Sanskrit Kurs Lektion 105: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
Zeile 79: Zeile 79:
*Übersetzung:
*Übersetzung:


:'''Ein Yogi, der mit nach oben gewandtem Gesicht (d.h. in Viparita Karani), in dem er die Zunge in die Höhlung (des Gaumens) legt und über die höchste Energie (d.h. die Kundalini) meditiert, und den infolge der Hatha-Yogapraxis aufgrund des (gezügelten) Lebenshauches erlangten reinen, herabströmenden, vom Kopf in den sechzehn-blättrigen Lotus (d.h. das Kehl- bzw. Vishuddhi Chakra) tröpfelnde aufwallende Nass des (Mond-)Nektars trinkt, der hat einen Körper weich und zart wie die Wurzel einer Lotuspflanze, ist von Krankheit frei und lebt lang.'''
:'''Ein Yogi, der mit nach oben gewandtem Gesicht (d.h. in Viparita Karani), in dem er die Zunge in die Höhlung (des Gaumens) legt und über die höchste Energie (d.h. die Kundalini) meditiert, und das infolge der Hatha-Yogapraxis aufgrund des (gezügelten) Lebenshauches erlangte reine, herabströmende, vom Kopf in den sechzehn-blättrigen Lotus (d.h. das Kehl- bzw. Vishuddhi Chakra) tröpfelnde aufwallende Nass des (Mond-)Nektars trinkt, der hat einen Körper weich und zart wie die Wurzel einer Lotuspflanze, ist von Krankheit frei und lebt lang.'''


== Fragen und Feedback ==
== Fragen und Feedback ==

Version vom 4. Januar 2020, 10:56 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Die Wohllautregeln des Sandhi (5): Anusvara

In der Lektion 101 haben wir begonnen, die Regeln des Sandhi etwas systematischer zu betrachten. Diese behandeln alle lautlichen Veränderungen, die beim Aufeinandertreffen von Wörtern (Shabda) oder Wortbestandteilen mit den beteiligten Lauten (Varna) nach genau beschriebenen Gesetzmäßigkeiten vor sich gehen. In dieser Lektion betrachten wir hinsichtlich der Regeln für das Zusammentreffen zweier Konsonanten den Sonderfall des Anusvara.

Überblick

Beim Aufeinandertreffen von Wörtern oder Wortbestandteilen gibt es grundsätzlich vier mögliche Fälle. Es treffen aufeinander:

  1. ein Vokal (Selbstlaut, Svara) und ein Konsonant (Mitlaut, Vyanjana) (V + K, s. Lektion 101)
  2. ein Konsonant und ein Vokal (K + V, s. Lektion 101)
  3. zwei Vokale (V + V, s. Lektion 102)
  4. zwei Konsonanten (K + K, s. Lektion 103)
  5. Anusvara (s. Lektion 104)

Anusvara

In Lektion 104 haben wir den Anusvara () als einen Sonderfall der Verbindung von End- und Anfangskonsonanten betrachtet, insofern seine Aussprache je nach seiner Stellung im Satz (Vakya) variiert.

Steht ein m am Wortende, und das nachfolgende Wort beginnt mit einem Konsonanten, so geht m in Anusvara über. Anusvara kann dann vereinfachend als m ausgesprochen werden. In der klassischen Rezitationsweise wird Anusvara jedoch entsprechend dem folgenden Konsonanten als der jeweilige Klassennasal artikuliert.

Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein im Versmaß Shardulavikridita abgefasster Vers aus dem dritten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Mudras und Bandhas gewidmet ist. Der 51. Vers steht im Kontext von Khechari Mudra. In diesem Vers erscheint Anusvara neun mal, wobei sich je nach Folgekonsonant insgesamt drei verschiedene Aussprachevarianten ergeben.


मूर्ध्नः षोडशपत्रपद्मगलितं प्राणादवाप्तं हठा-
दूर्ध्वास्यो रसनां नियम्य विवरे शक्तिं परां चिन्तयन् |
उत्कल्लोलकलाजलं च विमलं धारामयं यः पिबे-
न्निर्व्याधिः स मृणालकोमलवपुर्योगी चिरं जीवति || ३.५१ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
mūrdhnaḥ ṣoḍaśa-pattra-padma-galitaṃ prāṇād avāptaṃ haṭhād
ūrdhvāsyo rasanāṃ niyamya vivare śaktiṃ parāṃ cintayan |
utkallola-kalā-jalaṃ ca vimalaṃ dhārā-mayaṃ yaḥ piben
nir-vyādhiḥ sa mṛṇāla-komala-vapur yogī ciraṃ jīvati || 3.51 ||


  • vereinfachte Transkription:
murdhnah shodasha-pattra-padma-galitam pranad avaptam hathad
urdhvasyo rasanam niyamya vivare shaktim param chintayan |
utkallola-kala-jalam cha vimalam dhara-mayam yah piben
nirvyadhih sa mrinala-komala-vapur yogi chiram jivati || 3.51 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
mūrdhnaḥ : (das) vom Kopf (Murdhan, Abl. Sg. m.)
ṣoḍaśa-pattra-padma-galitam : in den sechzehn-blättrigen (ShodashaPattra) Lotus (Padma, das Kehl- bzw. Vishuddhi Chakra) tröpfelnde (Galita, Akk. Sg. n.)
prāṇāt : durch den (gezügelten) Lebenshauch (Prana, Abl. Sg. m.)
avāptam : erlangte (Avapta, Akk. Sg. n.)
haṭhāt : aufgrund der Hatha(-Yogapraxis, Abl. Sg. m.)
ūrdhvāsyaḥ : mit dem Gesicht (Asya, Nom. Sg. m.) nach oben (gewandt, Urdhva)
rasanām : die Zunge (Rasana, Akk. Sg. f.)
niyamya : legend ("festhaltend", ni + yam, Absolutivum)
vivare : in die Höhlung (Vivara des Gaumens, Lok. Sg. n.)
śaktim : Energie ("Kraft" Shakti, d.h. Kundalini, Akk. Sg. f.)
parām : über die höchste (Para, Akk. Sg. f.)
cintayan : meditierend (cint, Partizip Präsens, Nom. Sg. m.)
utkallola-kalā-jalam : das aufwallende ("mit hochgehenden Wogen", Utkallola) Nass ("Wasser", Jala, Akk. Sg. n.) des (Mond-)Nektars ("Sechzehntels", Kala)
ca : und (Cha, Partikel)
vimalam : (das) reine (Vimala, Akk. Sg. n.)
dhārā-mayam : strömende ("aus einem Strom bestehende", DharaMaya, Akk. Sg. n.)
yaḥ : wer, welcher (Yad, Nom. Sg. m.)
pibet : trinkt (, Verb)
nir-vyādhiḥ : frei von Krankheit (Nirvyadhi, Nom. Sg. m.)
saḥ : ein solcher (Tad, Nom. Sg. m.)
mṛṇāla-komala-vapus : mit einem Körper (Vapus, Nom. Sg. m.) weich, zart (Komala) wie die Wurzel einer Lotuspflanze (Mrinala)
yogī : Yogi (Yogin, Nom. Sg. m.)
ciram : lang (Chira, adv.)
jīvati : lebt (jīv, Verb)


  • Übersetzung:
Ein Yogi, der mit nach oben gewandtem Gesicht (d.h. in Viparita Karani), in dem er die Zunge in die Höhlung (des Gaumens) legt und über die höchste Energie (d.h. die Kundalini) meditiert, und das infolge der Hatha-Yogapraxis aufgrund des (gezügelten) Lebenshauches erlangte reine, herabströmende, vom Kopf in den sechzehn-blättrigen Lotus (d.h. das Kehl- bzw. Vishuddhi Chakra) tröpfelnde aufwallende Nass des (Mond-)Nektars trinkt, der hat einen Körper weich und zart wie die Wurzel einer Lotuspflanze, ist von Krankheit frei und lebt lang.

Fragen und Feedback

Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an Dr. phil. Oliver Hahn. Er ist Indologe und Autor für Yoga Wiki, Seminarleiter, Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.

Weblink

Seminare

Sanskrit und Devanagari

6.11.2020 - 8.11.2020 - Sanskrit

Du lernst die Grundprinzipien für die korrekte Aussprache von Mantras und von häufigen Yoga Fachbegriffen, den Aufbau des Sanskrit-Alphabets und die Schriftzeichen (Devanagari). So ist dieses Woc…
Dr. phil. Oliver Hahn

Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra

7.10.2020 - 9.10.2020 - Vijnana Bhairava Tantra

Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu…
Dr. phil. Oliver Hahn

Siehe auch