Subjekt - Objekt
Subjekt - Objekt - Im Vedanta gibt es eine Methode, die nennt sich Selbst-Erforschung. Dies läuft auf die Beziehung von Subjekt und Objekt hinaus. Es gilt sich in jeder Situation immer wieder bewusst zu machen, wer ich bin, Subjekt oder Objekt. Subjekt ist der, der wahrnimmt, Objekt ist der, der wahrgenommen werden kann. Subjekt ist der, der etwas tut, Objekt ist das, mit dem etwas getan wird. Und wenn du dich selbst fragst: "Wer bin ich? Bin ich Subjekt oder Objekt?" ist klar, ich bin Subjekt.
Subjekt - Objekt
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien - Kapitel I - Erfolg - von James Swartz -
Bevor wir fortfahren, müssen wir eine wichtige Definition ins Spiel bringen, die im Zentrum aller vedantischen Lehren steht: Subjekt-Objekt. Den Unterschied zwischen dem Subjekt und den Objekten zu verstehen, bedeutet, die guṇas zu transzendieren, Befreiung. Dabei handelt es sich nicht nur um eine intellektuelle Anerkennung des Unterschieds der beiden, sondern um eine dauernde, unmittelbare, spürbare, erfahrungsmäßige Wertschätzung der glückseligen Freiheit des Subjekts.
Um jedoch die guṇas zu transzendieren, müssen wir die Natur des Subjekts und die Natur der Objekte intellektuell anerkennen, sodass klar ist, welches Subjekt ein guṇa-Problem hat und welches nicht. Es ist eine knifflige Sache, denn es gibt eigentlich nur ein Subjekt, das als zwei erscheint, denn das zweite Subjekt, für das wir uns halten, ist eigentlich ein Objekt!
Bis zum letzten Kapitel, welches die Natur der Befreiung im Lichte des Lebens des zweiten Subjekts enthüllt, behandelt dieses Buch im Wesentlichen das Leben des zweiten Subjekts, wie es jetzt ist, weil das zweite Subjekt durch die guṇas gebunden und nicht frei von ihnen ist.
Wer ist das zweite Subjekt?
- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der drei Energien von James Swartz -
Das zweite Subjekt ist die Person, für die wir uns halten, so wie sie durch die Gesellschaft konditioniert wurde. Ohne hier zu sehr ins Detail zu gehen, handelt es sich um die Person in deinem Führerschein, die zu einem bestimmten Zeitpunkt geboren wurde, bestimmte physische und psychische Eigenschaften hat und eines Tages sterben wird. Diese Person ist nicht wirklich ein Subjekt. Sie ist ein Objekt. Wie sie zu einem Objekt wird, wird im vierten Kapitel erklärt.
Das ursprüngliche Subjekt, das vor dieser Person hinter einer Mauer der Unwissenheit versteckt wird, ist das wahre Selbst, reines Bewusstsein/Gewahrsein. Der Zweck der guṇa-Lehre ist es, dieses ursprüngliche wirkliche Ich zu enthüllen, was, wie du gerne hören wirst, das „zweite Ich“ zu einem sehr glücklichen Menschen machen wird.
Um zur Lehre zurückzukehren: Das Leben ist ein sich ständig veränderndes, scheinbar bewusstes Subjekt, als das ich mich selbst betrachte, das mit einem Feld von sich ständig verändernden, leblosen Objekten interagiert, die ich als von mir getrennt betrachte. Sowohl das Feld als auch das bewusste Subjekt sind nichts anderes als die drei guṇas, denn auch die Schöpfung selbst ist nichts anderes als diese drei grundlegenden Energien. Ich spüre ein Bedürfnis in mir aufsteigen, mich für dieses seltsame Wort zu entschuldigen, aber mit der Entfaltung der Lehre in den nächsten Kapiteln wirst du sehen, warum es kein Äquivalent in irgendeiner Sprache gibt, da es jedes bekannte Objekt in der Existenz umfasst, einschließlich des Wortes „Energie“, entsprechend der Art und Weise, wie unser Verstand darüber denkt.
Es ist sehr schwierig, zum Beispiel Asphalt als Energie zu sehen, obwohl er das ist. Es ist nahezu unmöglich zu sehen, dass er nicht von mir getrennt ist. Die Quantenmechanik hilft uns dabei zu sehen, dass das Leben, wie wir es kennen, Energie ist, aber die Quantenmechanik hilft uns nicht, unseren Geist und unsere Emotionen zu verstehen, die auch nur Energie sind. Wir können auch nicht erwarten, dass die Wissenschaft der Materie das Bewusstsein kennt, denn es ist jenseits von Energie.
Die guṇas sind nicht konzeptuell; sie sind die unmittelbare Erfahrung von jedem und Teil von allem. Diese Lehre hilft dir, verschiedene Energien zu identifizieren, zu kontrollieren und zu transformieren, damit du deine Ziele erreichen kannst.
Würdest du nicht auch denken, dass ein sich ständig veränderndes Wesen, das versucht, dauerhaftes Glück in einem sich ständig verändernden Energiefeld zu finden, ein wenig verrückt ist? Im besten Fall werden sich ein paar Glücksmomente einstellen, wenn Subjekt und Objekt zufällig zusammenwirken, und leider genauso viele Unglücksmomente, wenn sie kollidieren.
Das Verfolgen materieller Ziele erfordert eine andere guṇa-Zusammenstellung als das Verfolgen spiritueller Ziele. Da dieses Buch für Menschen geschrieben wurde, deren erklärtes Ziel es ist, frei von der Abhängigkeit von Objekten zu sein, geht es hier darum aufzuzeigen, wie jene Eigenschaft entwickelt wird, die Erkenntnis ermöglicht. Denn der einzige Weg zur Freiheit in dieser Energiematrix ist die Selbst-Erkenntnis.
Das soll nicht heißen, dass guṇa-Wissen nicht auch für die Verfolgung weltlicher Ziele wie Sicherheit, Vergnügen, Tugendhaftigkeit, Ruhm, Macht, etc. anwendbar ist – es ist sehr nützlich. Wenn du also ein Materialist bist, höre nicht auf zu lesen. In der Tat, wo immer du eine erfolgreiche weltliche Person vorfindest, ist der Erfolg auf das Zusammenwirken der subjektiven guṇa-Voraussetzungen eines Individuums und der guṇa-Komposition seiner Umgebung zurückzuführen. Der Erfolg ist jedoch meist zufällig und nicht das Ergebnis einer bewussten Anwendung von Wissen, weil weltliche Menschen ihre unbewussten Motivationen nicht kennen.
Freiheit ist jedoch kein Ereignis, da das Selbst bereits frei ist. Selbst im Falle einer Person, die behauptet, nur durch Gnade und ohne Selbst-Erforschung oder die harte Arbeit, die zur Selbst-Erforschung führt, befreit worden zu sein, wird eine sorgfältige Analyse der subjektiven Zusammensetzung des Individuums zeigen, dass eine unbewusste Anwendung von guṇa-Wissen sich irgendwie als „Erleuchtung“ manifestiert hat.
Leider war die spirituelle Welt schon immer mit der Vorstellung behaftet, dass nichts getan werden kann, um das Selbst zu erreichen, da es bereits vollendet ist. Viele Suchende begnügen sich folglich aufgrund ihrer intellektuellen Trägheit damit, auf „Gnade“ zu warten, deren Wahrscheinlichkeit deutlich geringer ist als der Hauptgewinn in einer Lotterie. Ja, das Selbst ist bereits vollendet, aber die Tatsache, dass ein Individuum Freiheit sucht, bedeutet, dass das Selbst nicht als das erkannt wird, was es ist.
Es ist wie mit Menschen, die bei anderen Menschen Liebe suchen, die ihrerseits selbst auf der Suche nach Liebe sind. Die Wahrscheinlichkeit, sie da zu finden, liegt praktisch bei Null, da keine der beiden Personen weiß, was Liebe ist. Diejenigen, die Gnade als Lösung anpreisen, sollten wissen, dass selbst Ramana Maharshi, der berühmteste „Erleuchtete“ der jüngeren Geschichte, ausschließlich die Selbst-Erforschung als Mittel zur Erleuchtung propagierte.
Wie dem auch sei, wenn du einmal die Wissenschaft der Energie verstanden hast, kannst du dir all die Gnade verdienen, die du brauchst. Erleuchtung bedeutet nicht, eine besondere Erfahrung zu machen, die angeblich alle Probleme löst. Erleuchtung bedeutet, Unwissenheit und ihre Auswirkungen abzulegen. Weil aber Unwissenheit und ihre Auswirkungen – der Glaube, dass deine Überzeugungen, Meinungen, Vorurteile, Urteile, verzerrten Wahrnehmungen etc. tatsächlich Wissen sind – fest in uns verdrahtet sind, wie wahrscheinlich ist es dann, dass du eines schönen Tages in nicht allzu ferner Zukunft völlig frei aufwachen wirst, vollkommen zufrieden mit dem wie du bist und mit deinem Leben, das dir durch dein karma diktiert wird?
Ob es dir passt oder nicht, dein Selbstwertgefühl wird sprunghaft steigen, wenn du dein Primärinstrument, das ohnehin eine lohnende Beschäftigung braucht, mit der Aufgabe betraust, dieses nützliche Wissen zu erlangen. Wir sagen nicht, dass du dich nicht eines Tages in einer Position wiederfindest, in der du das Handeln einstellen kannst, weil deine wahre Natur reines Gewahrsein ist, frei von allen Handlungen. Seltsamerweise ist dein Primärinstrument zur Transzendenz fähig. Aber nicht, indem es in einen speziellen transzendenten Himmel entschwebt. Transzendenz erfordert Vorbereitung. Dieses Buch präsentiert das notwendige Wissen, um dich auf die Freiheit vorzubereiten.
Siehe auch
Literatur
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- James Swartz: Die Wirklichkeit verstehen
- James Swartz: Yoga der Liebe
- James Swartz: Yoga der drei Energien, auch als eBook
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Sri Shankaracharya: Atma Bodha und Aparoksha Anubhuti auch als eBook
- Sri Sankaracharya: Das Herz des Vedanta
- Swami Vivekananda: Vedanta - Der Ozean der Weisheit
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