Wohlwollen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. November 2021, 19:22 Uhr
Wohlwollen heißt anderen Gutes zu wünschen. Wohlwollen kann man gegenüber einem einzelnen Menschen, gegenüber einer Gruppe von Menschen oder auch allgemein gegenüber allen Menschen und Geschöpfen hegen. Wohlwollen bedeutet, anderen mit einem offenen Herzen zu begegnen, ihnen Gutes tun zu wollen, ihnen Liebe gegenüber zu empfinden und die Anliegen, Meinungen und Bedürfnisse für wichtig und wertvoll zu erachten.
Wohlwollen umfasst Respekt, Liebe, Wohltätigkeit, Mitgefühl und mehr. Auf dem spirituellen Gebiet ist die Kultivierung von Wohlwollen etwas ganz Entscheidendes. Wer allen Wesen mit Wohlwollen begegnet, ist dem Gefühl der Einheit nahe. Das allgemeine Gebot der Nächstenliebe wird im Alltag sich am meisten als Einstellung des Wohlwollens ausdrücken.
Wohlwollen als Grundlage aller anderen Tugenden
Wohlwollen ist eine tiefe Grundstimmung, anderen Gutes zu tun. Wohlwollen, Sanskrit Maitra Bhavana, Latein Benevolentia bedeutet eine Grundstimmung von Güte und Offenheit gegenüber anderen. Wohlwollen ist eine Form der Liebe, die nichts erwartet. Wohlwollen als innere Einstellung und Gefühl führt zu einer Bereitschaft, anderen Gutes zu tun, kleine Fehler zu vergeben, den Anliegen anderer positiv gegenüber zu stehen. Wohlwollen kann man haben gegenüber einem einzelnen Menschen oder gegenüber einer Gruppe von Menschen.
Ein spiritueller Aspirant entwickelt die Tugend des Wohlwollens gegenüber allen Menschen und allen Geschöpfen. Eines der wichtigsten Charakteristika eines Heiligen ist die Einstellung des Wohlwollens gegenüber allen. Wohlwollen und Güte werden meist in einem ähnlichen Kontext gebraucht.
Wohlwollen als Grundeinstellung eines spirituellen Menschen
Wohlwollen sollte die Einstellung eines spirituellen Menschen sein. "Möge es allen Wesen gut gehen. Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge ich zum Wohlergehen aller Wesen mit beitragen." Das ist ein gutes Gebet, ein guter Vorsatz für den Alltag. Wohlwollen ist eine einfache Form der Liebe. Wohlwollen verbindet. Wohlwollen ist eine wichtige Grundlage für Karma Yoga, uneigennützigen Dienst.
Entwicklung von Wohlwollen
Hier ein paar Tipps zur Entwicklung von Wohlwollen und Güte als Grundgefühl:
Segenswünsche für Wohlwollen
Morgens wiederhole das Gebet bzw. die Segenswünsche:
- Möge es allen Wesen gut gehen
- Möegen alle Wesen Frieden erfahren
- Mögen alle Wesen haben, was sie brauchen
- Mögen alle Wesen Erfüllung finden
- Mögen alle Wesen glücklich sein
- Mögen alle frei von Beschwerden sein
- Mögen sich alle um das Wohlergehen aller kümmern
- Möge niemand an Sorgen leiden
Auf Sanskrit:
- Om Sarvesham Svastir BhavatuSarvesham
- Sarvesham Shantir Bhavatu
- Sarvesham Purnam Bhavatu
- Sarvesham Mangalam Bhavatu
- Sarve Bhavantu Sukhinah
- Sarve Santu Niramayaah
- Sarve Bhadrani Pasyantu
- Ma Kaschid-Dukha-Bhag-Bhavet
Gruß als Wohlwollen
- Wenn du sagst: "Guten Tag", dann meine und fühle es auch: Wünsche dem anderen von Herzen her einen guten Tag
- Wenn du sagst: "Auf Wiedersehen", dann sage innerlich auch: Ich freue mich auf ein Wiedersehen
- Wenn du sagst: "Grüß Gott" oder "Om Namah Shivaya", dann grüße bewusst das Göttliche im anderen
Meditation für Wohlwollen
Es gibt eine Meditation, um Wohlwollen, Liebe und Mitgefühl zu entwickeln. Diese wird Maitri Bhavana Meditation bzw. Metta Bhavana Meditation genannt. Hier ein Video mit einer Maitri Bhavana Meditation:
Herzensverbindung herstellen
Verbinde dich vom Herzen her mit dem Herzen anderer. Fühle den anderen mit deinem Herzen. So spürst du eine Liebe und ein Wohlwollen für den anderen Menschen.
In die Lage des anderen hinein versetzen
Gehe davon aus: Jeder Mensch meint es tief im Inneren gut. Versuche, die Anliegen des anderen mit Wohlwollen anzuerkennen. Auch wenn du nicht allen Anliegen gerecht werden kannst, kannst du dennoch die Anliegen mit Wohlwollen anschauen.
Wohlwollen und Benevolentia
Benevolentia ist das lateinische Wort für Wohlwollen. Das deutsche Wort Wohlwollen ist entstanden aus der Übersetzung des Wortes Benevolentia. Volentia kommt von volere, Wollen. Bene heißt gut. Benevolentia ist eine Haltung des guten Wollens, des Wohlwollens. Benevolentia ist eine gütige Haltung, eine innerlich offene Haltung für die Anliegen des anderen.
Wohlwollen in der Philosophie von Immanuel Kant
Für Immanuel Kant, den wichtisten Philosophen der Aufklärung, war Wohlwollen die wichtigste Tugend. Er nannte sie sogar einzige Primärtugend. Immanuel Kant meinte: ""Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille". Fehle dieser, können alle anderen Tugenden "auch äußerst böse und schädlich werden". Hier spricht Kant ähnlich wie der Apostel Paulus im Hohelied der Liebe: "... hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. (1. Korintherbrief 13)
Die Haltung des Wohlwollens
Wohlwollen ist eine Haltung, die selbstlos auf andere Menschen ausgerichtet ist und Wohlbefinden und Freude bewirken will. Formen des Wohlwollens sind bewusste Solidarität, einfühlendes Mitleid und Mitgefühl, erwidernde Dankbarkeit und spontane Sympathie.
Wohlwollen in Beziehung zu anderen Eigenschaften
Wohlwollen : Was ist Wohlwollen ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Wohlwollen gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Wohlwollen ? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Wohlwollen in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Wohlwollen
Ähnliche Eigenschaften wie Wohlwollen, also Synonyme zu Wohlwollen sind z.B. Gewogenheit, Liebe, Huld, Güte, Sympathie, Freundlichkeit, Erbarmen, Nachsicht, Milde, Gnade,Zuneigung, Geneigtheit, Fefallen, Aufmerksamkeit, Aufgeschlossenheit, Anerkennung, Anteilnahme, Mitgefühl.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Wohlwollen übertrieben kann ausarten z.B. in Parteilichkeit, Subjektivität, Vorurteil, Willkür, Befangenheit, Einseitigkeit. Daher braucht Wohlwollen als Gegenpol die Kultivierung von Strenge, Gerechtigkeit, Gerechtigkeitssinn, Fairness, Objektivität, Redlichkeit, Unvoreingenommenheit, Vorurteilslosigkeit, Unparteilichkeit, Überparteilichkeit, Unbestechlichkeit, Rechtschaffenheit.
Gegenteil von Wohlwollen
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Wohlwollen, Antonyme zu Wohlwollen :
- Positive Gegenteile von Wohlwollen, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Strenge, Gerechtigkeit, Gerechtigkeitssinn, Fairness, Objektivität, Redlichkeit, Unvoreingenommenheit, Vorurteilslosigkeit, Unparteilichkeit, Überparteilichkeit, Unbestechlichkeit, Rechtschaffenheit
- Negative Gegenteile von Wohlwollen, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Hass, Ablehnung, Abneigung, Schikane, Missgunst, Intoleranz, Aggressivität, Feindseligkeit, Antagonismus, Scheußlichkeit, Streitsucht, Rechthaberei, Gehässigkeit, Böswilligkeit, Gemeinheit, Groll
Wohlwollen im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Wohlwollen gehört zur Tugendgruppe 3 Liebe, Zuneigung, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Liebe und Empathie
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Wohlwollen zum Persönlichkeitsfaktor A1 Verträglichkeit hoch: kooperativ, liebevoll, freundlich, mitfühlend
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Wohlwollen zur Grundverhaltenstendenz S - Stetigkeit, Mitgefühl, Teamfähigkeit
- Im Ayurveda zählt man Wohlwollen zum Kapha-Vata Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Wohlwollen
Wohlwollen kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Wohlwollen in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Wohlwollen zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Wohlwollen kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein wohlwollenderer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Wohlwollen ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Wohlwollen ".
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin wohlwollend ".
Affirmationen zum Thema Wohlwollen
Hier einige Affirmationen für mehr Wohlwollen. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.
Klassische Autosuggestion für Wohlwollen
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin wohlwollend
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin wohlwollend. Om Om Om.
- Ich bin ein Wohlwollender, eine Wohlwollende OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Wohlwollen
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin wohlwollend " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Wohlwollen
- Ich werde wohlwollend
- Jeden Tag werde ich wohlwollender
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Wohlwollen
Dankesaffirmation für Wohlwollen :
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag wohlwollender werde.
Wunderaffirmationen Wohlwollen
Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr wohlwollend. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Wohlwollen entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr wohlwollend zu sein.
- Ich bin jemand, der wohlwollend ist.
Gebet für Wohlwollen
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Wohlwollen :
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Wohlwollen
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein wohlwollender Mensch werde
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Wohlwollen mehr und mehr zum Ausdruck bringe
Was müsste ich tun, um Wohlwollen zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Wohlwollen zu entwickeln?
- Wie könnte ich wohlwollend werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Wohlwollen
- Angenommen, ich will wohlwollend sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre wohlwollend, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Wohlwollen kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als wohlwollender Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Wohlwollen
Eigenschaften im Alphabet nach Wohlwollen
Literatur
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda, Götter und Göttinnen im Hinduismus (2008)
- Swami Sivananda, Bhakti und Sankirtan, Hrsg.: The Divine Life Society, 2007
- Swami Sivananda, Inspirierende Geschichten (2005)
- Swami Sivananda, Japa Yoga (2003)
- Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)
Weblinks
- Swami Sivananda: Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere, verwirkliche
- Swami Sivananda, Götter und Göttinnen: Was ist Gott?
- Swami Sivananda: Bhakti
- Bhakti Yoga
- Karma Yoga
Seminare
Liebe
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