Die Kunst des Liebens
Die Kunst des Liebens ist eines der bekanntesten Werke von Erich Fromm. Das Buch "Die Kunst des Liebens" ist erstmals 1956 erschienen. Der englische Originaltitel war "Art of Living", 1956. Die deutsche Ausgabe "Die Kunst des Liebens" ist im Suhrkamp Verlag erschienen, Frankfurt 1956. Das Buch "Die Kunst des Liebens" ist neben "Haben oder Sein" (1976) und "Ihr werdet sein wie Gott" (1976) das wichtigste Werk von Erich Fromm und ist bis heute lesenswert.
Im Buch "Die Kunst des Liebens" schreibt der Psychoanalytiker Erich Fromm über die Liebe in alle ihren Aspekten: Er spricht über falsche Vorstellungen von romantischer Liebe, über Elternliebe, Nächstenliebe, Erotik, Eigenliebe und die Liebe zu Gott.
Der Titel "Die Kunst des Liebens" lehnt sich an an einen Klassiker der Liebe, "Ars Amandi", ein Lehrgedicht in drei Büchern des römischen Dichters Ovid. Ars Amandi wird meist übersetzt als "Liebeskunst", manchmal aber auch als "Die Kunst des Liebens". Ovid spricht eher über die Erotische Liebe, während Erich Fromm mit dem Werk Die Kunst der Liebe auf alle Formen der Liebe ansprechen will.
Über den Autor des Buchs "Die Kunst des Liebens
Erich Fromm, geboren 23.3. 1900 in Frankfurt am Main, war Psychoanalytiker und Sozialphilosoph. Er studierte Soziologie in Heidelberg und promovierte dort. Er beschäftige sich mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds in Berührung und verband so Soziologie und Psychoanalyse. Erich Fromm wurde Psychoanalytiker. 1933 nach der Machtergreifung Adolf Hitlers emigrierte Erich Fromm in die USA, wo er an verschiedenen Instituten lehrte. 1950-1974 unterrichtete er an der Universität von Mexiko City. In dieser Zeit erschienen seine wichtigsten Werke, unter anderem "Die Kunst des Liebens" 1956. Erich Fromm starb 1980 in Locarno in der Schweiz.
Zitate aus dem Werk Die Kunst des Liebens
Hier einige Originalzitate aus dem Werk "Die Kunst des Liebens":
Was ist Liebe?
"Ich möchte den Leser davon überzeugen, daß alle seine Versuche zu lieben fehlschlagen müssen, sofern er nicht aktiv versucht, seine ganze Persönlichkeit zu entwickeln, und es ihm so gelingt, produktiv zu werden; ich möchte zeigen, daß es in der Liebe zu einem anderen Menschen überhaupt keine Erfüllung ohne die Liebe zum Nächsten, ohne wahre Demut, ohne Mut, Glaube und Disziplin geben kann."
"Liebe ist eine Aktivität und kein passiver Affekt. Sie ist etwas, das man in sich entwickelt, nicht etwas, dem man verfällt."
"Die Liebe ist aber nicht nur ein Geben, ihr "aktiver" Charakter zeigt sich auch darin, daß sie in allen ihren Formen stets folgende Grundelemente enthält: Fürsorge, Verantwortungsgefühl, Achtung vor dem anderen und Erkenntnis."
"Liebe ist die tätige Sorge für das Leben und das Wachstum dessen, was wir lieben."
"Sich für jemanden "verantwortlich" zu fühlen, heißt fähig und bereit sein zu antworten."
Achtung als Grundlage der Kunst des Liebens
Erich Fromm hält Achtung, Respekt für eine wichtige Grundlage für die Kunst des Liebens:
"Achtung hat nichts mit Furcht und nichts mit Ehrfurcht zu tun: Sie bezeichnet die Fähigkeit, jemanden so zu sehen, wie er ist, und seine einzigartige Individualität wahrzunehmen. Achtung bezieht sich darauf, daß man ein echtes Interesse daran hat, daß der andere wachsen und sich entfalten kann."
"Achtung gibt es nur auf der Grundlage der Freiheit: L'amour est l'enfant de la liberté "Liebe ist ein Kind der Freiheit" heißt es in einem alten französischen Lied."
Erkenntnis und die Kunst des Liebens
Erich Fromm meint in "Die Kunst des Liebens", dass Erkenntnis wichtig ist, tiefe Erkenntnis, um wahrhaftig zu lieben. Umgekehrt braucht es die Liebe, um jemanden wirklich zu kennen:
"Es gibt viele Ebenen der Erkenntnis. Die Erkenntnis, die ein Aspekt der Liebe ist, bleibt nicht an der Oberfläche, sondern dringt zum Kern vor. Sie ist nur möglich, wenn ich mein eigenes Interesse transzendiere und den anderen so sehe, wie er wirklich ist."
"Ich muß den anderen und mich selbst objektiv kennen, um sehen zu können, wie er wirklich ist - oder besser gesagt um die Illusionen, das irrational entstellte Bild zu überwinden, das ich mir von ihm mache. "
Gotterkenntnis und Die Kunst des Liebens
Erich Fromm war ein religiöser, ein spiritueller Mensch. Für ihn spielten Gottesliebe und Gotterkenntnis eine wichtige Rolle. Beide gehören zusammen, wie er im Buch "Die Kunst des Liebens" schreibt:
"Parallel zum Problem, den Menschen zu erkennen, gibt es das religiöse Problem, Gott zu erkennen."
"Das Erlebnis der Vereinigung mit dem Menschen oder, religiös ausgedrückt, mit Gott ist keineswegs irrational. Es ist ganz im Gegenteil, wie Albert Schweitzer dargelegt hat, das Ergebnis des Rationalismus in seiner kühnsten und radikalsten Konsequenz. Es beruht auf unserem Wissen um die grundsätzlichen und nicht zufälligen Grenzen unserer Erkenntnis, auf unserem Wissen darum, daß wir das Geheimnis des Menschen und des Universums nie "begreifen" werden, daß wir es aber trotzdem im Akt der Liebe "erkennen" können."
"Die als Gottesliebe bezeichnete religiöse Form der Liebe ist psychologisch gesehen nichts anderes. Sie entspringt dem Bedürfnis, das Getrenntsein zu überwinden und Einheit zu erlangen. Tatsächlich hat ja die Liebe zu Gott ebenso viele verschiedene Qualitäten und Aspekte wie die Liebe zum Menschen und wir finden bei ihr auch im allgemeinen ebenso viele Unterschiede."
Stufen der Liebe in der Kunst des Liebens
Erich Fromm unterscheidet im Buch "Die Kunst des Liebens" folgende Stufen der Liebe:
- Mutterliebe: Ich werde geliebt, weil ich bin
- Väterliche Liebe: Ich werde geliebt, weil ich mich richtig verhalte
- Infantile Liebe: Ich liebe, weil ich geliebt werde
- Reife Liebe: Ich werde geliebt, weil ich liebe
Liebe als Allumfassende Liebe
Erich Fromm meint in "Die Kunst des Liebens", dass Liebe sich nicht nur auf eine Person bezieht, sondern eine Haltung ist. Er schreibt:
"Liebe ist nicht in erster Linie eine Bindung an eine bestimmte Person. Sie ist eine Haltung, eine Charakter-Orientierung, welche die Bezogenheit eines Menschen zur Welt als Ganzem und nicht nur zu einem einzigen "Objekt" der Liebe bestimmt."
"Wenn ich einen Menschen wahrhaft liebe, so liebe ich alle Menschen, so liebe ich die Welt, so liebe ich das Leben. Wenn ich zu einem anderen sagen kann: "Ich liebe dich", muß ich auch sagen können: "Ich liebe in dir auch alle anderen, ich liebe durch dich die ganze Welt, ich liebe in dir auch mich selbst."
Nächstenliebe
Hier einige Zitate aus dem Buch "Die Kunst des Liebens" über Nächstenliebe:
"Die fundamentalste Art von Liebe, die allen anderen Formen zugrunde liegt, ist die Nächstenliebe. Damit meine ich ein Gespür für Verantwortlichkeit, Fürsorge, Achtung und "Erkenntnis", das jedem anderen Wesen gilt, sowie den Wunsch, dessen Leben zu fördern."
"Es ist geradezu kennzeichnend für sie, daß sie niemals exklusiv ist. Wenn sich in mir die Fähigkeit zu lieben entwickelt hat, kann ich gar nicht umhin, meinen Nächsten zu lieben."
Mutterliebe in der Kunst der Liebe
Folgendes findest du im Buch "Die Kunst der Liebe" über Mutterliebe:
"Die Mutterliebe ist, wie bereits gesagt, die bedingungslose Bejahung des Lebens und der Bedürfnisse des Kindes."
"An jedem Tag der Schöpfung sagt Gott eigens zu dem, was er geschaffen hat: "Es ist gut!" Diese besondere Bestätigung gibt in der mütterlichen Liebe dem Kind das Gefühl: "Es ist gut, geboren worden zu sein." Sie vermittelt dem Kind die Liebe zum Leben und nicht nur den Willen, am Leben zu bleiben."
"Die Mutter muss nicht nur die Loslösung des Kindes dulden, sie muss sie sogar wünschen und fördern."
"Nächstenliebe ist Liebe zwischen Gleichen; Mutterliebe ist Liebe zum Hilflosen. So verschieden beide voneinander sind, ihnen ist doch gemein, daß sie sich ihrem Wesen nach nicht auf eine einzige Person beschränken."
Die Kunst der Liebe und die Erotische Liebe
Erich Fromm klammert in seinem Buch "Die Kunst der Liebe" die erotische Liebe nicht aus. Er thematisiert sie und will die erotische Liebe als Teil einer umfassenden Haltung der Liebe sehen:
"Im Gegensatz zu diesen beiden Arten von Liebe (Mutterliebe, Nächstenliebe) steht die erotische Liebe. Hier handelt es sich um das Verlangen nach vollkommener Vereinigung, nach der Einheit mit einer anderen Person. Eben aus diesem Grund ist die erotische Liebe exklusiv und nicht universal; aber aus diesem Grund ist sie vielleicht auch die trügerischste Form der Liebe."
"Zunächst einmal wird sie oft mit dem explosiven Erlebnis, "sich zu verlieben" verwechselt, mit dem plötzlichen Fallen der Schranken, die zwischen zwei Fremden bestanden."
"Häufig wird die Exklusivität der erotischen Liebe mit dem Wunsch verwechselt, vom anderen Besitz zu ergreifen. Man findet oft zwei "Verliebte", die niemanden sonst lieben. Ihre Liebe ist dann in Wirklichkeit ein Egoismus zu zweit; es handelt sich dann um zwei Menschen, die sich miteinander identifizieren und die das Problem des Getrenntseins so lösen, daß sie das Alleinsein auf zwei Personen erweitern."
Erotische Liebe ist zwar exklusiv, aber sie liebt im anderen die ganze Menschheit, alles Lebendige. Sie ist exklusiv nur in dem Sinn, daß ich mich mit ganzer Intensität eben nur mit einem einzigen Menschen vereinigen kann.
Wie kann man die Kunst des Liebens lernen?
Im Buch "Die Kunst des Liebens" geht es auch darum, die Kunst des Liebens zu lernen. Dazu gibt Erich Fromm eine Reihe von Hinweisen:
"Vor allem erfordert die Ausübung einer Kunst Disziplin. Ich werde es nie zu etwas bringen, wenn ich nicht diszipliniert vorgehe. Aber es geht nicht nur um die Disziplin bei der Ausübung einer bestimmten Kunst (zum Beispiel, sich jeden Tag einige Stunden darin zu üben), sondern man sollte sich in seinem gesamten Leben um Disziplin bemühen."
"Tatsächlich zeigt der moderne Mensch außerhalb der Sphäre seiner Berufsarbeit nur äußerst wenig Selbstdisziplin. Wenn er nicht arbeitet, möchte er faulenzen und sich herumräkeln oder - etwas netter ausgedrückt - sich "entspannen". Daß man faulenzen möchte, ist aber großenteils nichts anderes als eine Reaktion darauf, daß unser Leben durch und durch zur Routine geworden ist. Eben weil der Mensch sich acht Stunden am Tag gezwungen sieht, seine Energie auf Zwecke zu verwenden, die nicht seine eigenen sind, bei einer Arbeitsweise, die er sich nicht selbst aussuchen kann, sondern die ihm vom Arbeitsrhythmus vorgeschrieben wird, begehrt er auf, und sein Aufbegehren nimmt die Form eines kindlichen Sich-gehen-Lassens an."
"Ohne Disziplin aber wird das Leben zersplittert und chaotisch, und es fehlt ihm an Konzentration."
"Daß die Konzentration eine unumgängliche Vorbedingung für die Meisterschaft in einer Kunst ist, bedarf kaum eines Beweises. Jeder, der jemals eine Kunst zu erlernen versuchte, weiß das. Trotzdem ist aber die Konzentration in unserer Kultur sogar noch seltener als die Selbstdisziplin. Ganz im Gegenteil führt unsere Kultur zu einer unkonzentrierten, zerstreuten Lebensweise, für die es kaum eine Parallele gibt. Man tut vielerlei gleichzeitig. Zu gleicher Zeit liest man, hört Radio, redet, raucht, ißt und trinkt. Wir sind die Konsumenten mit dem stets geöffneten Mund, begierig und bereit, alles zu verschlingen, - Bilder, Schnaps und Wissen. Dieser Mangel an Konzentration kommt auch darin deutlich zum Ausdruck, daß es uns schwerfällt, mit uns allein zu sein. Stillzusitzen, ohne zu reden, zu rauchen, zu lesen und zu trinken, ist den meisten Menschen unmöglich. Sie werden nervös und zappelig und müssen etwas tun - mit dem Mund oder den Händen."
"Eine dritte Voraussetzung ist die Geduld."
"Wenn man auf rasche Erfolge aus ist, lernt man eine Kunst nie. Aber für den modernen Menschen ist es ebenso schwer, Geduld zu haben, wie Disziplin und Konzentration aufzubringen. Unser gesamtes Industriesystem ist genau dem Gegenteil förderlich: der Geschwindigkeit."
"Schließlich gehört auch noch zu den Vorbedingungen für die Erlernung einer Kunst, daß es einem sehr wichtig ist, darin Meister zu werden. Wenn die Kunst dem Lehrling nicht von großer Wichtigkeit ist, wird er sie nie erlernen. Er wird bestenfalls ein guter Dilettant, aber niemals ein Meister werden."
"Man lernt anfangs eine Kunst nicht direkt, sondern sozusagen auf indirekte Weise. Man muß oft zuerst eine große Anzahl anderer Dinge lernen, die scheinbar nur wenig damit zu tun haben. Ein Tischlerlehrling lernt zunächst einmal hobeln; ein angehender Pianist übt zunächst Tonleitern; ein Lehrling in der Zen-Kunst des Bogenschießens fängt mit Atemübungen an."
"Bezüglich der Kunst des Liebens bedeutet das, daß jeder, der ein Meister in dieser Kunst werden möchte, in jeder Phase seines Lebens Disziplin, Konzentration und Geduld praktisch üben muß."
Wie übt man Disziplin? - Tipps aus dem Buch "Die Kunst des Liebens"
Erich Fromm hält Disziplin, Konzentration und Geduld als wichtige zu übende Eigenschaften, um die Kunst des Liebens zu erlernen. Hier einige Zitate:
"Morgens regelmäßig zur gleichen Zeit aufstehen, sich täglich eine bestimmte Zeit mit Tätigkeiten wie meditieren, lesen, Musik hören und spazierengehen beschäftigen; nicht über ein gewisses Mindestmaß hinaus Ablenkung durch Kriminalromane und Filme suchen und nicht zuviel essen und trinken, das wären einige auf der Hand liegende Grundregeln. Wesentlich ist jedoch, daß man Disziplin nicht wie etwas übt, das einem von außen aufgezwungen wird, sondern daß sie zum Ausdruck des eigenen Wollens wird, daß man sie als angenehm empfindet und daß man sich allmählich ein Verhalten angewöhnt, das man schließlich vermissen würde, wenn man es wieder aufgeben sollte."
Konzentration und die Kunst des Liebens
Konzentration gehört laut Erich Fromms "Die Kunst des Liebens" zu den wichtigen Eigenschaften, um die Kunst des Liebens zu üben. Erich Fromm schreibt:
"Sich zu konzentrieren ist in unserer Kultur noch weit schwieriger, wo alles der Konzentrationsfähigkeit entgegenzuwirken scheint. Der wichtigste Schritt dazu ist zu lernen, mit sich selbst allein zu sein, ohne zu lesen, Radio zu hören, zu rauchen oder zu trinken. Tatsächlich bedeutet sich konzentrieren zu können dasselbe, wie mit sich allein sein zu können - und eben diese Fähigkeit ist eine Vorbedingung für die Fähigkeit zu lieben."
"Dabei können ein paar sehr einfache Übungen helfen, wie zum Beispiel in entspannter Haltung (ohne sich zu räkeln, aber auch nicht verkrampft) dasitzen, die Augen schließen, versuchen, sich eine weiße Fläche vorzustellen und dabei alle störenden Bilder und Gedanken auszuschalten. Dann sollte man das eigene Atmen verfolgen; man sollte nicht darüber nachdenken und es auch nicht gewaltsam beeinflussen, sondern es einfach verfolgen - und es auf diese Weise "spüren". Ferner sollte man versuchen, sein "Ich" zu erfüllen; Ich = mein Selbst als Zentrum all meiner Kräfte, als Schöpfer meiner Welt. Solche Konzentrationsübungen sollte man jeden Morgen wenigstens zwanzig Minuten lang machen (wenn möglich noch länger) sowie allabendlich vor dem Schlafengehen."
"Neben solchen Übungen sollte man lernen, sich bei allem, was man tut, zu konzentrieren: wenn man Musik hört, ein Buch liest, sich mit jemand unterhält oder eine Aussicht bewundert. Nur das, was wir in diesem Augenblick tun, darf uns interessieren, und wir müssen uns ihm ganz hingeben. Wenn man sich so auf etwas konzentriert, spielt es kaum eine Rolle, was man tut. Dann nehmen alle Dinge, die wichtigen wie die unwichtigen, eine neue Dimension in der Wirklichkeit an, weil wir ihnen unsere volle Aufmerksamkeit schenken. Wenn man lernen will, sich zu konzentrieren, sollte man triviale Unterhaltungen, das heißt solche, die nicht echt sind, möglichst meiden."
"Man kann Konzentration nicht erlernen, wenn man sich kein Gespür für sich selbst erwirbt."
Aus den oberen Ausführungen kann man sehen, dass Erich Fromm sich mit Zen Buddhismus beschäftigt hatte. Erich Fromm praktizierte Meditation und war mit der Yoga Philosophie vertraut. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Aspekte des Buches "Die Kunst des Liebens" ähnlich sind wie Konzepte aus Yoga, Buddhismus - und dem Christentum.
Glaube und die Kunst des Liebens
Erich Fromm hält auch Glaube für sehr wichtig, um die Kunst des Liebens zu praktizieren:
"Die Praxis der Kunst des Liebens erfordert die Praxis des Glaubens."
"Der Höhepunkt des Glaubens an andere wird im Glauben an die Menschheit erreicht."
"Genau wie der Glaube an ein Kind gründet auch er sich auf die Idee, daß die dem Menschen gegebenen Möglichkeiten derart sind, daß er unter entsprechenden Bedingungen die Fähigkeit besitzt, eine von den Grundsätzen der Gleichheit, Gerechtigkeit und Liebe getragene Gesellschaftsordnung zu errichten."
Wir glauben an die Möglichkeiten anderer, unserer selbst und der Menschheit nur deshalb, weil wir das Wachstum unserer eigenen Möglichkeiten, die Realität des Wachsens und die Stärke unserer eigenen Vernunft und unserer Liebesfähigkeit in uns erfahren haben; und wir glauben nur insoweit daran, wie wir diese Erfahrung in uns selbst gemacht haben. Die Grundlage des rationalen Glaubens ist die Produktivität. Aus dem Glauben heraus leben heißt produktiv leben. Hieraus folgt, daß der Glaube an die Macht (im Sinne von Herrschaft) und an die Ausübung von Macht das Gegenteil des Glaubens ist. An eine bereits existierende Macht glauben ist gleichbedeutend mit der Verleugnung der Wachstumschancen noch nicht realisierter Möglichkeiten.
Glauben erfordert Mut. Damit ist die Fähigkeit gemeint, ein Risiko einzugehen, und auch die Bereitschaft, Schmerz und Enttäuschung hinzunehmen. Wer Gefahrlosigkeit und Sicherheit als das Wichtigste im Leben ansieht, kann keinen Glauben haben.
Klarheit des Geistes und Aktivität als Disziplinen der Kunst des Liebens
Für Erich Fromm ist die Kunst des Liebens ziemlich umfassend. Letztlich ist Liebe eine Einstellung zum ganzen Leben, zur Menschheit, zum Kosmos, zu Gott. Aus der Kunst des Liebens erwachsen Konsequenzen für den Alltag. Und eine bewusste, aktive Lebenseinstellung und Lebensführung ermöglichen überhaupt erst die Kunst des Liebens. Erich Fromm schreibt:
"Eine Haltung jedoch, die für die Ausübung der Kunst des Liebens unentbehrlich ist und die wir bisher nur nebenbei erwähnt haben, sollte an dieser Stelle ausdrücklich diskutiert werden, da sie die Grundlage für die Praxis des Liebens ist: die Aktivität im Sinne des aus sich heraus Tätigseins. Ich erwähnte bereits, daß Aktivität nicht so zu verstehen ist, daß man "sich irgendwie beschäftigt", sondern als inneres Tätigsein, als produktiver Gebrauch der eigenen Kräfte."
"Die Fähigkeit zu lieben erfordert einen Zustand intensiver Wachheit und gesteigerter Vitalität, der nur das Ergebnis einer produktiven und tätigen Orientierung in vielen anderen Lebensbereichen sein kann. Ist man auf anderen Gebieten nicht- produktiv, so ist man es auch nicht in der Liebe."
Wirkung des Buches Die Kunst des Liebens"
Das Werk "Die Kunst des Liebens" fand gerade im Deutschland der 1960er und 1970er Jahre große Verbreitung. Es wurde nicht nur in den Kreisen der Psychoanalyse und der Soziologie gelesen, sondern auch in der Studentenbewegung. "Die Kunst des Liebens" verbindet Psychoanalyse, Spiritualität, Menschenliebe mit Gesellschaftskritik. Das Werk "Die Kunst des Liebens" ist aber nicht nur Gesellschaftskritik am konsumorientierten, materialistischen Kapitalismus, der marktwirtschaftliche Prinzipien auch in die Liebe bringt, mit Anspruchsdenken, dem Wunsch nach schneller Bedürfnisbefriedigung und Leistungsdruck die Liebesfähigkeit erschwert. "Die Kunst des Liebens" ist auch ein Gegenentwurf zur Sexuellen Revolution der Studentenbewegung.
Yoga und Die Kunst des Liebens
Erich Fromm gehörte zu einer ganzen Gruppe von Psychoanalytikern, die sich mit fernöstlicher Weisheit, Buddhismus, Yoga, Hinduismus etc. beschäftigt hatten. Erich Fromm hat auch Meditationserfahrung gehabt. So sind in seine Werke "Die Kunst des Liebens" sowie "Haben oder Sein" viele Gedanken aus Yoga, Buddhismus etc. eingeflossen.
Gerade das Buch "Die Kunst des Liebens" hat viele Menschen in den 1960er und 1970er Jahren geprägt - und für Gedanken des Yoga geöffnet. In den 1970er Jahren wurde das Buch auch von progressiven Religionslehrern auch im Religionsunterricht behandelt. Beispielsweise ist Sukadev Volker Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, mit dem Buch "Die Kunst des Liebens" im Religionsunterricht in Kontakt gekommen. Dieses Buch hat ihn in seinem Verständnis für Spiritualität und Nächstenliebe stark geprägt. So findet man gerade in Yogakreisen sehr viele Menschen, die entscheidende Impuls von dem Buch "Die Kunst des Liebens" bekommen haben.
Siehe auch
- Liebe
- Liebeskunst
- Uneigennützige Liebe
- Allumfassende Liebe
- Erich Fromm
- Erotische Liebe
- Psychoanalyse
- Gott
- Nächstenliebe
- Bhakti Yoga
- Hingabe
- Dienst
- Gottesliebe
Literatur
- Stephan Hachtmann, Berührt vom Klang der Liebe: Wege zum Herzensgebet (2012)
- Thich Nhat Hanh, Jesus und Buddha - Ein Dialog der Liebe (2010)
- Johannes XXIII., Das Herz muss voll Liebe sein (2013)
- Ayya Khema, Das Größte ist die Liebe: Die Bergpredigt und das Hohelied der Liebe aus buddhistischer Sicht (2009)
- Kordula Witjes u.a., Die Liebe wählen: Frère Roger, Taizé 1915-2005 (2013)
- Petra und Erwin Würth, Zur Liebe befreit: Szenen aus dem Leben des Franziskus von Assisi (2011)
Weblinks
- Swami Sivananda: Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere, verwirkliche
- Swami Sivananda, Götter und Göttinnen: Was ist Gott?
- Swami Sivananda: Bhakti
- Bhakti Yoga
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