Sinn
Sinn ist in der
- Semantik: Die Bedeutung eines Wortes, Satzes, Ausdrucks, Textes oder Zeichens
- Physiologie: Die (5) Sinne, die Wahrnehmungsorgane bei Mensch und Tier und ihre Funktion (Sehen, Hören, Riechen, Tasten, Schmecken), siehe auch jnanendriyas)
- Philosophie, Spiritualität: Ein Vorhaben, das auf die grundlegende Erweiterung der Hoffnung im menschlichen Leben abzielt, seinem Leben "einen Sinn geben"; alles, was dazu beiträgt, dem Menschen den Glauben oder die Sicherheit zu geben, dass seine Existenz nicht vergebens ist und die Existenz des gesamten Universums einem höheren Zweck dient.
Unterwegs zum Sinn des Lebens
Artikel von Lore Tomalla, aus Yoga Vidya Journal Nr. 16, Herbst 2006
Viele Wege führen nach Rom, sagt man. In Delhi war eine Lotusblüte Modell für ein Gotteshaus besonderer Art: Jede Religion hat ihren persönlichen Zugang zum Allerheiligsten, das es nur einmal gibt, in der Mitte des Tempels.
Welcher Weg ist der Richtige? Wir wissen es nicht. Die Menschheit auf ihrer derzeitigen Entwicklungsstufe vermag den richtigen Weg noch nicht zu erkennen. Wie gut, dass Gott so tolerant ist.
Viele Hindus z. B. machen täglich Körperübungen, die sie Yoga nennen. Yoga – das bedeutet übersetzt:Disziplin. Auch Moslems wird tägliche Disziplin abverlangt, z.B. üben sie ein Trainingsritual, das Gruß an die Sonne genannt wird. Es sind Dehnübungen, die den Körper geschmeidig erhalten. Jede Katze, jeder Hund macht morgens Dehnübungen. Andere haben das bequemer: Sie bleiben gesund, allein durch den Glauben. Das ist so falsch nicht, denn was ich mir vorstelle, woran ich fest glaube - das wird Wirklichkeit.
Rechtes Denken, rechtes Reden, rechtes Handeln gehört zu den Forderungen, die Gläubige der atheistischen Religion Buddhismus einzuhalten haben. Muß man unbedingt Buddhist sein deswegen? Die Menschheit ist unterwegs zu einem Ziel. Wenn ich ein Ziel anstrebe, möchte ich es möglichst schnell erreichen. Wenn ich auf der Autobahn im Stau stehe, werde ich ungeduldig, ärgerlich, gerate in Zorn. Die Psychologen sagen, auf dem Wege sein bedeutet, daß man die Situation beherrscht, nicht in Stress gerät.
Ich beherrsche meine Gedanken, meine ich. Häufig ist es umgekehrt: Meine Gedanken beherrschen mich.
Was ist das „Ziel“ unseres Lebens? Wir verfolgen unterschiedliche Ziele, haben individuelle Sehnsüchte, Hoffnungen, Pläne. Wir wollen etwas erreichen: Geld, Ruhm, Ehre. Möglicherweise haben andere bereits allerhand erreicht: Schon kommt die Ungeduld, ich gerate in Stress. Ich will das auch - ich strenge mich an. Auf dem Wege sein, das Ziel anstreben, aber in Ruhe und Gelassenheit. Habe ich das Ziel erreicht, ist Schluss. Ende. Was geschieht dann?
Für jedes Lebewesen endet das Leben mit dem Tod. Ist der Tod Ziel unseres Lebens? Jedes Ende ist ein Neubeginn. Es tut sich etwas auf - ein Tor, eine Schneise,eine andere Welt. Der hebräische Buchstabe A wird umgekehrt wie das % Zeichen geschrieben: Da ist ein Tropfen im Jenseits. Da ist eine Spiegelungsebene. Der Tropfen auf der einen Seite möchte sich verwirklichen. Geschieht das, kommt er auf der anderen Seite der Spiegelungsebene in die Wirklichkeit.
Die hinduistische Religion nennt aber das Jenseits die Wirklichkeit. Aus dieser tritt etwas hinüber ins Diesseits, in die Maya, die unwirkliche Scheinwelt, in der wir leben, wo wir es sehen, fühlen, hören, tasten, schmecken, riechen können, mit unseren 5 Sinnen, unseren Wahrnehmungsorganen erfahren können. Eine der fünf großen Richtungen des Buddhismus ist die Weisheit des Großen Spiegels. Ein Spiegel entdinglicht die Dinge, ohne sie ihrer Form zu berauben. Wenn ich sterbe, ist das wie eine glasklare, hohe Welle. Ich stecke den Kopf hindurch und sie läuft weiter. Es ist wie durch einen Wasserfall hindurchgehen und sich auf der anderen Seite befinden. Es ist wie eine Flussüberquerung. Auf die andere Seite gelangen. In meinem Traum hatte die grüne Hecke auf der anderen Seite Rosen. Wie schön. Aber was bedeutet das?
Hier im Diesseits leben wir in der göttlichen Maya. Im Jenseits wartet unser helfender Schutzengel schon,dass wir kommen. Ich bin er - er ist ich. Wie wird das sein? Wir wissen es nicht. Wir haben hier im Diesseits kein Wahrnehmungsorgan dafür. Wir können es nicht ergründen. Es ist die Weisheit und Erkenntnis, die wir nur um den Preis des Todes erlangen können. Kommen wir in eine Schattenwelt oder in eine Welt der Lichtgestalten? Lösen sich unsere Gedanken ins Samsara, ins Gedankenmeer, auf?
Den Bhakti Yogi fischt der mystische Vogel Garuda aus den Wellen des Samsara. Errettet er ihn für das Nirwana? Oder bringt er die Seele - so wie der Klapperstorch etwa - zu einem neuen Körper für die Wiedergeburt?
Nach dem Durchgang durch die Spiegelungsebene werden wir das wissen. Bis dahin sind wir auf dem Wege und müssen uns in Geduld fassen. Die Menschheit sucht nach dem richtigen Weg. Dieser Weg ist das Ziel.
Sinnvolle Entscheidung
In einer jeweiligen Lage nach dem eigenen Gewissen (dharma, sasmita...), bestmögliche Entscheidung - auch aus der eigenen Mitte, statt zu engen Vorschriften folgend:
- "überragende Chance, gutes zu bewirken; frei von selbstsüchtiger Motivation; im hier und jetzt äußerst konkret; über- und unterfordert nicht; mit dem Rat lebenserfahrener Menschen konsensfähig; das Wohl aller Beteiligten mit betrachtet; die Kraft, es zu wollen, wächst zu." / Wenn etwas nicht "erfolgt", man mühte sich bestmöglich, verzweifelt... jetzt hilft: man darf unterlassen sich einzubilden, man wäre Gott. (Zitate Elisabeth Lukas gemäß Sinnzentrierter Logotherapie, von Viktor Frankl gegründet). Auch: statt warum gerade ich? Wozu (wer das weiß, erträgt einiges...), Zitat (sinngemäß, d.h. u.a. kommt öfter vor).
Swami Sivananda, Patanjali, die Bhagavadgita, viele andere, u.a. auch die "sinnzentrierte" Logotherapie etc. (u.a. mit "Dereflexion" und geradezu "Paradoxer Intention") raten von womöglich Kreisen um sich selbst ab. Statt dessen entscheide man sinnvoll - ohne allzu ausgiebig zu analysieren. Stichworte sind u.a.: Glaube an einen Übersinn (s.u.), wu wei, weise, ... ohne lähmende Selbstvorwürfe nach Fehlern immer wieder neu anzufangen... Wie ein Clown manchmal?
Zugleich: eigentlich jenseits der Sinne, im Sinn von der Welt der Sinne zurückziehst.
Übersinn
Wahrscheinlich ist es weise zu denken "das hat einen momentan unerspürten, schicksalhaften Übersinn" und / oder liegt im Tao - bzw. (gemäß Rainer Maria Rilke): offene Fragen zu mögen. Übersinn, d.h, auch: nur beobachten, ohne zu bewerten...
- "dualistischer Geist ergibt in Wirklichkeit keinen Sinn" (oder hier im Yoga-Wiki „Mu“, vielleicht "MO" etwas den Sinn verspielt.
- "Die Welt in ihrer Tiefe verstehen heißt den Widerspruch verstehen." (Friedrich Nietzsche), Motto in: Alexander Kolbs: Yama Niyama, Windpferd Verlag 2012f
Synchronizität
Beispielsweise als sinnhaft verbunden erlebte, recht zeitnah aufeinander folgende Ereignisse, nicht ursächlich verknüpft, bezeichnete Carl Gustav Jung als Synchronizität (von griechisch synchron, gleichzeitig): Zufälle, die sogar intuitiv heilsam wirken können (ohne das zu zerreden; vgl. etwa auch Orakel und Schamanismus, Distanz).
Bei Synchronizität fehlen (naturwissenschaftlich) zu belegende, ursächlich/kausale Zusammenhänge; die haben vielmehr sinnvollen (Über)Sinn...
- auch im ganzheilich umfassenderen Sinn, der als Kategorie "weiser" als "wissenschaftlich", sein kann... [1]
- ohne Konzentration auf "unbesondere Zufälle" (= sinnlos), sondern: "just concentrate" and do the best possible.
Rücken... varia
Psychohygienisch sinnvoll ist, mehrere Werte im Leben zu haben - es kann immer einmal einer entfallen, z.B. Menschen, Arbeitsstellen, bestimmte Yogaübungen kommen wegen Rückenproblemen abhanden. Jetzt gilt es statt zu verzweifeln die anderen wertvollen Inhalte, die man schon kennt, auszuüben.
- wo sind intuitiv:
- U N D - vielleicht:
- "Statt Kraft (s.o...) sagen wir in der Theologie lieber Gnade. Das heißt: Gott vermittelt seine Gnade durch konkrete Umstände in unser Leben hinein, aber so bald er ankommt, geschieht Größeres, als es das konkrete Ereignis ahnen läßt. Deshalb wird der griechische Begriff mysterium im Lateinischen mit sacramentum übersetzt.
- Karl Wallner: "Der Gesang der Mönche....",a.a.O., S. 267f.
Siehe auch
- Swami Venkatesananda über den Sinn des Lebens
- Pratyahara - Zurückziehen der Sinne
Literatur
- Sukadev Bretz, Karma und Reinkarnation
- DVD, What the Bleep Do We (k)now?
- Amit Goswami, Das bewusste Universum - Wie Bewusstsein die materielle Welt erschafft, Lüchow
- Sukadev Bretz, Die Yoga-Weisheit der Bhagavad Gita für Menschen von heute, Band 1
- Sri Shankaracharya, Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Der Yoga Philosophie Atlas