Atharva Shiras Upanishad: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 3. Oktober 2014, 13:52 Uhr

Die Atharva Shiras Upanishad (Sanskrit: f.) ist ein Teil der indischen Heiligen Schriften, die Veda genannt werden. Die Atharva Shiras Upanishad gehört zum Atharvaveda und wird außerdem den Shiva Upanishaden zugeordnet, da sie die Verehrung des Höchsten als Rudra zum Ausdruck bringt.

"Ich bin der Eine [welcher] zuerst war, ich bestehe und ich werde sein. Kein anderer ist außer mir vorhanden." Zitat: Atharva Shiras Up.; Rudra, Lehrbuchdarstellung, 19. Jh.

Atharva Shiras Upanishad mit Erläuterungen nach Paul Deussen

Artikel aus "Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 862 - 872.

Einleitung

Die Atharva Shiras Upanishad[1], welche sich selbst pag. 10,9 (der Kalkuttaer Ausgabe) Atharvasiras (d. h. wohl: "Hauptsache des Atharvaveda", - vgl. Vedanta "Endziel des Veda") nennt und 9,3 den (wohl mißverstandenen) Vers Atharvav. 10,2,27 zur Erläuterung dieses Namens zitiert, feiert als Prinzip aller Dinge und als höchstes Ziel, Parama Param (nicht Param Aparam), Parayanam, den Rudra (Isana, Bhagavan Mahesvara, - der Name Siva kommt nicht vor). Rudra ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ist allumfassend und der Dinge Innerstes, ist das Offenbare und das Unoffenbare. Wer ihn weiß, weiß damit alles 1,12; nur durch Schweigen ist er zu verkünden 7,13. Sein Symbol ist der Laut Om, und speziell die dreiundeinhalbte (imaginäre) Mora desselben 4,10. Rudra weilt im Herzen 4,10 und durchdringt die ganze Schöpfung 8,10 f., welche aus neun Himmeln, neun Lufträumen und neun Erden besteht 9,5. Er absorbiert, wenn er sich als Schlange zusammenringelt, die Welt und läßt sie aus seinem Hauch wieder hervorgehen 9,10f. Er ist die Einheit der Lebensorgane und der entsprechenden Gottheiten 6,1f. Der Mensch ist sein Geschöpf (Pasu) und an den Strick (Pasa) des Erdendaseins gebunden. Die Erlösung von Geburt, Leiden, Tod, 5,10, erfolgt, indem man Zorn und Begierde (Trishna), die Erde als Wurzel der Kausalitätskette (Hetujalasya Mulam) und alle Habe in Rudra aufgibt 7,3. 8,3. - Die Upanishad scheint einer Sekte der Pasupatas anzugehören; als deren Gelübde (Vratam Pasupatam) das symbolische Bestreichen mit Asche erwähnt wird 8,8. Die weitere Systematik der Pasupatas kommt in dieser Upanishad noch nicht vor. Der Text derselben ist vielfach korrupt, so daß durch Konjekturen geholfen werden mußte.

Die Atharva Shiras Upanishad

1.

Om! Es geschah einmal, daß die Götter zur Himmelswelt gingen. Und sie fragten den Rudra: "Wer bist du?" - Und er sprach: "Ich bin der Eine [welcher] zuerst war, ich bestehe und ich werde sein. Kein anderer ist außer mir vorhanden. Ich bin es [der] aus dem Inneren in das Innere drang, der auch in das Innere des Raumes drang. Ich bin ewig und nichtewig, offenbar und nichtoffenbar, Brahman und Nicht-Brahman. Ich bin östlich und westlich, bin nach Süden und nördlich, ich bin unten und bin oben (Chand. 7,25,1), bin die Gegenden und Nebengegenden. Ich bin männlich und sächlich und das Weibliche (Atharvav. 10,8,27). Ich bin die Savitri und die Gayatri, bin die Trishtubh, die Jagati und Anushtubh. Ich bin der Schein und bin die Wahrheit. Ich bin die Feuer Garhapatya und Daksina und Ahavaniya. - Ich bin die Kuh und die Büffelkuh. Ich bin Ric, Yajus und Saman, und bin die Atharvangiras'. Ich bin der älteste, der edelste, bin der beste (Brih. 6,1,1). Ich bin das Wasser und bin das Feuer, verborgen bin ich in den Reibhölzern. Ich bin das Unvergängliche und bin das Vergängliche. Ich bin die Lotosblüte und bin die Somaseihe. Ich bin das Gewaltige, bin in der Mitte und draußen, bin "das im Osten [geborene] Licht" (Atharvav. 4,1,1). Ich bin alle, bin das Unendliche.[2] Der wird zu allen zugleich, wer mich weiß. Der weiß die Götter und alle Veden mit den Vedangas. Und ich bin es auch, der ich das Brahman durch die Brahmanen, die Kuh durch die Stiere, die Brahmanen durch Brahmanwürde, die Opferspeise durch Opferspeise, das Leben durch Leben, die Wahrheit durch Wahrheit, das Recht durch Recht sättige vermittelst meiner Kraft." - Da geschah es, daß die Götter den Rudra befragten, daß die Götter den Rudra anschauten, daß die Götter den Rudra überdachten, daß die Götter mit erhobenen Armen den Rudra [mit folgendem Lobgesange] preisen.

2.

Om!
Rudra ist dieser Erhabene und Brahman, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Visnu, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Skanda, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Indra, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Agni, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Vayu, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Surya, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Soma, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und die acht Greifer, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und die acht Übergreifer (Brih. 3,2), ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Bhur, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Bhuvah, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Svar, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Mahas (Taitt. 1,5), ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und die Erde, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und der Luftraum, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und der Himmel, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und die Wasser, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das Feuer, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Kala, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Yama, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und Mrityu, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das Unsterbliche, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und der Äther, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das All, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das Grobe, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das Feine, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das Weiße, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das Schwarze, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das Ganze, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das Wahre, ihm sei Ehre, Ehre!
Rudra ist dieser Erhabene und das Weltall, ihm sei Ehre, Ehre!

3.

Bhur ist dein Anfang, Bhuvar deine Mitte, Svar dein Haupt. Du bist der allgestaltige, der Brahman. Einer bist du, zweifach, dreifach. Wachstum bist du, Ruhe bist du, Gedeihen bist du. Geopfertes und Nichtgeopfertes, Gegebenes und Nichtgegebenes, Alles und Nichtalles, Ganzes und Nichtganzes, Getanes und Nichtgetanes, des Höchsten Höchstes (Paramaparam zu trennen), das höchste Ziel bist du.

Wir tranken Soma, sind unsterblich worden,
Gingen ins Licht ein, fanden auf die Götter!
Was könnte jetzt Feindseligkeit uns schaden,
Was, o Unsterblicher, der Menschen Tücke! (Rigv. 8,48,3.)

Vor Soma und Surya ist der feine Geist. Aber die ganze Welt einbegriffen [implicite, Hitam] ist jene Silbe [Om], welche das Prajapati-artige, das Soma-artige, den feinen Geist, das Faßbare durch ihr Unfaßbares, das Sein durch ihr Sein, das Soma-artige durch ihr Soma-artiges, das Feine durch ihr Feines, das Wind-artige durch ihr Windartiges verschlingt. Ihr als der großen Verschlingerin sei Ehre, Ehre!

Im Herzen alle Gottheiten,
In ihm die Lebenshauche sind,[3]
Als der, der stets die drei Moren
Überragt, bist im Herzen du!

Sein Haupt ist nördlich (Chand. 5,10,1), seine Füße südlich. Der da nördlich ist, das ist der Laut Om, als der Laut Om ist er der heilige Ruf, als der heilige Ruf ist er alldurchdringend, als alldurchdringend ist er unendlich, als unendlich ist er das Rettende (Taram), als das Rettende ist er das Reine, als das Reine ist er das Feine, als das Feine ist er das Blitzartige, als das Blitzartige ist er das höchste Brahman, als das höchste Brahman ist er der Eine, als der Eine ist er Rudra, als Rudra ist er der Herr, als der Herr ist er der erhabene Mahesvara.

4.

Die heilige Silbe Om

Aber warum heißt er der Laut Om? - Weil er, wenn ausgesprochen, die Lebenshauche in die Höhe steigen macht, darum heißt er der Laut Om.

Und warum heißt er der heilige Ruf (Pranava)? - Weil er, wenn ausgesprochen, das aus Ric, Yajus, Saman, Atharvangiras bestehende Brahman den Brahmanen zuneigt (Pranamayati) und geneigt macht, darum heißt er der heilige Ruf. Aber warum heißt er alldurchdringend? - Weil er, wenn ausgesprochen, gleichsam wie mit Öl einen Sesamteigklumpen, das Ruheartige (Kath. 3,13), das Eingewobene und Verwobene (Brih. 3,6) durchdringt und durchsetzt, darum heißt er alldurchdringend.

Aber warum heißt er unendlich? - Weil, wenn er ausgesprochen, in die Quere, nach oben und nach unten kein Ende desselben zu finden ist, darum heißt er unendlich.

Aber warum heißt er das Rettende? - Weil er, wenn ausgesprochen, aus der großen Furcht vor Empfängnis, Geburt, Krankheit, Alter, Tod und Seelenwanderung Rettung schafft und errettet, darum heißt er das Rettende.

Aber warum heißt er das Reine (Suklam)? - Weil er, wenn ausgesprochen, lärmt (Klandate) und müde macht (Klamayati), darum heißt er das Reine.

Aber warum heißt er das Feine? - Weil er, wenn ausgesprochen, in feiner Gestalt sich der Leiber bemächtigt und alle Glieder überstreicht, darum heißt er, das Feine.

Aber warum heißt er das Blitzartige? - Weil er, wenn ausgesprochen, es in der unoffenbaren (Avyakte) großen Finsternis aufleuchten macht, darum heißt er das Blitzartige.

Aber warum heißt er das höchste Brahman? - Weil er das Höchste des Höchsten, das höchste Ziel, das Starke (Brihat) ist und durch starke [Zauberkraft] erstarken macht (Brihatya Brinhayati), darum heißt er das höchste Brahman.

Aber warum heißt er der Eine? - Er der, alle Lebenskräfte (Pranah) verschlingend, indem er sie verschlingt, als ewiger sie zusammenfaßt und wieder auseinanderbreitet, also daß zu ihrem Meister die einen eilen und zu ihrem Meister wieder einige, und nach Süden, Westen, Norden und Osten wieder andere [als die den Pranas entsprechenden Naturkräfte] hineilen, er ist ihrer aller Sammelplatz hier, und zusammenfassend einer geworden, streicht er hin [als der Lebenshauch] der Geschöpfe, - darum heißt er der Eine.

Aber warum heißt er Rudra? - Weil nur von den Sehern (Rishi), nicht von anderen Verehrern, flugs (Drutam) seine Wesenheit (Rupam) erfaßt wird, darum heißt er Rudra.

Aber warum heißt er der Herr? - Weil er der ist,

Der alle Götter mit seinen Herrscherkräften,
Mit Zeugungskräften auch beherrscht (vgl. Svet. 3,1), -
Zu dir, o Held, aufschreien wir,
Wie Kühe, die zur Melkung gehn,
Dem Herrn des, das sich regt, dem himmelschauenden,
Dem Herrn, o Indra, des, das steht (Rigv. 7,32,22),

darum heißt er der Herr.

Aber warum heißt er der erhabene Mahesvara? - Weil er die Verehrer (Bhaktan) an der Erkenntnis teilnehmen läßt und mit ihr begnadigt; weil er die Rede [des Veda] in sich zurücknimmt und wieder ausströmen läßt (Brih. 2,4,10); weil er, alle Wesenheiten aufgebend, durch die Erkenntnis des Atman und die Herrschaft des Yoga sich erhebt und erhaben ist, darum heißt er der erhabene Mahesvara.

Dieses ist die Kunde des Rudra.

5.

"Wer haaresspitzegroß in Herzens Mitte den Alldurchdringer, Gott, den goldnen, teuern im eigenen Selbst weilen sieht als Weiser, dem wird zuteil die Ruhe, keinem anderen." Zitat: Atharva Shiras Up.
Der eine Gott in allen Weltenräumen,
Vordem geboren und im Mutterleibe;
Er ward geboren, wird geboren werden,
Ist in den Menschen und allgegenwärtig.
(Vaj. Samh. 32,4. Svet. 2,16.)
Der eine Rudra - nicht ihm als zweitem [huldigt]! -
Ist's, der die Welt beherrscht mit Herrscherkräften;
Er weilt in den Wesen und rafft sie in sich ein zur Endzeit,
Wenn alte Wesen er einschlingt, der Hüter (Svet. 3,2).
Der jedem Mutterschoß als der Eine vorsteht,
Durch den dies ganze Weltall aus sich breitet,
Wer den als Herrn, als Gott, reichspendend, preiswert
Erkennt, geht ein in jene Ruh für immer.
(Svet. 4,11. Vgl. Svet. 5,2. Kath. 1,17.)
Fliehend die Welt, des Ursachnetzes Wurzel,
Erworbnes weislich hingebend an Rudra,

bekannten Rudra als die Einheit, als den ewigen, den alten an Labung-und-Kraft[4], die Geschöpfe, als den, der vor ihnen senkt des Todes Stricke.

Also geschieht es, daß mittels jenes [heiligen Lautes], wenn er in die Seele dringt, durch seine dreiundeinhalbte Mora (der Isvara) die Ruhe verleiht, die Erlösung des Geschöpfes (Pasu) von seiner Fessel (Pasa).

Nämlich die erste Mora [von Om = A + U + M) hat Brahman als Gottheit und ist rot von Farbe; wer diese immerfort meditiert, der geht zur Stätte des Brahman.

Die zweite Mora aber hat Visnu als Gottheit und ist schwarz von Farbe; wer diese immerfort meditiert, der geht zur Stätte des Visnu.

Aber die dritte Mora hat den Isana als Gottheit und ist braun von Farbe; wer diese immerfort meditiert, der geht zur Stätte des Isana.

Aber die dreiundeinhalbte Mora hat sie alle als Gottheiten, ist unoffenbar, geht hinaus in die Weite, ist rein und dem Bergkristall gleich an Farbe; wer diese immerfort meditiert, der geht zur Stätte des Heiles.

Darum soll man dieses verehren! Lautlos verkünden es die Schweiger (Asketen), denn nicht ist es zu ergreifen.

Das ist der Weg, der nach Norden vorgezeichnet ist, auf dem die Götter gehen (Chand. 5,10,1) und die Väter und die Rishis zum Höchsten des Höchsten, zum höchsten Ziel.

Wer haaresspitzegroß in Herzens Mitte
Den Alldurchdringer, Gott, den goldnen, teuern
Im eigenen Selbst weilen sieht als Weiser,
dem wird zuteil die Ruhe, keinem anderen.
In ihm Zorn [lassend], Willensdurst und Weltlust,
Fliehend die Welt, des Ursachnetzes Wurzel,
Erworbnes weislich hingebend an Rudra,

bekannten sie Rudra als die Einheit; denn Rudra ist durch ewige, alte Labung-und-Kraft und Kasteiung der Überwinder. Was Feuer genannt wird, ist Asche, und was Wind, Asche, und was Wasser, Asche, und was Erdboden, Asche, und was Äther, Asche, und diese ganze Welt ist Asche und der Geist und diese Augen! Weil dieses das Gelübde des Pasupata ist, daß er mit Asche seine Glieder überstreicht, darum ist dieses die Pasupata-Gebetsformel, damit das Geschöpf von seinen Banden erlöst werde.

6.

"Dem Rudra, der im Feuer, der im Wasser, der einging in die Kräuter und Gewächse, der alle diese Wesen ist geworden, diesem Rudra sei Verehrung, Verehrung!" Zitat: Atharva Shiras Up.
Dem Rudra, der, im Feuer, der im Wasser,
Der einging in die Kräuter und Gewächse,
Der alle diese Wesen ist geworden,
diesem Rudra sei Verehrung, als dem Agni.
Dem Rudra, der im Feuer, der im Wasser,
Der einging in die Kräuter und Gewächse,
Der alle diese Wesen ist geworden,
diesem Rudra sei Verehrung, Verehrung!

Rudra, der im Wasser, Rudra, der in den Kräutern, Rudra, der in den Bäumen, Rudra, von dem die Welt hoch empor gehalten wird, von dem die Erde als Träger in zweifacher, dreifacher Form getragen wird und die Schlangen, die im Luftraum wohnen, diesem Rudra sei Verehrung, sei Verehrung!

[Rudra als Prana im Menschenhaupt:]

Als zusammen sein Haupt nähte
Atharvan und das Herz in ihm,
Regt' er über dem Hirn ihn an
Als Läuterer vom Haupte her.
Dem Atharvan gehört dies Haupt,
Ein Faß mit Göttern vollgestopft,
Es schützen dieses Haupt Prana,
Nahrung und Manas im Verein.[5]
Neun Himmel sind, beschützt vom Göttervolk,
Neun Lufträume, und neun auch dieser Erden;
Dem eingewoben alles und verwoben,
Nichts anderes ist außer ihm vorhanden.
Nicht gibt es Früheres als ihn, nicht Spät'res,
Nichts, was gewesen oder künftig wäre;
Mit tausend Füßen und nur einem Haupte
Durchdringt er diese Welt und macht sie rollen.
Aus Ew'gem ist die Zeit worden,
Von der Zeit heißt Durchdringer er,

denn der Durchdringer ist der erhabene Rudra. Wenn Rudra in Schlangenringelung daliegt, dann werden die Geschöpfe in ihn hereingezogen. Haucht er aus (Brih. 4,5,11), so entsteht Finsternis, aus der Finsternis Wasser; wenn er in dem Wasser mit dem Finger umrührt, so wird das Umgerührte in der Kälte kalt und, nachdem es umgerührt worden, zu Schaum; aus dem Schaum entsteht das (Welt-)Ei, aus dem Ei der Brahman, aus dem Brahman der Wind, aus dem Wind der Laut Om, aus dem Laut Om die Savitri, aus der Savitri die Gayatri, aus der Gayatri die Welten (vgl. Rigv. 1,164,25. Chand. 3,12).

Sie preisen Tapas und Wahrheit, weil sie den Süßtrank ausströmen, der nicht vergeht [die Erlösung]. Ja, dieser ist das höchste Tapas, ist Wasser, Licht, Essenz, Unsterbliches, Brahman (vgl. oben, S. 652 Anm. 1).

Bhur, Bhuvah, Svar! Om! Verehrung! -

7.

(Vgl. Maha Up. 4.)

Der Brahmane, welcher dieses Atharvasiras studiert, wird aus einem nichtschriftgelehrten ein schrittgelehrter, aus einem nichteingeführten ein eingeführter; der wird durch Agni geläutert, durch Vayu geläutert, durch Soma geläutert, durch die Wahrheit geläutert; der wird von allen Göttern gekannt, wird von allen Veden [die hier als Personen erscheinen] meditiert, wird ein in allen heiligen Badeplätzen gebadet habender, und von ihm sind alle Opfer geopfert worden. Sechzigtausend Gayatri-Strophen sind von ihm gemurmelt, hunderttausend [Strophen] der Itihasa Puranas und der Rudra-Lieder sind von ihm gemurmelt, zehntausend Pranavas sind von ihm gemurmelt. So weit sein Blick reicht (A Cakshushah), läutert er die Versammlung, bis zur siebenten Generation läutert er [Vorfahren und Nachkommen]; also hat es der Erhabene verheißen.

Wer einmal das Atharvasiras murmelt, der wird rein, geläutert, werktüchtig: - wer es zum zweitenmal murmelt; der erlangt Oberherrschaft über die Schar [des höchsten Gottes]: wer es zum drittenmal murmelt, geht zum Ebensosein ein.

Om! Die Wahrheit! Om! Die Wahrheit! Om! Die Wahrheit!

Fußnoten

  1. Zur Anordnung. Weiter folgen fünf Upanishaden, welche den Gott Siva als eine symbolische Personifikation des Atman auffassen, nämlich: Atharvasiras, Atharvasikha, Nilarudra, Kalagnirudra und Kaivalya. Wir behalten diese, aus Colebrookes und Narayanas Liste sich ergebende Reihenfolge bei, wiewohl sie gewiß nicht durchweg der Entstehungszeit entspricht, da die Nilarudra Upanishad sofern sie nur einen Auszug aus Vaj. Samh. 16 und ähnlichen Stellen darbietet, bei weitem das älteste Stück ist, auch die Kaivalya Upanishad ungeachtet ihrer späten Stellung in den genannten Verzeichnissen, ihrem Hauptinhalt nach aus verhältnismäßig alter, der Svetasvatara-, Mundaka- und Mahanarayana Upanishad nahestehender Zeit stammen dürfte.
  2. Lesart und Sinn sind hier und in den nächsten Zeilen sehr unsicher.
  3. Vgl. den Vers Brahma Up. 2, oben S. 682.
  4. Ishamurjena; aus der Formel Isham Urjam wird ungrammatisch das Kompositum Isham-urja gebildet; so auch unten, p. 8,5. Einem ähnlichen Fall begegneten wir oben S. 347, Z. 2.
  5. Atharvav. 10,2,26-27, dessen Lesarten wir folgen. Der Läuterer, der, zu Kopf steigend, den Menschen anregt, ist der Soma. Vgl. unsere Erklärung des Hymnus, Gesch. d. Phil. I, 269.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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