Ahamkara

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Hatha Yoga

Ahamkara und Ahankara (Sanskrit: अहंकार ahaṃkāra und अहङ्कार ahaṅkāra m.) wörtl.: "Ich-Macher" (Aham - Kara): das Ich bzw. Ego, das Empfinden eines eigenständigen Selbst, das Gefühl "Ich bin", Ichbewusstsein, welches Teil der psychischen Instanzen (Antahkarana) ist, die alle geistigen Vorgänge ermöglichen; Selbstsucht; Selbstbewusstsein, Dünkel, Hochmut.

Ahamkara ermöglicht das Denken, so dass die Vorstellung eines getrennten Wesens entsteht. Aus dieser Dualität der Subjekt-Objekt-Beziehung entsteht die Täuschung einer getrennten Realität. Empfindungen, Wahrnehmungen und Wünsche stehen in enger Verbindung zu Ahamkara.

In der Sankhyaphilosophie ist Ahamkara ein Teil des inneren Organs (Antahkarana), das aus Buddhi, Ahamkara und Manas besteht und die Grundlage aller geistigen Vorgänge bildet. Manas nimmt Informationen auf und ordnet sie. Ahamkara schafft einen individuellen Bezugspunkt für deren Verarbeitung. Erst dadurch existiert das persönliche, getrennte Ich und die Vielheit der Wahrnehmungen, Wünsche und Handlungen, die vom Willen geprägt sind. Buddhi ist das höchste Element in dieser Dreiergruppe und besitzt die Intelligenz und die Fähigkeit zu Erkenntnissen zu gelangen.

Sukadev über Ahamkara

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Ahamkara

Wörtlich heißt "Aham" ich bin und "Kara" ist der Verursacher. Ahamkara, der Verursacher des Ich-Bin-Gefühls. Ahamkara ist das Ego. Ahamkara spielt eine Rolle im so genannten Antakarana, dem inneren Instrument. Das innere Instrument, das dann besteht aus Buddhi, der Urteilskraft, Vernunft, freier Wille, Ahamkara, das Ego, dann Manas, das einfache Denkprinzip, Chitta, das Unterbewusstsein. Ahamkara ist also das Ego. Ahamkara identifiziert sich. Ahamkara sagt: "Ich bin groß, ich bin klein, ich bin dick, ich bin dünn, ich bin klug, ich bin nicht ganz so klug, ich bin künstlerisch, ich bin handwerklich, ich bin intellektuell, ich bin ein Techniker, ich bin kreativ." All das sagt Ahamkara. Ahamkara identifiziert sich. Und Ahamkara ist die Ursache von vielen Problemen, denn so wie du dich mit etwas identifizierst, gibt es ein Problem, denn in Wahrheit bist du: "Aham Brahmasmi. Ich bin Brahman, ich bin eins mit der Weltenseele."

Brahman ist unendlich, ewig, ohne Grenzen. Wenn du "Aham Brahmasmi" weißt, dann hast du alles, aber du hast "Aham Brahmasmi" vergessen. Oder vielleicht auch nicht. Aber angenommen, du hättest "Aham Brahmasmi" vergessen, dann identifizierst du dich mit etwas. Und alles, mit dem du dich identifizierst außerhalb von Brahman, ist begrenzt und ist sterblich und ist unbewusst. Da du aber im Inneren weißt, "ich bin unbegrenzt", bist du mit allem Begrenzten langfristig nicht zufrieden. Da du weißt, "ich bin ewig", bist du mit allem Vergänglichen nicht zufrieden. Sowie du dich mit etwas Vergänglichem identifizierst, hast du Angst, es zu verlieren. Daher, Ahamkara gilt als das, was die Ursache ist von vielem Leiden.

So gilt es, Ahamkara zu überwinden, es gilt, das Ichgefühl zu überwinden, es gilt, zu erkennen, das Selbst aller Wesen ist eins. Und so vieles, was wir im Yoga machen, machen wir, um Ahamkara zu überwinden. Du übst uneigennütziges Dienen. Indem du uneigennützig dienst, achtest du nicht so sehr auf dich selbst, du versuchst, anderen zu helfen, anderen zu dienen. Bhakti Yoga bedeutet, dass du dich Gott hingibst, du verehrst Gott, du dienst Gott und du spürst dich verbunden mit Gott. Raja Yoga ist die Nicht-Identifikation. Du erkennst: "Da ist die Psyche, da sind Gedanken, da sind Gedanken, die kommen und die gehen, Emotionen kommen und gehen. Ich bin das nicht." Ähnlich auch im Jnana Yoga kannst du ganz bewusst sagen: "Neti, Neti, nicht dies, nicht dies." Und dann: "Aham Brahmasmi. Ich bin dieses Brahman."

Ahamkara ist aber auch nicht nur schlecht, es gibt sattviges, rajasiges und tamasiges Ahamkara. Letztlich, um in dieser Welt dein Karma auszuarbeiten, brauchst du Ahamkara. Du musst ja diesen Körper bewegen, also brauchst du auch ein Gefühl dieses Körpers. Du hast eine Psyche, die du spielerisch verwenden kannst. So ähnlich, wie es auch im Lateinischen den Ausdruck "Persona" gibt. Persona kommt von Person, Persönlichkeit, aber Persona ist eigentlich der Name für eine Maske, durchscheinend.

Im alten Griechenland wie auch im alten Rom haben Theaterschauspieler Masken angezogen, die so genannten Personas. Auf diese Weise, du hast eine bestimmte Persona, eine bestimmte Maske an, mit der du in dieser Welt etwas tun kannst. So wie ein Schauspieler im alten Griechenland eine Maske brauchte, um zu spielen, so ähnlich brauchst du ein Ichgefühl, ein Ahamkara, um in dieser Welt etwas zu tun. Du kannst Ahamkara tamasig haben. Ein tamasiges Ahamkara sagt: "Ich kann nichts und keiner mag mich und ich tauge nichts." Ein rajasiges Ahamkara sagt: "Ich bin besser als andere, ich werde es ihnen zeigen. Ich brauche noch dieses und jenes und dann wird alles gut."

Ein sattviges Ahamkara sagt: "Ich tue, was ich tun kann und ich will andere lieben und annehmen, so wie sie sind. Ich will meine Aufgaben erfüllen und ich will Gott dienen, Gott spüren. Körper und Psyche sind Leihgaben unbestimmter Nutzungsdauer, unbestimmter Leihdauer. Es wird kommen, es wird gehen. Ich weiß, ich bin das unterbliche Selbst, aber auf eine gewisse Weise habe ich jetzt ein besonderes Gefühl, das ist mein Körper, meine Psyche, um die ich mich zu kümmern habe. Sie sind der Veränderung unterworfen und ich werde annehmen, was geschieht. Ich werde mich um Körper und Psyche kümmern, aber ich bin nicht Körper und Psyche. Ich werde Körper und Psyche nutzen so gut, wie ich kann, um anderen zu helfen, um anderen zu dienen."

Viveka Chudamani - Ahamkara und Chitta

Identifiziere dich nicht mit den Besonderheiten des Körpers

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 94 von Sukadev Bretz -

„Ahamkriti (Ahamkara) ist das Ich-Gefühl, die Identifikation mit dem Ich, weil es ich-bezogen ist. Chitta ist der Speicher von Gedanken und Gefühlen, hat die Fähigkeit, auf sich selbst zu reflektieren.“

Definition von Antahkarana

Jetzt sehen wir, wie Shankaracharya die vier Teile des Antahkarana, des inneren Instrumentes, definiert. Er sagt Manas ist das Denkorgan, es ist das, was auf Grund von Sankalpa, Wunschvorstellungen und Vikalpa funktioniert. Also kann man sagen, Manas sind Wünsche und Gedanken und das alles sind „Salkalpa“, auch Vorsätze. „Vicalpa“ sind andere Wünsche, Gedanken, Zweifel und Einbildungen. Alles was dort an Gedanken abläuft, ist Manas.

Dann sagt er Buddhi ist das was auf Grund seiner Eigenschaft - Dharma eine Entscheidung ahjavasaja hinsichtlich eines Gegenstandes der Betrachtung, phadarta treffen kann. Also hat buddhi die Kraft Entscheidungen treffen zu können.

Deswegen ist buddhi im Kant`schen Sinne die Urteilskraft. Letztlich ist auch die Vernunft mit inbegriffen. Man könnte auch sagen, es gibt die praktische Vernunft, die reine Vernunft und es gibt die Urteilskraft, all das ist buddhi. Im manas sind Willensimpulse, Wünsche, Gedanken, Gefühle, Reflektionen im Sinne von einfaches Nachdenken und buddhi trifft die Entscheidung, so ist es, so wird es sein, so wird es gemacht, so will ich es tun.

Hier spricht er über Ahamkara und Chitta und über Abhimana, die Identifikation. Auf Grund von Identifikation kommt Aham, ich bin. Daraus kommt ahaṁkritiḥ, das Ich-Bewusstsein. Also identifizierst du dich mit etwas Abhimana daraus entsteht Aham, das ich bin und das ist letztlich Ahamkara.

Identifiziere dich nicht

Es gibt alles mögliche, aber du identifizierst dich damit und daraus entsteht das Ich. Als Beispiel hast du deinen Körper und du identifizierst dich damit und sagst: Mein Körper, ich bin der Körper. Du nimmst wahr, dass du ein besonderes Talent hast. Zum Beispiel kannst du gut musizieren also sagst du: Ich bin musikalisch. Du hast ein Fahrrad gekauft und denkst: Das ist mein Fahrrad. Ich besitze ein Fahrrad. Dann identifizierst du dich damit. Daraus entstehen so viele Probleme. Wehe, wenn dein Fahrrad einen „Platten“ hat. Oder jemand anderes hat ein besseres Fahrrad oder jemand anders schimpft über dein Fahrrad und sagt: Ein so altes klappriges Ding, wirf es doch weg. Du fühlst dich gekränkt.

Oder du identifizierst dich mit deiner Haarpracht. Ich habe so schöne Haare, wehe irgendjemand sagt: Dir fallen langsam die Haare aus. Du hattest auch schon mal eine schönere Frisur. Dann bist du betroffen. In diesem Sinne, das ist das Ich. Das Ich identifiziert sich. Du kannst jetzt selbst überlegen. Womit identifizierst du dich? Wo sagst du ich und mein und wo trifft dich etwas?

Folge nicht den Reiz-Reaktions-Ketten

Dann gibt es noch chitta, das angehäufte Gedächtnis was Guna hat, die Eigenschaft des ānusandhāna, in Erinnerung rufen svarta, aus sich selbst heraus. Dort sind zum einen alle alten Erinnerungen, alles was du jemals erfahren hast und auch alle Wünsche sind im chitta sowie die Handlungsfähigkeiten und Neigungen aus diesem und früheren Leben.

Eine ganze Menge befindet sich im chitta und es hat die Funktion diese aus dem Gedächtnis heraus zu holen. Angenommen jemand ist nicht freundlich zu dir und sofort kommt alles vor wie vielleicht dein Vater, deine Mutter nicht freundlich war, wie du vielleicht in Gefahr geraten bist und alles zu verlieren.

Wie dich vielleicht dein Lehrer missachtet hat. All das kommt hoch. Das alles ist die Funktion von chitta. Hier könntest du auch überlegen, wie viel von dem wie ich reagiere kommt einfach auf Grund meiner Vergangenheit, auf Grund des Gedächtnisses. Das hilft alles wenn du eben erkennst, wo identifizierst du dich und welche Erinnerungen kommen hoch und prägen dich. In dem du das erkennst, löst du dich. Es ist auch eine Funktion der Psychotherapie, zu erkennen, wie dein Geist funktioniert. Du erkennst wie wenig du Herr in deinem eigenen Hause bist. Du hörst auf zu denken das du das bist was du denkst und fühlst. Sondern weil du so viel geprägt durch Erinnerungen und Erfahrungen bist. Du selbst bist das unsterbliche Selbst.

Sandhi und Aussprache

Das Wort Ahamkara bzw. Ahankara setzt sich aus den Wörtern aham "ich" (Aham) und kāra "Macher" (Kara) zusammen. In der Devanagarischrift gibt es zwei mögliche Schreibweisen: अहंकार ahaṃkāra und अहङ्कार ahaṅkāra. Diese werden allerdings beide gleich ausgesprochen. Die Verwendung eines (mit Punkt darunter), auch Anusvara genannt, ist eine vereinfachte Schreibweise für , das wie ng in engl. song ausgesprochen wird.

Nach den Wohllautregeln des Sandhi wird ein m (hier das von aham), wenn darauf ein Guttural, d.h. einer der Konsonanten k, kh, g oder gh (ka-Varga) folgt, zu . Dies ist der sogenannte Klassennasal der gutturalen Konsonantenreihe des Sanskrit Alphabets. Daher ist die korrekte Sanskritausprache ahang-kāra, was in der wissenschaftlichen Transliteration mit ahaṅkāra und in der vereinfachten Transkription mit ahankara wiedergegeben wird.

Dieselbe Sandhi- und Ausspracheregel gilt übrigens auch für das Wort Samkhya bzw. Sankhya.

Ahankara, ( Sanskrit अहङ्कार ahaṅ-kāra m. ) Ich-Macher, Ich-/Selbstgefühl, Ego.

Ahamkara अहङ्कार ahaṅ-kāra Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Ahamkara, अहङ्कार, ahaṅ-kāra ausgesprochen wird:

Siehe auch

Literatur

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