Verlässlichkeit
Verlässlichkeit bedeutet, dass man sich auf jemanden oder etwas verlassen kann. Verlässlichkeit kann sogar ein mathematischer Begriff in der Statistik sein, ein technischer Begriff z.B. in der Materialkunde. Vor allem aber ist Verlässlichkeit eine Tugend, eine Charaktereigenschaft. Jemand besitzt Verlässlichkeit, der seine Versprechen hält, der seiner Verantwortung gerecht wird, der seine Aufgaben erfüllt.
Wenn man mit anderen zusammenarbeitet, muss man selbst Verlässlichkeit besitzen und auf die Verlässlichkeit der anderen bauen können. Auch im Yoga spielt Verlässlichkeit eine wichtige Rolle. Auf der einen Seite lernen Menschen die Yoga und Meditation üben, mehr auf sich selbst, ihre Bedürfnisse, ihre Intuition zu hören.
Das kann manchmal dazu führen, dass sie ihre bisherigen Pflichten und Gewohnheiten etwas in Frage stellen - manchmal unzuverlässiger wirken. Dann wird es aber auch wieder wichtig, Verlässlichkeit zu zeigen. Verlässlichkeit ist sogar wichtig für die regelmäßige Übung der spirituellen Praktiken.
Mit Verlässlichkeit zeigt man auch gegenüber seinem eigenen Geist, dass man nicht Sklave sondern Herr über Geist, Gedanken, Wünsche, Emotionen, Impulse ist usw. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Grade an Verlässlichkeit. Es nutzt nur begrenzt, andere umerziehen zu wollen. Wichtiger ist es, eine eigene Verlässlichkeit zu entwickeln und konkrete Vereinbarungen zu treffen.
Manchmal hilft es, Vereinbartes schriftlich festzuhalten und sich gegenseitig zuzuschicken. Das erleichtert die Verlässlichkeit. Es gibt Menschen, die wollen gerne im Unverbindlichen bleiben. Da fällt es schwer, mit diesen Menschen zusammen etwas Wichtiges anzugehen.
Verlässlichkeit - eine Tugend. Was ist Verlässlichkeit? Woher stammt das Wort? Wozu ist Verlässlichkeit gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Verlässlichkeit?
Verlässlichkeit als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Verlässlichkeit heißt, dass Menschen auf dich bauen können. Verlässlichkeit heißt, was du versprichst, das hältst du auch ein. Verlässlichkeit heißt, wenn du mit einer Aufgabe betraut worden bist, dann tust du sie auch. Verlässlichkeit ist eine wichtige Eigenschaft, wenn du mit anderen Menschen harmonisch zusammenarbeiten willst.
Verlässlichkeit ist immer wichtig in einer Gruppe, wo mehrere Menschen miteinander zusammenwirken und wo das Wirken des einen vom Wirken des anderen abhängt. Verlässlichkeit hilft auch, den Geist zu beherrschen, Verlässlichkeit hilft auch, dass du in der Meditation tiefer werden kannst, denn um verlässlich sein zu können, braucht es eine gewisse Selbstbeherrschung.
Der Geist mag mal etwas und er mag mal etwas nicht, er hat mal Lust und hat mal Unlust. Verlässlichkeit heißt, du wächst über diese Gegensatzpaare hinaus. Verlässlichkeit heißt zunächst mal, deine Versprechen einzuhalten. Also, angenommen, du versprichst, eine Aufgabe bis 17:00 Uhr zu erfüllen, dann erfüllst du sie bis dahin.
Angenommen, du versprichst jemandem, eine gewisse Geldsumme zurückzuzahlen, dann zahlst du sie dann und dann zurück. Angenommen auch, du hast dir einen Vorsatz gefasst, du sagst, "ich werde die Steuererklärung bis dann und dann fertig haben", dann machst du das auch. Angenommen, du sagst, "ich werde bis dann und dann ein Buch gelesen haben", dann tust du es auch.
Also, Verlässlichkeit heißt zunächst mal, deine eigenen Versprechen einzuhalten, die du anderen gegenüber gemacht hast und die du gegenüber dir selbst gemacht hast. Verlässlichkeit heißt auch, Aufgaben, die dir gegeben werden, mit Verlässlichkeit zu erfüllen. Verlässlichkeit heißt auch, die Aufgaben, die z.B. zu deiner Arbeit oder in deinem Engagement für den gemeinnützigen Verein notwendig sind, dass du sie erledigst.
Du siehst, Verlässlichkeit ist ein wichtiger Begriff. Und wenn du jemand bist, der eher unzuverlässig ist, vielleicht spontaner, herzlicher, locker-flockig bist, dann ist es wichtig, dass du daran arbeitest, eine gewisse Verlässlichkeit zu entwickeln. Es ist nicht notwendig, dass alle Menschen Hundertprozent verlässlich sind, dann wird die Gesellschaft irgendwo kalt. Man kann sagen, ein Ameisenhaufen, die Ameisen sind alle verlässlich.
Der Mensch will kein Ameisenhaufen werden, sondern jeder Mensch hat eine Seele und jeder Mensch hat Initiative, jeder Mensch hat Spontanität, Kreativität, Flexibilität usw. Und manche Menschen, die braucht man unbedingt, sind sehr, sehr verlässlich. Da weiß man, auf die kann man dort bauen. Das sind, man würde sagen, die introvertierten Kapha-Menschen. Oder im DISG-Modell würde man sagen, das sind die G, die gewissenhaften Menschen, die sind verlässlich.
Dann gibt es andere, die man als den extravertierten Vata-Mensch im Ayurveda bezeichnen würde, oder in dem so genannten DISG-Persönlichkeitsmodell die I, die Initiativen, die haben hundert Ideen, tausend Ideen, machen dieses und jenes und immer wieder. Es ist gut, dass es die gibt, aber wenn die etwas bewirken wollen, müssen sie auch an ihrer Verlässlichkeit arbeiten.
Wenn du immer nur Ideen hast und immer nur alles Mögliche versprichst und es nicht hältst, dann werden Menschen dir nicht vertrauen und sie werden auch deine Ideen nicht für ernst nehmen. Daher, kultiviere eine gewisse Verlässlichkeit. Im Kleinen werden sich andere darauf einstimmen, dass manches, was du sagst, nicht stimmt. Du musst auch nicht immer etwas versprechen, manchmal kannst du sagen, "mal schauen". Aber wenn du sagst, "ich tue es", dann tue es auch.
Wenn es dir schwerfällt, deine Versprechen einzuhalten, dann mache eben weniger Versprechen, aber die Versprechen, die du machst, halte sie ein. Umgekehrt, angenommen, du bist jemand, für den Verlässlichkeit ein hohes Gut ist, dann sei dir bewusst, es gibt andere Menschen, die sind anders. Du musst sie nicht probieren, umzuerziehen, mindestens nicht gravierend, das ist Energieverschwendung. Manchmal musst du einfach Menschenkenntnis entwickeln und sagen: "Ja, wenn er das so und so sagt, wird er es höchstwahrscheinlich nur zu fünfzig Prozent ausfüllen." Und du wirst vielleicht selbst wissen, wie sehr du auf die Verlässlichkeit anderer Menschen bauen kannst.
Bist du in einer Verantwortungsposition, dann würde ich dir schon empfehlen, sorge dafür, dass deine Mitarbeiter oder die Menschen in deiner Bürgerinitiative oder wo auch immer, das, wofür die sich verpflichten, dass die das auch einhalten, denn eine gewisse Verlässlichkeit braucht es.
Und versuche, Menschen zu Selbstverpflichtungen zu bringen, denn wenn viele zusammenarbeiten wollen, braucht es eine gewisse Verlässlichkeit. Jetzt überlege selbst, wie stehst du zur Verlässlichkeit? Bist du ein verlässlicher Mensch? Überlege: "Bin ich aber auch spontan und herzlich? Bin ich kreativ? Bin ich offen? Müsste ich das etwas erhöhen? Oder bin ich eher jemand, der immer wieder von anderen geschimpft wird oder der keine Verantwortungsposition bekommt, weil mir die Verlässlichkeit fehlt? Wie könnte ich in welchen Gebieten Verlässlichkeit entwickeln, ohne meine Natur zu leugnen?"
Verlässlichkeit in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Verlässlichkeit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Verlässlichkeit
Ähnliche Eigenschaften wie Verlässlichkeit, also Synonyme zu Verlässlichkeit sind z.B. Glaubwürdigkeit, Authentizität, Echtheit, Genauigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Pflichtbewusstsein, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Gründlichkeit, Pflichtgefühl, Gewissenhaftigkeit.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Verlässlichkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Borniertheit, Engstirnigkeit, Kurzsichtigkeit, Verschlossenheit, Trotz, Unverständigkeit, Beschränktheit, Intoleranz, Vorurteil, Scheuklappenblick, Engherzigkeit, Intoleranz, Spießigkeit. Daher braucht Verlässlichkeit als Gegenpol die Kultivierung von Spontanität, Flexibilität, Offenheit, Liebe, Kreativität, Genius, Originalität.
Gegenteil von Verlässlichkeit
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Verlässlichkeit, Antonyme zu Verlässlichkeit :
- Positive Gegenteile von Verlässlichkeit, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Spontanität, Flexibilität, Offenheit, Liebe, Kreativität, Genius, Originalität
- Negative Gegenteile von Verlässlichkeit, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. [[]]
Verlässlichkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Verlässlichkeit gehört zur Tugendgruppe 4 Zuverlässigkeit, Ordentlichkeit, Ehrlichkeit. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Zuverlässigkeit, Verantwortung und Ehrlichkeit
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Verlässlichkeit zum Persönlichkeitsfaktor C1 Gewissenhaftigkeit hoch: effektiv, organisiert, verlässlich
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Verlässlichkeit zur Grundverhaltenstendenz G - Gewissenhaftigkeit
- Im Ayurveda zählt man Verlässlichkeit zum Kapha-Pitta Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Verlässlichkeit
Verlässlichkeit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Verlässlichkeit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Verlässlichkeit zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Verlässlichkeit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein verlässlicherer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Verlässlichkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: Ich entwickle Verlässlichkeit.
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin verlässlich.
Affirmationen zum Thema Verlässlichkeit
Hier einige Affirmationen für mehr Verlässlichkeit. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.
Klassische Autosuggestion für Verlässlichkeit
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin verlässlich.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin verlässlich. Om Om Om.
- Ich bin ein Verlässlicher, eine Verlässliche OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Verlässlichkeit
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin verlässlich " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Verlässlichkeit.
- Ich werde verlässlich.
- Jeden Tag werde ich verlässlicher.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Verlässlichkeit .
Dankesaffirmation für Verlässlichkeit
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag verlässlicher werde.
Wunderaffirmationen Verlässlichkeit
Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr verlässlich. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Verlässlichkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr verlässlich zu sein.
- Ich bin jemand, der verlässlich ist.
Gebet für Verlässlichkeit
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Verlässlichkeit:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Verlässlichkeit.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein verlässlicher Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Verlässlichkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Was müsste ich tun, um Verlässlichkeit zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Verlässlichkeit zu entwickeln?
- Wie könnte ich verlässlich werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Verlässlichkeit.
- Angenommen, ich will verlässlich sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre verlässlich, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Verlässlichkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als verlässlicher Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Vortragsmitschnitt zu Verlässlichkeit - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Verlässlichkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Verlässlichkeit
Eigenschaften im Alphabet nach Verlässlichkeit
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
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