Verletzbarkeit

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Version vom 8. Juli 2017, 09:16 Uhr von Sukadev (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „Angst“ durch „[https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst]“)

Verletzbarkeit - was ist das? Wie geht man damit um? Verletzbarkeit ist eine Grundkondition der menschlichen Existenz. Der menschliche Körper ist leicht verletzbar: Ein Sturz, ein kleiner Unfall, und der Körper funktioniert nicht mehr so wie vorher. Auch die menschliche Psyche unterliegt der Verletzbarkeit. Wie schnell kann man gekränkt werden! Wie sehr berührt einen der Verlust des Partners! Wie schnell kann es einen treffen, wenn man von einem lieben Menschen enttäuscht wurde!

lebensfreude, der Gegenpol zu Verletzbarkeit

Jesus hat mal gesagt: In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost: Ich habe die Welt überwunden (Joh 16,33). In dieser äußeren Welt gibt es keine Sicherheit. Daher gibt es wegen der Verletzbarkeit, der Verletzlichkeit viel Grund für Angst,Sorge und Trauer.

Aber es gibt eine tiefere Dimension: Tief im Inneren ist der Mensch unsterblich. Tief im Inneren ist der Mensch unverletzlich. Krishna sagt in der Bhagavad Gita: Die Kontakte der Sinne mit den Objekten, Oh Sohn Kuntis, die Hitze und Kälte, Vergnügen und Schmerz hervorrufen, haben einen Anfang und ein Ende; sie sind nicht dauerhaft; ertrage sie tapfer, Oh Arjuna. (2.14) Erkenne Das als unzerstörbar, Welches all das durchdringt. Niemand kann die Zerstörung des Unvergänglichen bewirken. (2.18) Es heißt, diese Körper, die das ewige, unzerstörbare und unermessliche Selbst umgeben, hätten ein Ende. Deshalb kämpfe, Oh Arjuna (2.18). Es wurde nicht geboren und stirbt auch niemals; nachdem Es gewesen ist, hört Es wiederum nicht auf zu sein; da Es ungeboren, ewig, unveränderlich und uralt ist, wird Es nicht getötet, wenn der Körper getötet wird (2.20). Wenn ein Mensch jedoch erkennt, dass Es unzerstörbar, ewig, ungeboren und unerschöpflich ist, wie kann er dann töten, Oh Arjuna, oder Tod verursachen? (2.21). Wer über diese Verse meditiert, ihre Wahrheit versteht, der kann so schnell nicht verletzt werden, der bekommt tiefes Vertrauen und innere Gelassenheit.

Verletzbarkeit überwinden

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Der Körper ist leicht verletzbar

Verletzbarkeit ist ein etwas komplexeres Thema. Es gibt ja verschiedene Arten von Verletzbarkeit. Der physische Körper ist verletzbar. Und natürlich kannst du die Verletzbarkeit des physischen Körpers nicht überwinden. Der physische Körper ist jederzeit verletzbar. Es geht sehr schnell. Ein falscher Schritt und du liegst auf der Nase und kannst dir den Arm gebrochen haben. Ein Auto hat die Vorfahrt nicht beachtet oder du hast nicht gesehen, dass rot ist: dein Leben könnte ein anderes sein.

Andere Arten von Verletzbarkeit

Der Körper ist jederzeit verletzbar. Aber es gibt noch andere Formen von Verletzbarkeiten, die du überwinden kannst. Du könntest sogar die Verletzbarkeit des physischen Körpers hinter dir lassen, in dem du dich nicht mit dem physischen Körper identifizierst. Du kannst erfahren: "Ich bin nicht der Körper. Ich bin das unsterbliche Selbst. Jetzt und in diesem Moment bin ich reines Bewusstsein". In dem Moment, wo du das wirklich erfährst, weißt du: "Auf der körperlichen Ebene bin ich nicht verletzbar"

Emotionale Verletzbarkeit

Dann gibt es natürlich die emotionale Verletzbarkeit und die Verletzbarkeit, wenn der Mensch, den du besonders liebst, dich verletzt. Oder wenn jemand, auf den du besonders gesetzt hast, dich verraten hat. Und diese Form des Verrats gibt es auf verschiedene Weisen. Du hast z.B. mit jemand zusammen etwas aufgebaut und der andere eignet sich alles an. Du hast jemand anderem deine intimsten Geheimnisse gesagt und der andere plaudert sie aus. Dieses sind Beispiele bzw. besonders schwierige Formen von emotionaler Verletzbarkeit. Hierzu gäbe es viel zu sagen, denn es ist das komplexeste Gebiet der Verletzbarkeit. Dieses will ich hier nicht zu sehr behandeln.

Verletzbarkeit durch Worte

Es gibt aber die Verletzbarkeit durch Worte. Manche Menschen sind sehr dünnhäutig und sind schnell verletzbar. Jemand sagt ihnen etwas, was sie nicht so gerne mögen und sie fühlen sich sofort gekränkt. Es gibt sogar Menschen, die fühlen sich verletzt, obwohl man dem Menschen gar nichts gesagt hat. Sie fühlen sich z.B. durch Blicke verletzt, oder weil man sie nicht erwähnt hat, usw. Manche Menschen sind sehr schnell und sehr massiv verletzbar und handeln auch sehr schnell daraufhin.

Angenommen, du bist so jemand, dann kannst du dir vornehmen: "Ja, ich will meine Verletzbarkeit reduzieren." Tatsächlich ist das etwas, woran man arbeiten kann. Bis zum gewissen Grad kann auch diese Art von Verletzbarkeit dadurch verschwinden, dass du regelmäßig spirituelle Praktiken übst, dass du eine tiefe Liebe zu dir selbst und anderen Menschen spürst. Denn je mehr du von der Anerkennung anderer abhängst, desto mehr wirst du auch verletzbar sein. Je mehr du in dir selbst ruhst und je mehr du fühlst, dass du tief im Inneren selbst eins mit dem Göttlichen bist, umso weniger bist du auf die Anerkennung anderer angewiesen, und umso weniger wirst du verletzbar sein.

Kultiviere Selbstliebe um Verletzbarkeit zu reduzieren

In diesem Sinne hilft die Kultivierung von Selbstliebe, von Gottesliebe, von Selbstwertschätzung dir sehr, diese Form von Verletzbarkeit zu reduzieren. Aber du kannst zusätzlich auch daran arbeiten, in dem du dir eben zum einen bewusst machst, dass die Menschen es gut mit dir meinen. Sie verletzten dich nicht absichtlich. Zum anderen kannst du dir auch sagen: "Es ist unter meiner Würde so schnell verletzbar zu sein. Ich möchte über diesen Dingen stehen".

Es gibt ja auch den Ausdruck "Das ist unter meiner Würde!" Dieses stammt übrigens aus einer bestimmten Art von Lebensphilosophie, der sogenannten Stoa. Es gibt diese stoische Lebensphilosophie die sagt: "Die Dignitas, die Würde des Menschen ist etwas Wichtiges." Und da ist eine Würde verstanden, die besagt: "Zur Würde gehört es nicht, so schnell verletzbar zu sein. Insbesondere von Menschen, die dir vielleicht gar nicht so sehr wohlwollen. Lass´ dich nicht so schnell verletzen. Behalte eine Ruhe und Selbstwürde, in dem du nicht so schnell verletzbar bist.

Entwicklung von Nicht-Verletzbarkeit

Wie kannst du das weiterentwickeln? Da gäbe es noch so viel zu sagen. Du kannst Gelassenheit entwickeln. Du kannst dir vornehmen Geduld zu entwickeln oder Einfühlungsvermögen. Hier noch eine einfache Technik: Anstatt dich mit dieser inneren Verletzbarkeit zu identifizieren, kannst du dir bewusst machen, wenn du dich verletzt oder gekränkt fühlst, wütend bist, springen oder abhauen willst oder sonst etwas, mache dir bewusst: "Da ist ein Anteil in mir, der sich geärgert hat. Da ist ein Anteil in mir, der verletzt ist. Und er hat auch gute Gründe dafür. Es gibt andere Anteile in mir, die sind ruhig. Wieder andere Anteile in mir wollen die Würde bewahren. Und es gibt die Tiefe meines Wesens, die jetzt und in diesem Moment reines Bewusstsein ist – verbunden mit allem.

Dieses ist eine einfache Technik: Mache dir bewusst, da ist Verletztheit, da ist Ärger, aber das bin nicht ich. Es ist ein Anteil von mir. Es gibt andere Anteile von mir, die anders sind. Und es gibt die Tiefe meines Wesens, die immer mit Allem eins ist. Sogar mit dem, der mich verletzt hat. Eins mit dem Göttlichen. Und so kannst du dich lösen, von dieser Identifikation mit der Verletztheit und kannst so Verletzbarkeit überwinden.

Das waren einige Anregungen zum Thema Verletzbarkeit überwinden.

Sivananda, der große Yogameister, hat gesagt: "Trage Kränkung, trage Schmähung! Das ist höchstes Yoga." Damit will er sagen, wenn es dir gelingt, nicht so schnell gekränkt zu sein, dass ist eines der sichersten Zeichen, dass du spirituell vorangeschritten bist.

Aus folgendem Vortrag von Sukadev Bretz:

Umgang mit Verletzbarkeit Anderer

Der Mensch ist verletzbar. Das gilt körperlich. Das gilt auch für Seele. Die einen sind schneller verletzbar. Die anderen nicht ganz so schnell. Vielleicht hast du Menschen in deiner Umgebung, die sehr schnell gekränkt sind wenn man etwas sagt, was sie irgendwie nicht mögen. Menschen sind manchmal sehr veletzbar. Wie gehst du damit um?

Eine Möglichkeit wäre natürlich, du versuchst etwas sensibler und feinfühliger zu sein. Nimm die Verletzbarkeit eines anderen Menschen als Mittel um eigene Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln. Überlege, wie kannst du so sprechen, das es den anderen nicht veletzt. Es gibt ja die Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation, der wertschätzenden Kommunikation. Es gibt Weisen wie du sagen kannst was du willst ohne den anderen zu verletzen. Setze einen anderen nicht herab und wenn du jemand hast, der leicht verletzbar ist, dann kannst du deine Kommunikationsfähigkeiten gut entwickeln.

Natürlich, es gibt manche Menschen, egal was du machst, sie fühlen sich verletzt. Dann musst du auch lernen, das du manchmal Dinge sagen musst auch wenn sie andere verletzen. Du musst dann Gleichmut bewahren und deine Gelassenheit auch wenn andere über dich schimpfen. Einfühlungsvermögen ist gut, aber du selbst solltest eine gewisse Gemütsruhe erreichen können. Tief im inneren spüre die Seele des anderen. Tief im inneren schicke dem Menschen Licht, Gebete, Mantras. Fühle dich verbunden und manchmal heilen so Verletzungen am besten.

Verletzbarkeit in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen

Verletzbarkeit gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:

Synonyme Verletzbarkeit - ähnliche Eigenschaften

Synonyme Verletzbarkeit sind zum Beispiel Empfindlichkeit, Verwundbarkeit, Verletzlichkeit, Dünnhäutigkeit, Schwäche, Kraftlosigkeit, Labilität, Gefühlsduseligkeit, Empfindsamkeit, Sensibilität, Feinfühligkeit, Zartheit, Weichheit, Sentimentalität .

Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:

Synonyme mit negativer Konnotation

Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel

Synonyme mit positiver Konnotation

Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel

Antonyme Verletzbarkeit - Gegenteile

Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Verletzbarkeit sind zum Beispiel Stärke, Dickhäutigkeit, Stabilität, Unantastbarkeit, Unberührbarkeit, Abgestumpftheit, Dumpfheit, Gefühllosigkeit, Kälte, Härte . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.

Antonyme mit positiver Konnotation

Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Verletzbarkeit, die eine positive Konnotation haben:

Antonyme mit negativer Konnotation

Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Verletzbarkeit, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Verletzbarkeit stehen:

Eigenschaftsgruppe

Verletzbarkeit kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:

  • Schattenseiten-Kategorie Leiden

Verwandte Wörter

Verwandte Wörter zu Verletzbarkeit sind zum Beispiel das Adjektiv verletzbar, das Verb verletzen, sowie das Substantiv Verletzbarer.

Wer Verletzbarkeit hat, der ist verletzbar beziehungsweise ein Verletzbarer.

Siehe auch

Achtsamkeit kultivieren Yoga Vidya Seminare

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