Chandogya Upanishad Dritter Prapathaka siebzehnter Khanda: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 7. April 2020, 17:19 Uhr

Chandogya Upanishad Dritter Prapathaka siebzehnter Khanda: Interpretation von Shivapriya G.L. im Rahmen einer Studienreihe "Chandogya Upanishad in der Nähe von Frankfurt.

Verse 1-6 Chandogya Upanishad 3. Prapathaka 17 Khanda

In diesen Versen geht es immer noch um die Anwendung des Wissen durch den Menschen und die Hilfestellungen, die er in Form von Opferhandlungen nach den Veden, in Anspruch nehmen kann.

Ist der Mensch in seinem Alltag absorbiert, merkt er früher oder später, dass ihm etwas fehlt. Er entwickelt eine Sehnsucht nach innerem Halt, nach einem Sinn für alles, was er tut und nach innerer Freude, Zufriedenheit und dem Gefühl angenommen zu sein. Im ersten Vers wird dieses Gefühl mit Hunger, Durst und der Tatsache, dass man sich nicht freut, umschrieben. Oft braucht es genau diesen Zustand, damit man bereit ist, sich helfen zu lassen, genau wie es einem erst richtig schlecht gehen muss, bevor man zum Arzt geht, sein Verhalten ändert oder eine Veränderung in seinem Leben zulässt. Wir sind es gewohnt, diesen Zustand als eher unerwünscht, beschwerlich, unangenehm und möglichst zu vermeiden wahrzunehmen. In Vers 1 wird dieser Zustand aber als sozusagen heilig, als Zustand vor einem wichtigen Ereignis, als WeiheDiksha – bezeichnet. Überlegt man genauer, wird der Zusammenhang klar: wenn wir in einer kritischen Situation sind, in der es uns, warum auch immer schlecht geht, sind wir ganz offen, empfänglich, unsere Sinne sind geschärft, wir sind wach und in der Lage, Veränderungsbedarf zu erkennen und wir können diese Veränderungen auch leichter zu zu lassen.In einem solchen Zustand sind wir bereit, die Kraft, die in einer Opferhandlung liegt, wirklich zu erkennen und für uns zu nutzen. Insgesamt fordert uns der Vers 1 also auf, achtsam zu sein, es nicht erst soweit kommen zu lassen, dass es uns schlecht geht, bis wir bereit sind, die Zeichen des Lebens richtig zu interpretieren und uns auf Veränderungen einzulassen, mit dem Strom des Lebens zu schwimmen. Opferrituale sind dazu da, uns auch ohne dass wir von den Lebensumständen gezwungen werden, immer wieder mit unserem inneren Bedürfnis auseinander zu setzen, uns selbst zu entwickeln. Rituale sorgen dafür, dass wir aus unserem Alltag heraustreten können und unsere Positionen, Handlungen und Ziele im Leben immer wieder neu am eigentlichen Ziel, der Selbstverwirklichung, auszurichten.

Gelingt es uns, uns bewusst auf diese Rituale und ihren Sinn ein zu lassen, dann entspricht das einem gesunden Zustand, in dem wir essen, trinken und uns freuen können. Dann können wir uns sozusagen freiwillig auf die Hilfestellungen, die in den Ritualen liegt, einstimmen. Dazu benötigt es etwas Zeit, deshalb liegt vor dem eigentlichen Ritual eine Vorfeier (Upasad), die es uns ermöglicht, Abstand von unserem Alltag zu erreichen. Wir können die Distanz zu unserem Alltag, die in jedem Fest liegt, nutzen, um uns auf die eigentliche Opferhandlung und ihre transformierende Kraft für den eigenen Alltag vorbereiten. So wie Schmerzen und Probleme bzw. Krisen uns sensibler und bereiter für Veränderungen machen können, kann das auch eine bewusste Loslösung aus dem Alltag in einem Fest. Feiert man fröhlich, wird keine Energie für Schutzmauern, Verdrängung oder negative Gedanken verschwendet. Man ist offen, zugewandt und aufnahmefähig. Das sind die besten Voraussetzungen für eine Transformation!

Dieser Transformationsprozess, die Öffnung für den eigenen inneren Weg zur Selbstverwirklichung, ist der Höhepunkt und das eigentliche Ziel jedes Rituals, so wie unbeschwerte Scherze, das Lachen und sexuelle Hingabe Höhepunkte im Leben sind. Deshalb wird der Gesang, der das Ritual begleitet, genau mit diesen Erfahrungen, die jeder Mensch kennt, verglichen.

Das Ritual hat erst dann gewirkt, wenn sich wirklich eine Veränderung in unserem Denken, Fühlen und Handeln bemerkbar macht. Sind wir in der Lage, uns zu disziplinieren, also Askese zu üben, mildtätig zu sein, uns rechtschaffen zu verhalten, niemanden zu verletzen und aufrichtig zu sein, ist das der Lohn für denjenigen, der das Ritual ausgeführt hat!

Im Vers 5 wird die Bedeutung des Rituals für das praktische Leben nochmals unterstrichen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um das Sterben und Neuzeugen von Leben. In dem Moment, wo ein Mensch bereit ist, sich der transformierenden Wirkung des Rituals bewusst hinzugeben und sich für die damit verbundene Veränderung zu öffnen, wird er neu gezeugt, d.h. sein Leben wird neu auf das eigentliche Ziel ausgerichtet, die alten Muster werden im Idealfall aufgelöst, die alten Fehler kann man hinter sich lassen und man beginnt von Neuem. Zum Zeichen, dass das alte Leben wirklich verlassen wird und man bereit für diesen Neuanfang ist, schließt das Ritual mit einem Bad, bei dem alles Alte abgewaschen wird, und man „neu gezeugt“ wieder in den Alltag einsteigt.

Um zu betonen, dass die dargelegten Zusammenhänge wirklich für jeden einzelnen Menschen eine hohe Relevanz haben, wird die Herkunft dieses Vergleiches zwischen den Gefühlen von Menschen und der Bedeutung des Rituals offenbart. Es wird auf den Lehrer von Krishna, den Sohn von Devaki und Vasudeva, also Gott Krishna selbst, verwiesen. Ghora Angirasa erklärt Krishna, dass er „dann frei von Durst“ ist. Wenn Krishna also, wie es auch jeder Mensch tun sollte, die Rituale ganz bewusst ausführt und bereit für Veränderungen ist, dann ist er frei von Durst. Dann kann er seinen Alltag gestalten, ohne dass ein Gefühl von Mangel, eine Sehnsucht entsteht, die mit Hunger und Durst verglichen werden können. Diese Gefühle sind dann nicht mehr nötig, weil man sich durch das Ritual neu erzeugt hat, sein leben neu an den wahren inneren Bedürfnissen ausgerichtet hat und alles Alte und alle Hindernisse mit dem letzten Bad hat sterben lassen. Schließlich empfiehlt der Lehrer Krishna noch, zu drei Sprüchen Zuflucht zu nehmen:

Damit ist kurz und prägnant nochmal das eigentliche Ziel jedes Menschen umrissen, die Ausrichtung auf die Selbsterkenntnis, dass wir eins mit dem Göttlichen sind.

Unser Berichterstatter, ergänzt dies noch, indem er auf andere Verse des Rigveda verweist, die die gleiche Wahrheit in sehr poetischen Bildern zum Ausdruck bringen – letztlich gelangen wir alle zum allerhöchsten Licht.

Hari Om Tat Sat

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