Karkati
Karkati (Sanskrit: कर्कटी karkaṭī f.) Krebsweibchen; Zuckermelone (Chirbhata); Schwammkürbis (Devadali); die Frucht (Phala) des Roten Seidenwollbaums (Bombax ceiba, Shalmali); Trinkkrug; Name eine Dämonin (Rakshasi).
Bilder zu Karkati (Roter Seidenwollbaum)
Die Geschichte von Karkati
Artikel aus Stories from Yoga Vasishtha von Swami Sivananda. The Divine Life Society Publication, 9. Auflage, Uttarakhand, 2009, 23-30.
Lies hier eine Geschichte über die Dämonin Karkati, die Swami Sivananda nacherzählt:
"Oh Rama! Ich werde dir jetzt eine sehr interessante Geschichte über eine mächtige Rakshasi (Dämonin) erzählen, die viele intelligente Fragen zur Beantwortung stellte. Dies wird dich von all deinen Zweifeln befreien."
An den Nordhängen des Himalaya lebte eine Rakshasi namens Karkati (ein verwachsener Krebs). Sie war schwarz wie Tinte und hart wie Stein, ihre Glieder so stark, dass sie die robuste Salweide spalten konnten. Sie besaß einen großen Mund und halbmondförmige Zähne. Ihre Augäpfel sprühten wie Feuer. Ihre beiden Schenkel waren wie große Dattelbäume. Ihr lautes Lachen klang wie Donner. Ihre scharfen, gebogenen Nägel waren wie Dolche.
Nichts konnte den unstillbaren Hunger dieses dickbäuchigen Monsters stillen. Auch wenn alle Lebewesen von Jambudwipa ihr zur Beute fielen, würde sie dies nur ein karges Mahl nennen. Sie ging zum Himalaya und führte dort konsequent Tapas durch. Sie nahm ein Bad, stand auf einem Bein am Boden und richtete ihre Augen auf die Sonne. Sie unterzog sich tausend Jahre lang derartiger Tapas. Sie setzte ihren massigen Körper den Anstrengungen von Hitze und Kälte aus.
Nachdem die tausend Jahre vorüber waren, erschien ihr Brahma. Sie kniete geistig vor ihm nieder. Innerlich dachte sie sich: „Wenn ich ein eisenharter Jiva Suchika werde (eine lebende Nadel), kann ich in die Körper aller Lebewesen auf der Welt eindringen und so viel Nahrung wie ich benötige vertilgen. Ich werde nach Herzenslust das Blut aller Lebewesen aussaugen und mein ständig wachsendes Hungergefühl befriedigen.“
Als ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, sagte Brahma: „Oh Karkati, deine Verehrung erfreut mich. Ich werde dir die gewünschte Gnade erteilen. Auch böse Menschen können alles von mir haben, wenn sie konsequent Tapas ausüben.“ Karkati sagte: „Lass mich ein Jiva Suchika werden – eine lebende Nadel.“ Brahma antwortete: „So sei es. Du sollst eine Suchika werden und die Vorsilbe „Vi“ vor deinen Namen erhalten. Von nun an heißt du "Visuchika". Du sollst jene heimsuchen, die ungesund essen, die unmäßig und böse sind und die an ungesunden Orten verweilen. Du erscheinst in der Gestalt des Windes in den Gedärmen und verursachst Galle, Blähungen, Darmkoliken, Vergrößerung der Milz und Cholera (Visuchika).“
Mit diesen Worten verschwand Brahma. Karkati nahm die Form eines Jiva Suchika an und begann, in die Körper aller Lebewesen einzudringen und sich von deren Blut zu ernähren. Sie war sehr zufrieden. Ihr Hunger war gestillt. Dann dachte sie nach: „Ich habe viele Menschen umsonst heimgesucht. Ich besitze ein sehr grausames Herz. Ich möchte nicht länger ein solches Leben führen. Ich werde wieder Tapas ausführen und Wissen erlangen.“
Wieder unterzog sie sich für weitere tausend Jahre am Himalaya den Tapas. Sie wurde von der Bürde ihrer Sünden befreit. Sie wurde von Liebe und Hass befreit. Jnana dämmerte in ihr. Sie erwarb das Licht des Wissens. Sie erfuhr das wirklich Wissenswerte. Sie fühlte wahre Wonne in ihrer Seele.
Nun kam Brahma freiwillig zu ihr und sagte: „Oh Karkati! Nun hast du die Erleuchtung erlangt. Du bist ein Jivanmukta geworden. Von nun an bleibst du in deiner alten Gestalt einer Rakshasi. Hafte dich an die Körper jener, die ohne Atma Jnana und ebenso grausam und böse sind. Geh zu den Unwissenden und erleuchte sie mit dem von dir erlangtem Wissen. Denn es gehört zur Natur der Guten und Großen, dass sie die Unwissenden von ihren Fehlern befreien. Verwende denjenigen, der dieses Wissen nicht annimmt, wenn es ihm durch dich angetragen wird, als passende Nahrung für dich.“ Mit diesen Worten verschwand Brahma.
„Karkati meditierte tief über den nondualen Brahman und verblieb lange Zeit in Nirvikalpa Samadhi. Als sie wieder in ihren Normalzustand zurückkehrte, überfielen sie Hungerattacken. Solange der Körper im gleichen Zustand verweilt, gibt er nie sein Dharma oder seinen Appetit auf. Sie erachtete das Töten von Tieren als Nahrungsquelle für sündhaft. Sie ging zu den Abhängen des Himalayas und erreichte das Land der Jäger. Sie hatte vor, die Körper der Unwissenden in Übereinstimmung mit den Anweisungen Brahmas zu verzehren. In der finsteren Nacht sah sie einen König und seinen Minister durch den Wald wandern. Des Königs Name war Vikrama. Karkati dachte erfreut, sie hätte schließlich eine richtige Mahlzeit gefunden. Sie wollte sie prüfen, ob sie Jnanais wären oder nicht. Sie gröhlte: „Wer seid ihr? Seid ihr Weise oder Unwissende? Ihr seid eine leichte Beute für mich geworden und euer Schicksal liegt bald in meinen Händen.“
Der König erwiderte: “Oh du Dämon! Gib nicht zu sehr an. Zeig uns deine Macht sofort. Was willst du wirklich? Nur Unwissende sehnen sich nach den Früchten ihrer Taten. Weise Menschen führen tugendhafte Handlungen immer ohne Früchte zu erwarten aus. Böse Menschen wie dich können wir wie Moskitos wegblasen. Wir sind sogar im Traum imstande, jeglichen Gegenstand jeglicher Person zu geben. Der Weise führt seine Taten mit ruhigem Geist, der von Vernunft und praktischem Wissen unterstützt wird, aus.“
Karkati begann zu vermuten, dass es sich um Weise handelte. So dachte sie nach: „Dies sind keine einfachen Menschen. Ein reiner, weiser Mensch kann durch seine Sprache, sein Gesicht und seine Augen beurteilt werden. Seine Seele drückt sich äußerlich durch die Mimik seines Gesichtes, seiner Augen und dem Klang und Ton seiner Sprache aus. Die Wörter, das Gesicht und die Augen spiegeln die inneren Gedanken eines Weisen wider. Dies gehört zusammen wie Salz und Wasser im Meer. Der Geist, die Worte und die Handlungen stimmen nur bei einem Weisen überein, jedoch nicht bei einem Narren. Diese Weisen können von mir nicht zerstört werden, weil sie aufgrund ihres Wissens und ihrer moralischen Exzellenz unzerstörbar sind. Ihnen ist spirituelles Wissen, ohne das es kein richtiges Verständnis geben kann, bekannt. Das Wissen über die Unzerströrbarkeit der Seele vernichtet die Furcht vor dem Tod.“
„Karkati sagte dann: Sagt mir, oh ihr sündenfreien Menschen, die ihr so mutig und wertvoll seid, wer seid ihr und wo kommt ihr her?“
„Der Minister erwiderte: „Dies ist der König aller Kiratas und ich bin sein Minister. Wir patroullieren nachts dieses Land, um die Tugendhaften zu beschützen und die Bösen zu bestrafen.“
Karkati sagte: „Auch ein guter König wird ein schlechter Mensch, wenn er auf die Ratschläge eines teuflischen Ministers hört und auch ein schlechter König wird ein tugendhafter Mensch, wenn er auf die weisen Ratschläge eines tugendhaften Ministers hört. Andererseits führt ein weiser und tugenhafter König zu einem tugendhaften Minister; ein böser König aber zu einem schlechten Minister. Wenn ein tugendhafter König den weisen Rat eines weisen und tugendhaften Ministers erhält, so kann er alles in den drei Welten erreichen. Wie der König ist, so werden auch seine Untertanen sein. Jene, die spirituelles Wissen haben, die eine universelle Sicht bewahren und Wissen über die Shastras haben und die edel und gut sind, verdienen es, Könige oder Minister zu werden. Ich werde euch eine Anzahl von philosophischen Fragen stellen. Solltet ihr in der Lage sein, passende Antworten zu wissen, dann könnt ihr wie Blumen einen Platz auf meinem Haupt einnehmen. Anderenfalls werdet ihr beide mein Opfer und eine überaus herzhafte Mahlzeit für mich. Ihr werdet wie Brennstoff für mein nun in meinem Magen tobendes Verdauungsfeuer sein.“
Der König sagte: „Oh Karkati! Stell jetzt deine Fragen. Ich werde sie richtig beantworten.“
Vasishtaha fuhr fort: „Oh lotusäugiger Rama! Höre den von der Rakshasi gestellten Fragen aufmerksam zu. Sie lauten:
„(1) Was ist das für ein Atom, das die Ursache des Ursprungs, der Erhaltung und Zerstörung der unzählbaren Welten ist, die wie die vielen Blasen auf der Meeresoberfläche auftauchen? (2) Was ist das, das Akasha ist und es dennoch nicht ist? (3) Was ist das, das, obwohl grenzenlos, doch Grenzen hat? (4) Was ist das, das, obwohl es sich bewegt, doch bewegungslos ist? (5) Was ist das, das, obwohl es ist, doch nicht ist? (6) Was ist das, was sich als Chit (Bewusstsein oder Intelligenz) und dennoch so unbelebt wie ein Stein ist? (7) Was ist das, das Bilder in Akasha malt? (8) Was ist das für ein Atom, in dem der ganze Makrokosmos wie ein Baum im Samen verborgen ist? (9) Wo nehmen alle Dinge wie Schaum im Meer ihren Ursprung? Und (10) in was gehen sie wieder auf?“
„Der Minister antwortete: „Höre mich, oh Frau mit dem dunklen Teint! Und gab die folgenden Antworten:
Antwort 1: „Alle deine Fragen beziehen sich auf den höchsten, nichtdualen Brahman, der dem Geist und den fünf Sinnen nicht zugänglich ist und noch feinstofflicher als Akasha ist. Er ist das Atom der Atome. Er ist absolutes Bewusstsein. Er ist grenzenloses Wissen.
Antwort 2: „Brahman oder das Höchste Selbst durchdringt alles und ist feinstofflich. Er bekommt keine Unterstützung (Niralamba). Er besitzt weder Innen noch Außen. Deshalb kann man sagen, dass Brahman Akasha selbst ist. (Allgemein wird Brahman mit Akasha verglichen. Aber der Vergleich hinkt. Brahman kann nur mit Brahman verglichen werden.) Und dennoch ist Er nicht Akasha, da Er reines Bewusstsein oder Intelligenz selbst ist. Akasha ist unbelebt. Es ist ein Geschöpf der Maya.
Anwort 3: „Brahman leuchtet in Seinem eigenen Glanz. Er kennt keinen Ruhepunkt. Er ist jenseits von Zeit, Raum und Ursache. Er durchdringt alles. Er ist unteilbar und ewig. Er verweilt nirgends. Daher kennt er keine Grenzen. Dennoch weilt Er als innere Seele oder als absolutes Sat für immer in allen Lebewesen.
Antwort 4: „Brahman selbst ist unbeweglich (Achala), da Er außerhalb seiner selbst keinen Raum hat. Er füllt sich selbst aus (Paripoorna). Durch die Beziehung mit dem Körper und den vielen Gegenständen bewegt er sich.
Antwort 5: „Brahman ist absolutes Sat oder absolute Existenz. Alleine Brahman existiert. Deshalb ist Er. Er ist unsichtbar für das bloße Auge. Weltlich ausgerichtete Menschen verleugnen Seine Existenz. Man kann nicht auf Ihn zeigen und sagen: „Dies ist Brahman“. Deshalb gibt es Ihn nicht.
Anwort 6: „Brahman ist absolutes Bewusstsein. Er ist selbstleuchtend. Er ist das Licht aller Lichter. Brahman selbst manifestiert sich im Stein, in der Erde, im Eisen oder anderen unbelebten oder empfindungslosen Gegenständen. Er besitzt zwei Aspekte: Bewusstsein und Materie. Die Materie ist unbelebt. Der Geist ist reines Bewusstsein."
Anwort 7: „Er ist es, der die Bilder der Anzahl an Universen in der Chidakasha malt, die sehr feinstofflich, aus sich selbst existierend und rein ist.
Anworten 8, 9 und 10: „Die verschiedenen Welten stammen von Brahman. Sie existieren in Brahman und lösen sich schließlich wie Blasen im Ozean in Brahman wieder auf. Die verschiedenen Welten sind von Brahman untrennbar. Sie sind nichts anderes als nur Brahman. Sie sind Manifestationen Brahmans. Nur Brahman existiert. Dieses vielfältige Universum existiert nicht wirklich. Die Welt existiert nur durch Sankalpas. Wenn alle Sankalpas vollständig zerstört sind, löst sich diese Welt auf. Die Sankalpas bringen dieses Universum hervor. Das Unwissen verursacht die Grenzen unserer Weltlichkeit und die wiederholten Seelenwanderungen zusammen mit ihren Begleitübeln.
Oh Karkati! Du hast dich mit deinen Fragen nur auf Brahman bezogen, der sich Selbst im Universum manifestiert und dennoch nicht dual ist, unteilbar, ewig, alles durchdringend und selbsterleuchtend. Jivanmuktis oder befreite Weise nehmen dieses Höchste Selbst oder die einzige Wirklichkeit, die in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft besteht, wahr. Parabrahman ist Sattva oder reines Sein. Es ist zwischen Sat (Sein) und Asat (Nichtsein) angesiedelt. Brahman existiert auch noch, wenn sich das Universum aufgelöst hat. Brahman sollte von einem reinen Geist sofort nach der Auslöschung der Sankalpas und Vikalpas verwirklicht werden. Dies ist Aparoksha Brahma Jnana. Das Studium der Bücher über Atma Jnana kann nur indirektes Wissen über Brahman verleihen. Dies ist Paroksha Brahma Jnana.“
Karkati war über die intelligenten Antworten des Königs hocherfreut. Sie sagte: „Du und der Minister, ihr seid wahre Weise. Ihr verdient es, in dieser Welt verehrt zu werden. Ihr beide leuchtet wie die Sonne des Wissens (Jnana Surya). Eure Worte des Wissens fühlten sich für mich wie Nektar an. Mein Körper ist jetzt kühl und erfrischt. Wer sich mit Jnanis abgibt, ist wirklich gesegnet. Alle Menschen sollten eure heiligen Füße auf ihr Haupt stellen. Oh König! Wie kann ich dir jetzt dienen? Befehle mir.“
Der König sagte: "Oh Karkati! Töte in Zukunft für deine Nahrung keine Menschen mehr. Verletze niemals ein Lebewesen.“
Karkati sagte: „Gut, mein Herr. Ich werde dir die Wahrheit sagen: Von nun an werde ich niemanden mehr töten.“
Der König sagte: „Wenn dem so ist, oh du Verzehrer tierischen Fleisches, dann sage mir, wie du deinen Körper erhalten willst, wenn du auf tierische Nahrung verzichtest?“
Karkati erwiderte: „Ich ziehe mich wieder auf den Gipfel des Berges zurück und übe lange Zeit Nirvikalpa Samadhi. Ich werde den daraus fließenden Nektar trinken. Am Ende werde ich den Körper verlassen und Videhamukti (verkörperte Erlösung) erlangen. Ich sage dir nun, oh König, dass ich bis an mein Lebensende kein Lebewesen töten oder verletzen werde. Du kannst dich auf mein Wort verlassen.“
Der König sagte: „Oh Karkati! Bitte begleite uns zu unserem Palast und bleibe bei uns. Ich werde dir im Überfluss die Körper von Räubern und Bösewichten, die grausame Verbrechen begehen, geben. Nachdem du dein Feuer im Magen mit einem ausgiebigen Mahl dieser Bösewichte gestillt hast, kannst du meditieren.“
Karkati willigte ein. Sie nahm die elegante Gestalt Lakshmis an und begleitete den König und den Minister zu ihrem goldenen Palast. Der König sammelte innerhalb von sechs Tagen dreitausend Bösewichte. Sie wurden Karkati zur Speise übergeben. Sie nahm Karkatis Gestalt wieder an und schulterte die dreitausend Bösewichte. Dann verließ sie den König und den Minister und kehrte zum Himalaya zurück. Nachdem sie sich mit der Speise gestärkt hatte, rastete sie ein wenig und ging in Samadhi. Gewöhnlich tauchte sie nach einer Zeit von vier oder fünf, manchmal sogar sieben Tagen aus Samadhi wieder auf. Dann pflegte sie an den Hof des Königs zu gehen, um dort mit dem König und dem Minister einige Zeit im Satsang zu verbringen. Dann kehrte sie mit der üblichen Beute an Bösewichten zu ihrer Unterkunft am Himalaya zurück. Bis zum heutigen Tag sind sich der König und Karkati freundlich gesonnen.“
Dies erzählte Vasishtha dem hochherzigen Rama.
Siehe auch
- Karkata
- Gramyakarkati
- Vrittakarkati
- Gopalakarkati
- Gopakarkatika
- Madhukarkatika
- Atma Vichara
- Auflösung
- Befreiung
- Erkenntnis
- Existenz
- Mumukshu
Literatur
- Swami Sivananda: Stories from Yoga Vasishtha, The Divine Life Society Publication, 9. Auflage, Uttarakhand, 2009.
Weblinks
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