Melancholie: Unterschied zwischen den Versionen

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''' Melancholie ''': Was ist Melancholie ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Melancholie gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Melancholie ? Melancholie ist eine Bezeichnung für Schwermut, für Trübsinn und Traurigkeit. Ursprünglich kommt Melancholie von schwarzer Galle. Denn gemäß der Vier-Säfte-Lehre des Hippokrates führt ein Übermaß an schwarzer Galle zu Trübsinn, also zu Melancholie. Melancholie ist ein freundlicherer Ausdruck als Depression. Heutzutage wollen Menschen zu schnell aus Phasen der Schwermut wieder rauskommen. Da Melancholie und Schwermut einen schlechten Ruf haben, werden schnell Mittel gegen Depression verordnet. Dabei ist Melancholie durchaus auch wertvoll, gibt einem tiefe Einsichten. Tiefsinn und tiefes Nachdenken, Weltenschmerz und Spiritualität, kann durchaus auch mit Melancholie verbunden sein.  
''' Melancholie ''': Was ist Melancholie? Woher stammt das [[Wort]]? Wozu ist Melancholie gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Melancholie? Melancholie ist eine Bezeichnung für [[Schwermut]], für [[Trübsinn]] und [[Traurigkeit]]. Ursprünglich kommt Melancholie von schwarzer [[Galle]]. Denn gemäß der Vier-Säfte-Lehre des [[Hippokrates]] führt ein [[Übermaß]] an schwarzer Galle zu [[Trübsinn]], also zu Melancholie.
 
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Melancholie ist ein freundlicherer Ausdruck als [[Depression]]. Heutzutage wollen [[Mensch]]en zu schnell aus Phasen der [[Schwermut]] wieder rauskommen. Da Melancholie und [[Schwermut]] einen schlechten [[Ruf]] haben, werden schnell Mittel gegen [[Depression]] verordnet. Dabei ist Melancholie durchaus auch wertvoll, gibt einem tiefe [[Einsicht]]en. [[Tiefsinn]] und tiefes [[Nachdenken]], [[Weltenschmerz]] und [[Spiritualität]], kann durchaus auch mit Melancholie verbunden sein.  


==Melancholie als hilfreiche Tugend==
==Melancholie als hilfreiche Tugend==
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Man kann Melancholie übersetzen als Schwermut, man kann es übersetzen als Traurigkeit, als Depressivität, als schlechte Stimmung, als Energiearmut. Das Wort „Melancholie“ kommt eigentlich aus dem Griechischen und auch aus dem Römischen, es heißt etwas mit Galle, schwarze Galle. Die alten Römer haben ja letztlich über die Griechen, und die haben letztlich über die Inder, eine so genannte Humores-Lehre gefunden. Und dort gibt es die Melancholie, es gibt die Sanguiniker, es gibt die Choleriker und dann gibt es noch die Phlegmatiker. Und die Melancholiker, das bezieht sich eben auf die so genannte schwarze Galle. Und so gibt es dann auch die Phlegmatiker, das bezieht auf etwas anderes, also Phlegmatiker, das ist der Schleim, das sind die mehr ruhigen Menschen. Es gibt die Sanguiniker, das sind eher die Leichten. Und dann gibt es die Choleriker und die Choleriker sind natürlich eher wütend, leicht entflammbar. Und Choleriker und Melancholiker, das hat etwas zusammen, Choleriker haben etwas mit Galle zu tun, entspricht dem Pitta-Element, so ähnlich wie Sanguiniker entsprechen im Ayurveda dem Vata-Element. Und die Phlegmatiker entsprechen im Ayurveda natürlich dem Kapha-Element. Phlegma und Kapha heißt ja auch das gleiche, das ist Schleim. So ähnlich wie Pitta und Choleriker heißt auch das gleiche, eben Galle. Und auch Sanguiniker hat etwas mit Luftelement und Wind zu tun, so ähnlich wie eben auch das Wort „Vata“. Gut, Sanguiniker ist eigentlich mehr Blut, aber dieses Blut ist irgendwo leicht, das leicht fließt. Und so ist diese vier Humores-Lehre, die gerade in der mittelalterlichen Medizin wichtig war, letztlich etwas, was vom Ayurveda kommt, wobei eben die Melancholie ein zusätzliches Temperament ist. Im Ayurveda würde man letztlich Melancholie als einen weiteren Aspekt des Kapha-Elementes sehen. Melancholie, also schwarze Galle, das drückt so ein bisschen aus, es ist irgendwie schwarz, es ist ein bisschen gekränkt, man ist nicht in seiner Mitter, in seinem Selbstwertgefühl, man ist irgendwie unruhig und gleichzeitig depressiv und müde. Melancholie gilt aber als ein Grundtemperament und wenn die alten Mediziner von Melancholie gesprochen haben, als Grundtemperamt, war das nichts Negatives, unterschiedliche Menschen sind eben unterschiedlich. Und es ist gut, dass es die Sanguiniker gibt, die Dinge ein bisschen leichter nehmen. Es ist gut, dass es die Choleriker gibt, die engagiert sind und mit Feuer etwas tun. Es ist gut, dass es die Phlegmatiker gibt, die überall ein bisschen Ruhe reinbringen und die Sachen beständig machen. Und es ist auch gut, dass es die Melancholiker gibt, die so ein bisschen die Sache auch von der schwarzen Seite her sehen, die sehen, was so alles schiefgehen kann, die irgendwo pessimistisch sind und die außerdem erkennen, dass die Welt doch ziemlich hohl ist. Menschen sagen, sie würden etwas tun und sie tun es nicht, Menschen wollen etwas tun und sie tun es doch nicht, Menschen streiten sich, Leben hat einen Anfang, Leben hat ein Ende, etwas, woran man sich gewöhnt hat, verschwindet wieder und das, was man heute schön findet, findet man morgen nicht schön. Letztlich kann man schon sagen, die Welt ist ganz eitel, so hat es Salomo gesagt. Eitel heißt jetzt nicht, sie will schön aussehen, sondern das, was Salomo gesagt hat, es ist alles ganz eitel, heißt, es ist alles vergeblich. In diesem Sinne, man kann sagen, die Melancholiker schauen tief und sie sind tiefblickend. Und die Fähigkeit zur Melancholie wird nicht ausreichend gewürdigt in unserer Gesellschaft. In früheren Zeiten gehörte es fast zum guten Ton dazu, melancholisch zu sein. Goethe hatte seine tief melancholischen Phasen, die meisten Künstler, Genies haben ihre melancholischen Phasen, wo sie irgendwo ganz zurückgezogen sind, irgendwo traurig sind und dann natürlich sich fragen: „Vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit der Welt, was gilt es, zu tun?Heutzutage wird jemand gleich als depressiv und behandlungsbedürftig eingestuft. Ich glaube inzwischen ist es sogar so, wenn man drei Wochen in einer schlechten Stimmung ist, gilt man als depressiv und wenn es über drei Monate andauert, dann ist es vielleicht sogar schon eine Psychose und dann ist man behandlungsbedürftig, muss Medikamente nehmen usw. Natürlich gibt es auch die behandlungsbedürftige Depression und natürlich gibt es auch depressive Probleme, die auf irgendwelche Kindheitstraumata beruhen und da ist es sicherlich gut, wenn man dort etwas tut. Aber manchmal kann man auch einfach sich bewusst machen, wenn man etwas Anstrengendes gemacht hat, dann ist es normal, dass man nachher ein bisschen ausgepowert ist und dann vielleicht ein bisschen Ruhe geben will. Die Melancholie nach einer anstrengenden Phase ist durchaus etwas Normales. Man kennt ja auch die so genannte Kindsbettdepression. Wenn Frauen irgendwo schwanger waren neun Monate lang und dann die Anstrengungen der Geburt, und dann irgendwo kommt eine gewisse Phase der Melancholie. Und das ist auch irgendeine Weise, wie die Psyche sich an ein neues Lebensstadium anpasst. Natürlich, auch dort braucht es Hilfe usw., aber erstmal ist etwas Natürliches. Oder angenommen, du hattest eine Enttäuschung, natürlich gibt es eine Phase von Melancholie, eine Art von Trauerphase. Und natürlich, angenommen, man schaut tiefer hinein in etwas, dann wird man auch feststellen, es ist alles ganz eitel, wie Salomo gesagt hat, letztlich, vieles ist vergeblich, die Menschen plustern sich auf und was ist dahinter? Da kann man schon melancholisch werden. So gab es auch mal, ich glaube in der Psychologie, so einen Titel einer Zeitschrift, „Lob der Melancholie“ und dort wurde irgendwo gesagt, unter den berühmten Künstlern, den berühmten Wissenschaftlern, den großen Musikern und anderen ist ein überproportionaler Anteil von Melancholikern. Melancholie hat als große Hilfe, tiefer zu schauen, sich nicht so leicht in Oberflächlichkeiten zu verlieren. Und wenn man sich als solches wertschätzt, wenn man ein melancholisches Temperament hat oder eine melancholische Phase hat, dann ist das auch nicht mehr so schlimm, denn es ist gut, sich auch dafür zu würdigen und sich als gut anzusehen. Also, wenn du selbst in einer melancholischen Phase bist, gestehe dir zu, es gibt sicherlich Gründe und du siehst jetzt vielleicht tiefer. Natürlich, irgendwann wirst du auch wieder rauskommen und ich bin ja Yogalehrer, Meditationslehrer, natürlich, Übung von Asanas, Pranayama, Meditation, Tiefenentspannung hilft auch wieder, in eine bessere Stimmung zu kommen. Und Swami Sivananda hat auch viel geschrieben über positives Denken und wie man aus einer schwierigen Stimmung rauskommt. Aber ich glaube, bevor mal jetzt zu sehr überlegt, wie man rauskommt, gilt es erstmal, die Melancholie als einen wertvollen Gemütszustand anzuerkennen und dafür dankbar zu sein.
Man kann Melancholie übersetzen als [[Schwermut]], man kann es übersetzen als [[Traurigkeit]], als [[Depressivität]], als schlechte [[Stimmung]], als [[Energiearmut]]. Das Wort "Melancholie" kommt eigentlich aus dem Griechischen und auch aus dem Römischen, es heißt etwas mit [[Galle]], schwarze Galle. Die alten Römer haben ja letztlich über die Griechen, und die haben letztlich über die [[Inder]], eine so genannte Humores-Lehre gefunden. Und dort gibt es die Melancholie, es gibt die Sanguiniker, es gibt die Choleriker und dann gibt es noch die Phlegmatiker. Und die Melancholiker, das bezieht sich eben auf die so genannte schwarze Galle.
 
Und so gibt es dann auch die Phlegmatiker, das bezieht auf etwas anderes, also Phlegmatiker, das ist der Schleim, das sind die mehr ruhigen [[Mensch]]en. Es gibt die Sanguiniker, das sind eher die Leichten. Und dann gibt es die Choleriker und die Choleriker sind natürlich eher wütend, leicht entflammbar. Und Choleriker und Melancholiker, das hat etwas zusammen, Choleriker haben etwas mit Galle zu tun, entspricht dem [[Pitta]]-[[Element]], so ähnlich wie Sanguiniker entsprechen im [[Ayurveda]] dem [[Vata]]-[[Element]].
 
Und die Phlegmatiker entsprechen im [[Ayurveda]] natürlich dem [[Kapha]]-Element. Phlegma und Kapha heißt ja auch das gleiche, das ist Schleim. So ähnlich wie [[Pitta]] und Choleriker heißt auch das gleiche, eben Galle. Und auch Sanguiniker hat etwas mit [[Luftelement]] und [[Wind]] zu tun, so ähnlich wie eben auch das Wort "[[Vata]]". Gut, Sanguiniker ist eigentlich mehr [[Blut]], aber dieses Blut ist irgendwo leicht, das leicht fließt. Und so ist diese vier Humores-Lehre, die gerade in der mittelalterlichen [[Medizin]] wichtig war, letztlich etwas, was vom [[Ayurveda]] kommt, wobei eben die Melancholie ein zusätzliches [[Temperament]] ist.
 
Im [[Ayurveda]] würde man letztlich Melancholie als einen weiteren Aspekt des [[Kapha]]-Elementes sehen. Melancholie, also schwarze Galle, das drückt so ein bisschen aus, es ist irgendwie schwarz, es ist ein bisschen gekränkt, man ist nicht in seiner Mitter, in seinem [[Selbstwertgefühl]], man ist irgendwie unruhig und gleichzeitig depressiv und müde. Melancholie gilt aber als ein Grundtemperament und wenn die alten [[Mediziner]] von Melancholie gesprochen haben, als Grundtemperamt, war das nichts Negatives, unterschiedliche [[Mensch]]en sind eben unterschiedlich.
 
Und es ist gut, dass es die Sanguiniker gibt, die Dinge ein bisschen leichter nehmen. Es ist gut, dass es die Choleriker gibt, die engagiert sind und mit [[Feuer]] etwas tun. Es ist gut, dass es die Phlegmatiker gibt, die überall ein bisschen [[Ruhe]] reinbringen und die Sachen beständig machen. Und es ist auch gut, dass es die Melancholiker gibt, die so ein bisschen die Sache auch von der schwarzen Seite her sehen, die sehen, was so alles schiefgehen kann, die irgendwo pessimistisch sind und die außerdem erkennen, dass die [[Welt]] doch ziemlich hohl ist.
 
[[Mensch]]en sagen, sie würden etwas tun und sie tun es nicht, Menschen wollen etwas tun und sie tun es doch nicht, Menschen streiten sich, [[Leben]] hat einen [[Anfang]], [[Leben]] hat ein [[Ende]], etwas, woran man sich gewöhnt hat, verschwindet wieder und das, was man heute schön findet, findet man morgen nicht schön. Letztlich kann man schon sagen, die [[Welt]] ist ganz eitel, so hat es [[Salomo]] gesagt. Eitel heißt jetzt nicht, sie will schön aussehen, sondern das, was Salomo gesagt hat, es ist alles ganz eitel, heißt, es ist alles vergeblich.
 
In diesem [[Sinne]], man kann sagen, die Melancholiker schauen tief und sie sind tiefblickend. Und die [[Fähigkeit]] zur Melancholie wird nicht ausreichend gewürdigt in unserer [[Gesellschaft]]. In früheren [[Zeit]]en gehörte es fast zum guten Ton dazu, melancholisch zu sein. [[Goethe]] hatte seine tief melancholischen Phasen, die meisten Künstler, [[Genie]]s haben ihre melancholischen Phasen, wo sie irgendwo ganz zurückgezogen sind, irgendwo traurig sind und dann natürlich sich fragen: "Vor dem Hintergrund der [[Vergänglichkeit]] der [[Welt]], was gilt es, zu tun?"
 
Heutzutage wird jemand gleich als depressiv und behandlungsbedürftig eingestuft. Ich glaube inzwischen ist es sogar so, wenn man drei Wochen in einer schlechten [[Stimmung]] ist, gilt man als depressiv und wenn es über drei Monate andauert, dann ist es vielleicht sogar schon eine [[Psychose]] und dann ist man behandlungsbedürftig, muss [[Medikament]]e nehmen usw. Natürlich gibt es auch die behandlungsbedürftige [[Depression]] und natürlich gibt es auch depressive [[Problem]]e, die auf irgendwelche Kindheitstraumata beruhen und da ist es sicherlich gut, wenn man dort etwas tut. Aber manchmal kann man auch einfach sich bewusst machen, wenn man etwas Anstrengendes gemacht hat, dann ist es normal, dass man nachher ein bisschen ausgepowert ist und dann vielleicht ein bisschen [[Ruhe]] geben will.
 
Die Melancholie nach einer anstrengenden Phase ist durchaus etwas Normales. Man kennt ja auch die so genannte [[Kindsbettdepression]]. Wenn [[Frau]]en irgendwo schwanger waren neun Monate lang und dann die [[Anstrengung]]en der [[Geburt]], und dann irgendwo kommt eine gewisse Phase der Melancholie. Und das ist auch irgendeine Weise, wie die [[Psyche]] sich an ein neues Lebensstadium anpasst. Natürlich, auch dort braucht es [[Hilfe]] usw., aber erstmal ist etwas Natürliches.
 
Oder angenommen, du hattest eine [[Enttäuschung]], natürlich gibt es eine Phase von Melancholie, eine Art von [[Trauerphase]]. Und natürlich, angenommen, man schaut tiefer hinein in etwas, dann wird man auch feststellen, es ist alles ganz eitel, wie Salomo gesagt hat, letztlich, vieles ist vergeblich, die [[Mensch]]en plustern sich auf und was ist dahinter? Da kann man schon melancholisch werden.
 
So gab es auch mal, ich glaube in der [[Psychologie]], so einen Titel einer Zeitschrift, "[[Lob]] der Melancholie" und dort wurde irgendwo gesagt, unter den berühmten Künstlern, den berühmten [[Wissenschaft]]lern, den großen [[Musik]]ern und anderen ist ein überproportionaler Anteil von Melancholikern. Melancholie hat als große [[Hilfe]], tiefer zu schauen, sich nicht so leicht in [[Oberflächlichkeit]]en zu verlieren. Und wenn man sich als solches wertschätzt, wenn man ein melancholisches [[Temperament]] hat oder eine melancholische Phase hat, dann ist das auch nicht mehr so schlimm, denn es ist gut, sich auch dafür zu würdigen und sich als gut anzusehen.
 
Also, wenn du [[selbst]] in einer melancholischen Phase bist, gestehe dir zu, es gibt sicherlich Gründe und du siehst [[jetzt]] vielleicht tiefer. Natürlich, irgendwann wirst du auch wieder rauskommen und ich bin ja [[Yoga|Yogalehrer]], [[Meditation|Meditationslehrer]], natürlich, [[Übung]] von [[Asana]]s, [[Pranayama]], [[Meditation]], [[Tiefenentspannung]] hilft auch wieder, in eine bessere [[Stimmung]] zu kommen. Und [[Swami Sivananda]] hat auch viel geschrieben über positives [[Denken]] und wie man aus einer schwierigen [[Stimmung]] rauskommt. Aber ich glaube, bevor mal [[jetzt]] zu sehr überlegt, wie man rauskommt, gilt es erstmal, die Melancholie als einen wertvollen [[Gemütszustand]] anzuerkennen und dafür dankbar zu sein.


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Version vom 12. Juli 2016, 12:44 Uhr

Melancholie : Was ist Melancholie? Woher stammt das Wort? Wozu ist Melancholie gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Melancholie? Melancholie ist eine Bezeichnung für Schwermut, für Trübsinn und Traurigkeit. Ursprünglich kommt Melancholie von schwarzer Galle. Denn gemäß der Vier-Säfte-Lehre des Hippokrates führt ein Übermaß an schwarzer Galle zu Trübsinn, also zu Melancholie.

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Melancholie ist ein freundlicherer Ausdruck als Depression. Heutzutage wollen Menschen zu schnell aus Phasen der Schwermut wieder rauskommen. Da Melancholie und Schwermut einen schlechten Ruf haben, werden schnell Mittel gegen Depression verordnet. Dabei ist Melancholie durchaus auch wertvoll, gibt einem tiefe Einsichten. Tiefsinn und tiefes Nachdenken, Weltenschmerz und Spiritualität, kann durchaus auch mit Melancholie verbunden sein.

Melancholie als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Man kann Melancholie übersetzen als Schwermut, man kann es übersetzen als Traurigkeit, als Depressivität, als schlechte Stimmung, als Energiearmut. Das Wort "Melancholie" kommt eigentlich aus dem Griechischen und auch aus dem Römischen, es heißt etwas mit Galle, schwarze Galle. Die alten Römer haben ja letztlich über die Griechen, und die haben letztlich über die Inder, eine so genannte Humores-Lehre gefunden. Und dort gibt es die Melancholie, es gibt die Sanguiniker, es gibt die Choleriker und dann gibt es noch die Phlegmatiker. Und die Melancholiker, das bezieht sich eben auf die so genannte schwarze Galle.

Und so gibt es dann auch die Phlegmatiker, das bezieht auf etwas anderes, also Phlegmatiker, das ist der Schleim, das sind die mehr ruhigen Menschen. Es gibt die Sanguiniker, das sind eher die Leichten. Und dann gibt es die Choleriker und die Choleriker sind natürlich eher wütend, leicht entflammbar. Und Choleriker und Melancholiker, das hat etwas zusammen, Choleriker haben etwas mit Galle zu tun, entspricht dem Pitta-Element, so ähnlich wie Sanguiniker entsprechen im Ayurveda dem Vata-Element.

Und die Phlegmatiker entsprechen im Ayurveda natürlich dem Kapha-Element. Phlegma und Kapha heißt ja auch das gleiche, das ist Schleim. So ähnlich wie Pitta und Choleriker heißt auch das gleiche, eben Galle. Und auch Sanguiniker hat etwas mit Luftelement und Wind zu tun, so ähnlich wie eben auch das Wort "Vata". Gut, Sanguiniker ist eigentlich mehr Blut, aber dieses Blut ist irgendwo leicht, das leicht fließt. Und so ist diese vier Humores-Lehre, die gerade in der mittelalterlichen Medizin wichtig war, letztlich etwas, was vom Ayurveda kommt, wobei eben die Melancholie ein zusätzliches Temperament ist.

Im Ayurveda würde man letztlich Melancholie als einen weiteren Aspekt des Kapha-Elementes sehen. Melancholie, also schwarze Galle, das drückt so ein bisschen aus, es ist irgendwie schwarz, es ist ein bisschen gekränkt, man ist nicht in seiner Mitter, in seinem Selbstwertgefühl, man ist irgendwie unruhig und gleichzeitig depressiv und müde. Melancholie gilt aber als ein Grundtemperament und wenn die alten Mediziner von Melancholie gesprochen haben, als Grundtemperamt, war das nichts Negatives, unterschiedliche Menschen sind eben unterschiedlich.

Und es ist gut, dass es die Sanguiniker gibt, die Dinge ein bisschen leichter nehmen. Es ist gut, dass es die Choleriker gibt, die engagiert sind und mit Feuer etwas tun. Es ist gut, dass es die Phlegmatiker gibt, die überall ein bisschen Ruhe reinbringen und die Sachen beständig machen. Und es ist auch gut, dass es die Melancholiker gibt, die so ein bisschen die Sache auch von der schwarzen Seite her sehen, die sehen, was so alles schiefgehen kann, die irgendwo pessimistisch sind und die außerdem erkennen, dass die Welt doch ziemlich hohl ist.

Menschen sagen, sie würden etwas tun und sie tun es nicht, Menschen wollen etwas tun und sie tun es doch nicht, Menschen streiten sich, Leben hat einen Anfang, Leben hat ein Ende, etwas, woran man sich gewöhnt hat, verschwindet wieder und das, was man heute schön findet, findet man morgen nicht schön. Letztlich kann man schon sagen, die Welt ist ganz eitel, so hat es Salomo gesagt. Eitel heißt jetzt nicht, sie will schön aussehen, sondern das, was Salomo gesagt hat, es ist alles ganz eitel, heißt, es ist alles vergeblich.

In diesem Sinne, man kann sagen, die Melancholiker schauen tief und sie sind tiefblickend. Und die Fähigkeit zur Melancholie wird nicht ausreichend gewürdigt in unserer Gesellschaft. In früheren Zeiten gehörte es fast zum guten Ton dazu, melancholisch zu sein. Goethe hatte seine tief melancholischen Phasen, die meisten Künstler, Genies haben ihre melancholischen Phasen, wo sie irgendwo ganz zurückgezogen sind, irgendwo traurig sind und dann natürlich sich fragen: "Vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit der Welt, was gilt es, zu tun?"

Heutzutage wird jemand gleich als depressiv und behandlungsbedürftig eingestuft. Ich glaube inzwischen ist es sogar so, wenn man drei Wochen in einer schlechten Stimmung ist, gilt man als depressiv und wenn es über drei Monate andauert, dann ist es vielleicht sogar schon eine Psychose und dann ist man behandlungsbedürftig, muss Medikamente nehmen usw. Natürlich gibt es auch die behandlungsbedürftige Depression und natürlich gibt es auch depressive Probleme, die auf irgendwelche Kindheitstraumata beruhen und da ist es sicherlich gut, wenn man dort etwas tut. Aber manchmal kann man auch einfach sich bewusst machen, wenn man etwas Anstrengendes gemacht hat, dann ist es normal, dass man nachher ein bisschen ausgepowert ist und dann vielleicht ein bisschen Ruhe geben will.

Die Melancholie nach einer anstrengenden Phase ist durchaus etwas Normales. Man kennt ja auch die so genannte Kindsbettdepression. Wenn Frauen irgendwo schwanger waren neun Monate lang und dann die Anstrengungen der Geburt, und dann irgendwo kommt eine gewisse Phase der Melancholie. Und das ist auch irgendeine Weise, wie die Psyche sich an ein neues Lebensstadium anpasst. Natürlich, auch dort braucht es Hilfe usw., aber erstmal ist etwas Natürliches.

Oder angenommen, du hattest eine Enttäuschung, natürlich gibt es eine Phase von Melancholie, eine Art von Trauerphase. Und natürlich, angenommen, man schaut tiefer hinein in etwas, dann wird man auch feststellen, es ist alles ganz eitel, wie Salomo gesagt hat, letztlich, vieles ist vergeblich, die Menschen plustern sich auf und was ist dahinter? Da kann man schon melancholisch werden.

So gab es auch mal, ich glaube in der Psychologie, so einen Titel einer Zeitschrift, "Lob der Melancholie" und dort wurde irgendwo gesagt, unter den berühmten Künstlern, den berühmten Wissenschaftlern, den großen Musikern und anderen ist ein überproportionaler Anteil von Melancholikern. Melancholie hat als große Hilfe, tiefer zu schauen, sich nicht so leicht in Oberflächlichkeiten zu verlieren. Und wenn man sich als solches wertschätzt, wenn man ein melancholisches Temperament hat oder eine melancholische Phase hat, dann ist das auch nicht mehr so schlimm, denn es ist gut, sich auch dafür zu würdigen und sich als gut anzusehen.

Also, wenn du selbst in einer melancholischen Phase bist, gestehe dir zu, es gibt sicherlich Gründe und du siehst jetzt vielleicht tiefer. Natürlich, irgendwann wirst du auch wieder rauskommen und ich bin ja Yogalehrer, Meditationslehrer, natürlich, Übung von Asanas, Pranayama, Meditation, Tiefenentspannung hilft auch wieder, in eine bessere Stimmung zu kommen. Und Swami Sivananda hat auch viel geschrieben über positives Denken und wie man aus einer schwierigen Stimmung rauskommt. Aber ich glaube, bevor mal jetzt zu sehr überlegt, wie man rauskommt, gilt es erstmal, die Melancholie als einen wertvollen Gemütszustand anzuerkennen und dafür dankbar zu sein.

Melancholie und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Melancholie in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Melancholie

Ähnliche Eigenschaften wie Melancholie, also Synonyme zu Melancholie sind z.B. Schwermut, Unterscheidungskraft, Entsagung.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Melancholie übertrieben kann ausarten z.B. in Trübsinn, Niedergeschlageneheit, Traurigkeit. Daher braucht Melancholie als Gegenpol die Kultivierung von Optimismus, Lebensfreude, Frohsinn, Fröhlichkeit.

Gegenteil von Melancholie

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Melancholie, Antonym zu Melancholie :

Melancholie im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Melancholie

Melancholie kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Melancholie in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Melancholie zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Melancholie kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein melancholischerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Melancholie ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Melancholie ". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation:
  • Ich bin melancholisch.

Affirmationen zum Thema Melancholie

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Melancholie . Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.

Klassische Autosuggestion für Melancholie

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin melancholisch.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin melancholisch. Om Om Om.
  • Ich bin ein Melancholliker, eine Melanchollike

Entwicklungsbezogene Affirmation für Melancholie

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin melancholisch " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Melancholie.
  • Ich werde melancholisch.
  • Jeden Tag werde ich melancholischer.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Melancholie.

Dankesaffirmation für Melancholie:

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag melancholischer werde.

Wunderaffirmationen Melancholie Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr melancholisch. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Melancholie entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr melancholisch zu sein.
  • Ich bin jemand, der melancholisch ist.

Gebet für Melancholie

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Melancholie:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Melancholie.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein melancholischer Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Melancholie mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Was müsste ich tun, um Melancholie zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Melancholie zu entwickeln?
  • Wie könnte ich melancholisch werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Melancholie.
  • Angenommen, ich will melancholisch sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre melancholisch, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Melancholie kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als melancholischer Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Melancholie

Eigenschaften im Alphabet nach Melancholie

Literatur

Weblinks

Seminare

Depression und ihre Überwindung

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Yogalehrer Ausbildung

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