lebhaftigkeit.

Gegenteil von Takt

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Takt, Antonyme zu Takt :

Takt im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Takt

Takt kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Takt in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Takt zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Takt kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein taktvollerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Takt ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Takt".
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin taktvoll".

Affirmationen zum Thema Takt

Hier einige Affirmationen für mehr Takt. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.

Klassische Autosuggestion für Takt

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin taktvoll

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin taktvoll. Om Om Om.
  • Ich bin ein Taktvoller, eine Taktvolle OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Takt

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin taktvoll " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Takt
  • Ich werde taktvoll
  • Jeden Tag werde ich taktvoller
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Takt

Dankesaffirmation für Takt

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag taktvoller werde.

Wunderaffirmationen Takt

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr taktvoll. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Takt entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr taktvoll zu sein.
  • Ich bin jemand, der taktvoll ist.

Gebet für Takt

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Takt :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Takt
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein taktvoller Mensch werde
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Takt mehr und mehr zum Ausdruck bringe

Was müsste ich tun, um Takt zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Takt zu entwickeln?
  • Wie könnte ich taktvoll werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Takt
  • Angenommen, ich will taktvoll sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre taktvoll, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Takt kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als taktvoller Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Takt: spielt in der Musik und auch als ahimsa entscheidend mit: niemanden verletzen, auch wenn er Blödsinn macht, zu schlecht flöten oder lesen kann etc...

Vortragsmitschnitt zu Takt - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Takt, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Takt

Eigenschaften im Alphabet nach Takt

Literatur

Weblinks

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