Yoga Unterrichtsdidaktik: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. August 2022, 10:18 Uhr
Yoga Unterrichtsdidaktik: Das Unterrichten von Yoga erfordert eine eigene Unterrichtsdidaktik. In einer guten Yogalehrer Ausbildung] lernst du, wie du Yogakurse gestaltest. Bist du Yogalehrer, Yogalehrerin? Dann findest du viele Anregungen dazu in einer Vortragsreihe Yoga Unterrichtsdidaktik.
Yoga Unterrichtsdidaktik - Erste Stunde Yoga Anfänger
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -
Wie unterrichtet man bei Yoga Vidya die erste Stunde des Yoga- Anfänger- Unterrichtes?
Einleitung
Dies ist ein Vortrag der für Teilnehmer von Yoga Vidya Ausbildungen als Wiederholung über das Thema, wie die erste Stunde bei Anfänger Kursen unterrichtet wird. Denn es gilt: Alles, was gut anfängt, kann auch gut weitergehen. Deswegen ist es wichtig, dass man die erste Yogastunde mit viel Energie und Herz vorbereitet und dass man sie auch mit besonders viel Herz und Energie und Freude unterrichtet.
Bei Yoga Vidya haben wir ein Konzept des zehnwöchigen Yogaanfängerkurses, dass du auch in unserem Yogalehrerhandbuch ab Seite 151 findest. Dort findest du den gesamten zehnstündigen Kurs und Anmerkungen dazu. Es gibt auch diesen Kurs bei Yoga Vidya als Videoreihe. Auch wenn du Fortgeschritten bist, kann es hilfreich sein, diese knapp 40 Videos mal anzusehen um dann zu sehen, wie Anfängerkurse sein können. Natürlich gilt, dass der genaue Inhalt an die Teilnehmenden angepasst wird.
Angenommen, du hast eine Studentengruppe, die im Rahmen ihres Sportstudiums mal einen zehnwöchigen Anfängerkurs machen – dann wirst du anders unterrichten als wenn du einen zehnwöchigen Anfängerkurs im Rahmen eines REHA Trainings für sechzigjährige machst, die vielleicht nach zwanzig Jahren Sportpause wieder anfangen, sich körperlich zu bewegen. Und so findest du natürlich auch bei Yoga Vidya Konzepte, wie du den Anfängerkurs für sportliche Menschen gestalten und unterrichten kannst oder für solche, die körperlich lange nichts mehr gemacht haben, aber nun damit wieder anfangen wollen, zum Beispiel mit Yoga.
Der Anfängerkurs, der im Yogalehrerhandbuch beschrieben ist, richtet sich an eine gemischte Gruppe, die für die meisten Menschen geeignet ist. Und daneben gilt es bei der Konzeption von Anfängerkursen auch noch zu beachten, dass es gewisse Vorgaben gibt, wenn du deine Kurse krankenkassenanerkannt unterrichten möchtest. Da ändert sich alle paar Jahre etwas. Wann immer die Krankenkassen neue Vorgaben haben, gibt es über den Yoga Vidya Berufsverband neue Konzepte und Handouts, die du dann eben verwenden kannst für deinen Unterricht oder zum Einreichen bei der ZPP - Zentralstelle für Prävention. Gut, das ist also alles eine kleine Hintergrundinformation.
Umfang des Hatha Yoga Anfängerkurses
Der Hatha Yoga - Anfängerkurs umfasst zehn Wochen. Man kann ihn auch einteilen in zweimal fünf Wochen und manche Yogazentren unterrichten den Kurs in fünf Wochen und dann schließt sich ein Aufbaukurs von fünf Wochen an. Manche unterrichten ihn als Zehn-Wochen-Kurs und manche komprimieren ihn auf einen acht Wochen-Kurs.
Ziele des Anfängerkurses
In den zehn Stunden gibt es bestimmte Lernziele:
- Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen die fünf Grundstellungen mit Vorübungen lernen und auch, wie sie diese an ihre besonderen Bedürfnisse anpassen können.
- Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen die Bauchatmung – Kapalabhati und Wechselatmung – das sind die Pranayamas im Anfängerkurs.
- Sie lernen die Tiefenentspannung, verschiedene Tiefenentspannungstechniken
- und auch die Grund-Meditationstechniken.
Welche Fähigkeiten können Teilnehmende entwickeln?
Spürgenauigkeit, Leichtigkeit, innerer Frieden
Wir hoffen, dass die Teilnehmenden im Anfängerkurs auch bestimmte Fähigkeiten entwickeln lernen. Sie lernen sich selbst besser zu spüren und zu fühlen. Sie entwickeln ein Gefühl von Leichtigkeit und Entspannung und können ihr Energiegefühl erhöhen. Wir gehen davon aus, dass sich diejenigen, die einen Anfängerkurs mitmachen, nach den zehn Wochen mit Energie aufgeladen haben, mit mehr Prana, mehr Lebensenergie. Und wir gehen auch davon aus, dass die Teilnehmenden nach einer Yogastunde ein Gefühl von innerem Frieden haben.
Verbundenheit, Geborgenheit, Wohlbefinden
Viele Teilnehmer entwickeln auch ein subtileres Wahrnehmungsvermögen, unter anderem auch für Prana, für feinstoffliche Energien. Wir wollen Teilnehmende dazu bringen, sich selbst zu spüren und sich so anzunehmen, wie sie sind. Wir hoffen, dass die Teilnehmenden ein Gefühl bekommen von Verbundenheit, eine Geborgenheit im Kosmischen. Auf diese Weise hoffen wir, dass die Teilnehmenden auch ein Gefühl von Gesundheit und Wohlbefinden bekommen. Auch die Körperhaltung wird sich typischerweise im Alltag verbessern, wenn Menschen Yoga üben.
Im Alltag Freude empfinden
Menschen sollten auch in die Lage kommen, einige der Techniken aus dem Anfängerkurs im Alltag umzusetzen, um sich so jederzeit entspannen, aufladen und Freude empfinden zu können. Wir wollen natürlich auch, dass die Teilnehmer einiges Praktische lernen, zum Beispiel die Gewohnheit entwickeln, einmal die Woche einen Yogakurs zu besuchen und zu spüren wie gut ihnen das tut.
Regelmäßige Praxis kultivieren
Wir hoffen, dass die Teilnehmenden auch regelmäßig üben. Dazu ist es auch eine Voraussetzung, dass du den Teilnehmern am Ende jeder Yogastunde sagst, was sie zuhause üben können. Und vielleicht fragst du die Teilnehmenden am Anfang jeder Yogastunde, wie es mit den Übungen zuhause geklappt hat.
Yogatechniken in den Alltag integrieren
Dann wollen wir auch, dass die Menschen bestimmte Yogatechniken in den Alltag integrieren. Atmung, Entspannung, Aufladeübungen, Körperhaltung und so weiter.
Die Erfahrung zeigt tatsächlich, dass Menschen, die diesen zehnwöchigen Anfängerkurs mitmachen, sehr viel Positives erfahren und dass ihr Leben entspannter wird, mit mehr Energie gefüllt ist, dass sie eine bessere Gesundheit haben, mehr Frieden, mehr Selbstliebe und auch eine Öffnung für Höheres.
Sinnfragen werden gestellt
Gar nicht mal selten geschieht es, dass Menschen nach einem Anfängerkurs eine höhere Sinnfrage verspüren und dass sich in ihnen ein spirituelles Bewusstsein entfaltet. Aber das geschieht mehr oder weniger von selbst, ohne dass man das zu sehr thematisieren muss.
Allgemeine Hinweise für Yogalehrer
Es gibt ein paar allgemeine Hinweise für Yogalehrer insgesamt.
Sei positiv und ermunternd
Das erste heißt: Sei positiv und ermunternd. Das sollte sich von selbst verstehen. Sei aber auch jemand, der den TeilnehmerInnen eine gewisse Zuversicht gibt. Vermittle ihnen, dass sie im Laufe der Zeit Fortschritte machen werden. Sie werden im Laufe der Zeit mehr Übungen können. Sie werden im Laufe der Zeit gesünder sein.
Vereinfache und sei klar
Vereinfache und sei klar. Das ist wichtig. Als Yogalehrer magst du ein großes Wissen bekommen und über die zweijährige Ausbildung bekommst du ja ein sehr fundiertes Wissen über die Yogapraktiken. Aber vereinfache alles für die Teilnehmenden, so dass sie zügig einen Bezug haben.
Fokus auf Atmung, Entspannung und Konzentration
Beim Yoga Vidya Unterrichtsstil ist Atmung, Entspannung und Erkenntnis/ Konzentration Konzentration immer wichtig. Es ist nicht immer die genaue Ausführung der Übungen so wichtig, bei der die Teilnehmenden dann Angst bekommen, Fehler zu machen. Aber Atmung, Entspannung und Konzentration sind besonders wichtig.
Der Yogalehrer geht und hilft den Teilnehmern
Bei Yoga Vidya sitzt die Yogalehrerin oder der Yogalehrer nicht außer vielleicht bei der Endentspannung / der Tiefenentspannung und der Meditation. Die Yogalehrkraft ist ständig am Gehen durch die Reihen, hilft, korrigiert und geht zu den einzelnen Teilnehmenden. Bei Yoga Vidya machen wir die Asanas typischerweise auch nicht vor. Man kann eventuell bestimmte Teile der Übung vormachen, aber es geht nicht darum, dass du den Teilnehmenden zeigst, wie gut du Asanas machst – insbesondere solltest du die Asanas auch nicht mit den Teilnehmenden zusammen machen – sondern du erklärst die Übungen, sprichst mehr mit der Stimme und eventuell machst du auch mal nur andeutungsweise eine Übung vor. Als Prinzip gilt: Mache die Übungen nur insoweit vor, wie du die Teilnehmenden auch sehen kannst. Sonst kannst du auch einen Teilnehmer oder eine Teilnehmerin herausgreifen und sie das vormachen lassen, um dann zu erläutern worum es geht.
Yogaunterricht an die Teilnehmer anpassen
Wichtig ist auch, dass du in der Stunde sensibel bist. Es geht nicht darum, den Lehrplan dort durchzuarbeiten. Sondern es geht darum, dass du, wenn du merkst, dass Teilnehmer langsam vorgehen, es ebenfalls langsamer machst. Wenn du hingegen feststellst, dass du eine Gruppe hast, in der die Grundstellungen die Teilnehmenden zunächst überfordern würden, dann wähle zuerst die sanfteren Variationen der Übungen.
Nutzen der Yogaübung erklären
Erkläre auch den Nutzen der Übung. Wenn Menschen wissen, warum sie etwas tun können und wozu es gut ist, tun sie es auch besonders gern. Wann immer du eine Yogaübung anleitest, erkläre auch kurz, wozu die Übung gut ist.
Konzentrationshilfen anbieten
Gib Konzentrationshilfen. Erlaube Stille, einige Sekunden und wann immer du den Teilnehmenden sagst, dass sie etwas spüren sollen, gib einige Momente Stille hinzu, so dass die Teilnehmenden auch etwas spüren können.
Den Fokus auf der ganzen Gruppe halten
Was auch eine gute Yogalehrkraft auszeichnet ist, dass sie die ganze Gruppe im Blick behält und sie leitet, jedoch gleichzeitig auf einzelne Personen eingeht. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, dass du eine Grundstimme für die ganze Gruppe hast und eine Einzelstimme für einzelne Personen hast. Du könntest der ganzen Gruppe - tief voll und laut hörbar - sagen, sie möge sich auf dem Rücken entspannen und tief in den Bauch ein und ausatmen. Dann kannst du zu einem einzelnen Menschen unter den Teilnehmenden hingehen und – eher leise und in einem vielleicht etwas höheren Tonfall, - so dass die Lautstärke ist wie wenn du etwas Privates in einer Ecke eines öffentlichen Platzes mit jemandem besprichst klingt - sagen: „Ich helfe dir dort etwas.“ Du kannst der ganzen Gruppe etwas mit etwas lauterer und ruhigerer und langsamerer Stimme sagen und in einer etwas leiseren, schnelleren, höheren Stimme dem Einzelnen etwas sagen.
Das ist die Kunst einer Yogalehrkraft, die Gruppe als Ganzes anzuleiten und den Einzelnen auch zu helfen. Als beginnende Yogalehrkraft musst du natürlich auch erst lernen, die Gruppe als Ganzes zu leiten. Und im Laufe der Zeit gehst du mehr auf die einzelnen Gruppenmitglieder ein. Es ist nämlich für die anderen durchaus auch eher störend, wenn sie warten müssen, während du vielleicht ein paar Minuten lang einzelnen Teilnehmern etwas sagst und der Rest der Gruppe solange nicht weiter weiß, was zu tun ist. Halte in erster Priorität den Flow in der Gruppe aufrecht und gehe dann in zweiter Priorität auf kleine Einzelheiten ein.
Soweit sind das die allgemeinen Informationen zum Anfängerkurs. Jede Stunde besteht ja aus mehreren Teilen.
Einzelne Teile einer Yogastunde
- Es gibt erst einen theoretischen Teil,
- zweitens die Anfangsentspannung,
- dann gibt es als Drittes Mantra.
- Als viertes kommen die Übungen: Pranayama, dynamische Übungen wie der Sonnengruß, Asanas – statisch gehaltene Übungen
- und fünftens die Tiefenentspannung
- und zuletzt eine Abschluss - Besprechung, in der du auch erklärst, was die Teilnehmenden zuhause üben sollen.
Und oft ist es gut, wenn du dort die Übungstipps in ein oder zwei Teilen anbietest, nämlich einmal kurze, in jedem Fall zu übende kurze Übungen und zweitens in einer längeren Ansage das, was sie vielleicht üben können, wenn sie mehr Zeit haben. Du könntest es dir natürlich auch leicht machen indem du auf den zehnwöchigen Videokurs von Yoga Vidya hinweist und erklärst, dass die Teilnehmenden das dann üben können. Es gibt pro Woche dort ein kurzes und ein langes und manchmal auch mehrere kurze und oder lange Videos.
Die erste Stunde des Yoga Vidya - Anfängerkurses
Vorbereitung
Die erste Stunde sollte man besonders gut vorbereiten. Zunächst einmal bereitest du vor, dass eine besondere Stimmung entstehen kann. Egal wo du unterrichtest kannst du dafür sorgen, dass du einen kleinen Altar hast mit einer Kerze, einer Murti, den Bildern der Meister - Swami Sivananda und Swami Vishnu Devananda - und so ist schon mal eine gewisse Stimmung da. Vielleicht kannst du im Unterrichtsraum noch ein anderes inspirierendes Bild aufhängen.
Vielleicht kannst du andeutungsweise eine Duftlampe anzünden oder ein Räucherstäbchen einen cm abbrennen. So entsteht ein bestimmter Duft und wenn die Teilnehmenden hereinkommen ist es auch gut, wenn dort eine Mantramusik abläuft. Die Menschen kommen und merken, dass da eine neue und andere Atmosphäre ist. Wenn du schon dafür sorgst, dass dort im Raum wenn die Menschen herein kommen, eine exotische, entspannende, besondere Atmosphäre ist, fällt es den Teilnehmenden besonders leicht, raus aus dem Alltag zu kommen. Und dann lassen sie sich umso mehr auf den Kurs selbst ein.
In diesem Sinne kannst du auch überlegen, wie die Teilnehmenden sich hinlegen sollten. Es gibt da ja verschiedene Möglichkeiten. Klassisch sind einfach Reihen. Das ist auch raumsparend. Die Teilnehmenden haben die Reihen so, dass die Füße alle in eine Richtung gehen. Oder sie haben die Reihen so, dass sich die Teilnehmenden Gegenüber sind. Auf der einen Seite des Raumes sind die Köpfe in Richtung Wand und auf der anderen Seite auch – und die Füße zeigen eben in beiden Reihen in die Raummitte. Wenn die Gruppe groß ist und wenn genügend Platz da ist, ist es gut und die Teilnehmenden können sich ihren Platz vielleicht aussuchen, aber wenn mehr Teilnehmende da sind, ist es gut, Reihen zu machen wie eben beschrieben. Dann kommen die Teilnehmenden in den Raum hinein und du sorgst dafür, dass alle eine Matte bekommen und die Matten gut gelegt werden.
Vorstellung
Danach beginnt die Vorstellung, bei der die Teilnehmenden typischerweise sitzen und du dich erst mal kurz selbst vorstellst. „Ich heiße…. Und ich mache seit … Yoga und ich bin eure Yogalehrerin.“ Es kommt nicht so gut, wenn du sagst, dass du dich inkompetent fühlst, weil das dein allererster Kurs sei und du so nervös seist. Wenn du sagst, dass du gar nicht weißt, was du sagen sollst und das beste draus machen willst, dann sorgt das doch eher für einen negativen Eindruck. Deshalb ist es empfehlenswert, dies zu übergehen, eventuell gar nicht so viel zu sagen sondern einfach nur:
„Ich heiße …. Ich bin eure Yogalehrkraft und ich freue mich mit euch diesen Kurs zu machen. Eventuell kannst du noch etwas sagen, was den Teilnehmenden hilft. Zum Beispiel:
Ich mache Yoga mit großem Enthusiasmus und ich freue mich, wenn Menschen Yoga üben und ich möchte euch dazu führen, mit Yoga zu entspannen und neue Kraft zu bekommen, ein neues Körpergefühl und Gesundheit zu bekommen und zu erhalten. Dann kommt der nächste Teil. Es geht darum, was und warum es im Kurs gemacht wird.
Du kannst sagen, was du unterrichten wirst, dass es um Hatha Yoga geht, dass es ein Anfängerkurs ist und welche Lernziele es gibt. Die Lernziele stehen ja in eurem Handbuch erklärt. Anhand derer kannst du auch erklären was die Teilnehmer davon haben werden wie ein besseres Körpergefühl, Entspannung, mehr Energie, Positivität, Gesundheit und ein Gespür für sich selbst, einen tiefen Zugang zur Intuition, mehr Lebensfreude und so weiter.
Du kannst über die fünf Punkte des Yoga sprechen, über richtige Körperübungen, richtige Atemübungen, richtige Entspannung und richtige Ernährung, positives Denken und Meditation.
So kannst du auch darüber sprechen, was Yoga ist und was die Teilnehmenden dabei erwartet bzw. was sie davon haben werden. Dann könntest du die Teilnehmenden auch nach ihren Erwartungen und Vorkenntnissen fragen, so dass du dich darauf einstellen kannst, was die besonderen Erwartungen sind. Du könntest auch die Reihenfolge etwas anders machen, dich kurz vorstellen, sagen, was im Kurs gemacht wird in zwei bis drei kurzen Sätzen. Dann werden die Teilnehmenden eine kurze Vorstellungsrunde machen, wofür du sie im Kreis sitzen lassen kannst. Jeder kann dann ein oder zwei Sätze sagen darüber, was sie an besonderen Erwartungen haben und danach sprichst du darüber, was Yoga, insbesondere Hatha Yoga ist, also über die fünf Punkte des Yoga und die Wirkungen des Yoga. Dieser Teil dauert zwischen 15 und 30 Minuten und es ist durchaus gut, sich dafür etwas Zeit zu nehmen, ohne es natürlich zu lange werden zu lassen. Diese Empfehlung baut darauf auf, dass du hier einen Yogaanfängerkurs mit 90 Minuten pro Stunde machst. Wenn es nur 60 Minuten sind, solltest du diese Vorstellung um 1/3 einkürzen, also nur zehn Minuten lang machen.
Mit Mantra beginnen und erklären
Danach – die Teilnehmer sitzen ja noch, sagst du das Mantra. Du kannst sagen: „Wir beginnen diese Yogastunde mit dreimal Om. OM ist ein Mantra, seit Jahrtausenden im Yoga verwendet um Körper Geist und Seele zur Harmonie zu führen. Dann singen die Teilnehmenden dreimal OM und danach kannst du noch ein anderes Mantra wiederholen, wie zum Beispiel das Lokah Samasta / „mögen alle Wesen glücklich sein“. Du kannst auch das Gajananam wiederholen oder ein anderes Mantra deiner Wahl. Danach wiederholst du noch „Shanti, Frieden, Frieden, Frieden“.
Also eine kurze Erklärung, dann ein Mantra, eventuell noch eine kurze Erklärung für das einzelne Mantra und Shanti für Frieden für Körper, Geist und Seele.
Anfangsentspannung anleiten
Danach legen die Teilnehmenden sich auf den Rücken und du erklärst kurz wie die Entspannungslage geht. Wenn dort einige mit schweren Rückenproblemen sind, könntest du auch raten, die Knie zu beugen, die Füße auf den Boden oder zwei Kissen unter die Kniekehlen zu geben. Da gibt es ja auch ein paar Möglichkeiten und normalerweise ist das ja auch gut so. Dort könntest du dann auch >Anspannen und Loslassen< machen und dann auf die Bauchatmung eingehen. Und anschließend gehst du zu den einzelnen Teilnehmenden hin, schaust, ob die Füße auseinander sind und der Kopf gerade ist, die Handflächen nach außen / oben weisen. Das hast du ja auch schon im ersten halben Jahr der Yogalehrerausbildung in den Workshops gelernt unter „Hilfestellungen und Korrektur“.
Insgesamt gilt beim Anfängerkurs immer, dass die Hilfestellungen sanft sein sollen. Sie haben das Ziel, dass der Übende / die Übende loslassen kann und dass die Übungen korrekt sind, also gut für die Praktizierenden. Du wirst also die ersten Male keine Hilfestellungen machen, um die Teilnehmenden mehr in die Stellungen hinein zu schieben, aber du gibst Hilfestellungen für die Entspannung und dafür, dass die Übung korrekt ist. Gut, das ist dann die Entspannungslage.
Karanas - Vorübungen
- Nach dieser gibt es einige Entspannungsübungen, die du ja auch schon kennst, weil du sie schon mitgemacht hast. Es kommt die Kniebeuge und die es kommen die Drehübungen. Es ist besonderer Wert auf das Nachspüren zu legen. Wenn nämlich jemand im Rücken liegend das Knie zu sich hinzieht und danach das Bein ausstreckt hat er oder sie das Gefühl, dass das Bein sehr lang wird oder wenn man die Drehung macht mit dem Knie zur Seite und danach das Bein ausstreckt, hat er / sie vielleicht das Gefühl, dass die eine Seite irgendwie tief wird. Das gibt den Menschen schon ein außergewöhnliches Gefühl und sie merken dann, das Yoga zu einer besonderen Erfahrung führt. Alles das ist auch genauer erläutert in dem Kursvideo „Yogaanfängerkurs“. Dort kannst du es ja auch nochmal mitmachen, damit du es dir nochmal bewusst machst, falls du die Anfangsentspannung in deiner Yogapraxis immer zügig übergehst.
- Es gibt die Augenübungen, die man im Sitzen macht. Du könntest diese übrigens auch auf einem Stuhl sitzend oder im Stehen machen lassen, wenn du das Gefühl hast, dass die Teilnehmenden vielleicht nicht so lange auf der Matte sitzen können.
- Danach folgt die Rückenrolle oder es folgen andere entspannende Rückenübungen.
- Danach folgt das bewusste Stehen und dann Schulterübungen zur Entspannung von Schulter und Nacken. Die Schulterübungen machst du nicht nur zur Entspannung. Wenn die Teilnehmenden die Schultern hochziehen und anschließend die Arme senken und dann entspannen können sie das Bewusstsein in die Handflächen und Finger geben und manche haben dann ein wunderbares Gefühl des Kribbelns. Manche haben dann die Erfahrung, dass die Finger lang werden, dass es eine Energieausstrahlung in den Boden hinein gehend gibt und das gibt ihnen gleich eine Erfahrung des Prana.
Hier siehst du schon etwas sehr wichtiges für die erste Stunde: die von den Menschen gemachten Erfahrungen, außergewöhnliche Erfahrungen, Energieerfahrungen, Entspannungserfahrungen und Körperbewusstseins-Erfahrungen. Es kommt also bei den Anfangserfahrungen nicht darauf an, dass sie tolle Übungen lernen und erst recht nicht darauf, dass sie sehen wie wenig sie können und wie steif sie sind, sondern dass sie gleich in der ersten Stunde des Anfängerkurses schon eine Menge erfahren und gleich schon etwas Außergewöhnliches. Das führt dazu, dass die Teilnehmenden häufiger kommen werden.
- Danach folgen nochmal die Entspannung im Stehen, die Rückenentspannungslage, in der wieder auf Atmung, Entspannung und Bewusstsein etc. geachtet werden sollte.
- Es folgen die Bein- und Bauchübungen die auch die Bauchmuskeln stärken.
Asanas
- Es kann die halbe Vorwärtsbeuge geübt werden, in der jeder auch ein Gefühl dafür bekommen kann, wie es ist, sich zu strecken und anschließend das gestreckte Bein nachzufühlen. Auch das ist wieder eine Energieerfahrung.
- Die Schiefe Ebene eignet sich hier als Gegenstellung.
- Die Entspannung auf dem Bauch bietet sich dazu an, die Konzentration auf das Spüren in die Erde zu legen, vielleicht sogar auf eine Umarmung von Mutter Erde und so loslassen.
- Dann kommt noch die Kobra, in der du natürlich aufpassen musst, dass die Teilnehmenden nicht ins Hohlkreuz gehen. Dort sagst du zwar, dass die Grundstellung bei der Kobra ist: "Handflächen auf den Boden, Beine und Arme fast durchgestreckt, Nabel oberhalb vom Boden." Aber bei der ersten Yogastunde bleibt der Nabel am Boden, wenig Gewicht kommt auf die Hände, die Konzentration geht stark auf die Schultern hinten.
- Es folgt die Stellung des Kindes, der Drehsitz mit gestrecktem Bein.
- Als nächstes folgt der Baum, der auch eine gute Gleichgewichtsübung sein kann. Nach einer solchen Stunde nochmal stehen hilft auch nochmal bewusst zu werden und zu schauen, wie gut man fokussiert und konzentriert ist.
Tiefenentspannung
- Bei der Tiefenentspannung musst du dir Zeit lassen. Sie sollte zehn bis fünfzehn Minuten dauern und alle Körperteile sollten einmal angespannt und dann losgelassen werden, dann sollte darauf geachtet werden, dass die Entspannungslage für alle Teilnehmerinnen auch wirklich entspannend ist, wenn die Autosuggestions-Formeln für die Entspannung aller Körperteile angesagt werden, woraufhin du ein Bild oder eine Visualisierung vorgibst und diese von einer zwei- drei- minütigen Stille-Phase folgen lässt.
Danach können die Teilnehmenden sich aufsetzen, beispielsweise erst Hände und Füße bewegen, tief atmen und die Arme nach hinten ausstrecken. Zuvor kannst du eine Affirmation machen, wenn du magst: „Ich bin voller Kraft und Energie. Mir geht es gut. Ich freue mich auf den weiteren Tag.
Mantra und Meditation
Du lässt die Teilnehmenden sich mit der Zuhilfenahme des Knies aufsetzen, lässt sie dreimal Om sagen, vielleicht eine halbe Minute in die Stille gehen wie eine kurze Phase der Meditation, dann singst du ein weiteres Mantra, dreimal Shanti, Frieden und zuletzt:
- Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaj Ji Ki – Jaya
- Om Bolo Shri Guru Vishnu-devananda Maharaja Ji Ki – Jaya
Abschlussbesprechung und Ausklang
Und es folgt der letzte Teil, nämlich die Abschlussbesprechung:
Du fragst die Teilnehmenden wie sie sich fühlen. Fühlen sie sich sehr gut, ist es fast eine heilige, wunderschöne Atmosphäre. Dort kannst du auch fragen, ob sie noch Fragen haben. Werden welche gestellt, kannst du nochmal auf das große illustrierte Yogabuch hinweisen oder das große >Yoga Vidya Hatha Yoga Buch<, in denen diese Übungen auch beschrieben sind. Vermutlich ist letzteres heute besonders geeignet. Du kannst darauf hinweisen, dass die Teilnehmenden dort einiges nachlesen können. Und du kannst auch auf den Yoga Vidya Videokurs hinweisen >zehn Wochen Anfängerkurs<, mit denen die Teilnehmenden zuhause üben können. Dann kannst du den Teilnehmenden sagen, was sie zuhause machen können, wie zum Beispiel tägliche Kniebeugen, Rückenrolle, Bein heben, halbe Vorwärtsbeuge, Kobra, Tiefenentspannung.
Eventuell hast du ein Handout dafür vorbereitet und gibst es aus. Darin können alle Übungen der ganzen zehn Wochen sein, die sie dann im Laufe der Zeit üben können oder du kannst ihnen mindestens sagen, dass sie die Elemente der Tiefenentspannung üben sollen, anspannen und loslassen. Dann sollten sie die Drehung und die Kniebeuge machen und anschließend noch einen Moment nachspüren. Dies sind einige Möglichkeiten, was die Teilnehmenden machen können.
Auch eine nette Sache wäre die Teilnehmenden noch auf Kräutertee einzuladen und noch ein paar Minuten mit ihnen zu sprechen. Dabei solltest du die Gesprächsthemen noch ein wenig auf das Yoga zu steuern und bei diesem Thema und um es herum halten. Es ist eine gute Sache, den Teilnehmenden vor und nach der Yogastunde etwas Zeit zum Austausch untereinander zu geben. Dabei hast du auch die Möglichkeit, ein paar Minuten mit ihnen zu sprechen und sie etwas mehr kennen zu lernen. Aber die Gesprächsthemen sollten Yoga-orientiert gehalten werden. Es sollte also weniger um die politische Lage, ökologische Probleme, über Fußballergebnisse, die neuesten Kinofilme, Musikgeschmack oder darüber, wie schlimm der Vermieter ist und erst recht nicht um deine eigenen persönlichen Dinge gehen. Lerne deine Teilnehmenden ein wenig kennen, welche körperlichen Besonderheiten sie haben, ob sie Yoga gemacht haben, was ihre Anliegen sind, wie sie Yoga üben, was du Ihnen raten kannst. Das gilt natürlich noch mehr bei den nächsten Stunden des zehnwöchigen Anfängerkurses.
Nach der Yogastunde Hinweise geben
- Du könntest am Ende der Stunde auch nochmal auf die Wichtigkeit des Übens hinweisen, so dass du sie darauf aufmerksam machst, was vor dem nächsten Mal gut ist.
- Es ist gut, zwei bis drei Stunden vor der Yogastunde schweres Essen zu vermeiden. Manche finden es am besten nichts zu essen. Manche finden es auch gut, etwas Leichtes zu essen.
- Es ist gut, bequeme Kleidung mitzubringen.
- Es ist wichtig einmal in der Woche zu kommen. Einmal in der Woche Yoga zu machen bringt eine ganze Menge, wobei es noch besser ist, täglich zu üben.
- Du kannst auch nochmal darauf hinweisen, dass beim Yoga Atmung, Entspannung und Konzentration wichtig sind.
- Das bewusste Ausführen der Übungen ist wichtiger als die Frage wie gut man ist. Im Yoga machen wir durch entspanntes Üben Fortschritte anstelle durch das Versuchen etwas Konkretes zu erreichen oder besser zu sein.
Mehr findest du ja auch im Yogalehrerhandbuch unter dem Kapitel 11.4, in dem all die hier Punkte beschrieben sind. Der ganze Yogaanfängerkurs ist dort für die erste Stunde mit allen Übungen abgebildet und erläutert und auch alles das, was in den weiteren Stunden des Yogaanfängerkurses vorkommen soll - in >Yoga 1 und 2< von Yoga Vidya.
Alles Gute für die erste Stunde eines Yogaanfängerkurses, den du unterrichtest! Öffne dich, lass los, mache dich zum Instrument von Swami Sivananda, fühle Liebe zu deinen Teilnehmenden und sei dir einfach bewusst, dass Yoga etwas Großartiges ist und dass deine Teilnehmenden dabei sind, dieses Großartige zu erfahren.
Video - Yoga Unterrichtsdidaktik - Erste Stunde Yoga Anfängerkurs
Videos - Hatha Yoga Unterrichtsdidaktik
Hier ein Vortrag zum Thema Hatha Yoga Unterrichtstechniken - Unterrichtsdidaktik von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.
Grundlagen des Yoga Unterrichtens
Die 7 Yoga Vidya Prinzipien der Unterrichtsdidaktik
Ethik des Yogalehrers, der Yogalehrerin
Siehe auch
Literatur
- Yoga Vidya: Das große Yoga Vidya Hatha Yoga Buch
- Sukadev Bretz: Das Yoga Vidya Asana-Buch
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Swami Vishnudevananda:Das große illustrierte Yoga Buch
Seminare
Yogalehrer Ausbildung
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