Sankhya: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 4. November 2024, 17:30 Uhr

Gott Dhanvantari - Urvater des Ayurveda

1. Sankhya (Sanskrit: सङ्ख्या saṅkhyā und संख्या saṃkhyā f.) Zahl, Anzahl, Zählung; Zahlwort; grammatische Zahl (Numerus).

2. Sankhya (Sanskrit: सङ्ख्य saṅkhya und संख्य saṃkhya adj.) zählend, überzählend (am Ende eines Kompositums).

3. Sankhya (Sanskrit: सङ्ख्य saṅkhya und संख्य saṃkhya n.) Schlacht, Kampf.

4. Sankhya (Sanskrit: साङ्ख्य sāṅkhya und सांख्य sāṃkhya n.) Klassifizierung, Aufzählung

Sankhya ist Bestandteil der Ayurveda Philosophie.

Swami Sivananda über Sankhya

Auszüge aus dem Buch "Lord Krishna, His Lilas and Teachings" von Swami Sivananda, The Divine Life Society Publication. Nacherzählung der Geschichte "Grundlagen der Samkhya-Philosophie"

Krishna sprach: "Da der Mensch von Anbeginn an unter dem Einfluss metaphysischer Unwissenheit steht, kann er ohne die Hilfe eines Lehrers nicht die Selbstverwirklichung erreichen. Nur wer Brahman kennt, kann auch das Wissen vom Selbst weitergeben. Ein solcher Lehrer ist Parameshwara, das höchste Wesen. Daher gehen manche Lehrmeinungen von 26 Prinzipien aus. Andere nehmen nur 25, da sie keinen Unterschied zwischen Purusha (Seele) und Ishvara (Gott) sehen. Sie als zwei getrennte Prinzipien zu verstehen, sei nicht korrekt. Die 25 bzw. 26 Tattvas setzen sich wie folgt zusammen:

  • Purusha, Prakriti (Natur; Urmaterie), der Intellekt (Mahat) , das Ich-Bewusstsein (Ahamkara) und die fünf Elemente Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde = 9 (Wenn man Ishvara noch als getrennt aufführt sind es 10 statt 9).
  • Die fünf Sinnes-/Wahrnehmungsorgane dazu (Jnanendriyas) - Ohr, Haut, Auge, Zunge, Nase – und die fünf Handlungsorgane (Karmendriyas) - Stimme, Hände, Füsse, Genitalien und Anus – plus der Geist (Manas), welcher beides ist = 11.
  • Hören, Tasten, Sehen, Schmecken, Riechen sind die feinstofflichen Sinne = 5.

Solange die Gunas im Gleichgewicht sind, bleibt Prakriti unbewegt und es gibt kein manifestes Universum. Am Anfang der Schöpfung verändert sich dieses Gleichgewicht und durch unterschiedliche Anteile von Sattva, Rajas und Tamas wird die Prakriti zu der Kette von Ursache und Wirkung. Ihr Wesen ist ständige Veränderung, da sich die Zusammensetzung der Gunas ständig verändert. Purusha hingegen bleibt statisch, unverändert. Er ist einfach nur Bewusstsein, welches diese Veränderungen der Prakriti wahrnimmt. Im Prozess der Umwandlung der Prakriti entwickeln sich Mahat Tattva und die anderen Grundprinzipien. Durch ihre verschiedensten Kombinationen bilden sie das Universum. Ihre Kraft erhalten sie durch Purusha, das beobachtende Bewusstsein. Dieses immanente Bewusstsein ist der Impuls für die Schöpfung, denn Prakriti an sich ist unbelebt/unbewusst. Hier jetzt die verschiedenen Schulen und was sie darunter verstehen, wenn sie von einer anderen Anzahl sprechen:

  • 7 Tattvas: Manche Lehrmeinungen sprechen von nur sieben Grundprinzipien: die fünf Elemente, den wahrnehmenden Jiva (Seele) und das höchste Selbst als dem Substrat von beidem, dem Subjekt und dem Objekt, dem Wahrnehmenden und dem Wahrgenommenen. Aus ihnen entwickeln sich dann der Körper, die Sinne und die Pranas (Lebensenergien).
  • 6 Tattvas: Eine andere Lehr-Richtung sagt, es gäbe sechs, nämlich die 5 Elemente und das höchste Selbst, aus dem die Welt hervorgegangen sei und das allem als Essenz innewohnt.
  • 4 Tattvas: Die Gelehrten, die von vier Prinzipien sprechen, meinen damit den Atman und die 3 Hauptelemente Feuer, Wasser und Erde, die den Atman in unterschiedlichen Körpern in unterschiedlicher Zusammensetzung und Form umhüllen.
  • 11 Tattvas: Wer von 11 Tattvas ausgeht, meint damit den Atman, die 5 Elemente und die 5 Sinnesorgane.
  • 9 Tattvas: Damit sind die oben erwähnten acht Prakritis gemeint - Prakriti, Mahat, Ich-Bewusstsein und die 5 (feinstofflichen) Elemente sowie die Seele (Purusha).
  • 17 Tattvas: Damit sind gemeint: Die 5 Elemente, die 5 Sinnesorgane, die 5 Sinnesgegenstände (Ton, Berührung, Form und Farbe, Geschmack, Geruch) plus der Atman und der Geist (Manas).
  • 16 Tattvas: Dabei geht man ebenfalls von den 5 Elementen, den 5 Sinnesorganen und den 5 Sinnesgegenständen aus und betrachtet den Geist als identisch mit dem Atman, zählt also beide zusammen nur als eines.
  • 13 Tattvas: Darunter verstehen die Vertreter dieser Theorie die 5 Elemente, die 5 Sinnesorgane plus 1 Geist (Manas) plus der 2-fache Atman als Jiva (individuelle Seele) und Paramatman (absolutes Selbst/Allseele).

So kommen die Rishis also zu verschiedenen Ergebnissen, wenn sie die Zahl der Tattvas ermitteln. Sie sind alle gerechtfertigt, da sie auf logischen Argumenten beruhen."

Die Yoga Sutras von Patanjali

Patanjali

बाह्याभ्यन्तरस्तम्भवृत्तिर्देशकालसंख्याभिः परिदृष्टो दीर्घसूक्ष्मः || 2.50 ||

bāhyābhyantara-stambha-vṛttir deśa-kāla-saṃkhyābhiḥ paridṛṣṭo dīrgha-sūkṣmaḥ || 2.50 ||

(Die Atemregelung) besteht aus den Vorgängen (Vritti) des Ausatmens, Einatmens und Anhaltens (Stambha), und sie ist lang (Dirgha) oder subtil (Sukshma), wenn Ort (Desha), Dauer (Kala) und Zählung (Sankhya) beobachtet werden.

Anm.: Die Begriffe des Ausatmens und Einatmens lauten wörtl.: äußerliche (Bahya) Atemfunktion (Vritti), innerliche (Abhyantara) Atemfunktion (Vṛtti).

Sankhya als dualistisches Philosophiesystem

Der Urtext des Sāṅkhya ist die Sankhyakarika des Ishvarakrishna. Das jüngere Sankhyasutra, welches auf der Sankhyakarika basiert, wird dem Weisen Kapila zugeschrieben.

Es handelt sich um ein atheistisch geprägtes Philosophiesystem, welches über das reine Bewusstsein, die Seele (Purusha) und die Urnatur (Prakriti) handelt. Letztere besteht aus den drei Gunas, den Grundeigenschaften der Natur. Demnach trennen sich Purusha und Prakriti, da Purusha die Welt erleben möchte und sich daher zunächst als Spandana (kosmische Urschwingung), dann als Prakriti manifestiert.

Purusha nimmt in der Welt mit ihren zahllosen Lebewesen Gestalt an. Durch die Identifikation mit der äußeren Welt und das Vergessen des wahren Wesens entsteht Leiden, Avidya (Nichtwissen). Das Sāṅkhya enthält daneben eine Theorie der Wahrnehmung und des Geistes und Methoden, wie die Identifikation überwunden werden kann: Vivekakhyati (ununterbrochene Unterscheidungskraft), Vairagya (Entsagung) und Sakshibhava (reines Beobachten).

Eine Ausprägung des Sāṅkhya besagt, dass es so viele purushas gibt wie Seelen. Mit Beenden der Identifikation und Verhaftung kehrt jede Seele zu ihrem eigenen purusha, ihrer eigenen Bewusstseinsebene, zurück.

Sankhya aus der Sicht des Indologen Wilfried Huchzermeyer

Sankhya oder auch Samkhya wurde von Kapila begründet und stellt in der Philosophie Indiens eines der sechs Shaddarshanas (klassischen indischen Philosophiesysteme) dar. Die Sankhya Philosophie handelt von der kosmischen und der spirituellen Befreiungslehre. Weil in der Sankhya sogenannte Tattvas (Grundregeln, 25 Stück), aufgezählt werden, spricht man von Sankhya auch als Zahl, beziehungsweise Aufzählung, wobei es gleichermaßen auch um die "Ergründung" dieser Prinzipien geht.

Die Sankhyaphilosophie basiert hauptsächlich auf der Sankhyakarika des Ishvarakrishna. Diese stellt in Versform die "klassische Sankhyaphilosophie" dar. Anhand von 25 Tattvas wird hierin die Symbiose zwischen Mensch und dem Kosmos erklärt. Die wichtigsten Tattvas beziehen sich auf Prakriti und Purusha. Prakriti steht für die Natur und die unmanifeste Grundlage für die Vielfalt und Gesamtheit aller psychischen und stofflichen Formen der Erscheinung. Purusha repräsentiert das reine Bewusstsein oder den Geist. Da Leid und Schmerz nur auf der Prakriti Ebene vorhanden sind, wo eine Identifikation stattfindet, ist es mithilfe der Sankhya möglich zu realisieren, dass Prakriti und Purusha voneinander getrennt sind. Dadurch kann eine Lösung von der Identifizierung und letztendlich die Befreiung von Leid und Schmerz stattfinden.

Die restlichen 23 Tattvas gehören zur Prakriti. Sie kommen aufgrund eines Ungleichgewichts der Gunas bei der Entstehung des Universums zum Vorschein. Weitere Tattvas werden in einer stetigen Verdichtung der von Grund auf zunächst unsichtbaren Elemente stufenweise gebildet. Dabei handelt es sich um Buddhi (auch Mahat genannt) und Ahamkara. Buddhi ist das Unterscheidungsorgan/die Vernunft und Ahamkara das "Ego", wodurch eine Trennung zwischen dem Ich und der Umgebung möglich wird. Aus Ahamkara entstehen die Sinne (11 Stück) und die Tanmatras (feinere Elemente).

Die Sinne lauten:

  1. Manas: "das Sinngebende Denken"
  2. Jnanendriyas: "die Fünf Erkenntnisvermögen": Sehen, Reichen, Schmecken, Fühlen, Hören
  3. Karmendriyas: Handlungsorgane/Tatvermögen (5 Stück): Gehen, Greifen, Sprechen, Ausscheiden und Zeugen. Sie entpsrechen der Manomaya Kosha des Astralkörpers.

Die Tanmatras sind die "subtilen Energieformen":

  1. Sehen
  2. Geschmack
  3. Klang
  4. Berührung
  5. Geruch

Aus den Tanmatras gehen die Mahabhutas (grobe Elemente) hervor:

  • Äther
  • Luft
  • Feuer
  • Wasser
  • Erde

Sankhya und Vedanta in der Ayurveda Praxis, Vortrag mit Dr. Rhyner

Sankhya und Vedanta in der Ayurveda Praxis, ein aufschlussreicher Vortrag mit Dr. Hans Heinrich Rhyner, dem europäischen Ayurveda-Pionier:

Was hat Philosophie in einer medizinischen Praxis zu suchen? - Die wichtigsten beiden Arbeitsmodelle der Ayurveda, wie Tridosha (Vata, Pitta und Kapha) und Triguna (Sattva, Rajas und Tamas) sind pragmatische Umsetzungen der Sankhya Philosophie. Vedanta löst die Frage jedes Menschen, der einen Arzt aufsucht, nämlich „Warum werde ich krank?"

Die Zahlen in der Devanagari Schrift

In der Devanagari Schrift gibt es, wie in allen anderen indischen Schriften auch, eigene Zahlzeichen, die den bei uns verwendeten sogenannten "arabischen Zahlen" teilweise recht ähnlich sind:

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Die Zahlen in anderen indischen Schriften

Zum Vergleich folgen hier noch die Zahlen in der Bengali Schrift und der [[Tamil] Schrift:

Bengali Schrift

Diese Schrift wird im indischen Bundesstaat Westbengalen und in Bangladesh verwendet.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Tami. Schrift

Diese Schrift wird im indischen Bundesstaat Tamil Nadu verwendet.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Pranayama

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