Sympathie
Sympathie ist ursprünglich das Fühlen mit jemand anderem. Sym bedeutet zusammen, mit. Pathein heißt Fühlen. Sympathie heißt also mit jemandem fühlen. Sympathie bedeutet heute im Deutschen, ein positives Gefühl zu jemandem bzw. zu einer Sache zu haben.
Man kann zum Beispiel Sympathie für einen Menschen hegen, man kann ein bestimmtes Handeln sympathisch finden. Im Yoga wird empfohlen, zu allen Menschen und allen Wesen Mitgefühl zu entwickeln, Sympathie zu entwickeln. Aus Mögen und Nichtmögen heraus zu handeln, aus Sympathie und Antipathie, ist Willkür und führt zu Leiden. Man kann lernen, im Inneren von Jedem das Gute zu sehen. Man kann lernen, immer mehr Menschen mit Sympathie und Liebe zu begegnen.
Patanjali, der große Yogameister vor 2000 Jahren, hat es so ausgedrückt: Wer fest verankert ist in Ahimsa, Nichtverletzen, der empfindet keine Feindschaft mehr. Persönliche Sympathie/Antipathie sollte nicht ethisch relevantes Handeln, Entscheiden und Denken prägen.
Spontan sich einstellende Sympathien können einem Erstinformationen geben da sie oft auf unterbewusstes Wissen zugreifen. Sympathien für bestimmte Dinge und Vorgehensweisen können helfen, die eigenen Kräfte optimal einzusetzen. Allerdings sollte man nicht zum Sklaven von Sympathie/Antipathie werden. Im Yoga gilt das Ideal der allumfassenden Liebe.
Sympathie - eine Tugend. Was ist Sympathie ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Sympathie gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Sympathie ?
Sympathieals hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Sympathie ist ursprünglich griechisch. "Pathein" heißt "fühlen", sym heißt "mit". Sympathie ist eigentlich Mitgefühl. Sympathie mit einem Menschen zu haben, heißt ursprünglich, Mitgefühl mit ihm zu hagen. "Pathein" hat etwas mit Leiden zu tun. Fühlen, aber auch leiden, falls der Mensch leidet.
Sympathie heißt, dass du Mitgefühl zu einem anderen Menschen hast und ist als solches sehr wichtig, auch um dein Herz zu öffnen und für Liebe in dieser Welt. Der Mensch will sich mit andern verbinden, der Mensch will mit anderen fühlen, der Mensch will mit anderen verbunden sein.
Und so ist es gut, dass du dich immer wieder in andere hineinversetzt, die um dich herum sind. Man sollte sich dabei natürlich nicht verlieren, es ist auch wichtig, eine gewisse Stärke zu haben und eine gewisse Festigkeit, aber dann ist es auch wiederum hilfreich, dass man mit denen Menschen mitfühlt, die um einen herum sind.
Wenn du z.B. mit deiner Familie bist, also Frau, Kind, Mann, Mutter, Vater, ist es immer wieder gut, herauszufinden: "Was fühlen die Menschen? Was geht ihnen im Kopf rum? Was ist ihnen wichtig?" Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen sich darum gar nicht so kümmern, sie schweben in ihren eigenen Gedanken, sie kreisen in ihrem eigenen Universum.
Und die anderen sind nur wichtig, vielleicht um Pflichten zu erfüllen und vielleicht noch, um etwas von ihnen zu erbitten oder zu verlangen. Aber was Menschsein schön macht, ist das Mitgefühl und das Verbundensein mit anderen. Und so sei immer neugierig, was die Menschen um dich herum machen, was sie empfinden umdwas ihnen wichtig ist.
Frage sie, kommuniziere und entwickle so auch ein Mitgefühl. Patanjali, der Autor des Yoga Sutra, gibt da auch so eine Technik. Er sagt: "Spüre mit deinem Herz das Herz deiner Mitmenschen." Und mein Tipp wäre, die fünf bis acht wichtigsten Menschen, die du kennst, spüre jeden Tag mindestens eine halbe Minute mit deinem Herzen ihr Herz. Wenn du mit deinem Herz das Herz deiner Mitmenschen spürst, wächst deine intuitive Fähigkeit, dich in andere hinein zu fühlen, was ja die ursprüngliche Bedeutung von Sympathie ist.
Natürlich, im Deutschen hat das Wort "Sympathie" eine andere Bedeutung bekommen. Sympathie heißt, man mag den einen und man hegt Sympathie für ihn, oder man mag den anderen nicht und man hat Antipathie. Und so gibt es manche, die findest du sympathisch und andere findest du unsympathisch. Das ist wiederum etwas, worüber man hinauswachsen sollte.
Ich bin ja Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer und da geht es auch darum, bedingungslose Liebe zu entwickeln. Das heißt, zu jedem Menschen Liebe zu entwickeln. Was nicht heißt, dass man jeden gleich behandelt. Es wird manche Menschen geben, mit denen hast du eine engere Beziehung.
Und natürlich, zu Mann, oder Frau hast du vielleicht die engste Beziehung, zu deinen Kindern hast du eine besondere Beziehung, zu deinen Eltern, zu deinen besten Freunden, zu den Kumpels. Vielleicht auch zu deinen Yogaschülern, wenn du Yogalehrer bist. Da hast du eine besondere Verbindung.
Aber du solltest nicht sympathiegetrieben sein und sagen: "Den mag ich, den mag ich nicht." Du kannst mal sagen: "Mit dem komme ich momentan nicht so gut zurecht oder wir haben eine andere Kommunikationsebene oder ich bin mit dem nicht einverstanden, wie und was er macht."
Das ist alles legitim und das ist alles ganz natürlich. Nur, du solltest nicht reine Sympathie und Antipathie zur Richtschnur deines Handelns machen. Und du solltest nicht deshalb etwas tun, weil der Mensch dir unsympathisch ist und der andere Mensch dir sympathisch ist.
Aus Liebe und Mitgefühl kannst du einiges tun und natürlich auch, um einen Gefallen zu erwidern, den andere dir gegeben haben. Aber mache dich nicht abhängig von Sympathie und Antipathie. Auf eine gewisse Weise kannst du sagen, Sympathie und Antipathie, die bei vielen Menschen von selbst immer wieder entstehen, sind eine kleine Information, die dir das Unterbewusstsein sagt.
Bei Sympathie kommt vielleicht irgendwo so eine Botschaft, auf irgendeine Weise harmonisiert unsere Energie miteinander, vielleicht kennen wir uns aus früheren Leben, vielleicht hat er einen Geruch, der mir liegt, vielleicht erinnert er mich an jemanden, mit dem ich gut zurechtgekommen bin.
Menschen, die dir sympathisch sind, da ist so ein kleines Zeichen, dass mit denen etwas vielleicht etwas leichter geht. Und dann mag es Menschen geben, die sind dir unsympathisch. Und vielleicht ist das ein Zeichen, dass dich etwas mehr bemühen musst.
Nicht im Sinne von, du darfst mit denen nichts machen, sondern du musst ein bisschen mehr dich bemühen und vielleicht musst du auch ein bisschen mehr aufpassen, vielleicht steckt da auch durchaus etwas dahinter, denn manchmal stimmen ja auch so diese gefühlsmäßigen Informationen.
Trotzdem, im Yoga sagen wir, entfalte allumfassende Liebe, unbedingte Liebe zu allen Menschen. Und das sei die Grundhaltung für alle Menschen. Man könnte auch sagen, empfinde alle Menschen als sympathisch, liebe alle Menschen. Und dann nutze Unterscheidungskraft, um herauszufinden, wie du mit jedem Menschen zurechtkommst, nutze auch deine Intuition, nutze dein Gefühl, aber eben nicht allein in der Dimension Sympathie und Antipathie.
Verwandle Sympathie und Antipathie vielleicht in das Begriffspaar "leichter Kontakt zu finden" oder "etwas komplexer Kontakt zu finden". Oder "braucht weniger Engagement, um Liebe zu spüren" und "braucht mehr Engagement, um Liebe zu spüren".
In diesem Sinne hat Sympathie eine positive Bedeutung auf vielen Ebenen. In der Grundbedeutung ist Sympathie Einfühlungsvermögen in alle Menschen, mit denen du zu tun hast. Und ich empfehle dir wirklich, entwickle dieses Einfühlungsvermögen und dieses Mitgefühl und spüre jeden Tag die Menschen, die für dich wichtig sind.
Nicht nur Familie, sondern auch Kollegen, wer auch immer für dich gerade wichtig ist. Und nutze die Kraft der Sympathie, um, man kann sagen, eine natürliche Liebe entstehen zu lassen. Aber entwickle auch Liebe zu Menschen, die dir erstmal nicht so sympathisch sind. So entwickelst du Liebe, Mitgefühl, bedingungslose Freude, Erfüllung im Leben.
Sympathie in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Sympathie in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Sympathie
Ähnliche Eigenschaften wie Sympathie, also Synonyme zu Sympathie sind zum Beispiel Liebe, Mitgefühl, Wohlbehagen, Herzlichkeit, Anteilnahmen, Verständnis.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Sympathie übertrieben kann ausarten zum Beispiel in Willkür, Verhaftung, Vorliebe, Schwäche. Daher braucht Sympathie als Gegenpol die Kultivierung von Strenge, Ernst, Konsequenz.
Gegenteil von Sympathie
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Sympathie, Antonyme zu Sympathie:
- Positive Gegenteile von Sympathie, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Strenge, Ernst, Konsequenz
- Negative Gegenteile von Sympathie, also Laster, negative Eigenschaften, sind zum Beispiel Antipathie, Abneigung, Ablehnung, Willkür
Sympathie im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Sympathie gehört zur Tugendgruppe 3 Liebe, Zuneigung, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Liebe und Empathie
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Sympathie zum Persönlichkeitsfaktor A1 Verträglichkeit hoch: kooperativ, liebevoll, freundlich, mitfühlend
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Sympathie zur Grundverhaltenstendenz S - Stetigkeit, Mitgefühl, Teamfähigkeit
- Im Ayurveda zählt man Sympathie zum Kapha-Vata Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Sympathie
Sympathie kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Sympathie in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Sympathie zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Sympathie kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein sympathischerer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Sympathie ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, zum Beispiel: "Ich entwickle Sympathie."
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie zum Beispiel: Ich bin sympathisch."
Affirmationen zum Thema Sympathie
Hier einige Affirmationen für mehr Sympathie. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.
Klassische Autosuggestion für Sympathie
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin sympathisch.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin sympathisch. Om Om Om.
- Ich bin ein Sympathischer, eine Sympathische OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Sympathie
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin sympathisch " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Sympathie.
- Ich werde sympathisch.
- Jeden Tag werde ich sympathischer.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Sympathie.
Dankesaffirmation für Sympathie
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag sympathischer werde.
Wunderaffirmationen Sympathie
Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr sympathisch. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Sympathie entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr sympathisch zu sein.
- Ich bin jemand, der sympathisch ist.
Gebet für Sympathie
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Sympathie:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Sympathie.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein sympathischer Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Sympathie mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Was müsste ich tun, um Sympathie zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Sympathie zu entwickeln?
- Wie könnte ich sympathisch werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Sympathie.
- Angenommen, ich will sympathisch sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre sympathisch, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Sympathie kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als sympathischer Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Vortragsmitschnitt zu Sympathie - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Sympathie, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Sympathie
Eigenschaften im Alphabet nach Sympathie
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
- Großes Yoga Portal
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