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Version vom 18. Mai 2013, 14:07 Uhr
Gedankenkraft ist die Kraft der Gedanken. Gedanken können schöpfen, erhalten und zerstören. Laut Yoga Philosophie gibt es keine größere Kraft in diesem Universum als Gedankenkraft. Indem du lernst, deine Gedanken zu steuern, kannst du deine Gedankenkraft voll nutzen. Gedankenkraft veranlasst dich zum Handeln. Gedankenkraft hält deinen Körper gesund. Gedankenkraft manifestiert sich als deine Ausstrahlung. Mit Gedankenkraft kannst du auch andere Menschen begeistern. Und die Gedankenkraft lässt Dinge geschehen.
Swami Sivananda über Gedankenkraft
Der indische Yoga Meister Swami Sivananda schreibt über die Kraft der Gedanken:
Karma ist Handeln und ebenso das Gesetz von Ursache und Wirkung. Alle Reiche, die unterhalb des Menschenreiches liegen, sind „geistlos“. Darum können sie keine Gedanken erzeugen. Darüberhinaus haben sie keine Vorstellung von Gut und Böse, was man tun sollte und was nicht, und darum können sie kein Karma erschaffen.
Nun wahrlich ist der Mensch Gedanken-geformt; wie ein Mensch in dieser Welt denkt, so wird er, wenn er einst aus ihr gegangen sein wird. (Chhandogya Up. III-14-1). Gerade der Mensch kann Gedankenkraft zum Guten wie auch zum weniger Guten verwenden.
Gedanken sind solide, solider als ein Steinbrocken. Sie haben gewaltige Kraft oder Macht. Benutze diese Gedankenkraft achtsam. Sie kann Dir in verschiedener Weise sehr angenehm zu Diensten sein. Doch missbrauche diese Gedankenkraft nicht willkürlich. Wenn Du diese Gedankenkraft falsch benutzt, wirst Du schnell zu Fall kommen und schreckliche Wirkung wird folgen. Nutze sie dazu, anderen zu helfen.
Sanaka, Sanananda, Sanathsujata und Sanatkumara waren mentale Werke von Brahma. Auf Brahmas einfachen Willen hin wurden diese vier Söhne geboren. Sie schlugen sofort den Weg der Entsagung ein (Nivritti Marga).
Der Mensch dankt an sinnliche Dinge und haftet ihnen an. Er glaubt, dass Früchte sehr gut für den Körper sind. Er strengt sich an, sie zu besitzen. Dann hat er sie wirklich und kann sie genießen. Jetzt hängt er am Obst. Er entwickelt die Gewohnheit, Früchte zu essen, und wenn er mal einen Tag keine bekommt, geht es ihm nicht gut. Durch das Denken kommt die Verhaftung, aus dem Verhaftetsein entsteht Verlangen, Verlangen entwickelt Ärger – Ärger entsteht dann, wenn ein Verlangen aus irgendeinem Grund nicht befriedigt wurde; aus Ärger wird Wahn; im Wahn verliert man das Gedächtnis; Gedächtnisverlust führt zum Verlust des Intellektes; und mit dem Verlust des Intellektes ist der Mensch völlig ruiniert. Wenn Du ewigen Frieden erlangen möchtest, denke nicht an Dinge, sondern denke stets nur an den unsterblichen, glückseligen Atman.
Verlangen an sich sind harmlos. Sie werden durch die Vorstellungskraft oder die Gedankenkraft aktiviert (Sankalpa Sakti). Nur dann richten sie Verwüstung an. Der Mensch schwelgt in Gedanken über Sinnesobjekte. Er stellt sich vor, ganz viel Vergnügen durch sie zu erfahren. Dieses Fantasieren regt Sehnsüchte an. Die Vorstellungskraft kooperiert mit den Sehnsüchten. So werden die Sehnsüchte gekräftigt und aktiviert. Heftig attackieren sie dann den getäuschten Jiva.
Wenn der Geist an weltliche Dinge denkt, herrscht Ordnung. Der Verstand denkt vielleicht an eine Rose und dann denkt er vielleicht an einen Bungalow, Geld, eine Seereise, ein Flugzeug, ein Auto, Restaurants und Filme. Man kann glauben, dass der Geist ziellos umherschweift. Doch es herrscht Ordnung in seinen Bewegungen. Der Gedanke an einen Bungalow kommt, wenn er an eine Rose denkt, denn Rosen werden um Bungalows herum angepflanzt. Sobald er an einen Bungalow denkt, schleicht sich der Gedanke an Geld ein, denn nur ein reicher Mensch mit Geld lebt in einem Bungalow. Dann will der Geist angenehme Dinge mit Geld erleben. Er möchte eine Vergnügungsreise nach Europa machen und da mit dem Flugzeug oder Auto von A nach B fliegen bzw. fahren, in Hotels Leckerbissen essen und in Kinos Filme anschauen.
Zuerst lässt man einen schlechten Gedanken herein. Dann lässt man die Fantasie schweifen. Es macht Freude, diesem schlechten Gedanken nachzugehen. Man erlaubt ihm, im Geist zu bleiben. Schrittweise krallt sich der schlechte Gedanke im Geist fest, wenn man ihm nicht widersteht. Dann wird es sehr schwierig, ihn wieder loszuwerden. Ein Sprichwort besagt: „Reich einem Schurken die Hand und er nimmt den ganzen Arm.“ Das Gleiche gilt für Gedanken.
Gleiches zieht Gleiches an. Wenn Du einen schlechten Gedanken zulässt, zieht dieser Gedanke alle möglichen schlechten Gedanken von Anderen an. Und Du gibst diesen Gedanken ebenso an Andere weiter. Gedanken sind in Bewegung. Gedanken sind eine lebendige Gedankenkraft. Ein Gedanke ist ein Ding. Wenn Du deinem Geist erlaubst, einem erhabenen Gedanken nachzugehen, wird dieser Gedanke gute Gedanken von Anderen anziehen. Und Du gibst den guten Gedanken an Andere weiter. Du verpestest die Welt mit deinen schlechten Gedanken. Mit deinen guten Gedanken verbesserst Du die Welt.
Geschmolzenes Gold, das in einen Schmelztiegel gegossen wird, nimmt die Form des Schmelztiegels an. Genauso nimmt der Geist die Form dessen an, was er durchdringt.
Der Geist nimmt die Form jeglichen Gegenstandes an, an den er intensiv denkt. Wenn er an eine Orange denkt, nimmt er die Gestalt einer Orange an. Wenn er an Gott Krishna denkt, nimmt er die Gestalt von Gott Krishna an. Trainiere den Geist gut und gib ihm passende sattvische Nahrung zum Integrieren. Halte einen sattvischen Hintergrund, Gedanken oder mentales Bild.
Der Geist ist wie ein Rad, das sich endlos mit extremer Geschwindigkeit dreht. Mit jeder Umdrehung erzeugt es neue Gedanken. Dieses Rad wird durch die Vibration von feinstofflichem Prana in Bewegung gebracht.
Das Üben von Pranayama verringert die Geschwindigkeit des Geistes und lässt das Rad immer langsamer werden. Absolute Kontrolle von Prana bringt das Rad zum Stillstand.
Dieselben Gedanken, die einen Menschen während des Tages beschäftigen, gehen ihm auch im Traum durch den Kopf.
Wenn Du voll Reinheit und Konzentration bist, kannst Du den Geist jeden Bhava, den Du möchtest, annehmen lassen. Wenn Du an Barmherzigkeit denkst, ist dein gesamtes Wesen mit Barmherzigkeit erfüllt. Wenn Du an Frieden denkst, ist dein Wesen von Frieden durchdrungen.
Versteht ihr, Freunde, dass eure Gedanken euren Charakter schleifen und euer Schicksal formen? Gedanken sind äußerst mächtig. Mächtiger als Elektrizität. Gedanken kontrollieren euer Leben. Erobert eure Gedanken. Merzt schonungslos Angst-Gedanken aus, egoistische Gedanken, Hass-Gedanken, Gedanken der Begierde und jegliche Art von krankhaften, negativen Gedanken. Diese schlechten Gedanken verursachen Schwäche, Krankheit, Unfrieden, Depression und Verzweiflung. Pflegt positive Gedanken, wie Barmherzigkeit, Mut, Liebe und Reinheit. Die negativen Gedanken sterben von selbst. Probiert es aus und fühlt eure Gedankenkraft. Reine Gedanken erfüllen dich mit neuem, freudvollem Leben.
Erhabene göttliche Gedanken haben einen ungemeinen Einfluss auf den Geist und vertreiben schlechte Gedanken und verändern die Mentalsubstanz. Der Geist wird komplett zu Licht verwandelt, wenn man göttliche Gedanken pflegt.
Der mentale Bhava, die Einstellung, legt die Natur einer Handlung fest und bringt ihre Früchte hervor. Du magst deine Mutter oder deine Schwester oder deine Frau umarmen. Die Geste ist die gleiche, aber der mentale Bhava ist ein anderer.
Beobachte allezeit dein Bhavana (Ideen und Gefühle). Dein Bhava sollte immer sattvisch sein. Pflege stets Brahma-Bhavana. Beobachte den Bhavana während der Meditation. Den Atem brauchst Du nicht zu beobachten.
Die Gedanken, die man im Geist schafft, und die Bilder, die man im täglichen Leben formt, helfen einem dabei, zu erschaffen, wer man ist, oder wer man sein möchte. Wenn man ununterbrochen an den reinen, unsterblichen Atman denkt und mit der Formel „Ich bin Brahman“ meditiert, wird man identisch mit Atman. Wenn man stets an Gott Krishna denkt, wird man identisch mit Krishna. Man wird auf ewig in ihm weilen.
Gedanken gewinnen durch Wiederholung an Stärke. Wenn man einen schlechten Gedanken oder einen guten Gedanken einmal denkt, hat dieser gute oder schlechte Gedanke die Tendenz, erneut aufzutauchen. Gedanken ballen sich zusammen, denn Gleich und Gleich gesellt sich gern. So werden, wenn Du einen schlechten Gedanken pflegst, alle möglichen schlechten Gedanken zusammenkommen und dich runterziehen. Wenn Du einem guten Gedanken nachgehst, werden sich alle guten Gedanken verbinden und dir Auftrieb geben.
Der Geist ist ein Schlingel, ein hampelnder Affe. Täglich muss man ihn disziplinieren. Dann wird er langsam unter Kontrolle gebracht. Nur wenn man den Geist mit praktischer Übung trainiert, kann man die Entstehung schlechter Gedanken und Taten verhindern und kann daraus resultierende schlechte Ereignisse abwehren, die durch Wiederholung entstanden. Nur durch praktisches Üben kann man das Aufkommen guter Gedanken und Taten durch den Geist fördern und kann man gute Gedanken und Taten aufrechterhalten, wenn sie zustanden gekommen sind.
Sei dir auch bewusst, wie sich ein Sankalpa in kurzer Zeit in viele Sankalpas (Vistara) ausweitet. Sagen wir mal, Du bekommst ein Sankalpa, deine Freunde zum Tee einzuladen. Ein Gedanke „Tee“ ruft sofort Gedanken an Zucker, Milch, Teetassen, Tische, Stühle, Tischdecken, Servietten, Löffel, Kuchen, Kekse etc. herauf. So ist diese Welt eine einzige Ausweitung von Sankalpas. Die Ausdehnung der Gedanken auf die Objekte ist Bindung (Bandha). Entsagung von Sankalpa ist Befreiung (Moksha). Man muss immer aufpassen und die Sankalpas im Keim ersticken. Nur dann wird man wirklich glücklich. Der Geist spielt mit Tricks und Kniffen. Verstehe seine Natur, seine Art, seine Gewohnheiten. Nur dann kannst Du ihn leicht kontrollieren.
Je weniger Sehnsüchte man hegt, umso weniger Gedanken gibt es. Werde völlig frei vom Verlangen. Dann hält das Rad des Geistes ganz an. Wenn man seine Wünsche beschränkt, wenn man nicht danach strebt, sein Verlangen zu stillen, wenn man versucht, seine Sehnsüchte eine nach der anderen auszureißen, dann werden Gedanken wenig häufig auftauchen und weniger lange. Die Zahl der Gedanken pro Minute vermindert sich auch. Je weniger Gedanken man hat, umso größeren Frieden hat man. Denkt stets daran. Ein reicher Mann, der in einer Großstadt mit Spekulationen beschäftig ist hat einen ruhelosen Geist, trotz all seinem Komfort, während ein Sadhu, der in einer Höhle im Himalaya lebt und sich in der Kontrolle der Gedanken übt, sehr glücklich ist, trotz seiner Armut.
Je geringer die Zahl der Gedanken, umso größer ist die Gedankenkraft des Geistes und die Konzentration. Sagen wir einmal, dass die durchschnittliche Zahl von Gedanken, die einem pro Stunde durch den Kopf gehen, einhundert beträgt. Wenn es einem gelingt, sie durch Konzentrations- und Meditationsübungen auf neunzig zu reduzieren, hat man zehn Prozent an geistiger Konzentrationskraft gewonnen. Jeder Gedanke weniger führt dem Geist Kraft und Frieden zu. Schon ein einziger Gedanke weniger gibt einem mentale Stärke und dem Geist Frieden. Das fühlst Du vielleicht am Anfang nicht, weil du noch keinen feingestimmten Intellekt besitzt, doch in uns ist ein spirituelles Thermometer, das auch schon die Verminderung der Gedanken um einen einzigen registriert. Wenn man die Gedanken um nur einen verringert, hilft einem die Stärke, die man durch das Unterlassen dieses einen Gedankens gewonnen hat, dabei, den nächsten Gedanken noch einfacher wegzulassen.
Genauso wie man eine Tür schließt, wenn ein Hund oder ein Esel hereinzukommen versucht, so verschließt auch euren Geist bevor ein schlechter Gedanke eindringen und in eurem physischen Gehirn seinen Abdruck hinterlassen kann. Bald schon wirst Du weise sein und ewigen, grenzenlosen Frieden und Glück erfahren.
Rottet Begierde, Habsucht und Egoismus aus. Pflegt nur reine heilige Gedanken. Auch wenn dies eine schwierige Aufgabe ist, muss man das üben. Nach geraumer Zeit wirst Du mit deinem Versuch erfolgreich sein. Die Zerstörung eines schlechten Gedankens gibt Dir Gedankenkraft, um weitere schlechte Gedanken auszumerzen und wird eure Seelenkraft, eure Willenskraft, entwickeln.
Verzweifle nicht, auch wenn Du es nicht schaffst, einen schlechten Gedanken auszulöschen. Ohne Fleiß kein Preis. Innere spirituelle Stärke entwickelt sich nach und nach in einem. Das kann man fühlen.
Leidenschaft, Egoismus, Neid, Stolz und Hass sind sehr, sehr tief verwurzelt. Wenn man die Äste eines Baumes beschneidet, wachsen sie nach einiger Zeit wieder nach. Genauso ist es mit diesen Vrittis, wenn sie für eine Weile unterdrückt oder abgeschwächt werden; mit etwas Zeit kommen sie erneut zum Vorschein. Man muss sie unter energischem Einsatz, mit Vichara, Meditaion etc., vollständig an der Wurzel ausreißen.
Auf den Gummibaum-Plantagen wenden die Pflanzer eine Methode an, bei der sie die kleinen, überschüssigen Bäumchen, die zwischen den großen Bäumen stehen, wegschneiden. Dadurch können sie von den großen Bäumen mehr Milch (Gummisaft) zapfen. In gleicher Weise müssen die Gedanken pikiert werden, indem man sie einen nach dem anderen auslöscht, um den Ambrosia Nektar der Unsterblichkeit zu kosten.
Kontrolliere deine Gedanken. So, wie Du nur die guten Früchte in deinem Korb behältst und die faulen wegwirfst, so halte auch nur gute Gedanken im Geist fest, und wirf die schlechten raus.
Wie ein Krieger die Köpfe seiner Feinde abschlägt,wenn sie aus einer Falltüre in der Festung heraufkommen, einen nach dem anderen, genauso zerschlage die Gedanken einen nach dem anderen, wenn sie durch die Luke zur Oberfläche des Geistes aufsteigen.
So, wie Früchte aus einem Samen geboren werden, so keimen Taten aus Gedanken. Gute Gedanken erzeugen gute Taten. Schlechte Gedanken erzeugen schlechte Taten. Wehre schlechte Gedanken ab. Wenn Du durch Satsanga, durch das Lesen religiöser Bücher, durch Gebet etc. gute Gedanken pflegst, sterben die schlechten Gedanken von alleine ab.
Du entfernst auch sofort ein störendes Steinchen aus deinen Schuhen; genauso muss jeglicher quälende Gedanke aus dem Geist entfernt werden. Nur dann hast Du genügend Gedankenkraft entwickelt, den Geist zu kontrollieren. Nur dann hast Du wahrhaft Fortschritte auf deinem geistigen Weg gemacht.
Wenn Du einer Schlange mit einem Stockschlag den Kopf zertrümmerst, bleibt sie für eine Weile absolut bewegungslos. Du glaubst sie ist tot. Dann richtet sie plötzlich ihren Kopf wieder auf und flieht. Genauso sammeln die Gedanken, die Du einmal zerschlagen und unterdrückt hast wieder Gedankenkraft und heben den Kopf. Man muss sie völlig zerstören, ohne Chance auf Auferstehung.
Wenn man einer Eidechse den Schwanz abschneidet, zappelt der eine Zeit lang herum, weil noch etwas Prana in dem abgetrennten Ende ist. Nach ein oder zwei Minuten hören die Bewegungen auf. Genauso werden einige Gedanken noch zappeln wie der abgeschnittene Eidechsenschwanz, auch nachdem Du sie ausgesäubert und reduziert hast. Ernste Schäden können sie nicht anrichten. Sie besitzen keine Gedankenkraft mehr. Und wie ein Ertrinkender nach allem greift, womit er sich retten könnte, genauso versuchen diese leblosen Gedanken ihr Bestes, um in ihren alten Zustand und ihre alte Gedankenkraft zurückzukommen. Wenn Du regelmäßig deine täglichen Konzentrationsübungen und Meditation weitermachst, sterben sie von alleine ab, wie eine Lampe ohne Öl.
Yoga Vasishta ist ein in dieser Welt außergewöhnliches Buch. „Allein der nicht-dualistische Brahman bzw. die Unsterbliche Seele existiert. Das Universum als solches gibt es nicht. Nur das Erkennen des Selbst wird einen aus dem Kanon von Geburten und Toden befreien. Die Ausrottung der Vasanas ist Moksha. Die Ausdehnung dieses Geistes allein ist Sankalpa. Durch seine Gedankenkraft, Unterschiede hervorzubringen, erschafft Sankalpa dieses Universum. Diese Welt ist ein Spiel des Geistes. Diese Welt existiert in den drei Zeitperioden nicht. Das Erlöschen von Sankalpa ist Moksha. Zerstöre dieses kleine ‚ich‘, die Vasanas und Sankalpas. Meditiere über das Selbst und werde zum Jivanmukta.“ Das ist der Kern von ‚Yoga Vashishta‘.
Identifiziere dich mit dem Unsterblichen Selbst. Frage dich ‚Wer bin ich?‘, wann immer Gedanken in deinem Geist aufsteigen. Alle Gedanken werden mit der Zeit absterben.
Der Geist ist die Wurzel des Samsara-Baumes mit seinen tausend Auswüchsen, Ästen, zarten Blättern und Früchten. Wenn Du die Sankalpas, die Gedanken, ausrottest, zerstörst Du den Samsara-Baum mit einem Schlag. Zerstöre ein Sankalpa, sobald es auftaucht. Die Baumwurzel wird durch die Ausmerzung der Sankalpas austrocknen, und der Samsara-Baum schon bald eingehen. Das verlangt erhebliche Geduld und Ausdauer. Wenn alle Sankalpas ausgemerzt sind, schwimmst Du in einem Ozean der Wonne. Diesen Zustand kann man nicht beschreiben, den musst Du selber fühlen.
So wie Feuer in seiner Quelle verlischt, wenn der Brennstoff aufgebraucht ist, genauso verschwindet der Geist in seine Quelle – den Atman – wenn alle Sankalpas, alle Gedanken vernichtet sind.
Man kann nicht alle Gedanken auf einmal an ein oder zwei Tagen ausmerzen. Der Prozess, das geistige Hineinwirken zu vernichten, ist schwierig und langwierig. Gib den Gedankenzerstörungsprozess nicht in der Mitte auf, wenn Du auf Schwierigkeiten und Hindernisse stößt. Versuche in erster Linie, die Gedanken zu reduzieren. Vermindere deine Wünsche und Sehnsüchte. Die Gedanken werden weniger werden. Mit der Zeit werden alle Gedanken ausgemerzt sein. Gedanken sind wie die Wellen des Ozeans. Sie sind unzählbar. Am Anfang scheint es Dir vielleicht hoffnungslos. Einige Gedanken werden abebben, während sich andere wie ein Schwall ergießen. Dieselben alten Gedanken, die einmal unterdrückt worden waren, werden nach geraumer Zeit vielleicht wieder an der Oberfläche auftauchen. Gib in keiner Phase des Prozesses die Hoffnung auf. Innere spirituelle Stärke erlangst Du mit größter Sicherheit. Du kannst am Ende nur gewinnen. Alle Yogis hatten einst die gleichen Schwierigkeiten, die Du jetzt erlebst.
Behalte ein junges Herz. Denk nicht ‚ich bin alt geworden‘. Zu denken ‚ich bin alt geworden‘ ist eine schlechte Angewohnheit. Pflege diesen Gedanken nicht. Denke mit 60 ‚ich bin 16‘. Was Du denkst, dazu wirst Du. Das ist ein großes psychologisches Gesetz.
Sitze in Ruhe und Frieden. Unterscheide. Trenne dich von den Gedanken und dem Geist, der das denkende Prinzip bzw. die denkende Instanz ist. Identifiziere dich mit dem innersten Selbst und sei ein stiller Beobachter, ein Sakshi. Alle Gedanken werden mit der Zeit von alleine absterben. Du wirst eins werden mit dem Höchsten Selbst, mit Para Brahman.
Setze die Praxis mentaler Stille weiter fort. Das verlangt ohne Zweifel den direkten Einsatz, den Geist auszuschalten. Zuerst vernichte die Vasanas. Nur dann kannst Du das Sadhana der Geistesstille eifrig praktizieren. Ohne Vasana Kshaya ist keine geistige Stille, keine Auflösung des Geistes (Mano Nasa) möglich.
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