Sanskrit Kurs Lektion 57: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hinweise zur Aussprache:''' Alle elf Silben jedes [[Pada]] werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln (also nach jeder elften Silbe) wird eine kurze Pause ([[Yati]]) eingehalten, so dass die letzte Silbe eines Pada stets als lang gilt, unabhängig von ihrer tatsächlichen Kürze oder Länge (× "Anceps"): die beiden Silben '''ṭi''' und  '''nti''' des 1. bzw. 2. Pada sind, für sich genommen, kurz, gelten hier aber als lang. Die Positionslänge der 2. und 10. Silbe des 2. Pada ergibt sich durch die Aufteilung in '''yap-ra''' und '''yan-ti''' .
'''Hinweise zur Aussprache:''' Alle elf Silben jedes [[Pada]] werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln (also nach jeder elften Silbe) wird eine kurze Pause ([[Yati]]) eingehalten, so dass die letzte Silbe eines Pada stets als lang gilt, unabhängig von ihrer tatsächlichen Kürze oder Länge (× "Anceps"): die beiden Silben '''ṭi''' und  '''nti''' des 1. bzw. 2. Pada sind, für sich genommen, kurz, gelten hier aber als lang. Die Positionslänge der 2. und 10. Silbe des 2. Pada ergibt sich durch die Aufteilung in '''yap-ra''' und '''yan-ti''' .


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Version vom 22. Februar 2019, 09:29 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Superlativ (2)

In Lektion 56 haben wir die Bildung und Verwendung des Superlativs betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält einen Superlativ.


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein im Versmaß Upajati abgefasster Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 66. Vers steht im Kontext der Meditation auf den inneren Ton (Nada).


श्रीआदिनाथेन सपादकोटिलयप्रकाराः कथिता जयन्ति |
नादानुसन्धानकमेकमेव मन्यामहे मुख्यतमं लयानाम् || ४.६६ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
śrīādināthena sapādakoṭilayaprakārāḥ kathitā jayanti |
nādānusandhānakam ekam eva manyāmahe mukhyatamaṃ layānām || 4.66 ||


  • vereinfachte Transkription:
shriadinathena sapadakotilayaprakarah kathita jayanti |
nadanusandhanakam ekam eva manyamahe mukhyatamam layayanam || 4.66 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
śrī-ādi-nāthena : vom ehrwürdigen (Shri) Shiva, dem uranfänglichen Meister (Adinatha, Instr. Sg. m.)
sa-pāda-koṭi-laya-prakārāḥ : 12 500 000 ("eineinviertel 10 Millionen", SapadaKoti) Arten (Prakara, Nom. Pl. m.) (der) Auflösung (des Geistes, Laya)
kathitāḥ : die gelehrt wurden (Kathita, Nom. Pl. m.)
jayanti : sind erfolgreich ("siegen", ji, Verb)
nādānusandhānakam : die Konzentration (Anusandhanaka, Akk. Sg. n.) auf den inneren Klang (Nada)
ekam : allein, einzig (Eka, Akk. Sg. n.)
eva : nur, gewiss, wahrlich (Eva, Partikel)
manyāmahe : halten wir (man, Verb)
mukhyatamam : für die allerbeste, vorzüglichste ("erste", Mukhyatama, Akk. Sg. n.)
layānām : (aller Methoden zur) Auflösung (des Geistes, Laya, Gen. Pl. m.)


  • Übersetzung:
Der ehrwürdige uranfänglichen Meister hat 12 500 000 siegreiche Arten der Meditation (bzw. der "Auflösung des Geistes", Laya), gelehrt.
Wir halten nur eine, die Konzentration auf den inneren Klang (Nada), für die vorzüglichste aller Meditationspraktiken.


Erläuterungen

  • Der Instrumental (Tritiya) śrī-ādi-nāthena ist ein Kompositum (Samasa) vom Typ Tatpurusha und das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung kathitāḥ, die als PPP erscheint.
  • Der Nominativ (Prathama) sa-pāda-koṭi-laya-prakārāḥ ist ebenfalls ein Kompositum vom Typ Tatpurusha und innerhalb der passiven Konstruktion (Karmani Prayoga) das logische Objekt (Karman) der Verbalhandlung kathitāḥ . Gleichzeitig ist es das logische Subjekt der Verbalhandlung jayanti. Das Zahlwort 12 500 000 wird im Sanskrit als "10 Millionen (Koti) mit einem (zusätzlichen) Viertel (davon, Sapada)" ausgedrückt.
  • Das Adjektiv (Visheshana) kathitāḥ ("gesagt, gelehrt", Partizip Präteritum Passiv der Wurzel kath) ist eine nähere Bestimmung zum Kompositum sa-pāda-koṭi-laya-prakārāḥ und steht daher ebenfalls im Nominativ Plural Maskulinum. Innerhalb der passiven Konstruktion fungiert kathitāḥ als Verbalhandlung, deren logisches Subjekt der Instrumental śrī-ādi-nāthena ist.
  • Der Akkusativ (Dvitiya) nādānusandhānakam ist ein Kompositum vom Typ Tatpurusha und erstes logisches Objekt der Verbalhandlung manyāmahe.
  • Das Adjektiv ekam bezieht sich auf nādānusandhānakam und steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Neutrum.
  • Die Verbform manyāmahe ("wir meinen, halten für") ist die 1. Person Plural Indikativ (Atmanepada) der Gegenwart der Verbalwurzel (Dhatu) man "meinen, denken". In der Bedeutung "etwas für etwas halten" regiert sie zwei logische Objekte (nādānusandhānakam und mukhyatamam).
  • Der Superlativ mukhyatamam (mukhya-tama) bezieht sich als Adjektiv auf nādānusandhānakam und steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Neutrum. Er ist zweites logisches Objekt der Verbalhandlung manyāmahe.
  • Der Genitiv (Shashthi) layānām bezieht sich syntaktisch auf den Superlativ mukhyatamam.
  • Sandhi: Im Kompositum śrī-ādināthena werden ausnahmsweise die beiden aufeinanderstoßenden Vokale ī und ā ohne Beachtung der Regeln des Sandhi unverändert aneinandergeschrieben. Normalerweise würde ī vor ā als der entsprechende Halbvokal (Antahstha) y geschrieben. Visarga entfällt vor folgendem stimmhaften Konsonant: kathitāḥ wird vor j zu kathitā. Das auslautende bzw. anlautende kurze a von nāda und anusandhānakam verschmilzt zu einem langen ā im Kompositum nādānusandhānakam. Die Endung m von mukhyatamam geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über, welcher wie m ausgesprochen wird.


Metrische Analyse des 1. und 2. Pada

Das Versmaß Upajati besteht aus 4 Versvierteln (Pada) zu je 11 Silben (Akshara). Die vier Padas unterscheiden sich lediglich in der beliebigen Kürze ( υ ) bzw. Länge ( - ) der ersten Silbe, die übrigen zehn Silben sind in der Abfolge der kurzen und langen Silben identisch. Für den vorliegenden Vers ergibt sich folgendes Schema:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
υ υ υ υ – (Pada a)
υ υ υ υ υ – (Pada b)
υ υ υ υ – (Pada c)
υ υ υ υ – (Pada d)

Betrachten wir das erste (Prathama) und zweite (Dvitiya) Versviertel (Pada) dieser Upajati noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal, oder auf einen kurzen Vokal (Svara), der von zwei Konsonanten (Vyanjana) gefolgt wird (inklusive Anusvara und Visarga). Dies nennt man Positionslänge*. Kurze Silben enden auf kurzen Vokal:


Silbe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Devanagari श्री दि ना थे पा को टि प्र का राः थि ता न्ति
Transliteration śrī ā di the na sa da ko ṭi la ya pra rāḥ ka thi ja ya nti
Silbenlänge lang lang kurz lang lang kurz kurz lang kurz lang lang kurz lang* kurz lang lang kurz kurz lang kurz lang* lang
Symbol υ υ υ υ × υ υ υ υ υ ×


Hinweise zur Aussprache: Alle elf Silben jedes Pada werden in einem Zuge, also ohne Pause, ausgesprochen. Zwischen den Versvierteln (also nach jeder elften Silbe) wird eine kurze Pause (Yati) eingehalten, so dass die letzte Silbe eines Pada stets als lang gilt, unabhängig von ihrer tatsächlichen Kürze oder Länge (× "Anceps"): die beiden Silben ṭi und nti des 1. bzw. 2. Pada sind, für sich genommen, kurz, gelten hier aber als lang. Die Positionslänge der 2. und 10. Silbe des 2. Pada ergibt sich durch die Aufteilung in yap-ra und yan-ti .


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