Vicharana

Aus Yogawiki
(Weitergeleitet von Vicāraṇā)
Josephine Wall: Schlüssel zur Ewigkeit, Quelle

Vicharana (Sanskrit: विचारण vi-cāraṇa n. und विचारणा vi-cāraṇā f.) das Überlegen, Erwägen, Bedenken, Reflexion, das Erörtern; lange Überlegung; (nur f.:) Unterscheidung, Art. Vicharana ist die zweite der sieben Bhumikas (Stadien zur Vollkommenheit): das rechte Befragen führt zu richtiger Unterscheidung.


Der Yogi (in diesem Stadium Sadhaka genannt) hat einen Weg zur Wahrheit gefunden und praktiziert nun regelmäßig. Er ist bereit, seinen niederen Geist zu überwinden. Die richtige Unterscheidung und Grundprinzipien des gewählten Weges zeigen dem Yogi, was er praktizieren soll. In diesem Stadium ist ein Guru (Spiritueller Lehrer, selbstverwirklichter Meister) hilfreich.

Sukadev über Vicharana

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Vicharana

Vicharana kann man übersetzen als die Stufe der Überlegung. Vicharana ist die zweite der sieben Bhumikas, der sieben Stufen zur Erreichung von spirituellem Wissen, wie es in der Yoga Vasishtha beschrieben wird und worauf auch der Jyotsna, der Kommentar von Swami Brahmananda, zur Hatha Yoga Pradipika Bezug nimmt. Ich übersetze Vicharana am liebsten als "rechtes Streben". Vicharana ist gekennzeichnet durch Vichara, Befragung. Vichara sind Fragen, wie: "Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?" Vichara ist aber auch die Frage: "Was kann ich tun, um zum Höchsten zu kommen?" Vicharana heißt, du überlegt: "Was kann ich tun, um Gott zu verwirklichen? Was kann ich tun, um zum ewigen Frieden zu kommen? Was kann ich tun, um das Ziel spirituellen Strebens zu verwirklichen?"

Und Vicharana ist dann nicht nur die Überlegung, sondern es heißt auch, in die Praxis umsetzen. So ist Vicharana geprägt durch Sadhana, spirituelle Praxis. Vicharana ist geprägt davon, dass du systematisch daran arbeitest, die Begrenzungen deiner Vorurteile, deiner Vorstellungen und auch deines egoistischen Strebens zu überwinden. Vicharana heißt, systematisch daran zu arbeiten, Bewusstseinserweiterung zu erfahren, uneigennütziger zu werden, Gott immer mehr zu erfahren, deine höheren Chakras zu öffnen, Kontrolle über den Geist zu bekommen, ein spirituelles Leben zu führen, immer mehr Liebe zu spüren zu anderen Menschen, deine positiven Eigenschaften zu entfalten. So viel Verschiedenes wartet auf den spirituellen Aspiranten auf der Stufe von Vicharana!

Ich gebe bei Yoga Vidya regelmäßig auch Seminare, die sich "der spirituelle Weg" nennen, und dort ist Vicharana ein Hauptthema. Und letztlich geht es darum, wie gestaltet ein spiritueller Aspirant diese wichtige Stufe des Lebens. Vicharana findest du natürlich auch auf unseren Internetseiten. Du brauchst bloß auf unsere Internetseiten zu gehen, auf www.yoga-vidya.de, gib dort den Suchbegriff "Vicharana" ein oder auch "der spirituelle Weg" und dort findest du viele Internetseiten und auch Hörsendungen und Videos über Vicharana und wie du dich dort verhalten kannst.

Vicharana ist also eine der sieben Bhumikas. Hier nochmals zum Überblick die Namen der sieben Bhumikas: Es gibt Shubheccha, das heißt Sehnsucht nach Wahrheit; Vicharana – rechtes Streben; Tanumanasa – transparent machen des Geistes; Sattvapatti – Erlangen von Reinheit; Asamsakti – von nichts berührt; Padarthabhavani – die feste Verankerung in einer höheren Wirklichkeit; Turiya oder auch Turiyaga – die höchste Stufe der vollkommenen Verwirklichung und Einheit.

Vicharana - Rechtes Streben - die zweite Bhumika

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018 -

Vicharana - systematische spirituelle Praxis

Vicharana heißt Rechtes Streben, Vicharana ist die systematische spirituelle Praxis. Vicharana ist die zweite Bhumika, die zweite Stufe, die zweite Ebene der spirituellen Praxis, die zweite Aufgabe des spirituellen Wegs.

Vicharana, die zweite der Bhumikas, ihr geht Shubheccha voraus, die spirituelle Sehnsucht, nach Vicharana folgt Tanumanasa, Transparent werden zu einer höheren Wirklichkeit, Sattvapatti, Erlangen von Reinheit, schließlich Asamsakti, die Erleuchtung, die dazu führt, dass man von nichts mehr im inneren negativ berührt wird, was bis zur vollständigen Verschmelzung mit dem Göttlichen geht.

Vicharana, also die zweite Ebene, und diese Ebene ist ganz besonders wichtig, das ist die Ebene wo man besonders bewusst praktiziert. Vicharana heißt zum einen, dass wir unser Leben an den sieben spirituellen Prinzipien ausrichten und Vicharana heißt auch, dass man die Sadhana Chatushtaya, die man im Shubhecca zum Erwachen gespürt hat, weiter entwickelt. In Vicharana geht man weiter in die Viveka, man könnte sogar sagen in Vicharana ist Viveka von besonderer Wichtigkeit, Viveka heißt die Unterscheidungskraft.

Dem Leben einen Sinn geben

Vicharana heißt wörtlich die rechte Fragestellung, die rechte Untersuchung. Vicharana heißt, man stellt sich bei allem die Frage: Was hilft mir zur Erleuchtung zu kommen? Wie kann ich Gott erfahren? Vicharana heißt also dem Leben einen Sinn geben, zu sagen: Ja, ich habe es erkannt, es muss eine höhere Wirklichkeit geben, diese will ich erreichen.

Tiefes Vertrauen

Man könnte Vicharana noch in mehreren Intensitäten ansehen. In der intensiven Form von Vicharana weiß man, hat die Überzeugung, das tiefe Vertrauen, man weiß von innen heraus, es gibt die höchste Wirklichkeit, die man erreichen will. Das Ziel des Lebens ist Gottverwirklichung.

Viveka anwenden

Dann überlegt man, und das ist Viveka: Was führt dorthin? Und alle Aspekte des Lebens werden vor der Frage überprüft: Was hilft mir zur Gottverwirklichung zu kommen, was hilft mir, ein sinnvolles Leben zu führen, wie kann ich so leben, wie die höhere Wirklichkeit vielleicht durch mich wirken will?

Vairagya wird entwickelt

Lotus - in der Welt, aber nicht davon berührt

Auf Vicharana entwickelt man auch Vairagya, das heißt ein inneres Lösen von Erwartungen, Vorstellungen, Wünschen. Auf Vicharana entwickelt man Shatsampat, die Tugenden der Gelassenheit, auf Vicharana entwickelt man Mumukshutva, die Sehnsucht nach Befreiung, die in Shubheccha erwacht ist immer tiefer, man gibt ihr Nahrung. Wenn man so Vicharana übt, gelangt man irgendwann in Tanumanasa und in Tanumanasa wird man von der Intuition geleitet, man hat das Gefühl der beständigen Führung durch Gott.

Auf Vicharana hat man die ab und zu mal und manche Menschen fluktuieren auch zwischen Vicharana und Tanumanasa, manchmal ist es klar, was zu tun ist, manchmal spürt man das, manchmal ist der Ruf der Seele stark und manchmal ist er nicht so stark und man muss wieder Viveka nutzen, die Unterscheidungskraft. Und diese Unterscheidungskraft nutzt man um den spirituellen Weg zu leben. Das heißt man sieht einen Sinn im Leben, man macht sich bewusst: Hinter allem gibt es die höhere Wirklichkeit, Brahman, das relative Leben und die Art und Weise wie Geist, Sinne, Emotionen, die Welt wahrnehmen, ist Maya, eine Illusion.

So lange nicht die Erleuchtung erlangt ist, gibt es immer wieder Dukkha, immer wieder Leiden. Das ist nicht weiter tragisch, denn langfristig komme ich zu Moksha, zur Befreiung und auf dem Weg dorthin werde ich immer wieder Brahman erfahren. Ich habe großes Vertrauen, dass die Gnade Gottes, Kripa, mich immer mehr in göttliche und spirituelle Erfahrungen führt, aber ich kann auch einiges tun, Abhyasa, ich kann Sadhana üben, spirituelle Praktiken üben, ich will mit anderen Menschen zusammen praktizieren, Satsang, ich will mein Leben sattwig, rein, ausrichten und ich sehe mein Leben auch als Seva, als Dienst, Dienst an der Menschheit, Dienst an Gott und ich möchte auch in der spirituellen Tradition, in der ich bin, spirituellen Dienst leisten um mich dort noch tiefer zu verankern und ich möchte in dem, was mir geschieht, auch die spirituellen Lektionen sehen, Karma, und ich möchte den Teil tun, der irgendwo von einem höheren Ganzen sich durch mich manifestieren will. So ist also Vicharana das systematische Gehen des spirituellen Weges und dabei gibt es verschiedene Aufgaben. In dieser Lektion werden ein paar Sachen angeregt, und die nächsten Teile werden bestimmte Teilaspekte genauer beleuchten.

Aufgaben auf Vicharana

Sadhana

regelmäßige Yoga Praxis

Aufgabe ist zum einen Sadhana, die spirituelle Praxis, Sadhana sollte so praktiziert werden, dass man spirituell voranschreitet, im Yoga gibt es drei Haupt-Sadhanas, diese sind:

zusätzlich gibt es noch weitere zum Beispiel: Kirtan und Mantrasingen.

Wenn du auf Vicharana bist, wenn du ein ernsthafter Aspirant auf dem ganzheitlichen Yoga Weg bist, insbesondere in der Yoga Vidya Tradition, dann gilt es Asanas, Pranayama und Meditation regelmäßig zu praktizieren. Es gibt dabei verschiedene Intensitäten.

Wenn du am Anfang des spirituellen Weges bist, dann ist die Empfehlung jeden Tag etwas zu üben und einmal die Woche mehr. Übe das, was du gerne übst und wo du weißt, dass du dabei tiefe Erfahrungen machst und dass diese Erfahrungen deinen Alltag verändern bzw. spirituell ausrichten.

Für viele mag es Asana sein, für manche Pranayama, für manche Meditation, für manche ein kleines Programm von 10-15 Min., zum Beispiel eine Runde Kapalabhati, Sonnengruß und Meditation – das dauert 10-15 Min. jeden Tag und hat eine Auswirkung auf dein Leben.

Dann übe einmal die Woche mehr, zum Beispiel indem du in eine Yoga Stunde gehst und/oder in eine Gruppenmeditation gehst. So hast du einmal die Woche mehr Asana, Pranayama oder Meditation, oder dass du für dich selbst vielleicht 2-3 Stunden mit spirituellen Praktiken übst, vielleicht auch mit Yoga Vidya Internet-Videos übst, da gibt es sowohl Yoga Stunden als auch Meditationsanleitungen. Zusätzlich ist Kirtan- oder Mantra-singen etwas gutes, vielleicht ab und zu mal als MP3 oder Internetvideo laufen lassen, während du anderes machst, vielleicht bewusst mitsingen im Rahmen eines gemeinsamen Kirtan singens, vielleicht auch mit einer Kirtan-CD. Von Yoga Vidya gibt es jede Menge Kirtans kostenlos im Internet als MP3 und als Video.

Etwas intensiver wäre jeden Tag Asanas üben, jeden Tag Pranayama, jeden Tag Meditation. Für jemand, der ernsthaft auf dem spirituellen Weg ist, empfehle ich, jeden Tag mindestens 20 Min. zu meditieren, mindestens 40 Min. Asanas und Pranayama zu üben, eine Stunde jeden Tag mit spirituellen Praktiken zu praktizieren, das verankert dich tief auf dem spirituellen Weg, gibt dir viel Prana, viel Energie, viel Positivität und auch viel Ausstrahlung. Wenn du das jeden Tag machst, wirst du feststellen, vieles geht leichter, du brauchst vermutlich weniger Schlaf, du bist konzentrierter und hast auch mehr Ausstrahlung, so dass du auch mit anderen besser zurecht kommst, Dinge eher umsetzen kannst und mit anderen zusammen umsetzen kannst.

Bei der größeren Intensität, praktizierst du mehr, vielleicht zweimal am Tag meditieren, jeden Tag 45 Min. Asanas, 40 Min. Pranayama und Kirtansingen, das ist etwas für eher fortgeschrittene Aspiranten.

Wenn du wirklich ernsthaft bist und die Zeit hast, wäre es sogar gut eine Weile als Sevaka oder Karma Yogi in einem Yoga Vidya Ashram zu verbringen, dort hast du jeden Tag einen gemeinsamen Satsang mit Meditation und Kirtan und du kannst auch an einer Yogastunde teilnehmen, so dass du etwa 3 Stunden am Tag mit spirituellen Praktiken verbringst, insbesondere wenn du auch der Empfehlung folgst, noch ein zweites Mal am Tag für dich selbst zu meditieren. Das ist also eine intensive Form des Sadhanas, aber am wichtigsten ist zunächst einmal: Übe jeden Tag etwas, was dich spirituell berührt. Es ist besser etwas täglich oder regelmäßig zu machen, so dass es wachsen kann, als sich zu Anfang etwas zu überfordern.

Satsang

Satsang mit Sukadev - Leiter von Yoga Vidya

Der zweite Aspekt von Abhyasa ist Satsang. Satsang hat viele Bedeutungen und darauf wurde bereits im Rahmen dieser Yoga Vidya Schulungsreihe eingegangen. Satsang setzt sich zusammen aus: sanga – Gemeinschaft, sat – Wahrheit. Satsang heißt zum einen gemeinsames Praktizieren mit anderen, so ist es zum Beispiel gut einmal die Woche eine Yogastunde oder Gruppenmeditation zu haben.

Eine zweite Bedeutung des Satsangs ist eine Form der rituellen spirituellen Praxis, analog des christlichen Gottesdienstes, wo Meditation mit Mantrasingen, Lesung/ Vortrag und Abschlussritual verbunden ist. Bei Yoga Vidya ist der Ablauf: Meditation, Jaya Ganesha, weitere Kirtans, Lesung, Om Tryambakam, Friedensgebete und dann Arati, die Lichtzeremonie.

Es ist gut regelmäßig Satsang zu praktizieren, wenn du den Yoga Vidya Weg gehst. Es gibt die Yoga Vidya Ashrams, wo du auch als Besucher hinkommen kannst, wenn du in der Nähe eines Ashrams wohnst.

Es gibt auch knapp hundert Yoga Vidya Stadtzentren, die typischerweise einmal pro Woche oder Monat diese Form des formalisierten Satsangs haben und es gibt viele andere von Yoga Vidya ausgebildete Yogalehrer, die Satsangs in der ein oder anderen Form anbieten. Bei Yoga Vidya gibt es auch den Livestream mit dem Samstagabend-Satsang, jeder Samstagabend-Satsang 20-22 Uhr wird aufgenommen und live ins Internet gestellt. Du kannst das im Internet suchen mit dem Begriff ‚Yoga Vidya Satsang‘. Diesen Livestream gibt es schon einige Jahre so kannst du inzwischen vermutlich jeden Tag für fast ein Jahr einen ganzen Satsang zum Anhören und Anschauen. Wenn du willst, kannst du dich also auch in ältere Yoga Vidya Satsangs einstimmen.

Satsang hat noch eine weitere Bedeutung, Satsang heißt auch Verbindung mit jemandem, der die Wahrheit verwirklicht hat, Sat steht für einen verwirklichten Heiligen. Das kann zum Beispiel heißen, dass du jeden Tag zwei drei Sätze in einem spirituellen Buch liest, zum Beispiel einem Buch von Swami Sivananda oder eine der großen Schriften, geschrieben von einem Selbstverwirklichten oder jemandem der von einem Selbstverwirklichten oder einer Manifestation Gottes inspiriert wurde. So wie die Bhagavad Gita, Yoga Sutra, Upanishaden oder die Bibel, die Werke Buddhas, oder Werke von Meistern unserer Zeit, wie Swami Sivananda. Jeden Tag mindestens ein-zwei Sätze oder einen Absatz zu lesen hilft dir dich zu verbinden mit der spirituellen Kraft von jemandem, der aus der Gottverwirklichung heraus gesprochen, gelebt und geschrieben hat.

Sattva

Frisches Gemüse - sattvige Ernährung

Der nächste Aspekt des spirituellen Lebens ist Sattva. Sattva heißt rein, es wurde im Rahmen dieser Schulungsreihe schon öfters darauf eingegangen. Sattva ist eine der drei Gunas:

  • Sattva – rein, das was aus Sat, also der Wahrheit, heraus kommt und zur Wahrheit führt und die Wahrheit ist Ananda, Freude, und damit ist Sattva auch das was mit Freude verbunden ist, zur Freude führt und auch das, was aus der Freude heraus kommt und aus der höchsten Wahrheit kommt
  • Rajas – Unruhe, Aufregung, Getriebenheit, Gier, Wunsch, Enttäuschung usw.
  • Tamas – Trägheit, Dunkelheit, Schleier, nicht klar sehen

Im Yoga wollen wir alles was wir tun sattvig machen, wir wollen es sattvig machen, aber nicht daran hängen. Wir wollen Tamas reduzieren, Rajas reduzieren und Sattva erhöhen. Die drei Gunas sind allgegenwärtig im manifesten Universum, es ist nicht möglich 100 % Sattva zu haben, weil alles eine Mischung ist, aber wir können uns um mehr Sattva bemühen. Wie du vielleicht inzwischen weißt ist ein sattviger Gemütszustand ein Zustand von Freude, von Liebe, Gelassenheit, Heiterkeit, wobei es einige sattvige Gemütszustände sind, es kann auch ein enthusiastischerer Zustand von Liebe sein oder ein ruhiger oder auch engagierter.

So heißt Sattva auch, alle Aspekte unseres Lebens sattviger auszurichten. Es gibt viele Dinge, die man im Leben macht, dazu gehört zum Beispiel Essen, man kann sattvig, rajasig, tamasig essen.

Sattvig essen ist das essen, was gesund ist, den Geist erhebt, was ökologisch und ethisch vertretbar ist. Man verzichtet auf tamasige Dinge, die den Geist träge und dumpf machen oder mit Unethik verbunden sind, zum Beispiel im westlichen Kontext, wo es möglich ist von Pflanzen zu leben, ist das Gefangenhalten und Töten von Tieren unethisch. Das braucht es nicht, wir fügen Lebewesen Gewalt zu. Es mag Zeiten gegeben haben, wo der Mensch zum Überleben Tiere töten musste, vielleicht in der Eiszeit in diesen Breiten, aber heute braucht es das nicht. Es wäre tamasig sich durch das Töten fühlender, denkender, schmerzempfindender Tiere zu ernähren. Man sollte auch nichts zu sich nehmen, was den Geist benebelt, was ungesund ist und was den Geist zu grobstofflich macht, die rajasigen Dinge sollte man reduzieren, was den Geist unruhig macht, wie zum Beispiel Auszugsmehle, weißer Zucker, raffinierter Zucker, und vieles andere prozessierte, was den Menschen unruhig macht.

Auch den Wohnort, die Gestaltung der Inneneinrichtung, kann man sattvig zu gestalten. Die Art wie man seinen Lebensunterhalt verdient, gilt es sattvig zu machen, ebenso der Umgang mit dem Partner, den Kindern, Eltern, Bekannten, Freunden. Der Musikgeschmack kann sattvig sein. Es gibt Musik, die eher dumpf macht, grobstofflich oder melancholisch, vielleicht eher tamasig ist, es gibt Musik, die die Emotionen aufpeitscht, unruhig macht, also rajasig ist. Und es gibt Musik, die den Geist erhebt, den Geist öffnet, ein Göttliches spürbar macht, das ist sattvig, zum Beispiel die klassische indische Musik, die Kirtan-Musik und Mantrasingen sind darauf ausgerichtet, Gott erfahrbar zu machen in der Musik. Ähnlich auch gregorianische Gesänge unter anderem. Auch bei der Kleidung gibt es sattvige, rajasige und tamasige. Also in vielen Bereichen gilt es seine Lebensführung sattvig zu gestalten, so dass im Alltag Gott leichter erfahrbar ist.

Seva - selbstloses Dienen

Seva

Seva heißt uneigennütziges Dienen und auch darum geht es auf Vicharana, es geht darum, dass wir dienen wollen, Gutes bewirken wollen, unseren Mitmenschen helfen wollen, Gott dienen wollen und dass wir uns engagieren wollen, die spirituelle Weisheiten weiter zu geben. Ein Mensch, der spirituell ist, wird auch innerlich den Entschluss treffen können: Möge ich Gutes bewirken in dieser Welt. Alles was ich tue, möge davon geprägt sein, Gutes zu bewirken in dieser Welt, spirituell zu wachsen und Gott zu dienen.

Karma

Karma ist auch wichtig, das heißt, die tiefe Überzeugung, dass alles was kommt Aufgaben Gottes sind, Erfahrungen an denen man wachsen kann; raus aus der Opferrolle und raus aus der Ohnmacht, hinein in das Gefühl:

Ich wachse durch alle Erfahrungen. Gott gibt mir die Fähigkeiten und die Kräfte, die ich brauche um die Aufgaben, die mir Gott gibt auch anzugehen und zu bewältigen. 

Und wenn ich nicht die Kräfte haben, die ich glaube zu brauchen um eine Situation zu bewältigen, dann ist vielleicht meine Aufgabe eine andere.

Es gibt die Aussage:

  • Gott gib mir die Kraft Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
  • gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann und
  • gib mir die Weisheit zwischen beidem zu unterscheiden.
Vertrauen in Gottes Gnade

Eine spirituelle Einstellung, zu dem was das Leben bringt, bedeutet hier Karma.

Vertrauen

Vicharana heißt dann auch Vertrauen zu haben in Kripa, in die Gnade, zu wissen, Ja, ich werde in dem Maße spirituell wachsen, wie es für mich richtig ist, ich vertraue auf die Gnade Gottes‘.

Zusammenfassung

  • Vicharana, das rechte Streben, das Streben nach Erleuchtung.
  • Sadhana Chatushtaya ist wichtig: Zum einen Mumukshutva, die Sehnsucht nach der höchsten Wahrheit pflegen und auch sein Leben darauf ausrichten, diese Wahrheit zu erreichen.
  • Viveka, die Unterscheidungskraft und ständiges Überlegen, wie man das Leben leben könnte um zur höchsten Wahrheit zu kommen
  • Vairagya – langsames Lösen von Tamas und Rajas und von Verhaftungen im Relativen
  • Shatsampat – Gelassenheit entwickeln
  • Vicharana heißt, einen Sinn im Leben zu sehen und diesem Sinn nachzugehen. Vicharana heißt, Sadhana zu praktizieren, eine Praxis zu finden, die einem entspricht, die man regelmäßig durchhalten kann. Manchmal praktiziert man mehr, manchmal weniger, aber wichtig ist, täglich zu praktizieren.
  • Satsang, Lesen, Zusammenkommen mit anderen spirituellen Aspiranten und sich mit den großen Meistern und Meisterinnen verbinden.
  • Sattva, sein Leben sattvig ausrichten. In einem weiteren Teil dieser Reihe wird es um die vier Purushartas gehen, die vier tiefen Bestrebungen des Menschen, die sattvig gestaltet werden können.
  • Seva – uneigennütziger Dienst
  • Karma – eine spirituelle Lebenseinstellung
  • Kripa - Vertrauen auf Gottes Gnade

Mehr Informationen sind auf unseren Yoga Vidya Internetseiten zu finden. Die nächste Lektion behandelt die vier Purushartas und den Umgang mit Wünschen und Bedürfnissen. Es wird auch um die vier großen S gehen.

Video - Vicharana - rechtes Streben die zweite Bhumika

Zum vorigen Vortrag

Zum nächsten Vortrag

Ausschnitt eines Artikels von Sukadev Bretz im Yoga Vidya Journal

Auf der Stufe von Vicharana ("rechtes Streben") befindet man sich auf dem spirituellen Weg, der Suchende sucht nicht einfach nur, sondern ist zum Sadhaka geworden, also zu jemandem, der Sadhana übt. Sadhana heißt spirituelle Praxis und dieser Ausdruck bedeutet je nach Kontext Unterschiedliches. Im engeren Sinne heißt Sadhana spirituelle Praktiken wie Asana, Pranayama, Meditation und Mantrasingen, im weiteren Sinne ist es alles, was man auf dem spirituellen Weg tut.

Wenn man den spirituellen Weg geht, ist es notwendig, zu praktizieren. Wie oft soll man praktizieren? Täglich! Das ist hier das Wichtigste. Solange man nicht täglich praktiziert, ist man noch nicht auf Vicharana. Jemand, der nicht über einen längeren Zeitraum praktiziert, befindet sich nicht auf Vicharana. Vielleicht befindet er sich auf Subecha.

Was sollte man machen, wenn man keine Zeit zum Praktizieren hat? Sich Zeit nehmen und wenigstens etwas praktizieren! Ein großer Yogameister wurde einmal gefragt: "Was soll ich tun, wenn ich keine Zeit habe, zu praktizieren?" Da hat er gesagt: "Mach dir keine Sorgen. Wenn du keine Zeit hast, hast du auch keine Lust. Wenn du keine Lust hast, ... was soll die Frage?" Das hört sich vielleicht etwas brüsk an, deshalb hier ein paar wichtige Tipps für die Praxis:

Das Wichtigste ist, täglich etwas zu praktizieren. Ein Anfänger sollte sich eine Viertelstunde am Tag Zeit nehmen und einmal die Woche mehr. Eine Viertelstunde schafft jeder. Man kann fünf Minuten meditieren, anschließend 12 Runden Sonnengebet machen und danach noch drei Runden Wechselatmung und die Tiefenentspannung dann abends beim Einschlafen. Das macht schon Einiges aus. Es ist nur eine Viertelstunde, aber es ist eine Viertelstunde! Es muss auch nicht unbedingt das Sonnengebet sein. Die Gemütlicheren unter den Yogis machen vielleicht eine Vorwärtsbeuge, eine Rückwärtsbeuge und eventuell noch einen Drehsitz, den man etwas länger hält. Danach hat man noch Zeit für die Meditation und ein wenig Pranayama.

Man muss selbst heraus finden, was für einen das Beste ist. Auf jeden Fall sollte man von der "Alles oder Nichts"-Philosophie abkommen. Viele sind mit der Aussage "entweder richtig oder gar nicht" erzogen worden. Das führt oft zu gar nichts oder es führt zu überflüssigem Stress. Der Ausdruck "entweder richtig oder gar nicht" ist aber auch nicht unbedingt falsch. Wir können ihn so umsetzen: Wenn wir es machen, machen wir es von ganzem Herzen. Es bezieht sich mehr auf das Herz und weniger darauf, wie vollkommen wir es äußerlich machen. Denn was können wir heutzutage äußerlich wirklich vollkommen machen? Vielleicht konnte ein Schuster in früheren Zeiten den perfekten Schuh machen. Er hat immer den gleichen Schuh gemacht und gelernt, wie man ihn optimal an den Fuß anpassen kann.

Doch wer kann heutzutage noch den perfekten Schuh machen? Selbst ein Schuhmacher muss sich weniger Zeit nehmen, damit es für den Kunden bezahlbar bleibt. Äußerlich ist also wenig Perfektion möglich, aber vom Herzen her können wir ganz dabei sein. Auch hier sollte man keine zu hohen Ansprüche an sich selbst stellen. Manche Menschen meditieren zu Hause deshalb nicht, weil sie dort sofort an das denken müssen, was den ganzen Tag war. Da hören sie lieber sofort auf. Nur wenn sie ins Yogazentrum oder in den Ashram kommen, können sie meditieren. Das ist auch die "Alles oder nichts"-Philosophie.

Wenn man meditieren will, macht man es so gut man kann, von ganzem Herzen und unser Geist ist so wie er ist. Und dann geschieht in der Meditation das, was geschehen soll. Wenn der Geist noch den Tag Revue passieren oder den nächsten Tag planen muss, dann ist das notwendig. Man sollte sich bemühen, die Meditation zu vertiefen, aber wenn das nicht entspannt möglich ist, geht man einfach davon aus, dass dieses Denken für unser inneres Gleichgewicht und vielleicht sogar zur spirituellen Entwicklung notwendig ist. Aber man meditiert in jedem Fall trotzdem. Und wenn die Kinder im Raum nebenan tollen und schreien, meditiert man trotzdem. Und wenn im Nachbarraum ein Fernseher läuft, dann nimmt man z.B. Ohrenstöpsel oder meditiert trotz Fernseher.

Siehe auch

Weblinks

Pranayama

Seminare

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