Sanskrit Kurs Lektion 40: Unterschied zwischen den Versionen

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:In diesem Workshop erlernen und praktizieren wir eine Serie von fünf energetisierenden Übungen, die mit Körper, Aufmerksamkeit und Atmung arbeiten …
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:Dr phil Oliver Hahn
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:Die AMRITA SIDDHI ("Erlangung der Unsterblichkeit") ist ein bisher noch wenig bekannter Ur-Text zum Hatha Yoga, der aus einem asketisch orientierten buddhistischen Umfeld stammt. Niedergeschrieben wurde er vermutlich im 11. Jahrhundert in Indien von Madhava Chandra. Der Verfasser lehrt in 35 kurzen Kapiteln die praktischen und theoretischen Grundlagen
'''<strong>[https://www.yoga-vidya.de/seminare/seminar/bewusstseinstechniken-aus-dem-vijnana-bhairava-tantra-w251001-1/ 01.10.25 - 03.10.25 - Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra]</strong>'''
:Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu entdecken …  


:Dr phil Oliver Hahn
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*[[Sanskrit Kurs Lektion 117]]
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Aktuelle Version vom 8. November 2025, 10:40 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Das Absolutivum (2)

In Lektion 39 haben wir die Verwendung des Absolutivums betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält zwei Formen des Absolutivums.

Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem zweiten Kapitel (Upadesha) der Hatha Yoga Pradipika, das der Praxis des Pranayama gewidmet ist. Der 8. Vers beschreibt die zweite Phase der Reinigungsatmung (Nadi Shodhana), die auch als Wechselatmung bzw. Anuloma Viloma bekannt ist. Die beiden Absolutiva sind ākṛṣya ("eingezogen habend, einziehend", ā + kṛṣ) und kṛtvā ("gemacht habend", kṛ).


प्राणं सूर्येण चाकृष्य पूरयेदुदरं शनैः |
विधिवत्कुम्भकं कृत्वा पुनश्चन्द्रेण रेचयेत् || २.८ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
prāṇaṃ sūryeṇa cākṛṣya pūrayed udaraṃ śanaiḥ |
vidhivat kumbhakaṃ kṛtvā punaś candreṇa recayet || 2.8 ||


  • vereinfachte Transkription:
pranam suryena chakrishya purayed udaram shanaih |
vidhivat kumbhakam kritva punash chandrena rechayet || 2.8 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
prāṇam : den Atem, (die Lebensenergie Prana, Akk. Sg. m.)
sūryeṇa : durch den Sonne(nkanal, das rechte Nasenloch, Surya, Instr. Sg. m.)
ca : und (Cha, Partikel)
ākṛṣya : ziehend ("gezogen habend", ā + kṛṣ, Absolutivum)
pūrayet : er soll anfüllen (pṝ, Verb‏‎)
udaram : den Bauch (Udara, Akk. Sg. n.)
śanaiḥ : langsam, allmählich (Shanais, Adverb)
vidhi-vat : vorschriftsgemäß, der Anweisung entsprechend (Vidhivat, Adverb)
kumbhakam : die Atemverhaltung (Kumbhaka, Akk. Sg. m.)
kṛtvā : nachdem er ausgeführt hat (kṛ, Absolutivum)
punar : wieder (Punar, Adverb)
candreṇa : durch den Mond(kanal, das linke Nasenloch, Chandra, Instr. Sg. m.)
recayet : er soll ausatmen (ric, Verb)


  • Übersetzung:
Und, den Atem (Prana) durch den Sonnenkanal (das rechte Nasenloch bzw. Surya) einziehend (ākṛṣya "eingezogen habend"), soll er (d.h. der Yogi) den Bauch langsam füllen.
Nachdem er vorschriftsgemäß die Atemverhaltung (Kumbhaka) ausgeführt hat (kṛtvā), soll er wieder durch den Mondkanal (das linke Nasenloch bzw. Chandra) ausatmen.


Erläuterungen

  • Der Akkusativ (Dvitiya) prāṇam ist das logische Objekt (Karman) des Absolutivums ākṛṣya.
  • Das Absolutivum ākṛṣya bezeichnet eine Nebenhandlung (Guna Kriya), die (in der Regel) vor der eigentlichen Haupthandlung (Mukhya Kriya, hier: pūrayet) erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt (hier: yogī) hat. Die Form ākṛṣya ist von der Wurzel kṛṣ "ziehen" abgeleitet, das in Verbindung mit dem Verbalpräfix ā "einziehen, heranziehen" bedeutet. Gelegentlich kann die durch das Absolutivum ausgedrückte Nebenhandlung auch zeitgleich zur Haupthandlung verlaufen, so wie hier im Falle von ākṛṣya ("einziehend") und dem Optativ pūrayet ("er soll füllen"). Es ergibt sich aus dem Sinnzusammenhang, dass das Einziehen der Luft und das Füllen des Bauches mit dieser ein und derselbe Prozess ist.
  • Der Instrumental (Tritiya) sūryeṇa steht als Instrument der Handlung (Karana) in syntaktischem Zusammenhang zum Verb pūrayet. Er bezeichnet hier den Weg bzw. die Passage der Atemluft beim Einatmen.
  • Die Verbform pūrayet ("er soll einatmen") ist die 3. Person Singular (Optativ Präsens Aktiv bzw. Parasmaipada) des Kausativs der Verbalwurzel (Dhatu) pṝ "füllen, einatmen". Der Optativ drückt einen Wunsch oder eine Möglichkeit, eine höfliche Aufforderung oder - wie in diesem Falle - eine neutrale Anweisung aus.
  • Der Akkusativ udaram ist das logische Objekt der Verbalhandlung pūrayet.
  • Das Adverb śanaiḥ ("langsam, allmählich") ist als Umstandsbestimmung der Art und Weise eine nähere Bestimmung zum Verb pūrayet.
  • Das Adverb vidhivat ("vorschriftsgemäß, wie (vat) die Regel (Vidhi ist") ist als Umstandsbestimmung der Art und Weise eine nähere Bestimmung zum Absolutivum kṛtvā.
  • Der Akkusativ kumbhakam ist das logische Objekt des Absolutivums kṛtvā.
  • Das Absolutivum kṛtvā bezeichnet eine weitere Nebenhandlung, die vor der Haupthandlung (recayet) erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt (hier: yogī) hat. Die Form kṛtvā ist von der Wurzel kṛ "machen, tun" abgeleitet.
  • Der Instrumental candreṇa steht als Instrument der Handlung in syntaktischem Zusammenhang zum Verb recayet. Er bezeichnet hier den Weg bzw. die Passage der Atemluft beim Ausatmen.
  • Sandhi: Gleichartige Vokale (Svara) verschmelzen am Wortende bzw. -anfang zu einem Langvokal: ca + ākṛṣya wird zu cākṛṣya. In den beiden Instrumentalen sūryeṇa und candreṇa wird das n der Endung durch das vorangehende r (Repha) zu , d.h. es wird "zerebralisiert". Die Endung m von prāṇam, udaram und kumbhakam geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über, welcher vereinfachend wie m ausgesprochen werden kann. In streng traditioneller Rezitation wird Anusvara jedoch, abhängig vom folgenden Konsonanten, als dessen Klassennasal ausgesprochen: kumbhakaṃ kṛtvā, sprich: kumbhakaṅ kṛtvā. Das stimmlose auslautende t von pūrayet wird vor folgendem Vokal (hier: u) zu stimmhaftem d. Das auslautende s von śanais wird im absoluten Auslaut zu Visarga (): śanaiḥ. Das auslautende r von punar wird vor stimmlosem Palatal (hier: c) zum palatalen Zischlaut ś: punaś candreṇa.


Metrische Analyse des 3. und 4. Pada

Betrachten wir das dritte (Tritiya) und vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal (auf den noch ein Konsonant folgen kann), oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:


Silbe 1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 4 5 6 7 8
Devanagari वि धि त्कु म्भ कं कृ त्वा पु श्च न्द्रे रे येत्
Transliteration vi dhi va tku mbha kaṃ kṛ tvā pu na śca ndre ṇa re ca yet
Silbenlänge kurz kurz lang* lang kurz lang lang* lang kurz lang* lang* lang kurz lang kurz lang
Symbol υ υ υ υ υ υ


Hinweise zur Aussprache: Alle acht Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten. Die Positionslänge der 3., 4., 6. und 7. Silbe (Pada 3) bzw. der 2. und 3. Silbe (Pada 4) ergibt sich durch die Aufteilung in vat-kum-bha-kaṃ-kṛt-vā bzw. naś-can-dre.


Fragen und Feedback

Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an Dr. phil. Oliver Hahn. Er ist Indologe und Autor für Yoga Wiki, Seminarleiter, Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.

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Die AMRITA SIDDHI ("Erlangung der Unsterblichkeit") ist ein bisher noch wenig bekannter Ur-Text zum Hatha Yoga, der aus einem asketisch orientierten buddhistischen Umfeld stammt. Niedergeschrieben wurde er vermutlich im 11. Jahrhundert in Indien von Madhava Chandra. Der Verfasser lehrt in 35 kurzen Kapiteln die praktischen und theoretischen Grundlagen …
Dr phil Oliver Hahn

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