Jungfräulichkeit

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Jungfräulichkeit bedeutet ursprünglich, dass eine Frau noch keinen Geschlechtsverkehr, keinen Sex hatte. In früheren Jahren und auch heute noch, in vielen Kulturen, gilt Jungfräulichkeit vor der Ehe als sehr wichtig.

Die heilige Jungfrau Maria und Jesus Christus

Jungfräulichkeit - eine Tugend. Was ist Jungfräulichkeit ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Jungfräulichkeit gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Jungfräulichkeit ?

Jungfräulichkeit als hilfreiche Tugend

Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer, Seminar- und Ausbildungsleiter, Autor mehrerer Bücher. Sukadev Volker Bretz lernte 12 Jahre bei Swami Vishnu-devananda.

Jungfräulichkeit, - was ist das jetzt für ein Ausdruck? In früheren Zeiten, in alten Zeiten, da galt es durchaus als Wert, wenn man vor der Ehe jungfräulich war oder, dass mindestens die Frau jungfräulich geblieben ist. Es gab die Vestalinnen, die Dienerinnen der Göttin Vesta, die mussten jungfräulich sein.

Und es gibt diesen Kult der Jungfrauen in verschiedenen Kulturen. Auch in Indien gibt es den Kult der Kanyakumari, das heißt, der göttlichen Mutter als Jungfrau. Es gibt zwar die indische Mythologie, dass sie mehrere Kinder hatte, Ganesha und Subrahmanya, aber es gibt eben auch den Kult, dass Durga auch Kanyakumari ist, diese ewige junge Frau und letztlich auch interpretiert als Jungfrau.

Bei Yoga Vidya postulieren wir jetzt nicht, dass es besser ist, Jungfrau zu bleiben als Nicht-Jungfrau, wir schreiben auch nicht vor, dass Frau jungfräulich in die Ehe gehen sollte, vermutlich wird das keiner der Mitarbeiter bei Yoga Vidya so machen, sondern wer heiratet hat schon vorher ausprobiert, ob er oder sie zum Partner passt.

Trotzdem, - der Ausdruck "Jungfräulichkeit" hat auf anderem Gebiet etwas. Jungfräulichkeit steht auch dafür, irgendwo unverdorben zu sein, steht irgendwo auch dafür, unvoreingenommen zu sein, steht für eine gewisse Naivität und Kindlichkeit, wie du an Dinge rangehen kannst.

Viele Menschen gehen mit Vorurteilen ran und denken: "So muss es sein." Sie haben Vorstellungen, sie haben fixe Ideen, und eine wichtige Sache ist, immer wieder offen zu sein, immer wieder zu sagen: "Ok, jetzt werde ich all meine Vorurteile zur Seite schieben, jetzt werde ich einfach mal so tun, als ob ich einen jungfräulichen Geist hätte, der noch nichts darüber weiß, ich will ganz offen sein. Und mit diesem offenen Geist will ich lernen."

Es gibt ein schönes Kapitel im Buch von Swami Sivananda, "Sadhana", da geht es um den Geist des Aspiranten. Und dort sagt Swami Sivananda: "Eines der großen Hindernisse auf dem spirituellen Weg sind vorgefasste Meinungen, gerade über den spirituellen Weg, gerade was es heißt, spirituell zu praktizieren, gerade welche Erfahrungen man machen wird und wie man letztlich auch auf dem spirituellen Weg wächst, vorankommt, was es heißt, Fortschritte zu machen und wie ein spiritueller Lehrer sich zu verhalten hat."

Und Swami Sivananda ist dort sehr klar und sagt: "Habe einen offenen Geist, lege all deine Vorurteile zur Seite, sei offen." Man könnte auch sagen: "Bewahre dir die Jungfräulichkeit des Geistes immer wieder von Neuem." Das hat auch Swami Vishnu-devananda immer wieder zu Anfang einer Yogalehrer Ausbildung gesagt. Er hat immer gesagt: "Keep an open mind. You don’t have to believe anything. Keep a lot possible."

Also: "Halte einen offenen Geist. Du musst an nichts glauben, wenn du in einen Yoga-Ashram gehst, habe einen offenen Geist, sei bereit, zu lernen, halte vieles für möglich, sei offen." In dieser Hinsicht ist Jungfräulichkeit etwas Gutes.

Und so wie die Jungfrau Maria, die ja nicht wirklich Jungfrau war, denn sie hatte ja erstens Jesus geboren, in der Bibel wird auch von Geschwistern gesprochen, also sie war nicht jungfräulich in dem Sinne, dass sie keinen Geschlechtsverkehr hatte, sondern jungfräulich war sie, weil sie, was auch immer war, sie hatte diese Reinheit in sich bewahrt und sie hat diese Offenheit in sich bewahrt, weshalb in der katholisch-christlichen Mythologie auch die Jungfrau Maria diejenige ist, die immer offen ist für alle Anliegen von Menschen.

Eben weil sie so jungfräulich, innerlich ist, ist sie immer offen. Genauso auch Durga gilt als Kanyakumari, als ewige Jungfrau, obgleich sie Kinder hatte wie Ganesha und Subrahmanya und in anderen Geschichten sogar noch mehr.

Trotzdem, sie ist jungfräulich im Sinne von, sie hat keine vorgefassten Meinungen, sie öffnet sich für all ihre Verehrer und Verehrerinnen. Und die göttliche Mutter ist da, von ganzem Herzen, für uns alle. Sie ist nicht überbeschäftigt, sie sagt nicht, "Oh, ich habe so viel noch zu tun, ich kann mich nicht an dich wenden, wende dich an jemand anders", sondern Jungfräulichkeit, diese Offenheit, diese Bereitschaft, auf jemanden zuzugehen, dabei ganz unschuldig sein, das heißt, ohne Vorurteile, ohne Verurteilungen.

All das steckt in dem Ausdruck "Jungfräulichkeit". Du kannst selbst überlegen, hast du dir diesen offenen Geist bewahrt, hast du diese Art von Jungfräulichkeit, gehst du auf Menschen zu mit dieser Jungfräulichkeit und Offenheit, dieser Unschuld? Oder erlaubst du zu sehr, alten Vorurteilen, vorgefassten Meinungen, deine Beziehungen zu prägen, deinen Umgang mit anderen, auch und gerade in einem Ashram, oder wenn du in eine andere Kultur gehst, wie z.B. Indien, in ein Urlaubsland, auf andere Menschen zugehst. Immer wieder ist es wichtig, diese Jungfräulichkeit zu haben, diesen offenen Geist, diese Bereitschaft, zu lernen und ganz unschuldig wie ein Kind bereit zu sein für neue Erfahrungen.

Jungfräulichkeit und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Jungfräulichkeit in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Jungfräulichkeit

Ähnliche Eigenschaften wie Jungfräulichkeit, also Synonyme zu Jungfräulichkeit sind z.B. Unbeflecktheit, Unberührtheit, Unschuld.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Jungfräulichkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Minderwertigkeitskomplex, Schüchternheit, Ängstlichkeit. Daher braucht Jungfräulichkeit als Gegenpol die Kultivierung von Virilität, Männlichkeit, Selbstbewusstsein.

Gegenteil von Jungfräulichkeit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Jungfräulichkeit, Antonym zu Jungfräulichkeit :

Jungfräulichkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Vortragsmitschnitt zu Jungfräulichkeit - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Jungfräulichkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. <html5media>http://tugenden.podspot.de/files/Jungfraeulichkeit-Lexikon-der-Tugenden-Yoga-Vidya.mp3</html5media>

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Jungfräulichkeit

Eigenschaften im Alphabet nach Jungfräulichkeit

Seminare

Spirituelle Entwicklung

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Yogalehrer Ausbildung

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Literatur

Weblinks