Hatha Yoga Schriften: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. Juni 2022, 18:33 Uhr

Hatha Yoga Schriften Die wichtigsten Hatha Yoga Schriften sind: • Hatha Yoga Pradipika, • Shiva Samhita, • Goraksha Shataka, • Gheranda Samhita.

Hatha Yoga Schriften - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Jahrtausende altes Hatha Yoga

Hatha Yoga ist vermutlich uralt. Wir finden schon in der Induskultur (vor über 5000 Jahren) Siegelringe und Figuretten (kleine Figuren), wo Menschen in Yogastellungen dargestellt sind und wo man sehen kann: vermutlich wurden Asanas und Pranayama geübt. In den alten Schriften (den Veden, den Puranas und den Itihasas) finden wir Hinweise darauf, dass Menschen Yoga geübt haben. Dort steht, dass sie Pranayama (Atemübungen) übten, dass sie ihre Körper in Asanas hineinbrachten, dass sie sich mit Rohkost ernährten. Die Hatha Yogis wurden als Tapaswins bezeichnet (als solche, die Askese geübt haben), oder auch als Shramanas (als solche, die spirituelle Praktiken geübt haben).

Verschiedene Zweige der Religiösität im alten Indien

Man sagt, dass es im alten Indien in den vorchristlichen Jahrhunderten drei verschiedene Zweige der Religiösität gab:

  • orthodoxer Brahmanismus

Hier spielten die Brahmanen und Rituale, an denen die Menschen teilnahmen, eine wichtige Rolle.

  • Shramana-Traditionen

Hier ging es darum, individuelle spirituelle Praktiken (eben die Shramanas) zu üben.

  • Volksreligiösität

Vermutlich gab es noch andere Richtungen, darüber wird gerne in der Indologie gesprochen.

Zusammenhang mit den Hatha Yoga Schriften

Was hat dies jetzt mit Hatha Yoga Schriften zu tun? Es gab in dieser Zeit schon Hatha Yogis, die geübt haben, aber es gab noch keine Anleitungen, wie man Hatha Yoga übt. Im indischen Mittelalter, vermutlich zu einer Zeit wo die Hatha Yoga Tradition durch Kriege und religiöse Verfolgungen bedroht war – es gab verschiedene muslimische Einwanderer und Eroberer, manche davon waren sehr tolerant, aber es gab auch Fanatiker, die die Hindus unterdrückt haben – gab es die Notwendigkeit, Schriften niederzuschreiben. Und so wurden vermutlich seit dem 12./13. Jahrhundert diese Hatha Yoga Schriften niedergeschrieben.

Weitere Hatha Yoga Schriften

Natürlich gibt es nicht nur diese vier Hatha Yoga Schriften.

Hatha Yoga Schriften - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Aber letztlich bleibt es dabei: Die vier wichtigsten Hatha Yoga Schriften sind

Diese vier Hatha Yoga Schriften kannst du auch auf unseren Internet-Seiten auf Vidya finden und nachlesen. Sie sind also nicht mehr geheim, sondern du kannst sie lesen.

Merkmale der Hatha Yoga Schriften

  • Die Hatha Yoga Schriften sind alle im Shloka-Versmaß geschrieben: Sie können rezitiert werden und sind relativ leicht auswendig zu lernen - zumindest von Menschen, die dieses Auswendiglernen geübt haben. Im alten Indien waren Bücher kostbar, nicht jeder konnte eine Schrift bekommen, die er dann lesen konnte, sondern er musste es auswendig lernen. Heutzutage gibt es sie natürlich gedruckt als Buch.
  • Die Hatha Yoga Schriften sind mit einem Geheimcode geschrieben, das heißt jemand, der keine Ahnung hat und sie liest wird wenig verstehen. Ich musste beim Lesen alter indologischer Bücher, die über die Hatha Yoga Schriften geschrieben haben, einmal lächeln, wie sehr sie alles missverstanden haben. Die heutigen Indologen sind etwas klüger als die aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, die über die Hatha Yoga Schriften etwas geschrieben haben.

Die vier einzelnen Hatha Yoga Schriften

1.) Hatha Yoga Pradibika „Die Leuchte (Pradipika) auf Hatha Yoga“ ist sicherlich die wichtigste Hatha Yoga Schrift. Sie wurde von einem Yogi namens Svatmarama geschrieben, der die Weisheit des Hatha Yoga in vier Kapiteln beschreibt:

  • 1. Kapitel

Yamas und Niyamas - Grundlagen des Yog - sowie die Asanas (Yogastellungen)

  • 2. Kapitel

- Theorie des Pranas (Lebensenergie) - Pranayama (Atemübungen)

  • 3. Kapitel

- Mudras (kombinierte Energie- und Energieerweckungsübungen), welche insbesondere auf die Kundalini wirken - Was ist Kundalini? - Was sind die Erweckungserfahrungen? - Wie kann man die Kundalini erwecken?

  • 4. Kapitel

- Hatha Yoga Meditationstechniken - Wie kommt man aus Khechari Mudra und Shambhavi Mudra zur Meditation? - Wie kommt man über die Anahata Nada Meditation zur Befreiung?

2.) Shiva Samhita Die „Abhandlung von Shiva“ ist ein Dialog zwischen Shiva und Parvati. Shiva erläutert darin den Hatha Yoga. Shiva Samhita als Hatha Yoga Schrift ist auch eine Vedanta Schrift. Eine Menge der Verse der Shiva Samhita sind aus den Upanishaden entnommen, zum Beispiel "Katha Upanishad". Oft sind es Anspielungen auf Werke von Shankaracharya. Shiva Samhita ist also die Verbindung von Vedanta mit Hatha Yoga. Es ist eine höchst faszinierende Schrift, wo natürlich auch Asanas, Pranayama, Mudras, Bandhas, Kriyas und so weiter beschrieben werden.

3.) Gheranda Samhita Dies ist die ausführlichste der Hatha Yoga Schriften, in welcher die Hatha Yoga Übungen besonders ausführlich beschrieben werden. Gheranda Samhita ist eine Schrift, die dem Yogi Gheranda zugeschrieben wird. Über ihn ist nicht allzu viel bekannt. Er beschreibt Hatha Yoga als „Gatha Yoga (Topfyoga)“. Der menschliche Körper wird wie ein Topf, wie ein Gefäß gesehen. An ihm gilt es zu arbeiten, um so das Prana zu aktivieren, die Kundalini zu erwecken und so Bewusstseinserweiterung zu erreichen. In der Gheranda Samhita spielen insbesondere die Mudras eine wichtige Rolle.

4.) Goraksha Shataka Goraksha Shataka bedeutet „ Die 100 Verse des Goraksha“. Goraksha spielte in Indien eine große Rolle. Er war ein ganz großer Yogameister und lebte vermutlich im indischen Mittelalter. Es gab ein ganzes Volk, welches sich später nach ihm benannte – die Gurkhas, welche später auch in der englischen Armee eine gewisse Rolle spielten. Goraksha begründete auch einen Mönchsorden. Heute, im Jahr 2018, ist ein Mönch aus der Goraksha Tradition (auch Gorakhnath Tradition genannt) Premierminister des indischen Staates Uttar Pradesh, also des größten indischen Bundesstaates, vergleichbar eines Staates in den USA oder eines Bundeslandes in Deutschland – nur mit dem Unterschied, dass Uttar Pradesh mehrere hundert Millionen Einwohner hat. Goraksha war eben nicht nur ein Mönch, sondern auch ein Hatha Yogi. Ihm wird alles mögliche zugeschrieben, und die Goraksha Shataka ist eine Schrift, die in 100 kurzen Versen die Essenz des Hatha Yoga beschreibt.

So weit diese kurze Zusammenfassung der Hatha Yoga Schriften. Wir haben alle diese Schriften auf unseren Internet-Seiten veröffentlicht. Du kannst sie im Original (Sanskrit) lesen, in Wort-für-Wort-Übersetzungen, als Übersetzung und als Kommentar sowie ihre Bedeutung für die Yoga Praxis – alles zu finden auf Yoga Vidya.

Video Hatha Yoga Schriften

Hier findest du einen Videovortrag zum Thema Hatha Yoga Schriften :

Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Seminarleiter zu den Themen Yoga und Meditation.

Hatha Yoga Schriften Audio Vortrag

Hier die Audiospur des oberen Videos zu Hatha Yoga Schriften :

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Siehe auch

Weitere interessante Vorträge und Artikel zum Thema

Wenn du dich interessierst für Hatha Yoga Schriften, dann interessierst du dich vielleicht auch für Harsch, Hare Krishna Bewegung, Handeln im Nichthandeln, Hatha Yogi, Hauspriester, Heilende Hände.

Hatha Yoga Seminare

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