Sanskrit Kurs Lektion 68

Aus Yogawiki

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Indefinitpronomen

Ein Indefinitpronomen bzw. unbestimmtes Fürwort wird benutzt, um etwas zu verallgemeinern. Hierzu zählen Wörter wie "jemand, niemand, alle" usw.

Durch Anfügen der Partikel cid (Chid) an das (deklinierte) Interrogativpronomen ka (Ka) bzw. kim (Kim) entsteht ein Indefinitpronomen mit der Bedeutung "jemand", "irgendein", "ein gewisser" bzw. "etwas, ein gewisses". Dabei sind die Wohllautregeln des Sandhi zu beachten:

  • kaś cit "jemand, irgendein, ein gewisser" (m.)
  • kā cit "jemand, irgendeine, eine gewisse" (f.)
  • kiñ cit "etwas, irgendein, ein gewisses" (n.)

Das Indefinitpronomen wird wie ein Adjektiv dekliniert. Es stimmt mit seinem Bezugswort in Fall (Kasus), Zahl (Numerus) und Geschlecht (Genus) überein:

  • kaś cit puruṣaḥ "irgendein Mann", "ein gewisser Mann" (m.)
  • kā cit strī "irgendeine Frau", "eine gewisse Frau" (f.)
  • kiñ cit kulam "irgendeine Familie", "eine gewisse Familie" (n.)


Übersicht: Singular der Indefinitpronomen ka und kim mit cid

Die folgende Übersicht enthält alle Kasusformen des Singular Maskulinum und Neutrum des Indefinitpronomens mit cid (die männlichen und sächlichen Formen unterscheiden sich nur im Nominativ und Akkusativ, wo es im Neutrum kim lautet):

Fall (Kasus) Sanskritname Singular m. / n. (ohne Sandhi) Singular m. / n. (mit Sandhi) Übersetzung
1. Nominativ Prathama kaḥ + cid / kim + cid kaś cit / kiñ cit irgendein / irgendein
2. Akkusativ Dvitiya kam + cid / kim + cid kañ cit / kiñ cit* irgendeinen / irgendein
3. Instrumental Tritiya kena + cid kena cit mit irgendeinem
4. Dativ Chaturthi kasmai + cid kasmai cit irgendeinem, für irgendeinen
5. Ablativ Panchami kasmāt + cid kasmāc cit von irgendeinem
6. Genitiv Shashthi kasya + cid kasya cit irgendeines
7. Lokativ Saptami kasmin + cid kasmiṃś cit bei / in / auf irgendeinem

*Anmerkung: Anstelle des Klassennasals ñ wird auch Anusvara geschrieben: kaṃ cit* (m.), kiṃ cit* (n. Kinchid). Das stimmhafte d von cid wird im absoluten Auslaut zu stimmlosem t.


Negation mit Na

Durch Voranstellen der Negativpartikel na (Na) werden Wörter wie "niemand, kein" gebildet:

  • na kaś cit "niemand, keiner" (m.)
  • na kā cit "niemand, keine" (f.)
  • na kiñ cit "nichts, kein" (n.)


  • na kaś cit puruṣaḥ "kein (einziger) Mann" (m.)
  • na kā cit strī "keine (einzige) Frau" (f.)
  • na kiñ cit kulam "keine (einzige) Familie" (n.)


Übung 1

  • Devanagari: कस्मिंश्चिन्नगरे कश्चिद्वणिग्वसति स्म |
  • wissenschaftliche Transliteration: kasmiṃś cin nagare kaś cid vaṇig vasati sma |
  • vereinfachte Transkription: kasmimsh chin nagare kash chid vanig vasati sma |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: In einer gewissen (Ka Chid, Lok. Sg. n.) Stadt (Nagara, Lok. Sg. n.) ein gewisser (Ka Chid, Nom. Sg. m.) Kaufmann (Vanij, Nom. Sg. m.), lebte (vas, Verb + Sma, Partikel), d.h. "In einer gewissen Stadt lebte einmal ein gewisser Kaufmann."

Erläuterungen

  • Das Indefinitpronomen kasmiṃś cid bezieht sich auf das Substantiv nagare und steht daher ebenfalls im Lokativ Singular Neutrum.
  • Das Indefinitpronomen kaś cid bezieht sich auf das Substantiv vaṇij und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
  • Der Nominativ (Prathama) vaṇij ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung vasati.
  • Die Partikal sma verleiht der Verbform, hinter der sie steht, die Bedeutung der Vergangenheit: "(er) lebt" wird zu "(er) lebte".
  • Sandhi: Die Form kasmiṃś cin steht für kasmin cid (vgl. die obige Übersicht]]), da ein n, auf das ein c folgt, zu Anusvara wird, nach dem zusätzlich ein palatales ś eingefügt wird. Das d von cid wird an ein folgendes n (in nagare) angeglichen, d.h. assimiliert. Die Form kaś cid steht für kaḥ cid, da Visarga vor stimmlosem palatalem c zu ś wird. Die Form vaṇig steht für vaṇij, da ein auslautendes j zu stimmlosem k wird, welches wiederum vor stimmhaftem Konsonant (hier: v ) zu stimmhaftem g wird.


Übung 2

  • Devanagari: केन चिद्दैवेन तस्य कश्चिदर्थो भूतः |
  • wissenschaftliche Transliteration: kena cid daivena tasya kaś cid artho bhūtaḥ |
  • vereinfachte Transkription: kena chid daivena tasya kash chid artho bhutah |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: durch eine gewisse (Ka Chid, Instr. Sg. n.) glückliche Fügung (Daiva, Instr. Sg. n.) diesem (Tad, Gen. Sg. m.) ein gewisser (Ka Chid, Nom. Sg. m.) Reichtum (Artha, Nom. Sg. m.) ist zuteil geworden (Bhuta, Nom. Sg. m.), d.h. "Durch eine gewisse glückliche Fügung hatte er einen gewissen Reichtum erworben."

Erläuterungen

  • Das Indefinitpronomen kena cid bezieht sich auf das Substantiv daivena und steht daher ebenfalls im Instrumental Singular Neutrum.
  • Der Instrumental (Tritiya) daivena bezeichnet hier das Instrument der Handlung (Karana) im Sinne einer Ursache.
  • Das Indefinitpronomen kaś cid bezieht sich auf das Substantiv arthaḥ und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
  • Der Nominativ arthaḥ ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) des PPP bhūtaḥ.
  • Das Partizip Präteritum Passiv bhūtaḥ "ist zuteil geworden" hat aktive Bedeutung, das es von einer intransitiven Wurzel (bhū) abgeleitet ist. Es steht anstelle einer deklinierten Verbform der Vergangenheit und stimmt wie ein Adjektiv mit seinem Bezugswort (arthaḥ) in Kasus, Numerus und Genus überein.
  • Sandhi: Die Form kaś cid steht für kaḥ cid, da Visarga vor stimmlosem palatalem c zu ś wird. Die Form artho steht für arthaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaftem Konsonant (hier: bh) zu -o wird.


Übung 3

  • Devanagari: कञ्चित्कालं तमर्थं भुक्त्वा यदृच्छया कञ्चिद्भिक्षुं दृष्ट्वाकस्मादेव कुबेरसंबन्धोक्तं श्लोकार्धं स्मरति |
  • wissenschaftliche Transliteration: kañ cit kālaṃ tam arthaṃ bhuktvā yadṛcchayā kañ cid bhikṣuṃ dṛṣṭvākasmād eva kuberasaṃbandhoktaṃ ślokārdhaṃ smarati |
  • vereinfachte Transkription: kan chit kalam tam artham bhuktva yadrichchhaya kan chid bhikshum drishtvakasmad eva kuberasambandhoktam shlokartham smarati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: eine gewisse (Ka Chid, Akk. Sg. m.) Zeit (Kala, Akk. Sg. m.) diesen (Tad, Akk. Sg. m.) Reichtum (Artha, Akk. Sg. m.) genossen habend (bhuj, Absolutivum) zufälligerweise (Yadrichchha, Instr. Sg. f.) einen gewissen (Ka Chid, Akk. Sg. m.) Bettelmönch (Bhikshu, Akk. Sg. m.) gesehen habend (dṛś, Absolutivum) plötzlich (Akasmat, Abl. Sg. n.) ganz (Eva, Partikel) einen in Zusammenhang mit Kubera genannten (Kubera-Sambandha-Ukta, Akk. Sg. m.) Halbvers (Shloka-Ardha, Akk. Sg. m.) erinnert (smṛ, Verb), d.h. "Nachdem er eine gewisse Zeit lang diesen Reichtum genossen hatte, sah er zufälligerweise einen gewissen Bettelmönch, und ganz plötzlich erinnerte er sich an einen in Zusammenhang mit Kubera genannten Halbvers."

Erläuterungen

  • Das Indefinitpronomen kañ cid bezieht sich auf das Substantiv kālam und steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Maskulinum.
  • Der Akkusativ (Dvitiya) kālam ist das zweite logische Objekt (Karman) der als Absolutivum ausgedückten Verbalhandlung bhuktvā im Sinne einer Umstandsbestimmung der Zeit.
  • Das Demonstrativpronomen tam "diesen" steht im Akkusativ und bezieht sich auf das Substantiv artham, mit dem es in Fall, Zahl und Geschlecht übereinstimmt.
  • Der Akkusativ artham ist das erste logische Objekt (Karman) der als Absolutivum ausgedückten Verbalhandlung bhuktvā.
  • Das Absolutivum bhuktvā bezeichnet eine Nebenhandlung (Guna Kriya), die vor der Haupthandlung (Mukhya Kriya) smarati erfolgt, und mit dieser dasselbe logische Subjekt hat (hier das Substantiv vaṇij in Übung). Die Form bhuktvā bezieht sich auf den Akkusativ artham und ist ist von der Wurzel bhuj "essen, genießen, erfahren" abgeleitet.
  • Das Indefinitpronomen kañ cid bezieht sich auf das Substantiv bhikṣum und steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Maskulinum.
  • Der Akkusativ bhikṣum ist logische Objekt der als Absolutivum ausgedückten Verbalhandlung dṛṣṭvā.
  • Das Adverb akasmāt "plötzlich, ohne ersichtlichen Grund" ist eine nähere Bestimmung zum Verb smarati.
  • Der Akkusativ kuberasaṃbandhoktam ist ein Kompositum (Samasa) vom Typ Tatpurusha. Er bezieht sich als ein Adjektiv auf das Kompositum ślokārdham und stimmt mit diesem in Fall, Zahl und Geschlecht überein.
  • Der Akkusativ ślokārdham ist ebenfalls ein Kompositum vom Typ Tatpurusha und das logische Objekt der Verbalhandlung smarati.


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