Makellosigkeit

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Makellosigkeit bedeutet die Abwesenheit von Makel. Makellosigkeit ist Schuldlosigkeit, Tadellosigkeit. Makellosigkeit bedeutet Anstand, Ethik und Lauterkeit. Jemand, der sich keinen Fehler leistet, der sich bemüht, das Richtige zu tun, besitzt Makellosigkeit.

Auf der relativen Ebene ist vollkommene Makellosigkeit nicht möglich. Denn auf der relativen Ebene kann man nie allen Anforderungen gerecht werden. Im Yoga wird gesprochen, von der Makellosigkeit der Seele, von Nirmala, von Vimala und Niranjana: Brahman, Atman, die wahre Natur, das Bewusstsein der Seele, ist absolut makellos, ewig rein.

Makellosigkeit - eine Tugend. Was ist Makellosigkeit ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Makellosigkeit gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Makellosigkeit ?

Makellosigkeit als nicht erreichbares Ideal

Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer, Seminar- und Ausbildungsleiter, Autor mehrerer Bücher. Sukadev Volker Bretz lernte 12 Jahre bei Swami Vishnu-devananda.

Makellosigkeit heißt, ohne Makel zu sein. Was heißt Makel? Makel heißt Fehler, Makel heißt alles, was eben nicht perfekt ist. Man kann Makel im Auge haben, irgendwelche Schwierigkeiten, die dafür sorgen, dass man nicht richtig sehen kann.

Es kann einen Makel geben auf einem weißen Stück Papier, dann ist es nicht ganz hell usw. Wenn man jetzt natürlich von Makellosigkeit im Charakter spricht, dann heißt es, man hat keinen Fehler in seinem Charakter. Aber gibt es das überhaupt, kann jemand einen makellosen Charakter haben?

Letztlich nicht, jeder Mensch hat alle möglichen guten Eigenschaften und jede gute Eigenschaft kann ja auch ins Gegenteil umschlagen. Jemand mit einem starken Gerechtigkeitssinn, was ja erstmal was Positives ist, kann zum Prinzipienreiter werden, das ist dann nicht so gut.

Jemand, der jemand ist, der sehr geduldig ist, der kann irgendwo zu jemand werden, der einen Mangel an Durchsetzungsvermögen hat. Jemand, der sensibel ist, kann hypersensibel werden und ein Sensibelchen werden. Jemand, der das tut, was notwendig ist, kann rücksichtslos werden.

In diesem Sinne, Charakter und Charaktereigenschaften, Fähigkeiten, ist immer ein Abwägen und wir können nie sicher sein, dass das, was wir tun, genau das Richtige ist. Deshalb, Makellosigkeit im Charakter können wir nicht haben. Wir können uns nur bemühen, so gut wie möglich das zu tun, was zu tun ist.

Wir können nach bestem Wissen und Gewissen Dinge tun. Und wir können auch an unserem Charakter natürlich arbeiten. Natürlich, wir können daran arbeiten, dass wir bestimmte Aspekte unseres Charakters, die nicht sehr gut sind und nicht sehr hilfreich sind und verletzend sind, daran können wir arbeiten, dass diese weniger stark sind.

Oder wenn man nachlässig ist, dann kann man mehr Sorgfalt üben. Wenn man cholerisch ist, kann man mehr innere Ruhe entwickeln. Und wenn man zur Niedergeschlagenheit neigt, - auch dort kann man bis zu einem gewissen Grad etwas tun.

Makellosigkeit als innere Eigenschaft ist ein nicht zu erreichendes Ziel, dennoch kann man sich bemühen, nach bestem Wissen und Gewissen das Richtige zu tun, im Bewusstsein der menschlichen Unvollkommenheit und im Bewusstsein, dass es das Perfekte nicht gibt.

Selbst Gott auf Erden, Jesus, hat im Auge anderer Menschen Dinge getan, die er nicht hätte tun sollen. Vom göttlichen Standpunkt aus hatte natürlich Jesus Makellosigkeit gehabt als Inkarnation Gottes, als Sohn Gottes auf Erden.

Oder auch Krishna, vom heutigen Standpunkt aus würde man einiges an dem, was er getan und gesagt hat, vielleicht ein bisschen in Frage stellen, dennoch, - er ist Gott auf Erden, also wird er logischerweise Makellosigkeit gelebt haben.

Aber was heißt dann Makellosigkeit von einem übergeordneten Zustand? Es gibt im Sanskrit den Ausdruck "Nirmala". Und "Nirmala" heißt "makellos". Und es heißt, dass jeder makellos ist, Nirmala, ohne Makel, Nir – ohne, Mala – Makel.

Wir sind makellos, was soll das heißen? Tief im Inneren in der Seele sind wir rein, tief im Inneren sind wir eins mit dem Göttlichen, eins mit dem Unendlichen, eins mit dem Ewigen. Und auf dieser Ebene sind wir auch verbunden mit allen Geschöpfen.

Wir sind in Liebe verbunden mit allen Geschöpfen, wir sind eins. Und deshalb, tief im Inneren sind wir Nirmala. Im Alltag wirken wir durch unsere Persönlichkeit, unsere Gedanken, Gefühle, Emotionen und durch diesen Körper.

Der Körper ist immer wieder im Ausbalancieren und dieses Ausbalancieren von Umwelt und von Anpassung, und von Tun usw. kann mal besser funktionieren, dann nennt man das Gesundheit, es kann mal schlechter funktionieren, dann ist es Unwohlsein, oder auch die ein oder andere Krankheit.

Genauso auch auf der Charakterebene kann das Ausbalancieren besser funktionieren oder weniger gut funktionieren. So in diesem Sinne, Makellosigkeit ist nicht wirklich erreichbar. Trotzdem, es gibt die übergeordneten ethischen Prinzipien: AhimsaNicht-Verletzen, SatyamWahrhaftigkeit, AsteyaNicht-Lügen, Nicht-Stehlen, also auch Ehrlichkeit, dann Brahmacharya – Vermeiden von sexuellem Fehlerverhalten, und AparigrahaUnbestechlichkeit.

Wenn man sich um diese fünf Dinge bemüht, dann bemüht man sich um Makellosigkeit. In diesem Sinne, Makellosigkeit im Charakter ist zwar eine Eigenschaft, die nicht erreichbar ist, aber sie ist eine Eigenschaft, nach der man streben kann und die die verschiedenen anderen ethischen Vorschriften miteinander verknüpft, verbindet und in einen Ausdruck hineinbringt.

Und Makellosigkeit soll auch heißen, tief in der Seele, dort bist du vollkommen. Und das kann auch helfen, sich nicht zu sehr zu identifizieren mit seinem Charakter, seiner Persönlichkeit, mit seinen Emotionen, Gedanken, Gefühlen und mit seinem Körper.

Auf der physischen Ebene ist Unvollkommenheit, - auf der Charakterebene ist Unvollkommenheit, aber in der Tiefe der Seele, in dem, was wir wirklich sind, dort ist Nirmala, dort sind wir makellos. Denke selbst so ein bisschen daran, mache dir insbesondere bewusst, dass das Abwägen zum Menschen dazu gehört, dass man Entscheidungen treffen muss und nicht alles, auch in sich selbst so steuern kann, aber mache dir auch bewusst, nach hohen ethischen Idealen zu streben, ist auch etwas Wichtiges, gerade auf dem spirituellen Weg.

Und mache dir auch bewusst, tief im Inneren bist du vollkommen. Wenn du dir dessen bewusst bist, dann fällt es auch leichter, zum einen, nicht zu niedergedrückt zu sein, wenn dir etwas nicht gelingt, was du gerne umsetzen wolltest, und es hilft dir auch, dich nicht zu sehr zu identifizieren und steckenzubleiben, immer weiter zu gehen

Makellosigkeit und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Makellosigkeit in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Makellosigkeit

Ähnliche Eigenschaften wie Makellosigkeit, also Synonyme zu Makellosigkeit sind z.B. Unschuld, Tadellosigkeit, Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit, Jungfäulichkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Makellosigkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Perfektionismus, Feigheit. Daher braucht Makellosigkeit als Gegenpol die Kultivierung von Spontanität, Pragmatismus.

Gegenteil von Makellosigkeit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Makellosigkeit, Antonym zu Makellosigkeit :

Makellosigkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Makellosigkeit

Makellosigkeit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Makellosigkeit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Makellosigkeit zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Makellosigkeit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein makelloserer Mensch zu sein.
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Makellosigkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Makellosigkeit ". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten.
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation:
  • Ich bin makellos.

Affirmationen zum Thema Makellosigkeit

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Makellosigkeit . . Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.

Klassische Autosuggestion für Makellosigkeit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin makellos.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin makellos. Om Om Om.
  • Ich bin ein Makelloser, eine Makellose.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Makellosigkeit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin makellos " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Makellosigkeit.
  • Ich werde makellos.
  • Jeden Tag werde ich makelloser.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Makellosigkeit.

Dankesaffirmation für Makellosigkeit

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag makelloser werde.

Wunderaffirmationen Makellosigkeit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr makellos. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Makellosigkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr makellos zu sein.
  • Ich bin jemand, der makellos ist.

Gebet für Makellosigkeit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Makellosigkeit:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Makellosigkeit.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein makelloser Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Makellosigkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Was müsste ich tun, um Makellosigkeit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Makellosigkeit zu entwickeln?
  • Wie könnte ich makellos werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Makellosigkeit.
  • Angenommen, ich will makellos sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre makellos, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Makellosigkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als makelloser Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Vortragsmitschnitt zu Makellosigkeit - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Makellosigkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Makellosigkeit

Eigenschaften im Alphabet nach Makellosigkeit

Literatur

Weblinks

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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Meditation

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