Klarsicht

Aus Yogawiki

Klarsicht ist die Fähigkeit etwas klar zu sehen. Klarsicht bedeutet auch klarer Blick. Manchmal spricht man von Klarsicht, wenn vorher die Einsicht getrübt war und man plötzlich Klarsicht erreicht hat. In diesem Sinn ist Klarsicht etwas Ähnliches wie Erkenntnis, Übersicht, ja sogar eine kleine Erleuchtung. Man kann auf einen Berg gehen, um Klarsicht zu gewinnen. Man kann Lexika, z.B. dieses Yoga Wiki, konsultieren, um Klarsicht zu bekommen.

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Klarsicht - eine Tugend. Was ist Klarsicht? Woher stammt dieser Begriff? Wozu ist Klarsicht gut? Welche anderen Substantive, welche Adjektive und Verben stehen im Zusammenhang mit dem Wort Klarsicht? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.

Klarsicht als Grundlage von ethischem Verhalten

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Klarsicht ist eine wichtige Eigenschaft auf dem spirituellen Weg. Klarsicht kommt von Sehen und von klar, Klarsicht ist auch ein schöner Ausdruck, auch für ein bestimmtes Bild, das wir im Yoga haben. Im Yoga Sutra von Patanjali heißt es ja: "Yogas Chitta Vritti Nirodha. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist." Dann heißt es im dritten Vers: "Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur." Und im vierten Vers sagt Patanjali: "In allen anderen Gemütszuständen identifiziert sich der Sehende mit seinen Vrittis, also mit seinen Gedanken und Emotionen."

Also, Yoga heißt, den Geist ruhig zu machen, und dann sieht man klar seine wahre Natur. Die vollständige Klarsicht heißt, dass man sich selbst als reines Bewusstsein wahrnimmt. Klarsicht heißt, in jedem Menschen das Göttliche wahrzunehmen. Klarsicht heißt, hinter allem in diesem gesamten Universum, die eine höchste göttliche Wirklichkeit zu erfahren. Das ist Klarsicht.

Die Sichtweise, überall Unterschiede zu sehen, die Sichtweise, sich getrennt von anderen zu sehen, das ist trübe Sicht. Klare Sicht sieht Einheit, klare Sicht spürt Liebe, klare Sicht sieht ein Göttliches überall. Das ist die yogische Vorstellung von Klarsicht. Und im Yoga gibt es ja eine Vielzahl von Übungen, um Klarsicht zu erlangen. Aber ich wollte nochmal auf den Vergleich zurückkommen, den die Kommentatoren zum zweiten und dritten Vers von Patanjalis Yoga Sutra haben, das ist nämlich der Seevergleich.

Angenommen, da ist ein See, unten am Boden des Sees gibt es einen Schatz, einen wunderschönen Schatz. Jetzt angenommen, der See ist ganz klar und man hat klare Sicht, Klarsicht, dann kann man diesen wunderschönen Schatz von oben sehen, das ist dann der so genannte Nirodha-Zustand, der See ist ruhig, er ist klar, man hat Klarsicht. Das ist der Zustand, wenn der Geist absolut ruhig ist und absolut klar und das Bewusstsein vollkommen rein ist, dann siehst du deine wahre Natur. Dann kann natürlich auch der See sehr trüb sein. Angenommen, es hat vor kurzem geregnet und dort ist irgendwo dreckiges Wasser hineingelaufen, ist der See trübe, auf Sanskrit heißt das Mudha, trübe, du siehst nichts. Du schaust runter, versuchst, den Schatz zu sehen, er ist nicht sichtbar.

Nächster Ausdruck ist Kshipta, Kshipta ist unruhig. Also, das heißt, die Wellen des Sees gehen ganz hoch. Genauso auch, du hast tausend Gedanken und Emotionen und: "Was denkt der andere von mir und was denkt der von mir? Und warum hat er das gemacht, was könnte ich tun? Und das müsste ich noch tun und das kriege ich nie hin und wie soll das alles gehen? Und außerdem…" Kshipta, siehst du dort dein wahres Selbst? Nein, keine Klarsicht, Identifikation mit den Vrittis.

Dann gibt es Vikshipta. Vikshipta heißt, die Gedanken werden etwas ruhiger, insbesondere gehen sie in eine Richtung. Daher, Vikshipta heißt gesammelter Zustand, Konzentration, du richtest deinen Geist in eine Richtung. Anstatt von tausend Dingen irgendwo ständig hin- und hergerissen zu sein, triffst du vielleicht eine Entscheidung, setzt deine Prioritäten und sagst: "Die nächste halbe Stunde mache ich das." Das ist so, die Wellen gehen in eine Richtung und gleichmäßig und so ein bisschen schimmert der Schatz von unten nach oben. Es ist noch nicht ganz Klarsicht, aber eine etwas bessere Sicht.

Dann folgt Ekagrata, Einpünktigkeit, vollkommene Konzentration. Es ist noch nicht die Konzentration auf das, was am Boden des Sees ist, sondern du könntest sagen, der See ist ruhig, aber die Strömung geht in eine Richtung und es ist eine klare Ausrichtung und irgendwo reflektiert alles den wunderschönen Schatz von unten. Und dann folgt Nirodhaha, von dem ich vorher gesprochen haben, der See ist absolut ruhig, Wasser absolut klar, der Schatz ist klar zu sehen, wunderschön, der Geist ist absolut ruhig, Bewusstsein absolut klar, du erfährst deine wahre Natur als reines Bewusstsein, als reines Göttliche. Das ist die wahre, die tiefe Klarsicht, durch Yoga und Meditation und bewusste Übung und Loslassen zu erreichen.

Klarsicht - Antonyme und Synonyme

Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden versteht man am besten in ihrer Beziehung zueinander. Hier einige Hinweise, wie man Klarsicht in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Klarsicht - Synonyme

Ähnliche Eigenschaften wie Klarsicht, also Synonyme zu Klarsicht sind z.B. Vernunft, Verstand, Einsicht, Wirklichkeitssinn, Realitätssinn, Verständnis.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Klarsicht übertrieben kann ausarten z.B. in Herzlosigkeit, Rücksichtslosigkeit, Erbarmungslosigkeit. Daher braucht Klarsicht als Gegenpol die Kultivierung von Loslassen, Entspannung, Mitgefühl, Empathie, Unparteilichkeit.

Gegenteil von Klarsicht - Antonyme

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Klarsicht, Antonyme zu Klarsicht :

Klarsicht Antonyme

Antonyme Klarsicht sind Loslassen, Entspannung, Mitgefühl, Empathie, Unparteilichkeit, Trübsinn, Getrübtheit, Dummheit, Vorurteil.

Klarsicht im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Bewusste Stärkung der Fähigkeit Klarsicht

Klarsicht gehört zu den Fähigkeiten und Eigenschaften, die man kultivieren, entwickeln kann. Vielleicht willst du ja Klarsicht in dir kultivieren. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Klarsicht zu stärken.
  • Du kannst dir z.B. vornehmen: "Während der nächsten Woche will ich die Fähigkeit Klarsicht kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein klarsehenderer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Klarsicht ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Klarsicht."
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin klarsehend."

Affirmationen zum Thema Klarsicht

Hier einige Affirmationen für mehr Klarsicht. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.

Klassische Autosuggestion für Klarsicht Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin klarsehend.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin klarsehend. Om Om Om.
  • Ich bin ein Klarsehender, eine Klarsehende OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Klarsicht Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin klarsehend " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Klarsicht.
  • Ich werde klarsehend.
  • Jeden Tag werde ich klarsehender.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Klarsicht.

Dankesaffirmation für Klarsicht :

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag klarsehender werde.

Wunderaffirmationen Klarsicht Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr klarsehend. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Klarsicht entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr klarsehend zu sein.
  • Ich bin jemand, der klarsehend ist.

Gebet für Klarsicht

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Klarsicht:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Klarsicht.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein klarsehender Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Klarsicht mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Frage dich: Was müsste ich tun, um Klarsicht zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Klarsicht zu entwickeln?
  • Wie könnte ich klarsehend werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Klarsicht.
  • Angenommen, ich will klarsehend sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre klarsehend, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Klarsicht kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als klarsehender Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Klarsicht

Eigenschaften im Alphabet nach Klarsicht

Literatur

Weblinks

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