Sanskrit Kurs Lektion 92: Unterschied zwischen den Versionen

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*Der Ablativ ([[Panchami]]) '''abhyāsataḥ''' bezeichnet hier eine Ursache bzw. Voraussetzung. Er ist mit dem Suffix ([[Pratyaya]]) '''-[[tas]]''' ('''abhyāsa + tas''') gebildet.
*Der Ablativ ([[Panchami]]) '''abhyāsataḥ''' bezeichnet hier eine Ursache bzw. Voraussetzung. Er ist mit dem Suffix ([[Pratyaya]]) '''-[[tas]]''' ('''abhyāsa + tas''') gebildet.


*Die [[Nipata|Verbindungspartikel]] '''ca''' "und" steht häufig nur hinter dem letzten Wort einer Aufzählung, und nicht wie im Deutschen, zwischen den Wörtern. Es verknüpft in diesem Satz die drei logischen Objekte miteinander: '''jaṭhara-pradīptim, ... kuṇḍalinī-prabodhaṃ candra-sthiratvaṃ ca'''.
*Die [[Nipata|Verbindungspartikel]] '''ca''' "und" steht häufig nur hinter dem letzten Wort einer Aufzählung, und nicht - wie im Deutschen - zwischen den aufgezählten Wörtern. Im vorliegenden Satz werden die drei logischen Objekte miteinander verknüpft: '''jaṭhara-pradīptim, ... kuṇḍalinī-prabodhaṃ candra-sthiratvaṃ ca''' (d.h. '''a, b und c''').


*Die [[Sanskrit Verb|Verbform]] '''dadāti''' ("gibt, verleiht") ist die 3. Person Singular ([[Indikativ]] Präsens [[Aktiv]] bzw. [[Parasmaipada]]) der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] '''[[da|dā]]''' "geben" (3. bzw. [[Hu Klasse]]).  
*Die [[Sanskrit Verb|Verbform]] '''dadāti''' ("gibt, verleiht") ist die 3. Person Singular ([[Indikativ]] Präsens [[Aktiv]] bzw. [[Parasmaipada]]) der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] '''[[da|dā]]''' "geben" (3. bzw. [[Hu Klasse]]).  

Version vom 8. März 2019, 09:27 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Die Verben der 3. Klasse bzw. Hu Klasse (3)

In den Lektionen 90 und 91 haben wir die Beugung (Konjugation) der Verben der 3. Klasse (Hu Klasse, athematische Konjugation) in der Gegenwart betrachtet. Nun folgt ein weiterer Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika, die Auflösung des Verb-Rätsels aus Lektion 91 sowie ein neues Verb-Rätsel.

Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein im Versmaß Upajati abgefasster Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Asanas gewidmet ist. Der 29. Vers beschreibt die Wirkungen von Matsyendrasana, dem "Sitz Matsyendras" bzw. vollständigen Drehsitz.


मत्स्येन्द्रपीठं जठरप्रदीप्तिं प्रचण्डरुग्मण्डलखण्डनास्त्रम् |
अभ्यासतः कुण्डलिनीप्रबोधं चन्द्रस्थिरत्वं च ददाति पुंसाम् || १.२९ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
matsyendra-pīṭhaṃ jaṭhara-pradīptiṃ pracaṇḍa-rug-maṇḍala-khaṇḍanāstram |
abhyāsataḥ kuṇḍalinī-prabodhaṃ candra-sthiratvaṃ ca dadāti puṃsām || 1.29 ||


  • vereinfachte Transkription:
matsyendra-pitham jathara-pradiptim prachanda-rug-mandala-khandanastram |
abhyasatah kundalini-prabodham chandra-sthiratvam cha dadati pumsam || 1.29 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
matsyendra-pīṭham : die Körperhaltung ("Sitz", Pitha, Nom. Sg. n.) des Matsyendra
jaṭhara-pradīptim : das Aufflammen ("Glanz", Pradipti, Akk. Sg. f.) des Verdauungsfeuers ("Magens", Jathara)
pracaṇḍa-rug-maṇḍala-khaṇḍanāstram : eine Waffe (Astra, Nom. Sg. n.) zum Beseitigen ("Zerstückeln", Khandana) einer (ganzen) Schar, Menge (Mandala) von überaus heftigen, grimmigen, schrecklichen (Prachanda) Krankheiten (Ruj)
abhyāsataḥ : aufgrund der Praxis, durch das Üben (Abhyasa, Abl. Sg. m.)
kuṇḍalinī-prabodham : das Erwachen (Prabodha, Akk. Sg. m.) der Kundalini
candra-sthiratvam : die Beständigkeit, Bewegungslosigkeit, Festigkeit (Sthiratva, Akk. Sg. n.) des Mond(-Nektars, Chandra)
ca : und (Cha, Partikel)
dadāti : gibt, verleiht, verursacht (, Verb)
puṃsām : den Menschen (Pums, Gen. Pl. m.)


  • Übersetzung:
Die Matsyendra-Stellung (Matsyendrasana), die eine (mächtige) Waffe zum Beseitigen einer Menge schlimmer Krankheiten ist, verleiht den Menschen bei (regelmäßiger) Praxis eine Stärkung des Verdauungsfeuers, das Erwachen der Kundalini, und Beständigkeit (d.h. das Nichtherabfließen) des Mond(nektars).


Erläuterungen

  • Syntax (Anvaya): Dieser Vers besteht aus einem einzigen Satz (Vakya), dessen syntaktische Grundstruktur das Verb dadāti und das logische Subjekt matsyendra-pīṭham bilden: "Die Matsyendra-Stellung ... verleiht ...". Aufgrund der aktiven Konstruktion des Verbs (Kartari Prayoga) steht das logische Subjekt (Kartri) im Nominativ und das logische Objekt (Karman) im Akkusativ.
  • Der Nominativ (Prathama) matsyendra-pīṭham ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung dadāti.
  • Die Akkusative (Dvitiya) jaṭhara-pradīptim, kuṇḍalinī-prabodham und candra-sthiratvam sind logische Objekte (Karman) der Verbalhandlung dadāti. Alle drei Komposita (Samasa) gehören zum Typ Tatpurusha, bei dem das Hinterglied (Determinatum) durch das Vorderglied (Determinans) näher bestimmt wird.
  • Das Kompositum pracaṇḍa-rug-maṇḍala-khaṇḍanāstram gehört ebenfalls zum Typ Tatpurusha und ist eine nähere Bestimmung zu matsyendra-pīṭham. Es steht daher gleichfalls im Nominativ Singular Neutrum. Dieses fünfgliedrige Kompositum kann zum Zwecke seiner Analyse (Vigraha) in die zwei Komposita pracaṇḍa-rug-maṇḍala und khaṇḍanāstra (khaṇḍana + astra) zerlegt werden, wobei ersteres wieder das Vorderglied des letzteren darstellt.
  • Der Ablativ (Panchami) abhyāsataḥ bezeichnet hier eine Ursache bzw. Voraussetzung. Er ist mit dem Suffix (Pratyaya) -tas (abhyāsa + tas) gebildet.
  • Die Verbindungspartikel ca "und" steht häufig nur hinter dem letzten Wort einer Aufzählung, und nicht - wie im Deutschen - zwischen den aufgezählten Wörtern. Im vorliegenden Satz werden die drei logischen Objekte miteinander verknüpft: jaṭhara-pradīptim, ... kuṇḍalinī-prabodhaṃ candra-sthiratvaṃ ca (d.h. a, b und c).
  • Der Genitiv (Shashthi) puṃsām steht hier im Sinne eines Dativs (Chaturthi) und bezeichnet den "Empfänger der Handlung" (Sampradana), also denjenigen, dem die Handlung zugute kommt.
  • Sandhi: Die Endung m von matsyendra-pīṭham, jaṭhara-pradīptim, kuṇḍalinī-prabodham und candra-sthiratvam geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen werden kann. Im wortinternen Sandhi verschmelzen in matsyendra a und i zu e (matsya + indra) sowie in khaṇḍanāstra a und a zu ā (khaṇḍana + astra). Das stammauslautende j von ruj wird im absoluten Auslaut zunächst zu stimmlosem k, und im Kompositum vor folgendem stimmhaften Konsonanten (hier: m) zu stimmhaftem g: rug-maṇḍala.

Fragen und Feedback

Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an Dr. phil. Oliver Hahn. Er ist Indologe und Autor für Yoga Wiki, Seminarleiter, Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.

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