Sanskrit Kurs Lektion 70: Unterschied zwischen den Versionen

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*'''[[Anvaya|Syntax]]:''' Die [[Konjunktion]] '''yadi''' "wenn" leitet den Relativsatz ein und steht in syntaktischer Verbindung mit dem Adverb '''tadā''' "dann", das den Hauptsatz einleitet.
*'''[[Anvaya|Syntax]]:''' Die [[Konjunktion]] '''yadi''' "wenn" leitet den Relativsatz ein und steht in syntaktischer Verbindung mit dem Adverb '''tadā''' "dann", das den Hauptsatz einleitet.


*Das [[Sanskrit Pronomen|Personalpronomen]] '''tvam''' "du" lautet für alle Geschlechter gleich.
*Das [[Sanskrit Pronomen|Personalpronomen]] '''tvam''' "du" lautet im Nominativ bzw. als Anredeform für alle Geschlechter gleich.


*Der Ablativ ([[Panchami]]) '''saṃsāra-duḥkha-mokṣāt''' "als die Erlösung vom Leid des Daseinswandels" ist ein Kompositum vom Typ [[Tatpurusha]] und bezieht sich auf das Substantiv '''anyat'''. Das Kompositum besteht aus drei Gliedern: '''saṃsāra''' ([[Samsara]] "Daseinswandel"), '''duḥkha''' ([[Duhkha]] "Leid") und '''mokṣa''' ([[Moksha]] "Erlösung, Befreiung"). Der Ablativ drückt hier die Bedeutng des deutschen Vergleichswortes "als" aus.  
*Der Ablativ ([[Panchami]]) '''saṃsāra-duḥkha-mokṣāt''' "als die Erlösung vom Leid des Daseinswandels" ist ein Kompositum vom Typ [[Tatpurusha]] und bezieht sich auf das Substantiv '''anyat'''. Das Kompositum besteht aus drei Gliedern: '''saṃsāra''' ([[Samsara]] "Daseinswandel"), '''duḥkha''' ([[Duhkha]] "Leid") und '''mokṣa''' ([[Moksha]] "Erlösung, Befreiung"). Der Ablativ drückt hier die Bedeutng des deutschen Vergleichswortes "als" aus.  
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*Die Verbform '''icchasi''' "du wünschst" ist die 3. Person Singular [[Indikativ]] (Präsens [[Aktiv im Sanskrit|Aktiv]] bzw. [[Parasmaipada]]) der Verbalwurzel [[ish|iṣ]] "wünschen, suchen" (1. bzw. [[Bhu Klasse]]).
*Die Verbform '''icchasi''' "du wünschst" ist die 3. Person Singular [[Indikativ]] (Präsens [[Aktiv im Sanskrit|Aktiv]] bzw. [[Parasmaipada]]) der Verbalwurzel [[ish|iṣ]] "wünschen, suchen" (1. bzw. [[Bhu Klasse]]).
*Das Adverb '''tadā''' "dann" bezieht sich als Korrelativpronomen syntaktisch auf '''yadi''' "wenn".
*Der Instrumental '''mayā''' "mit mir" ist eine Form des Personalpronomens der 1. Person Singular ([[Mad]]).
*Das [[Sanskrit Adverb|Adverb]] '''saha''' "zusammen" verlangt den Instrumental. Es könnte auch weggelassen werden, da der Instrumental an sich schon in diesem Sinne verstanden wird.
*Die Verbform '''āgaccha''' "komme!" ist die 2. Person Singular [[Imperativ]] (Präsens [[Aktiv im Sanskrit|Aktiv]] bzw. [[Parasmaipada]]) der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] ([[Dhatu]]) '''[[gam]]''' "gehen" (1. bzw. [[Bhu Klasse]]), die in Verbindung mit dem '''Verbalpräfix''' ([[Upasarga]]) [[a|ā]] "kommen" bedeutet.





Version vom 7. Juli 2017, 10:11 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Das Indefinitpronomen (3)

In Lektion 68 und 69 haben wir das Indefinitpronomen behandelt. Die folgenden Übungen setzen den Text aus diesen beiden Lektionen fort.


Übung 1

  • Devanagari: भिक्षुरुवाच । कश्चिद्भगवान्सिद्धार्थो गौतमो नाम मम गुरुः |
  • wissenschaftliche Transliteration: bhikṣur uvāca । kaś cid bhagavān siddhārtho gautamo nāma mama guruḥ |
  • vereinfachte Transkription: bhikshur uvacha | kash chid bhagavan gautamo nama mama guruh |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Der Mönch (Bhikshu, Nom. Sg. m.) sagte (vac, Verb) ein gewisser (Ka Chid, Nom. Sg. m.) erhabener (Bhagavat, Nom. Sg. m.) Siddhartha Gautama (Nom. Sg. m.) namens (Nama, Akk. Sg. n.) mein (Mad, Gen. Sg.) Meister (Guru, Nom. Sg. m.), d.h. "Der Mönch sagte: 'Ein gewisser Siddhartha Gautama mit Namen ist mein Meister.'"

Erläuterungen

  • Der Nominativ (Prathama) bhikṣuḥ ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der Verbalhandlung uvāca "sagte".
  • Das Indefinitpronomen kaś cid bezieht sich auf den Namen siddhārtho gautamaḥ und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum.
  • Die drei Substantive bhagavān siddhārtho gautamaḥ beziehen sich auf guruḥ und stehen daher gleichfalls im Nominativ Singular Maskulinum. Der Name siddhārthaḥ ist ein Kompositum (Samasa) vom Typ Bahuvrihi und bedeutet wörtlich "der sein Ziel oder seinen Zweck (Artha) erreicht (Siddha) hat". Es setzt sich aus dem Adjektiv siddha und dem Substantiv artha zusammen. Das Adjektiv siddha ist ein von der Wurzel sidh "gelingen, Erfolg haben" abgeleitetes Partizip Präteritum Passiv.
  • Das Adverb nāma "namens" ist formal der Akkusativ Singular von Naman "Name".
  • Der Nominativ guruḥ ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der nicht ausgedrückten Verbalhandlung asti "ist".
  • Sandhi: Die Form bhikṣur steht für bhikṣuḥ, da Visarga () vor Vokalen zu -r wird, wenn er nicht zwischen zwei a-Lauten (kurz oder lang) steht. Die Form kaś steht für kaḥ, da Visarga vor palatalem -c zu wird. Gleichartige Vokale (Svara) verschmelzen am Wortende und -anfang sowie in Komposita zu einem Langvokal: a + a wird zu ā in siddhārthaḥ (siddha + artha). Die Formen siddhārtho und gautamo stehen für siddhārthaḥ und gautamaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaftem Konsonant (hier: g bzw. n) zu -o wird.


Übung 2

  • Devanagari: yadi tvaṃ saṃsāraduḥkhamokṣān na kiñ cid anyad icchasi tadā mayā sahāgaccha |
  • wissenschaftliche Transliteration: यदि त्वं संसारदुःखमोक्षान्न किञ्चिदन्यदिच्छसि तदा मया सहागच्छ |
  • vereinfachte Transkription: yadi tvam samsaraduhkhamokshan na kin chid anyad ichchhasi tada maya sahagachchha |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Wenn (Yadi, Konj.) du (Tvam, Nom. Sg.) als die Erlösung vom Leid des Daseinswandels (Samsara-Duhkha-Moksha, Abl. Sg. m.) nicht (Na, Partikel) etwas (Kinchid, Akk. Sg. n.) anderes (Anyad, Akk. Sg. n.) wünschst (iṣ, Verb) dann (Tada, adv.) mit mir (Mad, pron.) zusammen (Saha, adv.) komme (ā + gam, Verb), d.h. "Wenn du nichts anderes als die Erlösung vom Leid des Daseinswandels wünschst, dann komme mit mir."

Erläuterungen

  • Syntax: Die Konjunktion yadi "wenn" leitet den Relativsatz ein und steht in syntaktischer Verbindung mit dem Adverb tadā "dann", das den Hauptsatz einleitet.
  • Das Personalpronomen tvam "du" lautet im Nominativ bzw. als Anredeform für alle Geschlechter gleich.
  • Der Ablativ (Panchami) saṃsāra-duḥkha-mokṣāt "als die Erlösung vom Leid des Daseinswandels" ist ein Kompositum vom Typ Tatpurusha und bezieht sich auf das Substantiv anyat. Das Kompositum besteht aus drei Gliedern: saṃsāra (Samsara "Daseinswandel"), duḥkha (Duhkha "Leid") und mokṣa (Moksha "Erlösung, Befreiung"). Der Ablativ drückt hier die Bedeutng des deutschen Vergleichswortes "als" aus.
  • Das Indefinitpronomen kiñ cid "(irgend) etwas" bezieht sich auf anyat und steht daher ebenfalls im Akkusativ Singular Neutrum. In Verbindung mit der Negtationspartikel na bedeutet es "nichts".
  • Der Akkusativ (Dvitiya) anyat ist als Neutrum eine Substantivierung des Adjektivs anya "anderer, andere, anderes" und das logische Objekt (Karman) der Verbalhandlung icchasi.
  • Das Adverb tadā "dann" bezieht sich als Korrelativpronomen syntaktisch auf yadi "wenn".
  • Der Instrumental mayā "mit mir" ist eine Form des Personalpronomens der 1. Person Singular (Mad).
  • Das Adverb saha "zusammen" verlangt den Instrumental. Es könnte auch weggelassen werden, da der Instrumental an sich schon in diesem Sinne verstanden wird.


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