Unbefangenheit: Unterschied zwischen den Versionen

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Was ist Unbefangenheit? Woher stammt das Wort? Wozu ist Unbefangenheit gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Unbefangenheit? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.
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==Unbefangenheit als hilfreiche Tugend==
==Unbefangenheit als hilfreiche Tugend==

Version vom 12. März 2016, 10:49 Uhr

Unbefangenheit ist die Fähigkeit, sich ohne Vorurteile und vorgefasste Meinungen einer Sache zu nähern. Viele Menschen sind in ihren eigenen Gedankenmustern sehr gefangen. Sie beurteilen Vieles von ihren eigenen inneren Gefühlen heraus.

Unbefangenheit heißt, ohne eine solche innere Gefangenschaft an etwas heranzugehen, mit jemandem umzugehen. Manchmal ist es hilfreich, über einen Menschen, eine Sache oder eine Aufgabe zunächst gar nichts zu wissen, um unbefangen und mit neutralem Blick zu sein. Oft ist es auch hilfreich, sich seines eigenen Denkmusters bewusst zu sein und zu schauen, an welchen Stellen Befangenheit einsetzt.

Dann kann man vorgefasste Meinungen -die jeder Mensch hat und haben muss, um die Komplexität der Welt zu bewältigen- erkennen. Im zweiten Schritt ist es dann möglich, diese Ebene zu verlassen und mit mehr Offenheit und Unbefangenheit agieren zu können.

Was ist Unbefangenheit? Woher stammt das Wort? Wozu ist Unbefangenheit gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Unbefangenheit? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.

Kinder - unsere Gurus für Unbefangenheit

Unbefangenheit als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Unbefangenheit ist eine wichtige Eigenschaft und Fähigkeit, die man immer wieder neu entwickeln kann. Unbefangenheit heißt auch Offenheit. Unbefangenheit kommt ja letztlich von "gefangen sein". Viele Menschen sind gefangen in alten Gedankenmustern. Sie sind gefangen in Reiz-Reaktionsmustern, in emotionalen Reaktionen. Manche Menschen haben diesbezüglich eine richtige Choreographie entwickelt.

Z.B. wenn Partnerschaft betrachtet: Der eine sagt etwas und der andere kritisiert es. Der eine schimpft, der andere stellt die Beziehung in Frage. Der eine schimpft wieder und dann fliegen vielleicht noch Tassen oder zumindest ein Türen knallen zu. Und danach ist man sauer, aber nach ein paar Stunden nähert man sich vielleicht wieder einander an. Man umarmt sich und pflegt ein -vielleicht schon gewohntes- Versöhnungsritual. Und alles erscheint von außen als eine Art Choreographie.

Es kann gut sein, dass Partner das brauchen, aber vielleicht sollte man auch versuchen, generell mit mehr Unbefangenheit an die Thematik heranzugehen. Sobald man merkt, dass man in alte Reaktionsmuster rutscht, kann man sich innerlich oder laut sagen: "Stopp!" Man kann es auch seinem Partner sagen; man kann sagen: "Weißt du, Liebling, wir sind gerade dabei, in eine Richtung zu gehen, bei der wir gleich die Türen schlagen. Wollen wir das oder gibt es eine andere Möglichkeit?"

Wenn man z.B. bestimmte Erfahrungen mit einem Menschen gesammelt hat, z.B. hat er hat schon ein- oder zweimal Dinge schiefgehen lassen. Dann kann es sein, dass man denkt, dass es wieder schief gehen wird. Das kann dann zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung (self-fulfilling prophecy) kommen. Man erwartet, dass der andere auf eine bestimmte Weise reagiert und mit seinem eigenen Verhalten trägt man dazu bei, dass sich dies auch manifestiert.

Klüger wäre es, stattdessen ein anderes Verhalten zu wählen und mit Unbefangenheit an die Sache heranzugehen und nicht gefangen zu bleiben in seinen alten Gedankenmustern. Wenn du z.B. morgens zur Arbeit gehst und deine Kollegen bzw. Kolleginnen siehst: Begegne ihnen mal mit frischer Unbefangenheit. Vergiss mal alle Vorstellungen von ihnen und begegne ihnen ganz unbefangen. Oder im Kontakt mit deinem Chef oder deine aktuellen Aufgabe.

Statt zu sagen, "Oh, schon wieder all' das": Gehe mal mit Unbefangenheit heran. Tue so, als wenn du deinen Chef das erste Mal siehst oder eine Sache das erste Mal tust: "Angenommen, das wäre jetzt mein erster Arbeitstag, ich würde dann voller Unbefangenheit sein. Wie wäre das?" Und dann schaue, ob du es umsetzen kannst. Vollständig umsetzen geht sicherlich nicht, aber manche Dinge kannst du sicherlich umsetzen. Gehe an Dinge immer wieder mit frischer Unbefangenheit heran, gehe sie immer wieder mit Offenheit, Neugier und Interesse an.

Letztlich, auch in die Meditation gehe mit Unbefangenheit an das Meditieren heran. Ich bin Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer und manchmal ist es so, dass gerade Menschen, die neu in der Meditationspraxis sind, besonders schöne Erfahrungen dabei haben. Es sind Menschenm, unbefangen und besonders konzentriert und bewusst sind und dann in tiefe Erfahrungen kommen.

Gehe also ruhig jeden Tag mit Unbefangenheit an deine Yoga- und Meditationspraxis heran und sage dir: "Ich bin heute ganz neugierig, welche Erfahrungen ich heute machen werde. Ich bin ganz gespannt, was passiert. Ich werde mich ganz entspannen, so dass ich ganz gespannt sein kann, was an schönen Erfahrungen kommt." In diesem Sinne, gehe an spirituelle Dinge mit Unbefangenheit heran.

Gehe an Menschen mit Unbefangenheit heran, an deine neuen oder auch alten Aufgaben mit Unbefangenheit heran, aber auch an deine Meditation und spirituelle Praktiken. So entwickelst du dich und du wirst nicht immer wieder einfach alte Vorstellungen ausleben, sondern du wirst Neues erfahren, Neues lernen, spirituell wachsen und immer wieder überrascht sein.

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Unbefangenheit. Was auch hilft, Unbefangenheit zu üben, ist, immer wieder unter Anleitung zu meditieren. Das hilft dir auch, aus alten Mustern herauszukommen. Und nehme den häufig in Yogastunden verwendeten Spruch "Sei ganz in der Gegenwart präsent." für dich an. Wenn du diese Einstellung in der Yogastunde hast, dann kannst du auch mit Unbefangenheit an andere Dinge herangehen.

Das ist etwas, was ich immer wieder an großen Meistern geschätzt habe: Sie sind mit großer Unbefangenheit an Dinge herangegangen - mit großer Neugier und Offenheit. Das ist eine wertvolle Eigenschaft und Fähigkeit, die wir uns zu eigen machen können.

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Unbefangenheit in Beziehung zu anderen Eigenschaften

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Unbefangenheit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Unbefangenheit

Ähnliche Eigenschaften wie Unbefangenheit, also Synonyme zu Unbefangenheit sind z.B. Zwanglosigkeit, Authentizität, Entspannung, Lässigkeit, Vorurteilslosigkeit, Offenheit, Schlichtheit, Lauterkeit, Reinheit, Einfachheit, Geradlinigkeit, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Zugänglichkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Unbefangenheit übertrieben kann ausarten z.B. in Naivität, Ahnungslosigkeit, Einfalt, Gutgläubigkeit, Dummheit, Ignoranz, Unwissenheit, Kritiklosigkeit, Leichtgläubigkeit, Leutseligkeit, Torheit, Simplizität. Daher braucht Unbefangenheit als Gegenpol die Kultivierung von Konsequenz, Verlässlichkeit, Strenge, Beständigkeit, Beharrlichkeit, Treue.

Gegenteil von Unbefangenheit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Unbefangenheit, Antonyme zu Unbefangenheit :

Unbefangenheit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Unbefangenheit

Unbefangenheit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Unbefangenheit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Unbefangenheit zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Unbefangenheit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein unbefangenerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Unbefangenheit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Unbefangenheit ".
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin unbefangen ".

Affirmationen zum Thema Unbefangenheit

Hier einige Affirmationen für mehr Unbefangenheit. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.

Klassische Autosuggestion für Unbefangenheit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin unbefangen

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin unbefangen. Om Om Om.
  • Ich bin ein Unbefangener, eine Unbefangene OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Unbefangenheit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin unbefangen " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Unbefangenheit
  • Ich werde unbefangen
  • Jeden Tag werde ich unbefangener
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Unbefangenheit

Dankesaffirmation für Unbefangenheit

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag unbefangener werde.

Wunderaffirmationen Unbefangenheit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr unbefangen. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Unbefangenheit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr unbefangen zu sein.
  • Ich bin jemand, der unbefangen ist.

Gebet für Unbefangenheit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Unbefangenheit :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Unbefangenheit
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein unbefangener Mensch werde
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Unbefangenheit mehr und mehr zum Ausdruck bringe

Was müsste ich tun, um Unbefangenheit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Unbefangenheit zu entwickeln?
  • Wie könnte ich unbefangen werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Unbefangenheit
  • Angenommen, ich will unbefangen sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre unbefangen, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Unbefangenheit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als unbefangener Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Vortragsmitschnitt zu Unbefangenheit - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Unbefangenheit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. <mp3player> </mp3player>

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Unbefangenheit

Eigenschaften im Alphabet nach Unbefangenheit

Literatur

Weblinks

Seminare

Seminare zum Thema Selbsterfahrung, Yoga und Psychotherapie

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Mantras und Musik

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