Karma Gesetze

Aus Yogawiki
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Karma Gesetze - geben dir Anhaltspunkte, wie du dich im Alltag verhalten kannst, um gutes Karma oder noch besser kein neues Karma zu erzeugen.

Die Gesetze des Karmas

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- Abschnitt aus Karma und Reinkarnation von Sukadev Bretz -

Es gibt fünf Gesetze des Karmas. Diese beschreiben verschiedene Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge. Sie zeigen, wie du mit deinem Denken und Handeln neues Karma erzeugst. Da sich diese Gesetze überlagern, wirst du auch nach der Kenntnis dieser Gesetze nicht wissen, warum genau das geschieht, was geschieht. Du wirst aber sehr genaue Kriterien bekommen, wie du dich verhalten kannst, um entweder positives oder, noch besser, kein neues Karma zu erzeugen. Die Berücksichtigung dieser fünf Gesetze des Karmas gibt deinem Leben eine sehr tiefe und sinnvolle Dimension.

Diese fünf Gesetze beziehungsweise Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge sind:

1. Die direkten Gesetze: Dazu zählen unter anderem die Naturgesetze, Gesetze der Gesundheit, innere psychologische Gesetzmäßigkeiten, Grundsätze zwischenmenschlicher Kommunikation, Grundsätze des beruflichen Erfolgs und vieles mehr.
2. Die Gesetze der Gedankenkraft: Gedanken sind Kräfte, die auf die physische Welt wirken können.
3. Gesetz der Kompensation: „Was du nicht willst, das man dir tu´, das füg´ auch keinem andern zu.“ „Wie du in den Wald rufst, so hallt es auch heraus.“
4. Gesetz der Evolution: Leben als Schule. Du erfährst das, was du brauchst, um spirituell zu wachsen. Es gilt, die dir gestellten Aufgaben anzunehmen.
5. Gesetze der Gnade Gottes: Nicht alles ist logisch erklärbar. Letztlich bleibt das Universum ein Mysterium. Und hinter allem steht die Gnade Gottes.

Die direkten Gesetze

Die direkten Gesetze sind die Gesetze, die von der modernen Wissenschaft am meisten erforscht sind. Die eingehende Erforschung und Kenntnis dieser direkten Gesetze sind die besondere Errungenschaft unserer Zeit. Die für die meisten Menschen wichtigsten direkten Gesetze sind:

  • Naturgesetze
  • Gesetze der Gesundheit
  • innere psychologische Gesetzmäßigkeiten
  • Grundsätze zwischenmenschlicher Kommunikation
  • Grundsätze des beruflichen Erfolgs

Auch für diese Gesetze gelten die drei Phasen des Karma. Wenn man zum Beispiel einen Hammer in die Luft wirft, ist das Agami Karma. So lange der Hammer in der Luft ist, ist das Sanchita Karma. Wenn der Hammer dann herunter fällt, zum Beispiel auf die eigenen Füße, dann ist das Prarabdha Karma.

Angenommen, jemand raucht täglich eine Schachtel Zigaretten. Das Rauchen der Zigaretten ist Agami Karma. Manches Prarabdha Karma kommt sofort, zum Beispiel unmittelbares Husten bei der ersten Zigarette. Anderes Karma ist zunächst nicht sichtbar, kumuliert sich allmählich, ist also Sanchita Karma. Schließlich erfährt man es als Prarabdha Karma, zum Beispiel in Form von chronischer Bronchitis, Kurzatmigkeit, Bluthochdruck oder gar Herzinfarkt oder Lungenkrebs.

Wer sich kaum bewegt, nur vor dem Computer arbeitet und abends fernsieht, schafft dadurch ein Agami Karma. Eine Weile merkt man die Konsequenzen nicht (Sanchita Karma). Irgendwann ist es in Form von Übergewicht, psychischem Ungleichgewicht, Diabetes oder Bluthochdruck als Prarabdha Karma spürbar.

Wer andere ausnutzt, ohne ihnen zurückzugeben, schafft dadurch Agami Karma, auch auf psychologische Weise. Eine Weile werden andere das tolerieren, man wird selbst keine Konsequenzen spüren (Sanchita Karma). Schließlich tun einem die Mitmenschen keine Gefallen mehr, man erfährt die Konsequenzen seiner Handlungen (Prarabdha).

Wer im Beruf nur Dienst nach Vorschrift macht, schafft dadurch Agami Karma. Eine Weile merkt er vielleicht keine Konsequenzen, aber die einzelnen Vorfälle akkumulieren sich (Sanchita). Irgendwann geschieht es, dass der Betreffende bei Beförderungen übersehen und auch von Kollegen gemieden wird (Prarabdha Karma).

Wenn man oft unfreundlich zu anderen ist, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man seine Freunde verliert. Wenn man sich nie wehrt, wenn man immer zu allem ja und Amen sagt, dann wird man in eine Opferrolle gedrängt.

Wenn jemand das Gefühl hat, immer und überall wo er/sie hingeht, zu vereinsamen und keiner ihn/sie mag, dann sollte er überlegen, wie er mit Menschen anders umgehen kann. Wenn man das Gefühl hat, man wird überall ausgenutzt, dann sollte man nicht sein Karma beklagen, wie man in früheren Leben Menschen ausgenutzt haben muss, dass es in diesem Leben auch so geschieht. Man sollte vielmehr lernen, in Situationen anders zu handeln. Wenn man bei seinem sechsten Partner wieder an die gleichen Probleme kommt, sollte man nicht sagen: „Was muss ich doch für ein schlimmes Karma haben.“ Eventuell ist es gut, eine Therapie zu machen, um zu lernen, anders mit seinem Partner oder seiner Partnerin umzugehen. Vielleicht ist es auch schon hilfreich, ein oder mehrere Bücher über Partnerschaft zu lesen oder sich mit anderen, am besten mit seinem Partner, zu beraten. Grundsätzlich ist es gut, mit seinen Mitmenschen freundlich umzugehen. Sei also geschickt im Handeln, im Umgang mit dir selbst und mit anderen.

Eine Aspirantin beschwerte sich eines Tages bei Swami Sivananda darüber, dass ihr Mann sie nicht mehr beachte. Sie fragte ihn, ob sie vielleicht in einem früheren Leben etwas falsch gemacht habe. Der Meister empfahl ihr zu ihrer großen Verwunderung eine bessere Körperpflege und Körperhygiene und einen etwas geschmackvolleren Kleidungsstil.

Hier ein paar Beispiele aus dem Berufsleben: Wenn jemandem beispielsweise immer nach drei oder sechs Monaten zum Ende der Probezeit gekündigt wird oder er nach 26 Bewerbungen immer noch keine Anstellung bekommen hat, dann sollte er lernen, seine Arbeit anders anzugehen, geschicktere Bewerbungsunterlagen anzufertigen oder Bewerbungstrainings mitmachen.

Wer jeden Tag zu spät zur Arbeit kommt und dann die Kündigung kriegt, braucht nicht zu überlegen, was er in einem früheren Leben falsch gemacht hat. Wer halbherzig arbeitet, nur nach der Uhr schaut und fünf Minuten vor Feierabend schon seine Sachen gepackt hat, zwei Stunden vorher bereits innerlich im Feierabend ist, wird vermutlich nicht über die Probezeit hinaus kommen.

Es ist wichtig, im Berufsleben die normalen Aspekte des beruflichen Vorankommens mit zu beachten. Es spricht auch nichts dagegen, wenn man den Wunsch oder den Ehrgeiz hat, es auf beruflicher Ebene zu etwas bringen zu wollen. Das ist nichts Negatives. Man kann sich diesen Wunsch erfüllen, sollte ihn jedoch dann Gott opfern. Du gehst deinem inneren Wunsch nach, engagierst dich im Beruf und bringst dieses berufliche Streben Gott dar. So ist es nichts Egoistisches, sondern Teil deines spirituellen Weges. Ich sehe es auch als etwas durchaus Gutes an, wenn spirituelle Menschen in Führungsetagen kommen. Es ist gut, wenn Vorstandsmitglieder spirituelle Menschen sind, weil sie da wirklich etwas bewegen können. Es ist gut, wenn spirituelle Menschen Mitglieder im Bundestag, vielleicht sogar Minister, Bundeskanzler oder Bundespräsident/in werden.

Natürlich muss nicht jeder nach beruflichem Aufstieg und Erfolg streben. Menschen sind unterschiedlich. Manche wollen mit ihrer Arbeit einfach ihren Lebensunterhalt bestreiten. Nicht für jeden ist ein normaler Berufsalltag angemessen. Nach Möglichkeit sollte man sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Das geht auch als selbständige/r Yogalehrer/in. Wer geringe materielle Bedürfnisse hat, kann auch weniger arbeiten. Wer über eine Erbschaft oder eine Rente seinen Lebensunterhalt gesichert hat, kann vollständig ehrenamtlich tätig sein und sich in spirituellen, karitativen, ökologischen ecetera Vereinen und Initiativen engagieren. Und wenn es jemandem trotz vieler Bemühungen nicht möglich ist, eine Arbeitsstelle zu finden, ist es auch in Ordnung, von sozialer Unterstützung zu leben. Auf Kosten der Solidargemeinschaft zu leben, wenn man seinen Lebensunterhalt selbst verdienen könnte, schafft allerdings neues Karma (siehe Gesetz Nummer drei, Gesetz der Kompensation) und ist der spirituellen Entwicklung nicht förderlich.

Ein spiritueller Aspirant sollte die direkten Gesetze beachten. Verliere nicht die Bodenhaftung. Nutze deinen gesunden Menschenverstand. Sei nicht zu „abgehoben“, indem du hinter allem eine karmische Konsequenz oder ein Wirken von irgendwelchen Geistern oder negativen Gedanken anderer vermutest. Gehe zunächst davon aus, dass du durch den gesunden Menschenverstand und die Beachtung der direkten Gesetze sehr viel erreichen kannst. Gerade im ganzheitlichen Yoga spielt die Kenntnis der direkten Gesetze und daraus abgeleitetes Umsetzen in die Praxis eine besonders wichtige Rolle.

Hier ein paar allgemeine Tipps:

  • Gesundheit: Übe täglich Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung. Ernähre dich gesund: vegetarisch, vollwertig, ausgeglichen. Gehe täglich mindestens zwanzig Minuten an die frische Luft. Wenn du sanfte Hatha Yoga Formen übst, praktiziere auch etwas Konditions- und Krafttraining. Lerne Grundlagen der Naturheilkunde, ob Ayurveda, TCM (traditionelle chinesische Medizin), westliche Naturheilkunde oder was auch immer es sein mag. Lerne, was deinem Körper gut tut.
  • Psychologie: Studiere das Raja Yoga-System. Erwirb auch ein paar Grundkenntnisse westlicher Psychologie. Lerne, wie du ein zufriedenes Leben führen kannst.
  • Zwischenmenschliche Kommunikation: Lerne ein paar grundlegende Kommunikationsregeln. Versetze dich in andere hinein. Lerne, die Welt durch die Augen eines anderen zu sehen. Äußere deine eigenen Wünsche. Beziehe die Wünsche anderer mit ein. Suche nach „Win-Win“-Strategien, damit alle Seiten gewinnen können. Bilde dir aber nicht ein, die Gedanken anderer lesen zu können. Stelle die richtigen Fragen! Vermute nicht hinter allem Hintergedanken. Gehe davon aus, dass jeder Mensch normalerweise das von seinem Standpunkt aus Richtige tun möchte.
  • Beruflicher Erfolg: Engagiere dich in deinem Beruf. Bilde dich fort. Lerne dein „Handwerk“ gründlich. In gewinnzielorientierten Unternehmen gilt der Grundsatz: „Tue Gutes und sprich darüber.“ Interessant und kreativ wird ein Job ab dem Moment, wo das erledigt ist, was von dir erwartet wird. Ziehe aber auch die notwendigen Grenzen. Vermeide Über-Perfektionismus. Lerne es, auch einmal Nein zu sagen. Setze dich auch mal durch. Gib nicht immer nach, wenn es schwierig wird.

Das mag jetzt sehr banal klingen und ist natürlich recht oberflächlich. Wichtige Bereiche des menschlichen Lebens habe ich noch ausgeklammert, wie zum Beispiel Partnerschaft und Kindererziehung etc. Ich möchte dich nur dazu ermutigen, geschickt im Alltag zu handeln.

Krishna sagt im 2. Kapitel der Bhagavad Gita (II 50): „Yoga Karmasu Kaushalam - Yoga ist Geschick im Handeln.“

Aber was unterscheidet jetzt einen spirituellen Menschen von „Otto-Normalverbraucher“? Ein spiritueller Aspirant beschränkt sich nicht nur auf die direkten Gesetze. Er beachtet auch die subtileren Aspekte des Karmas. Obwohl ein Aspirant die direkten Regeln von Gesundheit, Kommunikation und beruflichem Erfolg beachtet, reduziert er nicht alles auf diese Gesetze. Und selbst die direkten Gesetze stehen für ihn unter dem Thema der spirituellen Evolution beziehungsweise des inneren Wachstums. Gesundheit, Partnerschaft, beruflicher Erfolg sind nicht reiner Selbstzweck. Durch alles, was du auf diesen Ebenen tust, lernst du, wächst du, entwickelst du dich.

Mahatma Gandhi hat gerne gesagt: „Gewaltlosigkeit (Ahimsa) ist eine Tugend für Starke. Von Schwachen kann sie nicht richtig ausgeführt werden.“

Es gibt in dem Zusammenhang eine kleine Geschichte von Ramakrishna Paramahamsa, einem der größten Yogameister des 19. Jahrhunderts, welcher die Renaissance des Yogas in Indien eingeleitet hat. Ramakrishnas Ashram war am Ufer des Ganges. Die meisten Schüler, die zu ihm kamen, mussten den Fluss überqueren, weil sie auf der anderen Seite in Kalkutta wohnten. Eines Tages kam ein Schüler zu Ramakrishna und sagte: „In dem Fährboot haben einige Menschen ganz schlecht über dich gesprochen. Sie haben gesagt, du seiest verrückt und ein Menschheitsverführer, du würdest so komische Sachen erzählen und seiest halb durchgedreht.“ Daraufhin fragte Ramakrishna: „Was hast du gemacht?“ Der Schüler antwortete: „Ich habe nichts gesagt, ich weiß ja, dass dir das nichts ausmacht.“ Der Meister antwortete: „Bin ich dir so wenig Wert, dass du mich noch nicht einmal verteidigst? Mach´ das nächste Mal deinen Mund auf.“ Diese Aussage hatte ein anderer Schüler Ramakrishnas mitbekommen. Der erste Schüler war ein ganz schüchterner, schmächtiger. Der zweite Schüler war ein Ringer, richtig stämmig und stark und dabei auch etwas jähzornig. Er kam am nächsten Tag zu Ramakrishna und sagte zu ihm: „Die haben ja wieder über dich gelästert, aber denen habe ich es gegeben.“ „Was hast du gemacht?“, fragte Ramakrishna. „Ich habe sie über Bord geworfen - aber ich habe darauf geachtet, dass sie nicht ertrinken.“ Daraufhin erwiderte Ramakrishna: „Du hast das nicht richtig verstanden. Der andere, der zu schüchtern ist, den Mund aufzumachen, muss erst einmal lernen, den Mund aufzumachen. Aber du, du musst lernen, deinen Ärger zu beherrschen und Gleichmut zu üben.“

Die Gesetze der Gedankenkraft

Gedanken haben eine große Kraft

Die zweite wichtige Karma-Gesetzesgruppe bezieht sich auf die Gesetze der Gedankenkraft. Gedanken sind Kräfte, die feinsten und stärksten Kräfte des Universums.

Ich hatte im Kapitel „Wer bin ich? Was inkarniert?“ über die verschiedenen Ebenen der Existenz gesprochen. Für Yogis besteht die Welt nicht nur aus der physischen Materie. Vielmehr ist alles im Universum Schwingung, Energie. Die physische Materie repräsentiert die grobstofflichste Schwingungsebene. Die Astralwelt besteht aus feinstofflicher Energie und repräsentiert die subtileren Schwingungsebenen. In der Astralwelt gibt es Prana, die Lebensenergie und die Gedankenebene, die feinstofflichste und machtvollste Ebene, auf die der Mensch Einfluss nehmen kann. Ein Schöpfungsmythos besagt sogar, dass die ganze Welt eine Gedankenschöpfung von Brahma, dem Schöpfer, sei. Letztlich ist sogar das physische Universum nichts anderes als ein Produkt von Gedanken. Der Mensch hat Teil an dieser schöpferischen Tätigkeit Gottes, da auch er mit seinen Gedanken Dinge Wirklichkeit werden lassen kann.

So sind Gedanken geistige Kräfte. Wenn du an etwas sehr stark denkst, kannst du es dadurch beeinflussen. Du kennst vermutlich aus deinem Alltag einige Beispiele von Gedankenkraft: Du denkst an einen Bekannten, den du Monate oder Jahre nicht gesehen hast und im nächsten Moment ruft er dich an. Du hast den Wunsch nach einer bestimmten Frucht und dein Partner bringt sie mit nach Hause. Du befürchtest, dass etwas Bestimmtes eintritt – und dann geschieht es auch.

Das Gesetz der Gedankenkraft besagt, dass du mit deinen Gedanken schöpferisch tätig wirst. Wenn du einen bestimmten Wunsch in dir sehr stark werden lässt, schaffst du damit Agami Karma. Eine Weile lang sieht es so aus, als ob nichts passiert – die Gedankenkraft reift als Sanchita Karma. Irgendwann, etwas später, manchmal auch sehr viel später, manifestiert sich dieser Wunsch, wird zum Prarabdha Karma.

Patanjali sagt im Yoga Sutra (II.18 ): „Das Universum existiert für die Erfahrung und die Befreiung der Seele.“ Das beinhaltet, dass sich jeder starke Wunsch erfüllen muss. Daher sollte man auf seine Wünsche aufpassen. Sie werden sich irgendwann manifestieren.

Glücklicherweise müssen sich nicht alle Wünsche auf der physischen Ebene manifestieren. Manche manifestieren sich einfach in einem Traum, andere in Bhuvar Loka zwischen zwei Welten. Manche können sich auf einfachere Weisen manifestieren. Ich kannte mal jemanden, der von Swami Vishnu-devananda aufgefordert wurde, in einem spirituellen Theaterstück die Rolle eines Königs zu spielen. Er erzählte mir später, dass er in seiner Kindheit immer daran gedacht hätte, dass er mal König sein wollte.

Mit deinen Gedanken kannst du dein Schicksal beeinflussen. Hier ein paar Tipps:

  • Visualisiere dich selbst in guter Gesundheit. Bei Krankheiten schicke Gedanken von Licht zu den Organen, die Heilenergie brauchen. Besonders am Ende der Tiefenentspannung sind Gedanken sehr machtvoll. Eine mögliche Affirmation kann sein: „Ich freue mich darauf, morgen wieder vollkommen gesund zu sein.“ Oder: „Liebes Körperteil, ich schicke dir Licht und Liebe. Möge es dir gut gehen.“
  • Schicke den Menschen, die besonders wichtig für dich sind, positive Gedanken. Zum Beispiel „Liebe Eva, ich schicke dir Licht und Liebe. Möge es dir gut gehen. Mögen wir uns gut verstehen. Ich freue mich auf gute Zusammenarbeit.“
  • Stelle dir vor, dass du beruflichen Erfolg beziehungsweise Erfolg in deinem ehrenamtlichen Engagement hast. Du kannst zum Beispiel sagen und mit einer Visualisierung verbinden: „Ich freue mich darauf, dass viele Teilnehmer in mein Yoga-Center kommen. Mögen die Anfängerkurse voll belegt sein. Mögen die Teilnehmer Inspiration und Kraft erfahren.“
  • Schicke Gedanken des Friedens in alle Richtungen: „Möge Frieden auf Erden sein. Möge es den Menschen gut gehen. Mögen Menschen gut miteinander auskommen. Möge Gottes Kraft auf Erden stets spürbar sein.“

Nutze deine Gedankenkraft positiv. Schicke positive Wünsche aus. Sprich Gebete für andere Menschen. Wiederhole Mantras wie das Om Tryambakam für andere. Visualisiere eine positive Zukunft.

Ich bin als Teenager ein paar Jahre geritten. Ich habe auch Springreiten gemacht, an Turnieren teilgenommen. Mein Reitlehrer hat gerne gesagt: „Wirf dein Herz voran, dann wird auch dein Pferd über das Hindernis springen.“ Wenn ein Reiter Angst vor dem Hindernis hat, merkt das das Pferd und scheut im letzten Moment und der Reiter landet auf dem Boden. Wenn man geistig selbst schon hinter dem Hindernis ist, springt das Pferd von selbst und gerne. Du kannst dein Herz voranwerfen, zum Beispiel indem du im Alltag sagst: „Ich freue mich auf die nächste Woche. Ich freue mich, das und das anzugehen. Ich freue mich, das und das zu tun.“ Das führt zu einer starken inneren Kraft, einer Geisteskraft, die Vieles bewirken kann. Und natürlich hilft das auch deiner Selbstmotivation.

Swami Sivananda sagte gerne: „Ein liebevoller Gedanke ist dreifach gesegnet.

(1) Der, der den Gedanken ausschickt, öffnet seinen Astralkörper und wird weit.
(2) Für den dieser Gedanke geschickt worden ist, ist es eine positive Kraft.
(3) Für die Gedankenatmosphäre des ganzen Planeten ist ein positiver Gedanke insgesamt etwas Gutes. Ich kann dir wärmstens empfehlen, Swami Sivanandas Buch „Die Kraft der Gedanken“ zu lesen. Da findest du viele praktische Tipps zur Entwicklung der Gedankenkraft.

Wenn du einen bestimmten Gedanken über einen längeren Zeitraum besonders stark hast, wird er zu einer starken Kraft, die den Gedanken in die Realität umsetzt. Gedanken haben Auswirkung auf die physische Welt. Ein paar Beispiele für psychokinetische Phänomene: Es gibt Menschen, die in der Lage sind, Uhren zum Stillstand und Objekte zum Schweben zu bringen. Manche Menschen können Messinstrumente mit der Kraft ihrer Gedanken beeinflussen. Das sind Beispiele, wie Gedankenkraft direkt wirkt. Meistens jedoch wirkt Gedankenkraft mit zeitlicher Verzögerung, wirkt also erst nach einer Latenzphase im Rahmen des Sanchita Karma.

Dieses zweite Karma-Gesetz, das Gesetz der Gedankenkraft, ist im täglichen Leben von großer Bedeutung. Wenn du ständig an das Misslingen von Tätigkeiten glaubst, dann sind diese Gedanken Kräfte, die den Misserfolg begünstigen. Das Entsprechende gilt für Optimisten. Auch ihre Gedankenkraft beeinflusst das Schicksal. Man hat festgestellt, dass die meisten Menschen während ihres ganzen Lebens entweder Pessimisten oder Optimisten sind. Warum ist dies so? Da spielen drei Phänomene eine Rolle: Erstens gibt es eine Wahrnehmungsverschiebung: Der Optimist sieht das halbvolle Glas, der Pessimist das halbleere. Zweitens motiviert sich der Optimist selbst, auch tatsächlich tätig zu werden. Ein Pessimist, der nicht daran glaubt, dass er Erfolg haben wird, wird sich vielleicht gleich weniger anstrengen. Menschen werden natürlich von einem Optimisten stärker motiviert, sich mit zu engagieren. Drittens ist aber auch der Glaube an den Erfolg oder Misserfolg eine Kraft an sich, welche diesen Erfolg erleichtert oder erschwert.

Ich kannte vor fast dreißig Jahren eine junge Aspirantin, die sehr gerne eine 4-wöchige Yogalehrerausbildung mitmachen wollte. Das war noch vor der Gründung der Yoga Vidya Zentren – 4-wöchige Yogalehrerausbildungen gab es damals nur in Amerika, Kanada oder Indien und man konnte die Ausbildung nur am Stück besuchen. Diese Aspirantin sagte mir: „Leider ist die Teilnahme an einer Yogalehrerausbildung für mich ganz und gar unmöglich.“ Ich fragte sie: „Warum denn?“ Sie antwortete mir: „Erstens habe ich kein Geld. Ich bin alleinerziehende Mutter und habe nur einen Halbtagsjob. Zweitens hat mein Chef mir bei der Einstellung gesagt, dass ich nicht länger als 2 Wochen am Stück Urlaub nehmen könne. Drittens kann ich mein Kind nicht alleine lassen.“ Anscheinend hatte das Kind keinen Kontakt zum Vater und die Großeltern waren schon gestorben. Ich wusste, was Swami Vishnu-devananda in solchen Situationen üblicherweise antwortete. Und so riet ich ihr: „Denke einfach daran, dass du es willst. Es ist ja kein egoistischer Wunsch. Bete darum, glaube daran, dass es möglich ist, dann wird es passieren, wenn es sein soll.“ Eine Woche später kam eine andere Yoga-Aspirantin auf mich zu. Sie hätte eine Erbschaft gemacht und sie wolle nicht alles für sich verwenden. Sie fände es am sinnvollsten, wenn sie ein paar ernsthaften Aspirantinnen den Besuch einer Yogalehrer Ausbildung finanzieren würde. Sie fragt mich, ob ich nicht jemanden kennen würde. Das habe ich dann der alleinerziehenden Mutter erzählt. Sie sagte: „Das ist ja lustig. Heute als meine Tochter von der Schule kam, erzählte sie mir, dass eine Klassenkameradin mit ihren Eltern in den Urlaub fährt und dass sie von ihr eingeladen worden ist, mitzufahren. Sie sagte mir, sie wolle so gerne mitkommen. Und das passt genau in den Zeitraum der Yogalehrerausbildung.“ Ich habe ihr geraten, jetzt doch einfach ihren Chef zu fragen. Als der hörte, dass sie die Ausbildung finanziert bekommt, die Tochter gut unterbracht ist, wollte er ihren Plänen auch nicht mehr im Wege stehen und gab ihr ausnahmsweise einen Urlaub von vier Wochen. So konnte sie die Yogalehrerausbildung machen und wurde eine Yogalehrerin, die mit viel Herz und Engagement unterrichtete und den spirituellen Weg mit großer Hingabe weiter ging.

Dieses kleine Beispiel zeigt, wie viel durch positives Denken möglich wird.

Es ist nicht nur wichtig, positiv zu denken, Affirmationen und Visualisierung zu nutzen. Anschließend gilt es auch loszulassen.

Ein amerikanischer Physiker machte einmal eine Versuchsreihe. Er wollte ausprobieren, ob das mit der Gedankenkraft klappt. Mit der Kraft seiner Gedanken versuchte er, den Zeiger eines bestimmten Apparates in einem physikalischen Labor zu bewegen. Er hat das vier Monate lang versucht, einmal die Woche, immer freitags. Er blieb nach Feierabend, wenn andere das Labor verlassen hatten, noch eine Stunde länger. Es hat nicht geklappt. Schließlich hat er es nochmals probiert und sich dann vorgenommen, es loszulassen. Er hat so getan, als ob es keine Rolle mehr spielt, ob es klappt oder nicht, und dann ist der Zeiger plötzlich hoch gegangen. Das hat er mehrmals ausprobiert. Solange er es bewusst gewollt hat, hat es nicht geklappt. Er musste es erst bewusst versuchen und dann sagen: „Es ist mir egal, ob das jetzt klappt.“ Und dann hat sich der Zeiger bewegt.

Eine Geschichte aus der indischen Mythologie verdeutlicht die Kraft der Gedanken sehr anschaulich.

Es war einmal ein Vogelpaar. Es hatte ein Nest auf einem Strauch am Meeresufer gebaut. Sie wechselten sich ab damit, die Eier auszubrüten. Eines Tages kam eine Sturmflut und die Meereswogen trugen das Vogelnest mit den Eiern mit sich. Unser Vogelpaar war natürlich sehr verzweifelt. Sie überlegten, was sie machen könnten. Sie beschlossen, den Ozean zu leeren, um das Nest mit den Eiern zurückzubekommen. Sie fassten diesen heroischen Entschluss. Sie flogen zum Meer, nahmen zwei, drei Tropfen Wasser in ihren Schnabel, flogen auf die andere Seite des Berges und leerten ihre Schnäbel mit dem Meerwasser. Dann flogen sie wieder zum Meer zurück, nahmen wieder zwei, drei Tropfen Wasser in den Schnabel, flogen wieder zur anderen Seite des Berges, ließen die zwei, drei Tropfen fallen. So flogen sie hin und her. Auf diesem Berg lebte ein Weiser namens Agastya. Dieser Agastya meditierte sehr viel. Als er aus seiner Meditation herauskam, sah er, wie die Vögel immer wieder nach links und rechts flogen. Er überlegte, was die Vögel da bloß trieben. So fragte er sie: „Was macht ihr hier?“ Sie antworteten ihm: „Siehst du das nicht? Wir leeren den Ozean.“ „Warum denn das?“, wollte der Weise wissen. Die Vögel antworteten: „Na, ganz einfach, der Ozean hat unser Nest weggenommen und unsere Eier mit dem Nest. Jetzt leeren wir den Ozean, um das Nest wieder zu finden.“ Agastya schaute sich das ein paar Minuten an. Schließlich hatte er Mitleid mit den Vögeln. Agastya hatte als großer Yogi große geistige Kräfte. Er ging zum Meeresufer. Er machte mit der Hand eine bestimmte Mudra (Geste) und wiederholte bestimmte Mantras. Da floss das Meerwasser in großer Geschwindigkeit in seinen Mund. Agastya verschlang den Ozean kubikkilometerweise... Der Meeresspiegel sank Zentimeter um Zentimeter. Schließlich kam der Meeresgott und fragte Agastya, was er da mache. „Ich schlucke dein Wasser, weil du diesen Vögeln ihr Nest weggenommen hast. Ich werde so lange dein Wasser trinken, bis das Nest wieder auftaucht.“ Der Ozeangott erwiderte: „Weißt du nicht, dass es in ihrem Karma liegt, ihr Nest und ihre Eier zu verlieren?“ „Schön“, meinte Agastya, „aber dann ist es jetzt dein Karma, alles Wasser zu verlieren.“ So blieb dem Meeresgott nichts anderes übrig, als das Nest mit den Eiern zurückzugeben. Daraufhin spuckte Agastya das Wasser wieder aus. So konnten die Vögel ihre Eier weiter ausbrüten und ihre Kinder mit viel Liebe erziehen. Und das Meerwasser wurde durch die Berührung mit dem großen Heiligen gesegnet.

Man kann diese kleine Geschichte auf verschiedene Weise interpretieren. Der Weise Agastya symbolisiert die Gedankenkraft. Objektiv gesehen ist es unmöglich, dass die Vögel den Ozean leeren können. Natürlich kann man mit dem Schnabel keinen Ozean leeren – und natürlich kann auch ein Yogi nicht den ganzen Ozean schlucken. Die Geschichte soll vielmehr zeigen: Durch Gedankenkraft ist vieles möglich, was unmöglich erscheint. Auch in der jüdisch-christlichen Tradition kennt man die Aussage: „ Der Glaube kann Berge versetzen.“ Gedankenkraft kann eine sehr große Wirkung entfalten. Je stärker die Konzentration des Geistes und je mehr Prana, Lebensenergie, man hat, um so mehr können die Gedanken bewirken. Menschen mit großer Konzentrationsfähigkeit können viel bewirken. Letztlich hängt Erfolg im Leben wie auch auf dem spirituellen Weg von der Fähigkeit ab, die Strahlen des Geistes zu konzentrierter Wirksamkeit zu bündeln. Der große Psychologe Patanjali hat vor etwa 2000 Jahren im dritten Kapitel des Yoga Sutra beschrieben, was ein Yogi mit einem konzentrierten Geist alles bewirken kann.

Mehrere Faktoren können die Gedankenkraft stärken:

  • Tägliche Meditation stärkt die Konzentrationsfähigkeit.
  • Regelmäßige Wiederholung eines Mantras verbindet die individuelle geistige Kraft mit göttlichem Segen.
  • Yoga-Übungen wie Asanas, Pranayama sowie sattwige, reine Ernährung erhöhen das Prana, die Lebensenergie. Starkes Prana macht auch die Gedankenkraft stark.
  • Klare Entschlusskraft konzentriert den Geist.
  • Allgemein gilt: Konzentrationsfähigkeit entwickelt die Gedankenkraft. Ein Beispiel ist das Brennglas: Wenn man mit einem Brennglas/einer Lupe die Sonnenstrahlen bündelt, kann man Papier zum Brennen bringen. Genauso kannst du lernen, deinen Geist zu konzentrieren.

Allerdings möchte ich hier ein paar warnende Sätze einfügen: Manche Menschen denken, dass sie mit ein paar negativen Gedanken großen Schaden angerichtet hätten. Oder sie denken, jemand anderes habe ihnen mit seinen Gedanken viel Unglück zugefügt. Verfalle nicht in diesen Irrtum. Grundsätzlich kann nur das geschehen, was im Karma der betreffenden Person angelegt ist. Niemand kann dir etwas Negatives zufügen, was nicht in deinem Karma enthalten ist und an dem du nicht wachsen würdest. Umgekehrt kannst auch du niemandem etwas zufügen, was nicht in seinem/ihrem Karma ist. Allerdings gilt: Wenn jemand einem anderen bewusst Schaden zufügt, tritt das Gesetz der Kompensation in Kraft, wie ich unten darlegen werde.

Überschätze also weder deine eigene Gedankenkraft noch die Gedankenkraft anderer. Nutze deine Gedankenkraft auf positive Weise. Ich will hier ein Beispiel geben: Vor vielen Jahren kam eine Frau zu mir zur Beratung. Sie sagte, sie hätte ein schlechtes Gewissen, weil sie jemanden umgebracht hätte. Ich war schon am Überlegen, ob das unter das Beichtgeheimnis fällt oder ob ich den Staatsanwalt informieren müsse… Dann führte sie das etwas näher aus: Sie hätte sich einige Tage lang furchtbar über ihren Chef geärgert. Eines Morgens sagte sie sich: „Ich wünschte, er baut einen Unfall und stirbt.“ Am gleichen Abend hatte der Chef tatsächlich einen Autounfall und kam dabei um. Seitdem glaubte sie, sie hätte ihn umgebracht. Es hat mich sehr viel Überredungskunst gekostet, ihr beizubringen, dass sie ihn nicht umgebracht hat, sondern dass dieses Zusammentreffen von innerer Phantasie und äußerem Ereignis in diesem Fall nur zufällig war. Man kann niemanden mit ein paar Gedanken umbringen. Ich habe noch etwas mehr mit der Frau gesprochen. Sie hatte öfter solche Gedanken gehabt: Wenn sie sich über jemanden ärgerte, sagte sie sich fast automatisch: „Ich wünschte, er würde in einem Unfall sterben.“ Außer diesem Chef waren die anderen alle noch am Leben…

Gar nicht so wenige Menschen haben selbstzerstörerische Gedanken bis zum Selbstmord. Andere haben Gewaltphantasien. In der Jungschen Psychologie wird das als „Schatten“ bezeichnet. Natürlich sollte man lernen, damit umzugehen und solche Gedanken nicht in die Tat umzusetzen. Aber ein Aspirant sollte nicht glauben, dass er damit negativ auf die Welt einwirken würde.

Falle also bitte nicht in dieses magische Denken, dass ein falscher Gedanke schon große Katastrophen hervorruft. Entwickle kein schlechtes Gewissen, nur weil du einmal etwas Schlechtes gedacht hast.

Bemühe dich, deine Gedanken hauptsächlich positiv zu machen. Entwickle Selbstvertrauen und Gottvertrauen. Schicke Gedanken des Wohlwollens zu allen Wesen. Nutze Visualisierung und Affirmation, um anderen im Dienst Gottes zu helfen.

Ich schreibe betont „hauptsächlich positiv“, da auch „negatives Denken“ seinen Platz hat. Es ist gut, auch mit Fehlschlägen zu rechnen, sich worst-case-Szenarien auszumalen. So ist man auf die Wechselfälle des Lebens vorbereitet. Angst macht vorsichtig, Ärger aktiviert und kann zu positivem Engagement führen. Niedergeschlagenheit kann dazu führen, dass man sich Zeit gönnt, etwas zu verarbeiten. Positiv denken heißt auch, die verschiedenen Fähigkeiten des eigenen Geistes wertzuschätzen. Automatisches Durchspielen von Szenarien oder auch zwanghafte Gedanken haben auf die physische Wirklichkeit keine besondere Wirkung. Bewusst hervorgerufene Gedanken dagegen können ihre positive Kraft entfalten und in vielerlei Hinsicht segensreich sein. 2 Arten von Affirmationen empfehle ich jedem Aspiranten für jeden Tag:

1. „Ich bin voller Kraft und Energie. Mir geht es gut. Ich freue mich auf den heutigen Tag.“
2. „Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge Friede auf Erden sein.“

Das Gesetz der Kompensation

Helfen ohne eine Gegenleistung zu erwarten

Das dritte Untergesetz des Karmas ist das Gesetz der Kompensation. Manche Autoren verstehen unter dem Gesetz des Karma nur dieses Gesetz der Kompensation. Ich fasse den Karma-Begriff bewusst sehr weit, so dass alle Ursache-Wirkungsbeziehungen damit abgedeckt sind.

Dieses Gesetz wird umgangssprachlich so formuliert: „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg´ auch keinem anderen zu.“ Oder: „Wie du in den Wald rufst, so schallt es auch heraus.“

Das Gesetz des Karma ist die höhere Gerechtigkeit. Wenn jemand einen anderen betrügt, wird der Betreffende irgendwann auch selbst betrogen werden. Wenn jemand einen anderen willentlich umbringt, um einen Vorteil zu erlangen, muss er damit rechnen, ebenfalls irgendwann umgebracht zu werden. Wenn man mit seinen Handlungen die finanzielle Existenz anderer ruiniert, kann dies ebenso mit einem selbst geschehen. Dieses Gesetz der Kompensation ist auf der einen Seite wie Belohnung und Bestrafung. Es wirkt über mehrere Inkarnationen. Für manche Handlungen kommt die Konsequenz schon in diesem Leben. Für viele Handlungen kommt die Konsequenz erst in einem nächsten Leben. Das Gesetz der Kompensation ist aber nicht nur Belohnung/Bestrafung. Es hat auch einen höheren Sinn: Im Grunde sind alle Menschen miteinander verbunden, Ausdruck des einen unendlichen Gottes. Wenn man gegen diese Einheit verstößt und jemand anderem Leiden zufügt, muss man selbst erfahren, wie es ist, auf diese Weise zu leiden. Und wenn man selbst weiß, wie sich ein solches Leiden anfühlt, lernt man Mitgefühl und wird das nächste Mal hoffentlich anders handeln.

Für das Gesetz der Kompensation ist die Absicht entscheidend. Wer im Winter bei Glatteis einen Verkehrsunfall verursacht, obgleich er vorsichtig gefahren ist, wird wegen etwaiger Todesopfer kein neues schlechtes Karma ernten. Umgekehrt gilt: Wer einen Mordanschlag verübt hat, wird für sich selbst leidvolles Karma erzeugen, auch wenn der Betreffende überlebt hat.

Eine kleine, erfundene Geschichte: Peter lebte in Los Angeles und lud seinen Freund Michael zu einer Wüstenwanderung in der Umgebung von Los Angeles ein. Sie hatten vor, in der Wüste zu meditieren und die ganz besonderen Sonnenauf- und Untergänge zu erleben. Sie verliefen sich. Langsam gingen ihre Wasservorräte zur Neige. Peter, der schon wüsten-erfahren war, hatte noch eine zusätzliche Wasserflasche, die er aber vor Michael geheim hielt und nur daraus trank, wenn Michael nicht hinschaute. So fiel Michael langsam zurück, bis er kaum mehr laufen konnte. Peter dagegen ging zügig weiter. Nehmen wir an, Peter fand ein kleines Restaurant in der Wüste, besorgte Wasser und konnte Michael vor dem Verdursten retten. Ist das Karma damit vorbei? Nein, Peter hatte Michael eingeladen. Als Gastgeber hatte er eine besondere Verpflichtung. Peter hätte es in Kauf genommen, dass Michael stirbt, nur damit Peter sich selbst retten konnte. Auch wenn Michael Peter für seine Rettung dankbar ist und nie erfährt, dass Peter geheime Wasservorräte hatte, wird das Karma wirken. Vielleicht wird Peter irgendwann eine Krankheit bekommen, bei der er nicht trinken kann oder ganz eigenartigerweise immer Durst hat. Oder er wird selbst in der Wüste einmal kein Wasser mehr haben.

Dieses Gesetz der Kompensation hat einige praktische Konsequenzen:

1. Man sollte selbst stets aus Mitgefühl handeln. Unethisches Verhalten mag kurzfristigen Gewinn bringen. Langfristig führt es zum Leiden. Die wichtigsten ethischen Prinzipien sind :
a. Ahimsa bzw. Maitri Bhavana: Nichtverletzen bzw. Liebe und Mitgefühl
b. Satyam: Wahrhaftigkeit
c. Asteya: Nichtstehlen
d. Brahmacharya: Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten
e. Aparigraha: Unbestechlichkeit, was Nichtannehmen und Nichtausführen von Bestechung mit einschließt
2. Wenn man etwas Falsches oder etwas aus einer schlechten Einstellung heraus getan hat, kann man probieren, es wieder gutzumachen: Am besten gesteht man seinen Fehler ein und macht den Schaden wieder gut. Wenn es nicht möglich ist, es gegenüber dem Menschen, den es betrifft, wieder gut zu machen, sollte man vor Gott bereuen und eine Sühnehandlung vollziehen.
3. Rache ist vor dem Hintergrund des Gesetzes des Karmas unsinnig. Die Bibel drückt es so aus: „Mein ist die Rache, spricht der Herr.“ (5. Mose 32,35; Römer 12,19). Nicht ein menschliches Individuum muss sich rächen, sondern das Karma wird das Unrecht wieder gut machen. Individuelle Rache schafft nur neues Karma für das betreffende Individuum.
4. Andere können einem nur etwas zufügen, was im eigenen Karma angelegt ist. In Wahrheit kann niemand einem etwas Schlechtes zufügen. Das scheinbar Schlechte ist in Wahrheit hilfreich für die eigene persönliche Entwicklung. Jesus hat es so ausgedrückt: „Es muss ja Schlimmes kommen, aber wehe dem, durch den es geschieht.“ (Lukas 17,1). Mit anderen Worten: Wer dir aus schlechter Motivation bzw. aus Egoismus Schaden zufügt, tut dir einen Gefallen, schafft sich selbst aber schlechtes Karma. Bete daher für diejenigen, die dir Leid zugefügt haben. Du wächst an diesem Leiden. Nimm dieses Leiden, soweit es dir menschlich möglich ist, an. Bete für den Täter, dass er seine Tat noch rechtzeitig bereut und Buße tun kann, damit er/sie nicht selbst negatives Karma erfahren muss.
5. Man sollte versuchen, andere davon abzuhalten, sich schlechtes Karma zuzufügen. So wird ein Yoga Aspirant sein Eigentum schützen, sein Geld wegschließen, sein Fahrrad sichern etc., nicht aus Angst um sein Eigentum (das wird er verlieren, wenn es im Karma so angelegt ist), sondern aus Mitgefühl, nämlich um andere nicht zu Dieben zu machen.
6. Wenn du anderen etwas Gutes tust und sie dir nicht dankbar sind, dann freue dich: So schaffst du gutes Karma.
7. Solange es dir gut geht, teile was du hast mit anderen. Tue anderen Gutes. Es heißt sogar: Die sicherste Investition ist, gute Werke zu tun, Spenden an karitative oder spirituelle Institutionen zu geben. Das wird noch nicht einmal mit dem Tod genommen. Was man freiwillig gibt, kann einem nicht genommen werden. Es kommt vielmehr wieder zurück.

Allerdings: Für einen Yoga-Aspiranten sollte die Aussicht auf gutes Karma nicht Hauptmotivation für ethisches Handeln sein. Ein Yoga-Aspirant sollte aus Liebe und Mitgefühl anderen helfen und dienen. Die Essenz von Karma Yoga laut Bhagavad Gita ist uneigennütziges Dienen ohne Anhaftung, ohne Wunsch nach Belohnung, ohne Erwartungen. Darauf will ich später etwas mehr eingehen.

Das Gesetz der Evolution

Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben

Das vierte Gesetz des Karmas ist das Gesetz der Evolution. Ich persönlich halte dieses Gesetz für das Leben eines spirituellen Aspiranten für ganz besonders wichtig, vielleicht sogar für am Wichtigsten. Der Mensch ist auf dieser Erde, um sich spirituell zu entwickeln.

Damit ein Mensch sich entwickeln und entfalten kann, muss er bestimmte Erfahrungen machen. Man kann dies mit dem Abitur vergleichen: Um das Abitur zu schaffen, muss ein/e Schüler/in verschiedenste Wissensinhalte und Fertigkeiten lernen. Und wenn er/sie einen bestimmten Lernabschnitt nicht erfolgreich absolviert hat, muss er/sie vielleicht die Klasse wiederholen. Der/die Schülerin hat nichts falsch gemacht, dass er/sie all diese Aufgaben bekommt. Integral- und Differenzialrechnung, englische Grammatik und Sportunterricht sind keine Strafen für schlechtes Verhalten. Vielmehr gehört das alles zum Lehrplan dazu, wenn man das Abitur schaffen will.

So ist es auch im spirituellen Leben: Die individuelle Seele geht durch einen großen Lehrplan hindurch. Zunächst macht die Seele Erfahrungen im Mineralreich. Dann kommen Erfahrungen im Pflanzenreich. Dann geht sie durch 8.400.000 verschiedene Formen von Tierinkarnationen. Dann kommt sie erstmals in einen Menschenkörper. Um zur höchsten Verwirklichung zu kommen, muss sie dann (fast) jede menschliche Erfahrung mindestens einmal erleben: Vergnügen und Schmerz, Freude und Trauer, scheinbares Unrecht und großes Glück, Verliebtheit, reife Liebe, Trennung, Verlassenheit etc. Das Leben ist kunterbunt und bietet einem alles, was man braucht, um zu wachsen. Patanjali sagt (II.18): „Das Universum existiert zur Erfahrung und Befreiung der Seele (Purusha).“ Und: „Der Zweck der Verbindung von Purusha (Seele) und Prakriti (Universum) ist, dass die Seele die Kräfte erfährt, die in ihr und in der Prakriti angelegt sind.“ (II.23) Es gibt also einen ganzen Lehrplan, der in deinem Sanchita Karma schon angelegt ist. Und du wirst dich solange inkarnieren, bis du alle Lektionen dieses Lehrplans gelernt hast. Die Lebensschule ist dabei geduldig: Du kannst mit der gleichen Aufgabe wieder und wieder konfrontiert werden, bis du sie schließlich verstanden hast. Das ist anders als bei der „normalen“ Schulbildung: Du kannst auf dem Gymnasium die gleiche Klasse nicht unbeschränkt wiederholen. Bei der „Lebensschule“ ist das anders: Die gleiche Lektion kann wieder und wieder kommen.

Bis zu einem gewissen Grad ist dieser Lehrplan des Lebens auch zeitlich schon bei der Geburt geplant. Daher können gute Astrologen gewisse Vorhersagen treffen, wann dem Menschen was zustößt. Gerade die sogenannte „karmische Astrologie“ sowie spirituell orientiertes „Jyotish“ (vedische Astrologie) will dem Menschen helfen zu erkennen, welche Lektionen wann dran sind. Ich persönlich meine allerdings, dass es nicht notwendig ist, die Astrologie zu Rate zu ziehen: Das Karma breitet sich auch so aus – du kannst an den Ereignissen erkennen, was wann dran ist. Dazu kommt: Wegen der direkten Gesetze, den Gesetzen der Gedankenkraft und den Gesetzen der Kompensation sowie der Gnade Gottes kann der Lehrplan auch modifiziert werden. Und der Mensch hat die Freiheit, Lektionen schneller zu lernen oder sie in die Zukunft zu verschieben. Man hat sogar die Möglichkeit, manche Lektionen vorzuziehen. All das kann ein Astrologe nicht unbedingt aus einem Horoskop erkennen. Ich sehe ebenfalls eine Gefahr, wenn man sich von einem Astrologen erzählen lässt, was die eigene Aufgabe ist: Auch der Astrologe ist nicht allwissend. Er kann einen auch auf die falsche Fährte führen. Aber selbst das wäre dann im Karma angelegt. 

Hier will ich dir ein paar praktische Tipps geben:

  • Was auch immer geschieht, sieh es als Aufgabe, an der du wachsen kannst.
  • Wenn dir Leid zustößt, nimm es an – und sei froh, dass du diese Erfahrung dann hinter dir hast.
  • Renne vor Schwierigkeiten nicht weg – irgendwann kommen diese Schwierigkeiten wieder. Wenn du dich dafür noch nicht bereit fühlst und es möglich ist, sie zu verschieben, ist das aber auch legitim.
  • Wenn dir Schwieriges zustößt, frage nicht: „Warum ich?“ oder „Was habe ich falsch gemacht, dass es mir passiert?“ Frage vielmehr: „Was kann ich aus dieser Erfahrung lernen? Was bringt mir diese Situation an Erfahrungen, die in meiner Persönlichkeitsentwicklung hilfreich sein könnten?“ und „Was ist hier meine Aufgabe?“ Weitere mögliche Fragen, die in einer karmischen Lektion helfen können, sind: „Was erlebe ich gerade? Was geschieht gerade? Habe ich in meiner erinnerbaren Geschichte etwas getan, wofür das die direkte Konsequenz sein könnte?“ „Welche besonderen Kräfte und Fähigkeiten sind in mir jetzt gefordert? Welche besonderen Ressourcen, bekannte und verborgene, habe ich, um mit dieser Situation umgehen zu können?“ „Welches Erleben, das ich normalerweise in mir verdränge, will durch diese Situation zum Vorschein kommen?“ „Was kann ich tun, um in dieser Situation wieder glücklich zu sein?“ Und wenn du zunächst nicht weißt, was du in dieser Erfahrung lernen kannst und was deine Aufgabe ist, gehe davon aus, dass es deine Aufgabe ist, im Ungewissen hier zu erfahren und in der Unklarheit zu agieren.
  • Gehe bewusst durchs Leben. Je achtsamer du bist, je mehr du die Gegenwart erlebst, je mehr Prana und Klarheit des Geistes du hast, um so schneller können sich die Lektionen des Lebens entfalten. Bedaure nicht zu sehr die Vergangenheit. Träume nicht zu sehr in die Zukunft. Lebe jetzt. Nicht umsonst heißt es: Für einen spirituellen Aspiranten beschleunigt sich das Karma. Beschleunigung des Karmas heißt auch, dass dir mehr zustößt. Für einen spirituellen Aspiranten wird es im Leben nicht mehr langweilig.
  • Spirituelles Leben heißt normalerweise nicht Rückzug oder Trägheit. Vielmehr gilt es, seine Fähigkeiten und Kräfte zu entfalten. Entfalte deine Talente, engagiere dich, erledige deine Aufgaben und Verantwortlichkeiten, bemühe dich, zum Wohl anderer tätig zu sein. Die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten gehört zum spirituellen Lehrplan dazu.
  • Bete, bitte um Führung, widme alles Gott. Letztlich gehört zum Gesetz der Evolution auch Leben in der menschlichen Ungewissheit. Tue daher alles, was du machst, so gut du kannst, bringe es Gott dar und lasse los.

Um es noch klarer zu machen, will ich hier ein paar Beispiele geben. Denn nicht immer ist klar, was in einer konkreten Situation die Aufgabe ist. Erstes Beispiel: Angenommen, eine Aspirantin bekommt ein Kündigungsschreiben von ihrem Arbeitgeber. Welche Aufgabe könnte darin liegen? Zunächst einmal ist der Verlust eines Arbeitsplatzes eine allgemein menschliche Situation, an der man reifen kann. Gefühle von Ohnmacht, Wut, Ausgenutztsein, Hilflosigkeit, Depression, Befreiung, Zukunftsängste, Verzweiflung, Hoffnung etc. können alle damit verbunden sein. Vom Standpunkt des Karmas als Aufgabe zur Entwicklung könnte man sagen: Die Erfahrung des Verlustes eines Arbeitsplatzes ist eine wichtige menschliche Erfahrung, woran man wachsen kann. Auch die Konfrontation mit allen damit verbundenen Emotionen und Gedanken ist etwas Wertvolles für die psychische, persönliche und spirituelle Entwicklung. Gerade über solche außergewöhnlichen Erfahrungen, durch welche man aus der „normalen“ Bahn geworfen wird, wächst man. Die erste Aufgabe ist also zunächst einmal, diese Situation mit all ihren Aspekten einschließlich der eigenen psychischen Reaktion anzunehmen. Es geht also nicht darum, seine Emotionen und Gefühle zu unterdrücken oder sich ihrer zu schämen. Vielmehr gilt es, sich ihrer bewusst zu werden, sie bewusst zu erleben und dann damit umzugehen. In einem zweiten Schritt ist die Aufgabe, was man in dieser Situation macht, wie man geschickt auch und gerade im Äußeren reagiert. Folgende Lernaufgaben könnten in diesem zweiten (oder dritten oder vierten) Schritt für unsere Aspirantin stecken, je nach individueller Veranlagung und je nach Situation:

  • Sie muss lernen, ihre Bescheidenheit zu überwinden und dem Chef klarmachen, was sie alles für die Firma geleistet hat – vielleicht ist so die Kündigung rückgängig zu machen.
  • Sie muss lernen, ihren Stolz zu überwinden und auch mal von Arbeitslosengeld zu leben.
  • Sie muss das Talent der Selbstdarstellung besser üben und deshalb viele Bewerbungsgespräche führen.
  • Diese Art von Arbeit ist vorbei – neue Abenteuer warten auf sie.

Diese und andere Aufgaben können sich aus dieser karmischen Situation ergeben. Wie man in solchen und anderen Situationen Entscheidungen fällt, ist Hauptthema der Bhagavad Gita.

Zweites Beispiel: Petra hat drei kleine Kinder und findet heraus, dass ihr Mann fremd gegangen ist. So etwas ist für viele Menschen eines der schlimmsten Erlebnisse. Es ist sicherlich eine ganz besonders schwierige Situation. Was ist hier die Aufgabe? Zunächst einmal ist das Erleben dieser Situation selbst die Aufgabe. Diese Erfahrung an sich ist offensichtlich im Lehrplan ihres Lebens enthalten. Die Konfrontation mit allen damit verbundenen Emotionen und Gedanken wie Wut, Verzweiflung, Ängste, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit, Trauer, Verratenheit, Minderwertigkeitskomplexe, Zukunftsängste, Mordlust, Selbstmordgedanken, Zerstörungswut, Befreiung, weil jetzt Gewissheit herrscht, Liebe, schlechtes Gewissen, ist an sich wertvoll. Vieles, was ich über den Trauerprozess geschrieben habe, als es um Umgang mit dem Tod ging, ist auch in einer solchen Situation anwendbar. Und natürlich muss Petra anschließend entscheiden, wie sie mit der Situation umgeht. Sie hat verschiedene Möglichkeiten. Einige der Möglichkeiten scheiden für einen spirituellen Menschen aus, wie Mord, Selbstmord, Rache etc. Aber Petra hat eine Reihe von anderen Möglichkeiten:

  • Gespräch, Konfrontation, Aussprache, Neuanfang, Verzeihen, Versöhnen, Paarberatung, neue Absprache/Versprechen
  • Nebenherleben im gleichen Haus, um den Kindern eine Art Familienleben zu ermöglichen
  • Trennung mit Vereinbarungen zum Wohl der Kinder, nach Möglichkeit einvernehmlich, unter Zurateziehen eines Mediators

Auch hier gilt: Wie Petra sich verhalten soll, kann man vom Karma-Standpunkt aus nicht sagen. Es kann für Petra sogar zur karmischen Lernaufgabe dazugehören, eine ganze Weile lang nicht zu wissen, was das Richtige ist.

Drittes Beispiel: Karl-Dieter erfährt, dass er Multiple Sklerose hat. Er erfährt, dass es möglich ist, dass er in den nächsten Jahren schrittweise die Kontrolle über seine Muskeln verlieren wird. Es kann aber auch sein, dass durch die Einnahme von neuen Medikamenten mit vielen Nebenwirkungen der Fortgang der Krankheit verlangsamt oder gar angehalten werden kann. Was könnten da für Lernaufgaben drin stecken? Ich schreibe hier bewusst im Konjunktiv: Von außen betrachtet kann man das nämlich nie so genau wissen. Und selbst wer in der Situation ist, weiß höchstens einige Jahre später, was er/sie gelernt hat. Also: Was KÖNNTEN die Lernlektionen sein? Eine solche Krankheit kann ganz besonders die Vergänglichkeit des Lebens vor Augen führen. Es ist immer möglich, dass einem durch einen Unfall/Krankheit körperliche und geistige Fähigkeiten genommen werden. MS macht das um so deutlicher. Vielleicht war Karl-Dieter jemand, der bisher sein Leben immer gut in der Hand hatte – jetzt ist es damit vorbei: Jederzeit kann ein Krankheitsschub kommen, immer wieder kann Müdigkeit auftauchen, Gemütsschwankungen können scheinbar ganz grundlos kommen. Vielleicht war Karl-Dieter sehr stark in einer Abwehrhaltung gegen moderne Schulmedizin – jetzt muss er vielleicht lernen, auch schwere Medikamente zu nehmen. Vielleicht hat er bisher vielen Menschen geholfen, war der Starke, an denen andere sich festhalten konnten – jetzt ist er hilfsbedürftig. Vielleicht war Karl-Dieter auch medizin- und fortschrittsgläubig – jetzt erkennt er, dass auch Medizin und technischer Fortschritt ihre Grenzen haben. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht herzlos, wenn ich solche Möglichkeiten aufzähle. Jemand, der mit einer solchen Diagnose konfrontiert ist, verdient natürlich volles Mitgefühl. Und jeder momentan Gesunde kann von einem Moment auf den anderen mit einer schweren Krankheit konfrontiert sein. Karl-Dieter hat jetzt viele Möglichkeiten, die er größtenteils sogar parallel, neben- oder nacheinander angehen kann:

  • Er kann sich umfassend über Multiple Sklerose informieren, über Bücher, Internet, Selbsthilfegruppen etc.
  • Er kann einen sehr guten Arzt suchen, der sich damit auskennt.
  • Er kann einen guten Yogatherapeuten suchen, der ihm geeignete Yoga Asanas empfiehlt.
  • Er kann seine spirituellen Übungen vertiefen – Meditation wird die Praxis sein, die er am längsten üben kann.
  • Er kann sich mit Vedanta Philosophie auseinandersetzen und sich bewusst machen: „Ich bin das unsterbliche Selbst. Was auch immer mit dem Körper passiert und wie sehr auch mein Denken und Fühlen durch die Krankheit beeinflusst wird: Meine wahre Natur bleibt Satchidananda – reines Sein, Wissen, Glückseligkeit.“

Viertes Beispiel: Lea kommt nach Hause und stellt fest, dass in die Wohnung eingebrochen wurde. Einiges wurde gestohlen. Vielleicht hat sie vor zehn Jahren selbst etwas geklaut – dann kann sie sich jetzt darüber freuen, dass ihr Karma sich damit ausgeglichen hat. Angenommen aber, sie hat in diesem Leben niemals geklaut, dann könnte es auch eine Konsequenz aus einem früheren Leben sein. Es ist aber müßig, über frühere Leben nachzudenken. Besser wäre es, Lea überlegt, was diese Situation für sie bedeutet: Vielleicht verdrängt sie etwas, vielleicht ihre Fähigkeit zu geben, vielleicht war sie geizig. Vielleicht sollte sie aber auch lernen, etwas achtsamer zu sein und die Haustür abzuschließen. Vielleicht hat sie sich bisher vor Behördengängen gescheut; sie muss jetzt zur Polizei und zur Versicherung gehen, muss sich neue Ausweise besorgen, etc. Vielleicht sind all das wichtige Erfahrungen. Vielleicht hatte sie sich Einiges vorgenommen, was karmisch nicht dran war und was jetzt durch die Verluste von Materiellem und Zeit nicht geht.

Es ist nicht immer leicht, das Positive gerade in schrecklichen Erlebnissen und Erfahrungen zu sehen. Tröstlich kann hier sein, dass auch das Erleben von leidvollen Emotionen Teil der karmischen Lernaufgabe sein kann. Wenn du also etwas Schweres erlebst und dadurch aus deinem inneren Gleichgewicht geworfen wirst, mache dir deshalb kein schlechtes Gewissen. Erlebe die Situation bewusst – und schaue, wann der Zeitpunkt gekommen ist, zur nächsten Erfahrung überzugehen.

Drei große Hilfen, diese Einstellung des Annehmens und bewussten Lernens der karmischen Lektionen zu kultivieren, sind das Aufschreiben der eigenen Lebensgeschichte, das Erzählen der eigenen Lebensgeschichte, das Führen eines spirituellen Tagebuchs sowie die Tageserlebnisse in der abendlichen Meditation Revue passieren zu lassen.

  • Lebensgeschichte aufschreiben: Wenn du das noch nicht gemacht hast, nimm dir 1-2 Stunden Zeit und schreibe für dich selbst dein Leben auf, entweder „altmodisch“ in ein Heft (das nur für dich gedacht ist) oder in eine passwortgeschützte Computer- oder Internetdatei. Du kannst das einfach unstrukturiert tun, wie es dir in den Sinn kommt.

Oder du kannst die folgenden Tipps als Leitfaden nehmen:

    • Teile dein Leben in fünf bis acht Kapitel ein. Schreibe zu jedem Kapitel (1) eine Überschrift (2) das Wichtigste, was dieses Lebenskapitel ausmacht (3) das, was du in diesem Kapitel persönlich und spirituell gelernt hast.
    • Schreibe die ein bis drei schwierigsten Erlebnisse deines Lebens auf. Schreibe auch dazu, was du dadurch gelernt hast und welche positiven, wertvollen Entwicklungen dadurch überhaupt erst ermöglicht wurden.
    • Schreibe die ein bis fünf schönsten Erlebnisse deines Lebens auf. Schreibe insbesondere auch darüber, wo du die besondere Gnade Gottes erfahren konntest.
    • Schreibe die großen Lebenshilfen in deinem Leben auf: Finde so eine Art „persönlichen Werkzeugkasten“ von Hilfen, auf den du in schwierigen Situationen zugreifen kannst.

So kannst du dir bewusst machen, dass dein bisheriges Leben im Nachhinein betrachtet durchaus Sinn macht. Du wirst dabei auch erkennen, dass du in der Situation selbst oft nicht wusstest, wozu sie gut sein sollte. Diese Erkenntnis kommt meist erst Jahre später. Wenn du dir das bewusst machst, bekommst du auch das Vertrauen, dass du auch für jetzige und künftige Herausforderungen später wissen wirst, wozu sie gut sind.

  • Lebensgeschichte erzählen: Auch über das Erzählen deiner Lebensgeschichte kannst du dir den Sinn, die Sinnkontexte deines Lebens bewusst machen. Wenn du erwachsene Kinder hast, erzähle ihnen doch einmal deine Lebensgeschichte. Erzähle deine Lebensgeschichte deinen Eltern, vielleicht auch nochmals deinem Partner. Oder bezahle dafür einen Psychotherapeuten. Das Erzählen der eigenen Lebensgeschichte hilft, sich der Sinnhaftigkeit bewusst zu werden.
  • Spirituelles Tagebuch führen: Das Führen eines spirituellen Tagebuchs hilft, das Leben bewusst zu leben. Du kannst jeden Abend oder einmal pro Woche aufschreiben, was du am Tag bzw. in der Woche erlebt oder gelernt hast.
  • Die Ereignisse des Tages in der abendlichen Meditation Revue passieren lassen: Zu Beginn der abendlichen Meditation nutze die ersten fünf Minuten, um die Ereignisse des Tages Revue passieren zu lassen. So wirst du ihrer besonders bewusst – du kannst ihre Botschaft intuitiv verstehen. Anschließend übergib alle Lektionen des Tages an Gott – und meditiere in der Stille weiter.

Ein kleines Wort der Warnung: Nutze diese Ratschläge vor allem für dich. Wenn du von einem anderen hörst, dem es schlecht geht, der Schlimmes erlebt hat, dann enthalte dich voreiliger Ratschläge und Interpretationen. Manche Menschen haben Schlimmstes erlebt. Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung, Vergewaltigung, andere Gewalt, schlimme Unfälle und Krankheit sind leider auch in Mitteleuropa gar nicht so selten, ganz zu schweigen von den Erfahrungen von Menschen, die als Bürgerkriegsflüchtlinge hierher kommen. Oft steht man gerade als spiritueller Aspirant bei solchen Erzählungen nur ohnmächtig da und kann einfach nur Mitgefühl empfinden, innerlich demütig Gebete sprechen und schauen, ob man irgendwie praktisch Hilfe anbieten kann. Letztlich kann und muss man nicht alles verstehen oder interpretieren – und ganz tief im Herzen Gott vertrauen, dass vom Standpunkt der Ewigkeit, vom Standpunkt des Ablaufs von Millionen Inkarnationen, letztlich alles seinen Sinn hat. Und dass diese Welt letztlich Maya, Illusion und göttliches Spiel ist und Atman, das Höchste Selbst, unberührt von allem.

Das Gesetz der Gnade Gottes

Gnade Gottes

Das fünfte Gesetz des Karma ist die Gnade Gottes. Wenn du Gott darum bittest, etwas für dich zu tun, dann wirkt da mehr als die eigene Gedankenkraft: Du öffnest dich für göttliche Gnade. Wenn du zum Beispiel Gott um Demut bittest, kannst du vielleicht am nächsten Tag eine Erkältung bekommen – das ist sehr wirkungsvoll für die Erzeugung von Demut. Oder es kann sein, dass irgendetwas, auf das du sehr stolz bist, durch deinen eigenen Fehler schief geht – auch dies erzeugt Demut.

Um das mit einer kleinen mythologischen Geschichte zu verdeutlichen:

Krishna und Arjuna gingen einst auf Pilgerreise. Beide waren machtvolle Kämpfer. Krishna war ein König und eine Inkarnation Gottes und Arjuna ein Prinz. Sie waren befreundet. Ab und zu gingen sie gemeinsam auf Pilgerfahrt. Eine Pilgerreise hilft, vom normalen Leben Abstand zu gewinnen. Man kommt an spirituelle Kraftorte, zu Weisen, die einem Rat geben können und man lernt, ob man tatsächlich an den Dingen hängt oder nicht. Es gibt verschiedene Arten von Pilgerreisen. Bei der strengsten Form nimmt man kein Geld mit, sondern lebt allein von Bettelgaben. Und da ist es in Indien genauso wie überall: Manche Menschen geben etwas und manche beschimpfen einen. Krishna und Arjuna hatten sich einmal für die asketischste Form der Pilgerreise entschieden. Sie nahmen keine Vorräte und kein Geld mit und gingen inkognito als arme Pilger.

Die beiden waren nun schon einige Tage unterwegs. Und am Ende eines anstrengenden Wandertages waren sie müde und hungrig. Sie kamen in ein kleines Städtchen. Da sahen sie, dass in einem großen Haus ein besonderes Fest im Gang war. Große Mengen an Nahrungsmitteln waren übrig geblieben, und so gingen sie durch die Gartentür hinein. Sie klopften an die Haustür und sagten: „Wir sind hungrige Pilger. Können wir etwas zu essen bekommen?“ „Verschwindet!“, rief ihnen der reiche Hauseigentümer zu. „Was wollt ihr hier überhaupt? Wenn ihr Essen wollt, dann arbeitet doch.“ „Es ist aber doch so viel übrig. Wir sind auch mit Resten zufrieden.“ „Verschwindet“, rief der Reiche erneut. Und da die beiden ihn nochmals nach Essen fragten, rief er seine Leibwächter. Diese warfen Krishna und Arjuna in hohem Bogen heraus. Krishna und Arjuna wären natürlich stark genug gewesen, mit einer Hand die Leibwächter zu besiegen. Aber sie befanden sich auf Pilgerfahrt und da übten sie sich in Ahimsa (Gewaltlosigkeit). Mit Prellungen und Schürfwunden gingen sie also weiter. Nach hundert Metern drehte sich Krishna herum und sagte: „Möge sich der Reichtum des reichen Mannes vervielfältigen. Möge sein Gold sich verzehnfachen, seine Getreideernte sich verzwanzigfachen und möge er dreißigmal so viel Kühe haben.“ Arjuna, der wusste, dass solche Segenswünsche Krishnas sich für gewöhnlich manifestierten, wunderte sich sehr.

Dann kamen sie in einen anderen, ärmeren Teil des Städtchens. Da lebte ein armer Bauer und Tagelöhner. Dieser hatte nur einen Besitz, nämlich seine Kuh. Die Kuh gab Milch. Und der Bauer machte daraus nach einem Familienrezept eine besondere Art von Käse. Diesen verkaufte er und bestritt davon sowie von einfachen Gelegenheitsarbeiten seinen dürftigen Lebensunterhalt. Darüber hinaus war dieser arme Bauer auch ein großer Gottesverehrer und spiritueller Aspirant, der sehr regelmäßig in seinen spirituellen Praktiken war. Krishna ging zielstrebig auf die Hütte dieses Mannes zu. Arjuna versuchte ihn aufzuhalten. „Aber Krishna“, sagte er, „hier sieht es doch so arm aus, hier können wir nicht hineingehen.“ Krishna scherte sich nicht um Arjunas Einwände und klopfte an. Der Mann öffnete und fragte: „Was kann ich für euch tun?“ Krishna antwortete: „Wir sind arme Pilger. Bitte, können wir etwas zu essen haben?“ „Ich habe zwar nicht viel, aber was ich habe, teile ich gerne mit euch. Ich habe gerade alles zum Abendessen fertig.“ So bat er seine Gäste, sich hinzusetzen und teilte sein karges Abendmahl in drei Teile. Arjuna war zwar hungrig, aber er traute sich nicht, etwas zu essen. Krishna aß seine Portion und sagte: „Arjuna, iss doch!“

Währenddessen hielt sich der Gastgeber zurück und als er sah, dass Krishna mit seinem Teller fertig war, gab er ihm auch noch seinen Teil. Krishna aß alles auf, so dass der Gastgeber nichts zu Abend essen hatte. Arjuna schämte sich in Grund und Boden. Krishna sagte: „Ich bin noch hungrig. Hast du noch etwas?“

Der Mann hatte noch etwas Mehl, was er aufbewahrt hatte, um am nächsten Morgen seinen Frühstücksbrei zu machen. Er machte aus diesem Mehl Fladenbrot. Krishna aß alles auf. Dann gab der Gastgeber ihm auch noch den Käse, den er eigentlich am nächsten Morgen verkaufen wollte, um sich für den nächsten Abend etwas zu essen kaufen zu können. Auch die Milch, aus der er am nächsten Tag neuen Käse hatte machen wollen, gab er ihm.

Schließlich, als es nichts Essbares mehr im Haus gab, bedankte sich Krishna und die beiden gingen. Nach hundert Metern drehte sich Krishna um und sagte: „Möge die Kuh dieses Mannes heute Nacht sterben!“ „Mit dir will ich nichts mehr zu tun haben!“, rief Arjuna da. „Du bist keine Inkarnation Gottes, du bist ein Dämon!“ Denn Arjuna wusste, was Krishna sagte, das würde auch eintreffen. Da lächelte Krishna. „Du verstehst die Gnade Gottes nicht, Arjuna. Beide Menschen haben um etwas gebetet. Der reiche Mann geht regelmäßig in den Tempel. Dann bereut er seinen Geiz. Er bittet Gott darum, ein besserer Mensch zu werden. Und da gibt es für ihn nur eine Möglichkeit: Er muss ganz deutlich erkennen, dass Reichtum wirklich nicht glücklich macht. Er hat sowieso schon mehr als er braucht. Mit jeder zusätzlichen Goldmünze steigen seine Sorgen ins Unendliche. Er wird niemanden mehr in der Familie haben, dem er trauen kann. In reichen Familien gibt es ständig Streit um die Erbschaft. Und er wird merken, dass er keine echten Freunde hat. Alle sind nur hinter seinem Geld her. So wird er tief im Innern erkennen, dass Geld nicht glücklich macht. Erst dann kann er wirklich auf den spirituellen Weg kommen. Dieser reiche Mann braucht also noch mehr Geld, um wirklich auf den spirituellen Weg zu kommen. Aber dieser arme Mann hier meditiert seit vielen Jahren. Er ist ein gottesfürchtiger Mensch mit hohen Idealen, verankert in einer Ethik des Mitgefühls und des Dienens. Er sagt jeden Morgen und Abend: „Gott, du bist mein Ein und Alles. Dein Wille geschehe. Lass’ mich dich erkennen.“ Aber im Hintergrund seines Geistes denkt er, dass seine Kuh seine Sicherheit ist. In dem Moment, in dem er die Kuh verliert, bekommt er die Gelegenheit, sich Gott wirklich ganz, ohne Vorbehalt, ohne Rückversicherung, vollständig hinzugeben: „Gott, jetzt habe ich nur noch dich.“ Wenn er diese Prüfung so bewältigt, dann erreicht er vielleicht schon morgen die volle Gottverwirklichung. Und dann werde ich dafür sorgen, dass er alles hat, was er zum Leben braucht.“

So kann die Gnade Gottes sein. Die Menschen erwarten die Gnade Gottes auf großartige, mysteriöse Weise, aber sie kann eben auch ganz anders kommen, handfest, als praktische Lektion. Wenn du also Gott um etwas bittest, sei darauf gefasst, dass die Antwort auf deine Gebete in anderer Gestalt kommt, als du das denkst.

Hier eine weitere Geschichte, die ich etwas modernisiere :

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit ein spiritueller Aspirant. Dieser hatte gerade in der Bhagavad Gita im 6. Kapitel gelesen(VI.40) : „Wahrlich, niemand, der Gutes tut, wird je Schaden erleiden.“ So entschloss er sich, bei allen Schwierigkeiten nur auf Gott zu vertrauen. Eines Tages kam ein Bote ins Dorf und sagte: „Es gab ein Unwetter in den Bergen. Riesige Regenfälle sind herabgekommen. Innerhalb der nächsten Stunden wird das ganze Dorf überschwemmt sein, alle müssen evakuiert werden. Alle aus dem Dorf packten ihre Sachen und verließen das Dorf. Unser junger Aspirant aber blieb und sagte sich: „Gott hat gesagt, wer an mich glaubt, kommt nicht zu Schaden. Gott wird mir helfen.“ Kurz danach kam ein Polizeiauto. Es wurde nochmals per Lautsprecher angesagt, dass, falls noch jemand da sei, er schnell das Dorf verlassen solle. Unser Aspirant blieb. Der Fluss trat über die Ufer, die Straße wurde überflutet, das Wasser drang in die Häuser. Unser Aspirant ging in den ersten Stock. Da kam ein Motorboot vorbei. Der Bootsfahrer rief durch das Megafon: „Ist noch jemand da? Jetzt ist die letzte Gelegenheit zur Rettung.“ Unser Aspirant rührte sich nicht. Er sagte sich: „Gott wird mich retten. Ich brauche kein Boot.“ Das Wasser stieg weiter, auch der erste Stock wurde überflutet. Unser Aspirant stieg auf das Dach. Dann kam ein Hubschrauber, der Pilot ließ eine Strickleiter herunter. Unser Aspirant rührte sie nicht an. Er rief dem Piloten zu: „Ich brauche deine Hilfe nicht. Gott wird mich retten.“ Der Hubschrauber drehte ab. Das Wasser stieg bis zum Dach. Der Aspirant kletterte auf den Dachfirst. Dann kam ein Flugzeug. Der Pilot ließ ein Seil herunter und rief: „Halte dich fest, ich rette dich.“ Der Aspirant rief zurück: „Gott wird mich retten, ich brauche dich nicht.“ Der Pilot drehte ab. Das Wasser stieg weiter. Der Aspirant ertrank. Nach dem Tod beschwerte er sich bei Krishna: „Du hast gesagt, wer auf dich vertraut, dem wird nichts Schlechtes geschehen.“ Krishna antwortete: Ich habe dir nacheinander einen Boten, ein Polizeiauto, ein Motorboot, einen Helikopter und ein Flugzeug geschickt – was willst du mehr?“ So kann Gottes Gnade vielerlei Gestalt annehmen.

Welches der Gesetze ist wann wirksam?

Das Leben antwortet auf deine Handlungen

Es gibt also fünf karmische Gesetze, fünf Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, die bestimmen, was dem Individuum geschieht. Woher weiß man nun, welches der Gesetze für die aktuelle Situation verantwortlich ist? Manchmal ist es klar, denn manchmal laufen die Ursache-Wirkungs-Mechanismen schnell ab: Zum Beispiel hat man am Morgen seinen Chef beleidigt und die Arbeit verweigert und bekommt am Nachmittag die Kündigung (direktes Gesetz). Man hatte am Vormittag den intensiven Wunsch nach einer Mango. Am Abend bringt der Partner eine Mango mit (Gesetz der Gedankenkraft). Um die Mittagszeit hat man Klatschgeschichten über einen Kollegen verbreitet. Am Nachmittag hört man, wie jemand schlecht über einen selbst spricht (Gesetz der Kompensation). Man spürt irgendwie, dass man langsam seine Schüchternheit überwinden sollte. Die Chefin fordert einen auf, beim nächsten Meeting eine Präsentation zu halten (Gesetz der Evolution). Man bittet Gott um Anhaftungslosigkeit – prompt wird das geliebte Fahrrad geklaut (Gesetz der Gnade Gottes).

Nicht immer ist das so einfach herauszufinden. Angenommen, Karla bekommt eine Erkältung. Alle fünf Gesetze könnten einen Grund dafür geben:

  • Vielleicht hat Karla einige Nächte nicht ausreichend lang geschlafen. Die Widerstandskraft ist geschwächt und so können sich die Erkältungsviren gut manifestieren. Karla wird krank. (Direkte Gesetze)
  • Vielleicht hat Karla Kranke in ihrer Umgebung gesehen und gedacht: „Oje, ich werde mich sicher anstecken.“ (Gesetz der Gedankenkraft)
  • Vielleicht gab es in der Umgebung von Karla jemanden mit einer Erkältung. Karla hat sich geweigert, ihm zu helfen und stattdessen gesagt: „Stell’ dich nicht so an. So ein bisschen Erkältung kann doch nicht so schlimm sein.“ Jetzt ist sie selbst krank. (Gesetz der Kompensation)
  • Vielleicht wollte Karla gerade etwas tun, was nicht in ihrem Karma ist. Die Erkältung hält sie davon ab. (Gesetz der Evolution)
  • Vielleicht hat Karla Gott um mehr Mitgefühl mit Kranken gebeten – jetzt hat sie Gelegenheit dazu, es zu entwickeln.

Meistens weißt du nicht, welches der Gesetze gerade wirkt. Es ist letztlich auch unerheblich. Im Zweifelsfall gehe davon aus, dass das Gesetz der Evolution bzw. der Gnade Gottes wirksam ist – die beiden sind immer mit beteiligt. Gehe davon aus, dass du aus allen Erfahrungen lernen kannst und dass Gott dich auf mannigfaltige Weise in deiner spirituellen Entwicklung stützt.

In deiner Reaktion auf die Ereignisse beachte alle fünf karmischen Gesetze:

  • Handle klug von einer bodenständigen Perspektive aus. Im Fall der Erkältung kannst du z.B. Nasenspülung anwenden, viel trinken und länger schlafen. (direkte Gesetze)
  • Denke dabei positiv, nutze die Gedankenkraft. Sage dir zum Beispiel: „Ich freue mich darauf, ganz gesund zu sein.“ (Gesetz der Gedankenkraft)
  • Tue Gutes, beachte die Ethik. Und wenn sich ein schwieriges Karma manifestiert, hilf anderen.(Gesetz der Kompensation)
  • Ziehe spirituelle Lehren aus der Situation. (Gesetz der Evolution)
  • Sei Gott dankbar für alles. (Gesetz der Gnade Gottes)

Das Gesetz des Karma

Die Goldene Regel

- Auszug aus dem Buch "Karma Yoga" von Swami Sivananda -

Jeder Mensch sollte ein umfassendes Verständnis der Naturgesetze und ihrer Funktionsweise besitzen. Dann kann er in dieser Welt reibungslos und glücklich voranschreiten. Er kann hilfreiche Kräfte nutzen, so dass seinen Zielen auf bestmögliche Weise gedient ist. Er kann widrige Strömungen ausgleichen, so dass seinen Zielen auf bestmögliche Weise gedient ist. Er kann widrige oder feindliche Kräfte aufheben. So wie ein Fisch gegen die Strömung schwimmt, wird auch er gegen widerstrebende Strömungen angehen können, indem er sich anpasst und sich durch geeignete Vorsichtsmaßnahmen schützt. Anderenfalls wird er zum Sklaven. Er wird von den unterschiedlichen Strömungen hilflos hin und her geworfen. Allerlei widrige Kräfte zerren ihn in unterschiedliche Richtungen. Er treibt dahin wie eine Holzplanke im Fluss. Obwohl er wohlhabend ist und alles Erdenkliche besitzen mag, fühlt er sich ständig unbehaglich und unglücklich.

Der Kapitän eines Dampfers, der einen Seekompass besitzt, der das Meer, die Seerouten und Strömungen kennt, kann ruhig segeln. Wenn nicht, wird sein Dampfer hilflos hierhin und dorthin treiben und erleidet Schiffbruch, indem er auf einen Eisberg oder Fels aufläuft. Ebenso kann ein kluger Seemann im Meer dieses Lebens, der ein detailliertes Wissen über die Gesetze von Karma und Natur besitzt, ruhig segeln und das Ziel des Lebens sicher erreichen. Wenn du die Naturgesetze verstehst, kann du deinen Charakter gestalten und formen, wie es dir beliebt. „Wie ein Mensch denkt, so wird er“ ist eines der großen Naturgesetze.

Denke, dass du rein bist, rein wirst du werden. Denke du bist edel, edel wirst du werden. Denke du bist ein Mensch, ein Mensch wirst du werden. Denke du bist Brahman, du wirst Brahman werden.

Werde eine Verkörperung der guten Natur. Handle immer gut. Diene, liebe, gib. Mache andere glücklich. Lebe, um anderen zu dienen. Dann wirst du Glück ernten. Du wirst günstige Umstände oder Gelegenheiten und einem wohlwollenden Umfeld begegnen. Unglück erntest du aber, wenn du andere verletzt, in Skandale und Unruhen verwickelt bist, verleumdest, lästerst, andere ausbeutest, dir den Besitz anderer auf unlautere Weise aneignest und anderen durch deine Handlungen Schaden zufügst. Du wirst ungünstigen Umständen, Bedingungen und einem ungünstigen Umfeld gegenüberstehen. Dies ist das Gesetz der Natur. Ebenso wie du deinen guten oder schlechten Charakter durch erhabenes oder niedriges Denken ausbilden kannst, so kannst du auch günstige oder ungünstige Umstände durch gute oder schlechte Taten gestalten. Ein Mensch mit einem kritischen Urteilsvermögen ist immer vorsichtig, wachsam und umsichtig. Er beobachtet seine Gedanken sorgsam. Er betreibt Innenschau. Er weiß er genau, was in seiner Gedankenfabrik vor sich geht, welche Vritti oder welcher Guna gerade vorherrscht. Er lässt keinen schädlichen Gedanken zum Eingangstor seiner Gedankenfabrik vordringen, Er erstickt sie im Keim.

Wenn sich im Geist die Vritti erhebt, so wie eine Kobra ihren Nackenpanzer aufstellt, so nimmt er den Stecken des Viveka zur Hand und schlägt auf sie ein. So wie ein Soldat seine Feinde einen nach dem anderen mit seinem Schwert tötet, wenn diese in die Festung eindringen, so tötet ein Mensch kritischen Urteilsvermögens schädliche Gedanken mit dem Schwert seines Viveka, wenn er versucht in die Festung seines Geistes einzudringen. So entwickelt er einen edlen Charakter. Er spricht mit Bedacht. Er redet wenig. Er sagt gute, liebevolle Worte. Nie äußert er harte Worte, die andere verletzen könnten. Er praktiziert Mauna (Schweigegelübde). Er entwickelt Geduld, Barmherzigkeit und universelle Liebe. Er spricht die Wahrheit. So kontrolliert er Vak Indriya und die Sprachimpulse.

Er verwendet maßvolle Worte. Er schreibt maßvolle Zeilen. Dies hinterlässt einen tiefen und nachhaltigen Eindruck im Geist der Menschen. Er übt Ahimsa und Brahmacharya in Gedanken, Worten und Taten. Er praktiziert Saucha und Arjava (Aufrichtigkeit). Er bemüht sich um einen ausgeglichenen Geist und darum, jederzeit glücklich und fröhlich zu sein. Er hält Shuddha Bhava aufrecht. Er versucht sich in den drei Tapas (körperlich, verbal und geistig) und kontrolliert seine Handlungen. Er kann keine böse Tat vollbringen.

Wer Glück verbreitet, wird günstige Umstände antreffen, die ihm Glück bringen. Wer dagegen Unheil verbreitet, wird nach dem Naturgesetz zweifellos mit nachteiligen Umständen konfrontiert werden, die ihm Elend und Unglück bringen. So erschafft der Mensch seinen eigenen Charakter und seine Lebensumstände. Ein schlechter Charakter kann vermittels guter Gedanken in einen guten Charakter umgewandelt werden und aus ungünstigen Umständen können durch gute Taten günstige werden. O Ram! Du musst die Naturgesetze begreifen und weise und glücklich werden.

Deine Geburten und dein Umfeld werden der Art deiner Wünsche entsprechend festgelegt. Prarabdha platziert dich in einer Umgebung, die für die Befriedigung deiner Wünsche geeignet ist. Ein Mensch wird von den Orten angezogen, an denen er die Objekte seiner Begierden bekommen kann. Er kann in dem einen Leben als armer Brahmin in Indien geboren werden. Wenn er ein Multimillionär werden möchte, wird er vielleicht in seinem nächsten Leben in den Vereinigten Staaten von Amerika wieder geboren werden. Stell dir einen armen intelligenten Jungen in Indien vor. Er will unbedingt zur I.C.S. Prüfung nach England. In diesem Leben kann ihm dieser Wunsch nicht erfüllt werden. Stell dir weiter vor, dass es in England eine reiche Dame gibt, die keinen Sohn hat, aber einen starken Wunsch nach einem intelligenten Jungen hegt. Der arme Junge wird möglicherweise, dem Gesetz der Fügung gemäß, in London als Sohn der reichen Dame wiedergeboren werden. Auf diese Weise geht sein alter, starker Wunsch in Erfüllung. Gott gewährt dem Menschen geeignete Bedingungen, die der Natur seiner Wünsche entsprechen damit er wachsen und sich weiterentwickeln vermag.

Stell dir vor, dass ein Schäferjunge einem durstigen Reichen, der im Dickicht des Dschungels kein Wasser finden kann, einen Becher Wasser. Dieser Junge kommt womöglich aufgrund seiner kleinen guten Tat als Sohn des Reichen wieder zur Welt. Vielleicht ist er aber auch ungebildet, weil er in seinem vorhergehenden Leben ein Schäferjunge war. Nach der Art der Wünsche erhält der Mensch seine Umgebung. Sein Wunsch zieht ihn zu solchen Orten, an denen er die ersehnten Objekte vorfindet. Dies ist das Gesetz der Natur. Unterhalte heilige Wünsche. Du wirst in heilige eine Umgebung gelangen, wie Uttarakashi, den Himalaja oder Benares, wo du inmitten von Heiligen Tapas, Sadhana und Meditation ausführen und Selbstverwirklichung erlangen kannst. Pflege unheilige Wünsche und du findest dich an Orten wie Paris und Hollywood wieder, wo es Kinos, Restaurants, Tanzsäle und so weiter gibt. Es ist an dir, die Wünsche auszusuchen, ob heilig oder unheilig. Wenn du als menschliches Raubtier durch die Straßen von Paris ziehen willst, wähle den unheiligen Wunsch. Wenn du dich aber in göttlichem Glanz scheinen und dich als menschlicher Gott bewegen willst, wähle den heiligen Wunsch.

Dr. M.H. Syed, M.A. Ph.D., D.Litt. schreibt in Hindu Mind: „Nichts hat größeren Schaden im praktischen Leben der Hindus angerichtet als das Missverstehen des Karma-Gesetzes – des ewigen Gesetzes von Ursache und Wirkung –, das mit unfehlbarer Genauigkeit in allen Bereichen des menschlichen Lebens wirkt. Man sagt, es sei eine düstere Doktrin und dass es die menschlichen Bemühungen lähme und die Quelle richtiger Handlungen versiegen lasse. In volkstümlicher Sprache ausgedrückt meint diese Doktrin schlicht und ergreifend Vorherbestimmung. Man glaubt, dass der Mensch ein Geschöpf seiner Vergangenheit ist und dass sein gegenwärtiges Leben mit all seinen Aktivitäten, Freuden, Sorgen, mit Schmerzen und Vergnügen, Erfolg und Misserfolg, Gewinn und Verlust vorherbestimmt ist durch seine vergangenen Handlungen, auf die er keinen Einfluss hat, und er deshalb resignieren solle und keine Zeit darauf verschwenden, sein Schicksal oder das Nächsten Schicksal zu verbessern.

„Es liegt nur ein kleiner Funken Wahrheit in dieser Haltung. In anderen Worten handelt es sich nur um die eine Hälfte der Wahrheit, die verstanden und befolgt wird. Wenn man nicht die ganze Wahrheit über diese Lehre begreift, wird sie immer für Verwirrung sorgen und großen Schaden anrichten. Sollten sich die Inder jemals von ihrem derzeitigen Zustand der Erniedrigung befreien und die Fesseln ihrer Knechtschaft abstreifen wollen, dann wird es höchste Zeit, die wahre Bedeutung und Philosophie der Handlungen und die Herrschaft des Karmagesetzes zu verstehen, vermittels dessen sich die ganze Menschheit weiterentwickeln muss.

„Es stimmt, dass die gegenwärtigen Begabungen des Menschen das unmittelbare Ergebnis seiner eigenen Gedanken und Handlungen in der Vergangenheit sind: seine intellektuelles Talent, sein körperliches Erbgut, seine moralischen und geistigen Instinkte und Fähigkeiten beruhen auf seinen Gedanken und Gefühlen vergangener Leben. Ein Landwirt fährt nur dann eine reiche Ernte ein, wenn er sich lange Zeit auf dem Acker plagt. Wenn er nicht den Boden pflügt, die Saat aussät, nicht wässert und düngt, dann kann er die Früchte seiner Mühen nicht genießen. Was er heute sät, wird er morgen ernten. Dies ist ein unveränderliches Gesetz und gilt ausnahmslos für alle Dinge. Sagt man, dass vergangene Taten die Fähigkeit zu erneuter Anstrengung und neuen Taten lähmen oder zum Scheitern verurteilen, dann ist dies ebenso sinnlos und haltlos, als wenn man meint, man könne keinen frischen Samen auf neuer Erde ausbringen, nur weil man gestern schon gesät hat.

Tatsache ist, dass der freie Wille durch vergangenen Handlungen niemals ausgeschalten oder beeinträchtigt wird. Jedoch kann ein Mensch nicht all seine Wünsche unmittelbar und sofort realisieren. Das gute Gesetz entlohnt jede Person entsprechend ihrer Bedürfnisse und zu angemessener Zeit. Das Gesetz folgt seinen eigenen Regeln. Die Produkte vergangener Handlungen, Gedanken und Gefühlen erscheinen uns als Wirkungen von Ursachen, die wir aus unserem eigenen freien Willen erzeugten. Ähnlich steht es uns frei Handlungsweisen zu wählen, die uns sicher zu angemessener Zeit Belohnung bringen. Ein Mensch ist kraft der Schulden und Verträge, die er in vergangener Zeit eingegangen ist. gebunden. Sobald er seinen Verbindlichkeiten nachgekommen ist, kann er erneut frei entscheiden, ob er sich wieder Schulden auflädt oder nicht. Auf das Unvermeidliche hat er keinen Einfluss, aber wenn das Gesetz gerecht ist, dann hat er keinen Grund sich darüber beschweren. Es steht ihm immer frei, das zukünftige Karma, das jetzt erschaffen wird, nach seinem Willen zu formen. Mit der Sicherheit des unabänderlichen Gesetzes von Ursache und Wirkung im Rücken kann ein Mensch gelassen fortfahren seine Ziele zu erreichen. Früher oder später wird seinen wohlgezielten Bemühungen sicherlich Erfolg beschieden. In der Natur geht nichts verloren. Wie also schon Bacon sagte: „Die Natur erobert man mittels Gehorsam.“ Unter Natur hat man hier das Naturgesetz zu verstehen.

„Wenn wir einmal das Gesetz verstehen, das unser Leben und unsere Handlungen bestimmt, sind wir in der Lage so zu handeln, dass wir uns dieses Gesetz zum Verbündeten und Helfer und nicht zum Feind zu machen. Solange wir nur die Bedingungen des Gesetzes sorgfältig erfüllen und einhalten, können wir uns des Erfolgs in jeder Beziehung sicher sein.

„Die drei Aspekte des Karmagesetzes sollte man klar verstehen. Der erste ist Sanchita Karma, die Gesamtheit und das Lagerhaus aller guten wie schlechten Taten, die wir begingen im Laufe unserer zahllosen Leben beziehungsweise seit wir zwischen falsch und richtig unterscheiden und somit auf eigene Verantwortung und Initiative handeln. Dies alles wird aufgezeichnet und aufbewahrt: Wie könnte es auch anders sein, wenn wir doch unter der Herrschaft eines unveränderlichen Gesetzes leben? Der zweite Aspekt ist Prarabdha – das unvermeidliche Karma –, jener Anteil unseres Karmas, welcher uns zur Aufarbeitung in diesem einzelnen Leben zugeteilt wurde, in Beziehung zu Menschen und Dingen, die wir in vorausgegangenen Leben bereits getroffen und erlebt haben. Dies wird auch reifes Karma genannt, weil es eine überfällige Schuld ist und es an der Zeit ist sie bis aufs Letzte zu tilgen, durch Sorge und Leid, Gewinn und Verlust und ob wir wollen oder nicht. Die dritte Form ist Kriyamana, das Karma, das jetzt im Entstehen begriffen ist. Es ist dieses, das unseren freien Willen mit bestimmten Einschränkungen bewahrt und uns zukünftigen Erfolg sichert. Da der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde und am göttlichen Leben teilhat, steht es ihm frei, nach seinem Belieben zu handeln. Dank desselben Prinzips erreicht er mit Sicherheit in angemessener Zeit, was er sich auch wünschen mag.

„Handle durch aufrechtes Tun, denn Handeln steht über der Untätigkeit und in Untätigkeit kann nicht einmal dein Körper aufrechterhalten werden.“ So spricht der gesegnete Sri Krishna.

„Was für den Einzelnen gilt, gilt auch für eine Nation, denn eine Nation besteht aus Einzelnen. ‚Wie im kleinen, so im Großen,’ sagt Hermes.

„Das kollektive Karma eines Volkes oder eines Landes obliegt ebenso dem Naturgesetz wie das eines Einzelnen. Die gleichen zugrunde liegenden Regeln greifen, ohne groß zwischen nationalem und kollektivem Karma zu unterscheiden. Nationen steigen auf und gehen nieder, Weltreiche blühen und zerfallen auf derselben Grundlage. Die klugen Köpfe eines Landes sollten die Macht dieses Gesetz nicht missachten.

„Inmitten einer nationalen Katastrophe tut man gut daran, sich darauf zu besinnen, dass nichts geschehen kann, was wir nicht verdient haben. Wenn wir den Auslöser des Unglücks nicht sehen können, so heißt das nicht, dass es ohne einen hinreichenden Grund eintrat.

„Während der letzten tausend Jahre oder mehr sind viele herzzerreißende und niederschmetternde Ereignisse geschehen auf dem Boden von Mutter Indien, haben das ganze Land verwüstet, die Söhnen ihrer wertvollen Juwelen beraubt und noch weit mehr wertvolle Leben kosteten.

„Die Vorfälle in unserer Zeit sind noch zu frisch in unserem Gedächtnis verwurzelt, als dass sie einer Wiederholung bedürften. Fanden diese Ereignisse und Kataklysmen, die uns auf der Seele brennen, ohne Sinn und Grund statt? Nein: Nichts kann uns außerhalb der guten und ausgesprochen gerechten Gesetze zustoßen. In unserer Unwissenheit mögen wir nicht in der Lage sein, den unmittelbaren Auslöser mit Sicherheit, Bestimmtheit und Genauigkeit auszumachen. Aber soviel ist sicher und jenseits allen Zweifels, dass uns und unserem Land nichts Unverdientes widerfährt.

„Unsere eigene Apathie, unsere Gleichgültigkeit, unser Mangel an Patriotismus, Zwietracht zwischen Sippschaften und Kasten, unser gegenseitiger Hass, Verdächtigungen und Unmut sind die Hauptursache für unsere gegenwärtige und vergangene Erniedrigung gewesen.

„Da unser kollektives Karma den Zorn der göttlichen Justiz und angemessene Vergeltung hervorgerufen hat, die den bösen Taten auf dem Fuße folgte, und wir verdientermaßen schwer dafür gelitten und gezahlt haben, so können wir nun wieder unseren kollektiven Willen in die richtige Richtung lenken und lernen, klug und umsichtig zu sein im Lichte der vergangenen bitteren Erfahrungen und Erniedrigungen. Im Laufe der Zeit werden wir wiedersehen, wie Niedergang, Sklaverei und Gefangenschaft verschwinden und wir erneut frei und groß wie unsere Vorfahren werden.“

Siehe auch

Literatur

Seminare

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