Leben nach dem Tod

Aus Yogawiki

Leben nach dem Tod : Was passiert mit der Seele nach dem Tod? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wenn ja, was geschieht dort? In den östlichen Religionen wie Hinduismus, Jainismus und Buddhismus wird von Reinkarnation ausgegangen. Hier erfährst du einiges über die Vorstellungen zum dem was nach dem Sterben kommt, aus Yoga Vedanta Sicht.

Siehe deinen Körper, als deinen Tempel für diese Inkarnation an.

Sukadev erklärt aus seiner Sicht, warum das Leben nach dem Tod weiter geht

Das Leben geht nach dem Tod weiter. Das ist meine feste Überzeugung. Mein Name ist Sukadev. Ich bin von Yoga Vidya: www.Yoga-Vidya.de. Ich habe ein Buch geschrieben: „Karma und Reinkarnation“, wo ich auch beschreibe, wie der Glaube von Yoga Vedanta für das Leben nach dem Tod ist. Im Yoga Vedanta gehen wir davon aus, das der Mensch nicht der physische Körper ist, er ist die unsterbliche Seele, die sich manifestiert über den Astralkörper mit Psyche, Prana, Emotion, Unterbewusstsein und diese nimmt im Moment von Empfängnis und Geburt einen physischen Körper an. Der physische Körper wächst und gedeiht, irgendwann wird er alt und irgendwann verlässt die Seele den physischen Körper. Dann spricht man vom Leben nach dem Tod.

Im Leben nach dem Tod gibt es verschiedene Ebenen

Es gibt die erdnahe Ebene – Bhurloka genannt -, wo die Seele nach dem Tod etwa 3 Tage bis 3 Wochen bleibt und manche bleiben als erdgebundene Geister noch etwas länger. Irgendwann geht es dann weiter in die Astralwelt. Leben nach dem Tod ist größtenteils in der Astralebene, wo man sich wieder trifft mit den anderen, die schon verstorben sind. Oft trifft sich die Familie und Freunde dann wieder, um danach zu inkarnieren in ähnlichen Gruppierungen. Vielleicht wird deine Mutter im nächsten Leben deine Schwester und dein Vater wird vielleicht dein Freund und dein Enkel wird vielleicht ein Arbeitskollege. Es heißt, dass das Leben nach dem Tod oft ein wieder treffen ist und danach eine neue Inkarnation ist. Manchen gelingt es im Leben nach dem Tod aufzusteigen bis zur Kausalebene, weil sein Zustand von transzendenter Wonne ist und manchen gelingt es über die Individualität hinauszukommen zur Erleuchtung - zur letztlichen Einheitserfahrung zu kommen. Wenn du diese Einheitserfahrung hast, musst du dich nicht wieder inkarnieren. Das sind im Kurzen Aussagen, über das Leben nach dem Tod. Du findest in meinem Buch „Karma und Reinkarnation“ mehr darüber, sowie auf Seminaren bei Yoga Vidya zum Thema Reinkarnation – Wiedergeburt zu finden auf: www.yoga-vidya.de/seminar

Reinkarnation und Leben nach dem Tod

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

  • Was geschieht nach dem Tod?
  • Warum ist es wichtig sich Gedanken zu machen über das was nach dem Tod kommt?
  • Welche Vorstellungen haben Menschen über das Leben nach dem Tod?
  • Gibt es wissenschaftliche Hinweise, dass Leben nach dem Tod und Reinkarnation real ist und nicht nur ein Glauben?

Darum geht es in diesem Text und auch um folgende Themen wie:

  • Geschichte des Reinkarnationsgedankens,
  • Reinkarnation laut den Yogaschriften,
  • Vorbereitung auf den Tod,
  • verschiedene Ebenen des Lebens und
  • wie du dich vielleicht vom Kreislauf zwischen Geburt und Tod befreien kannst

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe über Karma und Reinkarnation und dies ist auch ein Vortag im Rahmen der Yoga Vidya Schulung, in der es mehrere 100 Vorträge zum ganzheitlichen Yoga gibt und dies ist auch eine Kurzzusammenfassung des ersten Teil von Sukadevs Buch "Karma und Reinkarnation".

Leben nach dem Tod

Warum ist es überhaupt wichtig, sich mit dem Leben nach dem Tod auseinander zu setzen? Wäre es nicht viel klüger, wenn wir uns einfach nur mit der Gegenwart beschäftigen?

Meine Meinung ist, dass es wichtig ist, sich Gedanken über den Tod und das Leben nach dem Tod zu machen, denn Tod ist sicher. Dein physischer Körper wird sterben und auch alle deine Angehörigen, alle Freunde, Freundinnen, Bekannte und Verwandte, alle werden physisch sterben, vielleicht vor dir, vielleicht nach dir.

Es ist gut, sich schon vorher Gedanken gemacht zu haben. Denn wenn der Tod plötzlich kommt, kannst du in Verzweiflung geraten. Tod kann auf verschiedene Weisen kommen. Dein Kind kann plötzlich in einem Verkehrsunfall umkommen. Deine Mutter oder dein Vater kann plötzlich oder langsam sterben. Dein Partner, deine Partnerin kann eine unheilbare Krankheit diagnostiziert bekommen und das kann auch dir passieren. Du übst vielleicht Yoga und denkst, du wirst in den nächsten Jahrzehnten nicht sterben. Es gibt keine Garantie dafür. Auch wer gesund lebt kann jederzeit diese Welt verlassen. Und vom Yoga her würde man auch sagen, dass der Tod auch für dich plötzlich kommen kann. Wenn du dich dann plötzlich außerhalb deines jetzigen Körpers befindest ist es etwas anderes, als wenn du vorher schon Anhaltspunkte hast, was nun passieren könnte und was deine Aufgaben wären. Wer sich keine Gedanken über Leben nach dem Tod macht, hat auch eine gewisse Grundangst, denn egal ob du momentan mit Tod konfrontiert wirst oder nicht – im Hintergrund deines Geistes weißt du, dass der Tod kommen wird und du wirst auch täglich irgendwie mit Tod konfrontiert, egal ob du eine Zeitung aufschlägst, im Internet eine Nachrichtenseite nimmst, ob du fernsiehst oder dich mit Menschen unterhältst, so hörst du immer wieder vom Tod. Und wenn es jemanden in deinem Umfeld betrifft: Innerlich weißt du, dass es zu Ende geht. Menschen die sich kein Gedanken über das Leben nach dem Tod machen, sind oft diejenigen, die dann am meisten mit Angst und Verzweiflung reagieren, auch auf kleinere Probleme im Alltag. Es gibt diese Urangst, die Todesangst. Und die kannst du am besten angehen, indem du dir Gedanken über das Leben nach dem Tod machst. Wenn du sie ignorierst, wird sie eine Grundstimmung von Ängstlichkeit, eine Grundhintergrundangst in dir erzeugen, die dann jede kleine Gefahr im Leben potenziert und überproportional vergrößert.

Denk also bitte über >Leben nach dem Tod< nach auch wenn du nachher nicht zu dem Schluss kommst, dass Reinkarnation für dich Sinn macht.

Welche Vorstellungen für Leben nach dem Tod gibt es?

Der Mensch hat sich tatsächlich immer schon Gedanken über Leben nach dem Tod gemacht. Manche sagen dass der Tod eine der Grundlagen der Philosophie überhaupt ist. Menschen wissen, dass ihr Leben nach dem Tod endet und man nimmt an, dass das das ist, was den Menschen im besonderen Masse auszeichnet. Die Menschen haben ein ICH-Gefühl und sie können beobachten und wissen: „Ich sterbe – physisch.“ So haben Menschen darüber nachgedacht und meditiert und geschaut, ob es Weisen gibt, über den Tod hinaus zu schauen. Gibt es ein Bewusstsein außerhalb des Körpers? Vielleicht ist das eine der Grundlagen für die Meditationstechniken, die Tiefenentspannungstechniken, die ja unter anderem dazu führen, zu sehen, dass das Körperbewusstsein transzendiert werden kann. Es ist aber auch möglich, philosophisch an diese Frage heranzugehen. Es ist zu sagen, dass es bestimmte Weisen gibt, wie Menschen über den Tod nachdenken. Die Glaubensvorstellungen können zusammengefasst werden in 5 verschiedene Glaubenszusammenfassungen insgesamt:

1. Tod als Ende
2. Himmel und Hölle
3. Schattenreich
4. Reinkarnation bzw. Tod als Chance
5. Tod als unlösbares Rätsel

Tod als Ende

Es gibt Menschen, die davon ausgehen, dass Leben mit dem Tod vorbei ist. Mit dem Tod hört es auf. Der Mensch ist letztlich Körper. Der wichtigste Teil des Körpers, der den Menschen ausmacht ist das Gehirn. Hört das Gehirn auf zu funktionieren hört Bewusstsein auf und Mensch und Seele hören auf. Tatsächlich gibt es nur wenige Menschen, die das tatsächlich glauben. Auch wenn im deutschsprachigen Raum Wissenschaftler gerne darüber sprechen, dass alles andere nur Theorie und Glaube ist und sie offiziell davon ausgehen, dass mit dem Tod alles zu Ende sei – inoffiziell im Persönlichen haben die meisten Menschen Zweifel, dass mit dem Tod alles zu Ende ist. Und sie gehen davon aus oder hoffen, dass es irgendein Weiterleben nach dem Tod gibt.. Irgendwo sträubt sich im Menschen etwas dagegen, dass sie irgendwann weg sind, nicht mehr da sein werden. Das könnte man interpretieren als einen evolutionsbiologisch begründeten Irrtum, dass es irgendwo den Menschen hilft, überhaupt Leben zu können und sich anzustrengen für das Leben, wenn sie denken, dass es nach dem Tod weitergeht.

Man könnte weiterhin sagen, dass der Gedanke des Weiterlebens nach dem Tod ein Ausdruck einer tiefen intuitiven Gewissheit ist. wenn wir sagen, dass der Tod das Ende von allem ist, hat das auch bestimmte Auswirkungen. Zum einen könnte man sagen, dass alle Probleme irgendwann aufhören und: „Ich muss alles jetzt leben und ich kann überlegen, was ich jetzt noch leben möchte bevor ich sterbe.“ Dann kann man sagen: Das will ich tun. Es gilt sich auch bewusst zu machen, dass alle, mit denen ich zu tun habe, auch irgendwann ihr Ende erreichen. Dann könnte ich sagen, wenn ich klug bin: Ich sollte wissen, dass alle sterben müssen. Und ich sollte eine Grund-Gelassenheit gegenüber den Wechselfällen des Lebens entwickeln.

Himmel und Hölle

Viele Weltreligionen haben die Vorstellung, dass diejenigen die sich gut verhalten haben nach dem Tod in den >Himmel< eingehen, und die die sich schlecht verhalten haben, gehen in eine> Hölle< ein. Und diejenigen die sich so lala verhalten haben, gehen durch so eine Art Fegefeuer um gereinigt zu werden und schließlich im >Himmel< zu landen. Diese Vorstellung hat Vorteile. Dadurch entsteht ein Anreiz für viele Menschen ein gutes Leben zu führen, sich ethisch zu verhalten.

Sie hat auch einen Nachteil, weil dann meistens auch gesagt wird, dass nicht nur ein ethisches Leben wichtig ist sondern dass es auch wichtig sei in einer bestimmten Religion zu sein. Und die Rituale dieser Religionen müssten mitgemacht werden. Manchmal braucht es bei diesen Vorstellungen auch noch die Priester als Helfer für den Einzelnen um in den Himmel gelangen zu können.

In dieser Form hat das Ganze schon ein wenig etwas Manipulatives an sich. Die Schäfchen sollen irgendwie in der Herde gehalten werden und dazu motiviert werden, sich nicht aufmüpfig zu verhalten. Notfalls wird eben mit der Hölle gedroht. Ein weiterer Nachteil der Himmel / Hölle - Philosophie ist natürlich auch, dass dies auch mit einem liebenden Gott nicht zu vereinbaren ist und auch nicht mit Gerechtigkeit, insbesondere die Vorstellung von ewiger Verdammnis und ewigem Aufenthalt in der Hölle. Wie könnte man es einem liebenden Gott unterstellen, dass sie wenn sie maximal 20, 30 oder 100 Jahre gelebt haben und wenn sie nicht gut waren, dann in ewiger Verdammnis gehalten werden sollen? Ewig ist ja nicht ein paar Jahrzehnte, Jahrtausende, Jahrhunderte oder Jahrmillionen sondern eben ewig. Ewig ist schon unendlich lange.

Zu sagen, dass ein paar Jahre schlechtes Verhalten dazu führen, dass man in ewige Verdammnis kommt oder in die Hölle, muss auf einem ziemlich grausamen Gott beruhen. Das verträgt sich nicht mit der Vorstellung eines liebenden Gottes. Man muss sagen, dass deshalb die christlichen Kirchen in ihrer Theologie der letzten Jahrzehnte irgendwo neue Theologien entwickelt haben und neue Vorstellungen über das Leben nach dem Tod und es wird heute überwiegend bei den Evangelen und bei den Katholiken nicht mehr undifferenziert von ewiger Verdammnis und ewigem Himmel ausgegangen. Dort sind neue und vielleicht auch durchaus faszinierende Konzepte entstanden, die vielleicht etwas darauf aufbauen, aber versuchen, es anders zu interpretieren. Das wäre aber ein Thema für ganze Theologische Diskussionen und Bücher. Auch das offizielle Christentum hat sich von dieser Himmel / Hölle Philosophie mindestens zum Teil verabschiedet.

Schattenreich

Die dritte Vorstellung, die man zum Beispiel bei den alten Griechen und Römern mehrheitlich hatte war die Vorstellung eines Schattenreiches.

Das heißt, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht. Die Seele stirbt nicht mit dem Tod des Körpers, aber es geht so halb weiter. Das Leben ist nicht mehr so richtig sondern irgendwie. Die Vorstellung des Schattenreiches wirkt ja im Vergleich zu vielen interessanten Mythologien vom Leben nach dem Tod bei allen möglichen Völkern erst mal ätzend, weil es ewig weitergeht, aber nur so halb. (Zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.)

Tod als Rätsel

Wir wissen nicht, was nach dem Tod ist und wir können es auch nicht wissen, weil wir am Leben sind und deshalb sollten wir uns auch nicht mit dem Tod beschäftigen sondern lieber jetzt leben. Dies könnte auch Leugnung des Todes genannt werden.

Lange Zeit war gerade im Westen die Leugnung des Todes wichtig im Sinne von wegschieben. Sterben tun eben immer mehr oder weniger nur die anderen. Man selbst will sich nicht damit beschäftigen. In den letzten Jahren – seit 2000 herum – findet sich aber doch häufiger die Tatsache, dass in den Medien über den Tod gesprochen wird, über Sterbebegleitung. Die Hospizbewegung hat eine ganze Menge gemacht, so dass die Leugnung des Todes oder das „Sich nicht mit dem Tod beschäftigen“, das Verdrängen des Todes etwas weniger geworden ist.

Dies hängt vielleicht auch damit zusammen, dass die sogenannten geburtenstarken Jahrgänge inzwischen auch in ein Alter hineinkommen, in dem sie mit Tod massiv konfrontiert werden. Auch die Versprechungen der Wissenschaft aus den 60er und 70er Jahren, dass wir vielleicht die Unsterblichkeit erreichen würden rein physisch gesehen, haben sich bisher nicht bewährt. Es gibt aber noch eine andere Leugnung des Todes in der Homo Deus Bewegung, in der gesagt wird, dass der Mensch es mit technischen Möglichkeiten schafft ewig zu leben. Alle Körperteile können ersetzt werden durch künstliche Ersatzteile und das Gehirn könnte in einen Computer hochgeladen werden, welcher mit einem künstlichen Körper versehen werden kann und dass dadurch physische Unsterblichkeit entsteht. Dies läuft letztlich auf Leugnung und Verdrängung des Todes hinaus.

Interessanterweise hat zwar die Medizin und die Gene und eine gesunde Lebensweise, vielleicht auch eine Erweiterung des Nahrungsangebotes in den letzten 200 Jahren zu einer Erhöhung der Lebensdauer und –Erwartung geführt. Heute ist die Lebenserwartung bei Neugeborenen irgendwo Ende 80. Und vor 200 Jahren war das eher Ende 20. Aber die ältesten Menschen mindesten von denen, die Geburtszertifikate haben, sind heute nicht älter als 120. Also über 120 scheint eine Mauer zu sein, die zu überwinden der Mensch nicht gedacht ist. Aber das könnte sich ja vielleicht noch ändern. In Indien gibt es manchmal Gerüchte, dass es Menschen gibt, die 200, 300 oder 500 Jahre alt seien. Inwieweit es tatsächlich möglich ist, mit fortgeschrittenen Yogatechniken oder auch mit speziellen Rasayana Kuren und Kaya Kalpa Kuren den Körper so sehr zu regenerieren dass er nochmal ein neues Lebensalter bekommt oder inwieweit das Aberglaube ist sei dahin gestellt.

Wieder andere sagen, dass der Tod ein Rätsel ist und wir nicht wissen können was nach dem Tod und daher sollten wir uns nicht damit beschäftigen sondern nur mit diesem Leben beschäftigen. Aber all das, Leugnen und Verdrängen, führt eher zu einem Gefühl der Unsicherheit, zu einem Grundgefühl von Angst. Nicht umsonst ist im Westen bei uns Stress und psychische Erkrankungen, Angststörungen, sehr viel häufiger als in traditionellen Gesellschaften oder überhaupt in Gesellschaften, in denen Menschen einen religiösen Glauben haben. In dem Moment in dem die Beschäftigung mit dem Tod vermieden wird und auch jede Vorstellung von der Zeit / dem Leben nach dem Tod, ist eine Grundangst vorhanden, ob der Mensch es weiß oder nicht. Wenn dann die kleineren oder größeren Katastrophen im Leben kommen, wenn Stress und so weiter entstehen, kommen die psychischen Störungen relativ zügig. Für die psychische Gesundheit ist es geradezu essentiell, sich mit Tod auseinander zu setzen. Dies ist meine Überzeugung und diese Überzeugung deckt sich auch mit so mancher Überzeugung von Psychotherapeuten und Gesundheitsforschern.

Reinkarnationsglaube

Die fünfte Überzeugung für ein Leben nach dem Tod ist der Reinkarnationsglaube, die Vorstellung, dass der Mensch eine unsterbliche Seele ist, dass er einen Astralkörper und einen physischen Körper hat, dass Tod nur heißt, dass er den physischen Körper verlässt mit seinem Astralkörper. Danach verbringt er eine gewisse Zeit in der Astralebene und inkarniert sich dann wieder in einen physischen Körper. Er lernt in seinem physischen Körper alles Mögliche, bekommt bestimmte Aufgaben, wächst in dieser Zeit und geht eventuell nach dem Tod in Himmel oder Hölle ein - egal wie ethisch sein Leben war - um die Konsequenzen seiner Handlungen zu erleben, nimmt sich dann etwas vor für das nächste Leben, wird wiedergeboren und im Moment der Geburt gibt es Gedächtnis - Schwund, er vergisst alles, was vorher gewesen ist, wächst wieder auf, bekommt karmische Lektionen, lernt dadurch, entwickelt sich weiter, erlebt den physischen Tod erneut und wird sich dabei bewusst, was er im Leben richtig gemacht hat, welche Prüfungen er bestanden hat, wie er sich entwickelt hat. Dann gelangt er wieder in verschiedene Astralebenen und erlebt wieder eine Geburt. (Und so weiter und so fort und wenn er / sie nicht ins Nirwana eingegangen ist reinkarniert er / sie noch heute.)

In fast allen Religionen in denen von Reinkarnation gesprochen wird, geht man davon aus, dass es dann irgendwann die Erlösung gibt, die Erleuchtung, das Austreten aus dem Kreislauf von Geburt und Tod. Die eigene Urseele geht wieder in ihren Urzustand ein, die dann reine Wonne ist und dann gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Die einzelne Seele selbst verschmilzt dann mit der kosmischen Seele, es gibt so dualistische Glaubensrichtungen die dann sagen, dass die einzelnen Seelen dauerhaft bei Gott bleiben und diesen Zustand himmlischer Glückseeligkeit genießen.

Geschichte des Reinkarnationsgedankens

Der Glaube an die Reinkarnation ist uralt.

  • Wir finden Glauben an Reinkarnation in verschiedenen schamanistischen Kulturen.
  • Wir finden Glauben an Reinkarnation in einigen Stämmen und Völkern, die im Steinzeitalter lebten.
  • Wir finden Aussagen von römischen Schriftstellern, die sagen, dass Germanen und Kelten an Reinkarnation geglaubt haben.
  • Wir finden den Glauben an Reinkarnation in den meisten fernöstlichen Religionen. Taoismus, Buddhismus, den meisten Ausprägungen des Hinduismus, im Schintoismus.
  • Wir finden den Glauben an Reinkarnation bei den alten Ägyptern und bei den alten Babyloniern und
  • auch bei den Griechen war der Glaube an Reinkarnation einer der verschiedenen Vorstellungen für Leben nach dem Tod.
  • Man geht davon aus, das Plato an Reinkarnation glaubte und Pythagoras und die Anhänger dieser Schulen.
  • Bei den alten Römern gab es eine Menge Anhänger von Reinkarnation. Cicero gehörte zum Beispiel dazu.

Viele Religionen haben auch keinen konkreten für alle verbindlichen Glauben an Reinkarnation. Dazu gehört zum Beispiel auch das Judentum. Im Judentum sind die verschiedensten Glaubensvorstellungen bezüglich des Lebens nach dem Tod bzw. der Zeit nach dem Tod zu finden. Aber es sind dort eben auch die Vorstellungen des Glaubens an die Reinkarnation zu finden. Zum Beispiel haben die jüdischen Kabbalisten an Reinkarnation geglaubt. Das Judentum hat an Reinkarnation geglaubt, die Essener zur Zeit von Jesus Christus haben an Reinkarnation geglaubt und höchstwahrscheinlich auch manche Zweige der Pharisäer. Und bis heute gibt es gewisse Strömungen im Judentum, die auch an Reinkarnation glauben. Auch im Christentum ist der Glaube an Reinkarnation gar nicht so außergewöhnlich wie man heutzutage denkt. Es gibt einige Stellen in der Bibel, bei denen es möglich ist, sie als Glaube an Reinkarnation zu interpretieren. Es gibt andere Stellen in der Bibel, die dem Glauben an Reinkarnation widersprechen und ich meine ja dass die Bibel deshalb großartig ist, weil sie unterschiedlichen Glaubensvorstellungen durchaus Rechnung trägt. Die Bibel scheint sich an einigen Stellen zu widersprechen. Das macht die Faszination aus. Es gibt aber auch einige Teile, bei denen es möglich ist, sie mindestens als Hinweise auf den Glauben an Reinkarnation zu interpretieren. Wenn zum Beispiel Jesus von den Jüngern gefragt wird, wer Johannes der Täufer ist, antwortet Jesus: „Johannes ist Elias.“ Das könnte man so interpretieren, dass Jesus gesagt hat, das Johannes die Wiedergeburt / Reinkarnation von Elias ist. Jesus fragte zum Beispiel auch die Jünger, was die Leute glauben würden, wer er sei.

Dann antworten sie einiges, bei dem die Möglichkeit besteht, dass sie es so meinen, dass die Leute sagen, von wem Jesus die Reinkarnation sei.

Oder als Jesus sagte, dass nur die, die aus dem Geiste wiedergeboren werden, ins Himmelreich gehen. Das könnte so interpretiert werden, dass es sich nicht um eine physische Reinkarnation handelt. Aber der Vers ist auch so zu erklären.

Es gibt noch weitere Stellen und in dem Buch von Sukadev "Karma und Reinkarnation" geht dieser auch nochmal etwas intensiver und umfangreicher auf die Vorstellungen von Reinkarnation auch im Christentum, jedenfalls in den ersten Jahrhunderten nach Jesu Geburt. Damals wurde unter zwischen christlichen Menschen lebhaft diskutiert, ob man an Reinkarnation glauben soll oder nicht und es gibt auch einige Apokryphen, Schriften, bei denen Reinkarnation sehr viel genauer erläutert wird.

Also mindestens in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung mit dem christlichen System sind sehr viele Christen davon ausgegangen, dass Jesus an Reinkarnation geglaubt hat und dies auch gelehrt hat, also bei den Urchristen ( bevor der Papst das Christentum einschränkte und Kaiser Konstantin der Große es für seine Zwecke benutzte und manipulierte ). Was er wirklich gelehrt hat wissen wir heute nicht wirklich (obgleich es viele Forschungen und Theorien darüber gibt, mit denen auseinanderzusetzen sich lohnt). Reinkarnationsglaube ist sehr wohl vereinbar mit christlichem Glauben. So haben es sogar Kirchenlehrer wie Origines geglaubt und bis heute gab es viele christliche Lehrer, die auch dieser Meinung waren. Es ist möglich zu sagen, dass Reinkarnationsglaube in den meisten Regionen der Welt zu allen Zeiten der vorherrschende Glaube für Leben nach dem Tod war.

Warum glauben so viele Menschen an Reinkarnation?

Auch in manchen Befragungen in westlichen Gesellschaften darüber, was nach dem Tod ist, gibt es eine große oder kleine Mehrheit, die den Gedanken an Reinkarnation mindestens für möglich hält. Warum glauben so viele Menschen an Reinkarnation? Man kann dafür mehrere Gründe finden.

Zum einen kann man sagen, dass Reinkarnationsglaube dem Gerechtigkeitsgefühl Rechnung trägt sowie der Vorstellung, dass der Mensch sich entwickeln will. Reinkarnation, insbesondere in Verbindung mit Karma hilft auch mit den Begriffen von Sünde und Sühne umzugehen. Und es gibt auch einiges an Erfahrungen, die Menschen machen können, die ihnen zeigen, dass Bewusstsein auch ohne physischen Körper möglich ist und dass es deshalb auch möglich ist nach dem physischen Tod zu existieren.

Wenn man annehmen würde, dass mit dem Tod alles zu Ende wäre, wäre diese Welt ausgesprochen ungerecht. Im Menschen ist aber das Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Manche werden behindert geboren, andere in Kriegsgebieten. Manche werden körperlich misshandelt, als Kind sexuell missbraucht. Andere haben eine behütete Kindheit, Eltern, die Zeit haben, sich liebevoll um sie zu kümmern, die einen guten Start ins Leben haben. Manche haben Unfälle, andere chronische Schmerzen. In einem Leben betrachtet gibt es keine Gerechtigkeit. Und so kann man sich vorstellen, dass Menschen an Reinkarnation glauben schon um diesem Urinstinkt, der in den Menschen drin ist, Rechnung zu tragen, Gerechtigkeit eine Chance zu geben.

Reinkarnation entspricht aber auch Erfahrungen des Menschen und hier bin ich beim nächsten Punkt, nämlich bei wissenschaftlichen Untersuchungen über Reinkarnation. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen über Phänomene, die mit Reinkarnation zu tun haben. Reinkarnation ist mehr als nur Glauben.

Für alle Vorstellungen über die Zeit/ das Leben nach dem Tod gibt es die stärksten Indizien für Reinkarnation. In dem Buch "Karma und Reinkarnation" von Sukadev Bretz steht darüber ein ganzes Kapitel.

Erinnerung an frühere Leben

Zunächst ist einmal der massivste Hinweis auf Reinkarnation darin zu finden, dass es Menschen gibt, die sich an frühere Leben erinnern. Es gab zum Beispiel einen amerikanischen Forscher namens Jan Stevensen, der in den 70er/ 80er und 90er Jahren umfangreiche Forschungen mit Menschen, die sich an frühere Leben erinnert haben angestellt hat. Er ist zu ihnen gegangen, hat ihnen Fragen gestellt und sich dann bemüht Menschen zu finden, die gestorben waren bzw. ist an Orte gegangen, wo jemand gestorben ist, der genauso war, wie es diese Leute beschrieben haben. Bis heute sind diese Bücher von Jan Stevensen über Reinkarnation beeindruckende Zeugnisse. Man weiß ganz sicher, dass es Menschen gibt, die Erinnerungen an frühere Leben haben und bei denen es nachgewiesen werden kann, dass so ein früheres Leben tatsächlich existiert hat.

Nahtoderfahrungen

Eine zweite Gruppe wissenschaftlicher Untersuchungen sind sogenannte Nahtoderfahrungsberichte. Menschen, die physisch gestorben waren, beschreiben, was sie erlebt haben, bis sie wiederbelebt wurden. Und gerade in Zeiten moderner Wissenschaft und moderner Medizin, in der klinisch tote Menschen entweder zum Leben zurückkommen, Phasen von mehreren Minuten klinischen Todes überstehen können (vielleicht sogar auch länger) beschreiben, was sie erlebt haben. Was diese Menschen beschreiben entspricht zu einem großen Teil dem, was im Reinkarnationsglauben beschrieben wird.

Die Menschen beschreiben wie sie aus dem Körper herausgerissen werden, wie sie von oben ihren Körper gesehen haben, sie beschreiben Lichtwesen um sie herum, sie beschreiben die Unterhaltung der Ärzte, welche Instrumente diese benutzt haben und zum Teil beschreiben sie, wie sie aus diesem OP Saal herausgeschleudert wurden und in das Wartezimmer gegangen sind. Sie beschreiben die Unterhaltungen ihrer Verwandten oder was im Nebenzimmer ist. Alles das sind Dinge, die sie normalerweise von ihrem physischen Körper aus nicht hätten sehen oder hören können. Dieser ist ja typischerweise überwacht worden. Ebenso wurde die Hirnwellen überwacht.

Normalerweise müssten sich intensive Erlebnisse in den Hirnwellen zeigen, was aber nicht geschieht. Menschen können das anschließend beschreiben. Die Nahtoderfahrungen sind ein starkes Indiz dafür, dass es Bewusstsein ohne physischen Körper gibt.

Außerkörperliche Erfahrung - Astralreise

Eine weitere Gruppe von Erfahrungen sind Menschen, die auch ohne physisch zu sterben ihren physischen Körper verlassen. Da gibt es die sogenannte Astralreise, die >out of body experience< / OB-Erfahrungen : Menschen können in der Tiefenentspannung, in der Meditation oder auch in Unfallmeditationen oder auch unter Drogeneinfluss ihren physischen Körper verlassen. Sie sehen sich von oben, was man alles als Einbildung bezeichnen könnte. Sie können aber auch Dinge beschreiben, die sie vorher nicht gesehen haben, die von oben sichtbar sind. Sie können zum Teil auch in ein Nachbarzimmer gehen und beschreiben, was dort ist.

Also vielleicht hast du auch schon eine solche Erfahrung gemacht, eine Erfahrung außerhalb deines Körpers. Wenn ja oder wenn du eine Nahtoderfahrung gemacht hast, kannst du das ja vielleicht auf www.yogavidya.de in die Kommentarfunktion zu dem Video oder Audio schreiben, das den Titel dieses Textes trägt. Lass andere an deinen Erfahrungen teilhaben. Mehr als 50 Prozent derjenigen, die in eine Yogalehrerausbildung kommen haben schon davon gehört oder selbst solche Erfahrungen gemacht.

Wahrnehmnung von Feinstoffwesen

Und damit sind wir beim nächsten Punkt, bei der Wahrnehmung von Feinstoffwesen bei anderen bzw. durch andere. In allen Religionen gibt es Schamanen, die Kontakt zu Astralgeistern aufnehmen , auch bei Verstorbenen. Es gibt schamanische Techniken, wie man auch zu Feinstoffwesen Kontakt aufnehmen kann. Wenn du zum Beispiel bei Yoga Vidya ein Seminar mitmachst über Schamanismus und Naturspiritualität, wirst du in heiligen Ritualen lernen, feinstoffliche Energien wahrzunehmen und gar nicht mal weniger nehmen entweder visuell oder über Hören / Spüren Kontakt zu feinstofflichen Wesen auf. Es gibt eben auch Menschen, die Kontakt zu Verstorbenen aufnehmen können. Sie können einem dann erzählen, was der/die Verstorbene alles gemacht hat, ohne ihn / sie im Leben gekannt zu haben oder sonst etwas über die verstorbene Person erfahren zu haben. Sie können erzählen, was der verstorbenen Person wichtig ist. Es gibt immer schon Menschen die zur sogenannten Anderswelt Kontakt aufnehmen können, zur Feinstoffwelt, zu Verstorbenen, zu Astralwesen und so weiter. Wenn du regelmäßig meditierst, kannst es dir auch passieren, dass du damit konfrontiert wirst. Habe dann keine Angst sondern freue dich darüber, was du über das Leben nach dem Tod erfährst.

Yoga Praxis ohne Reinkarnationsglaube

Beweisen lässt sich Reinkarnation nicht. Es könnte ja auch Menschen mit Empathie für Verstorbene geben, die sich in frühere Leben hineinfühlen können. (Wobei das aus dem Stegreif ohne Vorkenntnisse schon sehr unwahrscheinlich ist.)

Man kann auch Yoga praktizieren, auch spirituelles Yoga, ohne an Reinkarnation zu glauben.

Sukadev geht von Reinkarnation aus und er hält die Yogavorstellungen über Reinkarnation für besonders stimmig, weil sie sich auch mit seinen Erfahrungen decken. Sie decken sich mit dem, was er von anderen über deren Erfahrungen außerhalb ihres Körpers gehört hat oder über Erinnerungen an frühere Leben. Sie machen für ihn auch Sinn und geben auch seinem Leben einen gewissen Sinn.

Wenn man an Reinkarnation glaubt weiß der Mensch, dass er das, was er in diesem Leben nicht schafft, im nächsten Leben erledigen kann. Und wenn er sich in diesem Leben vielleicht falsch verhalten hat, kann er es im nächsten Leben zu Ende bringen oder anders machen. Auch wenn er die Lektionen in diesem Leben nicht verstanden hat, so hat er doch nochmal eine Chance. Langfristig gesehen kann er zur Befreiung kommen, zur Erleuchtung, zur Einheit mit dem Göttlichen.

Ausblick

Im nächsten Vortrag geht es um Reinkarnation und Leben nach dem Tod gemäß der Yoga Vedanta Philosophie. Es sei noch einmal auf das Buch >Karma und Reinkarnation< hingewiesen. Darin ist das Ganze noch einmal ausführlicher behandelt. Auf den Internetseiten von Yoga Vidya sind die ganzen Kapitel dieses Buches auch online zu lesen. Im YogaWiki sind Teilaspekte der Reinkarnationslehre genauer erklärt. Es gibt auch eine ganze Videovortragsreihe über Reinkarnation auf www.yogavidya.de (einfach die Suchfunktion benutzen). Hier ist alles breitgefächert zu finden über Reinkarnation, Karma, Tod und Leben nach dem Tod.

Video - Reinkarnation und Leben nach dem Tod - Teil I

Video - Reinkarnation und Leben nach dem Tod - Teil II

Video - Leben nach dem Tod

Vortragsvideo über Leben nach dem Tod :

Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Seminarleiter zu den Themen Yoga und Meditation.

Leben nach dem Tod Audio Vortrag

Hier die Audiospur des obersten Videos zu Leben nach dem Tod :

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Gunas und Leben nach dem Tod

Hier ein Vortrag zum Thema Gunas und Leben nach dem Tod - Bhagavadgita XIV 14-15 :


Leben nach dem Tod mit den Augen eines Indologen

Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879

Es soll an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass das Wort Arier beim Indologen Zimmer ausschließlich im völkerkundlichen und sprachwissenschaftlichen Zusammenhang genannt wird.

Der vedische Sonnengott Surya mit Savitri

Kapitel 15: Das Leben nach dem Tode

Das Grab ist nur ein Ort für den Leib; das Feuer vermag nur des Leibes Glieder zu vernichten. Die eigene Persönlichkeit des Gestorbenen geht nicht mit dem Tode zu Grunde, sie ist unvergänglich.

Von der späteren indischen Lehre der Seelenwanderung haben wir jedoch im Veda keine Andeutung; ebenso ist von der durch den Buddhismus wesentlich beeinflussten brahmanischen Auffassung einer öfteren Schöpfung der Welt in demselben keine Spur; ja eine solche wird einmal direkt bestritten: »Nur einmal (sakrt) ward der Himmel geschaffen, nur einmal ward die Erde geschaffen, nur einmal ward der Kuh (prçnyah) Milch gemolken, nicht entsteht dadurch eine zweite (anyah sc. çardhah.) Marutschaar Rv. 6, 48, 22.

Ob schon Av. 10, 8, 39, 40 auf Weltzerstörung durch Feuer hinweist, bleibt zweifelhaft: »Als der allsengende Agni niederbrennend zwischen Himmel und Erde trat, wo die getreuen Gattinnen standen jenseits (?parastat): wo war Matariçvan damals? In die Wasser war Matariçvan gefahren, in die Fluthen waren die Götter eingedrungen: hoch erhob er sich der Durchmesser des Luftraums, in die Weltgegenden drang der Flammende vor«.

Man glaubte an eine persönliche Unsterblichkeit der Seele, an ein sofortiges Eingehen in die Seligkeit von Seiten der Frommen: »Noch eine andere Herrlichkeit (çravas) gibt es über diese (irdische) hinaus, dort überwinden sie sicheren Ganges das Alter« Rv. 10, 27, 21.

»So zeuch denn hin auf jenen alten Pfaden,
worauf der Vorzeit Vater heimgegangen!
Yama und Varuna den Gott wirst schauen
in ihrer Seligkeit die beiden Fürsten.
Dort finde unsere Väter, dort den Yama,
und dort der Tugend Lohn im höchsten Himmel,
Zur Heimath kehre aller Mängel ledig,
nimm an den Körper neu in Kraft erblühend«

ruft man dem Gestorbenen nach Rv. 10, 14, 7. 8 (Sieb. Lieder S. 147).

Der Weg dahin ist eine lange und beschwerliche Wanderung (prapatha), auf der Pushans Schutz nöthig ist (Rv. 10, 17, 4); der geopferte Bock, der dem Gestorbenen vorausgeht und ihn den Vätern ankündigt, muss allenthalben ausgebreitete, dichte Finsternis durchwandern, ehe er zu des Himmels dritter Kuppel aufsteigt Av. 9, 5, 1. 3; vgl. 8, 1, 8.

Nach einzelnen Andeutungen setzte man vor dem endlichen Eingehen in das Land der Seligen über einen Fluss: »Den göttlichen Kahn, den mit guten Rudern versehenen, den nicht leck werdenden, wollen wir schuldlos (anagasah v. l. des Av.) zum Heile besteigen« Rv. 10, 63, 10; Av. 7, 6, 3.

»Den räderlosen, neuen Wagen, den du, o Knabe, durch den Geist angefertigt, den eindeichsligen und doch nach allen Seiten hin gewandten, den besteigst du, ohne zu sehen. 3.
Den Wagen, den du, o Knabe, herrolltest vor den Sängern, dem rollte das Lied (saman) nach, von hier aus in das Schiff gesetzt. 4.
Wer hat den Knaben erzeugt, wer hat den Wagen (von hier) weg gerollt? Wer vermag uns auch dies anzusagen, wie (? wo yatra) die Übergabe (des Toten? anudeyi) stattfand? 5.
Wie (? wo) die Übergabe stattfand, von dort entstand der Anfang: Vorn ist ein Abgrund ausgespannt, nach hinten ist ein Ausgang gemacht. 6.
Dies ist des Yama Sitz, der auch das Haus der Götter genannt wird; für ihn wird diese Flöte geblasen, mit Liedern wird er verherrlicht.« 7. Rv. 10, 135.

Manches bleibt dunkel und zweifelhaft in dem Liede, auch Sayanas Commentar hilft nicht weiter. Sollte der Wagen, das Schiff nur eine Allegorie für den »Scheiterhaufen« sein? Dies scheint Ludwigs Ansicht Rgv. 2, 646. Oder dürfen wir an eine im germanischen und slavischen Alterthum übliche Sitte denken? In einem Schiff oder Kahn errichtete man einen Scheiterhaufen, legte den Toten darauf, zündete den Scheiterhaufen an und sendete so den Gestorbenen auf lichterloh brennendem Nachen stromabwärts in jenes künftige Land.

Der Ort, wo die Frommen das Leben der Seligkeit führen, ist kein Vorplatz des Himmels, sondern jener unendliche Lichtäther, in dem Varuna mit den Aditya wohnt, der Ort, wo die Sonne den höchsten Stand erreicht: »Surya folgt der strahlenden Göttin Ushas wie der Jungfrau (Spur) der Jüngling dorthin, wo gottesfürchtige Männer ewig leben (eigentl. eine Generation nach der andern aufziehen, wo ihnen ein Yuga nach dem andern sich aufspannt) und Wonne über Wonne genießen« Rv. 1, 115, 2. Im dritten Himmel (pradiv) sitzen die Väter Av. 18, 2, 48, dort ist die Welt der Tugend (sukrtasya) und der Tugendhaften (sukrtam) V. S. 15, 50; Av. 9, 5, 1 u. ö.

Dorthin nach dem Tode zu gelangen, ist des Ariers Sehnsucht: »Fügt uns hinzu zum Volk der Ewigkeit« fleht Vasishtha Rv. 7, 57, 6. »Zu seiner (Vishnus) lieben Heimath möcht ich eingehen, wo Gott ergebene Männer selig leben; da ist die Freundesschar des mächtigen Streiters, des Süssen Quell an Vishnus höchster Stufe« Rv. 1, 154, 5. »Wo unsere frommen Freunde sich erfreuen als Selige und von den Gebrechen ihres Leibes frei sind, unverkrüppelt, grad an Gliedern, dort im Himmel, dort wollen wir Vater und Mutter und die Söhne wiedersehn« Av. 6, 120, 3. Dieses Verlangen hatte seine volle Berechtigung, denn dort ist ja des Menschen eigentliche Heimath (asta), zu der er nach der Wanderung auf dieser Erde wieder zurückkehrt (punar-i) Rv. 10, 14, 8; dort in jener grossen Unendlichkeit, in jenem unendlichem Lichte ist sein Ursprung: »Wer gibt mich der grossen Aditi wieder zurück, dass ich Vater und Mutter schaue« Rv. 1, 24, 1.

Der mit Gebrechen behaftete irdische Leib ist für jenes Leben nicht mehr tauglich; der Heimgegangene ersteht an Leib vollständig (sarvatanu) und mit allen Gliedern versehen (sanga) in jener Welt (Av. 11, 3, 32. 49; 5, 6, 11 ; 18, 4, 64; çatap. Br. 5, 6, 1, 1; 11, 1, 8, 6; 12, 8, 3, 31). Er empfängt, wie aus der angeführten Stelle (Rv. 10, 14, B. Av. 6, 120, 3) und Av. 3, 28, 5: »Wo fromme Freunde sich erfreuen, nachdem sie ihres Körpers Gebrechen aufgegeben haben« ersichtlich ist, einen aller Unvollkommenheit freien Körper, der von ewigem Lichte strahlt. Vergleiche auch Av. 11, 1, 37 und Rv. 10, 56, 1 : »Hier hast du ein Licht, dort hast du ein Licht, aber mit dem dritten Lichte vereinige dich; wenn dein Körper sich zur Ruhe legt, so sei lieblich (äußere Erscheinung), willkommen bei den Göttern an höchster Geburtsstätte«.

Worin das Leben der Seligkeit bestand, wird für gewöhnlich in den Liedern des Rigveda nicht näher angeführt; es heisst einfach: »in des Himmels Mitte führen sie ein Leben der Seligkeit« (madhye divah svadhaya madayante) Rv. 10, 15, 14, was Rv. 1, 108, 12 gleicherweise von Indra und Agni ausgesagt wird. Eine eingehendere Schilderung haben wir nur Rv. 9, 113, 7 1%:

»Wo Licht ist, welches nie erlischt,
und wo der Himmelsglanz erstrahlt,
Dahin, in die Unsterblichkeit
die ewge bringe Soma mich!
Wo König ist Vaivasvata
und wo des Himmels Innerstes,
Wo jene ewigen Wasser sind
o Soma mach unsterblich mich!
Wo man nach Wunsch sich regt, bewegt,
in dritter Höh des Himmelsreichs,
Wo glanzvoll alle Räume sind -
o Soma mach unsterblich mich!
Wo Wunsch und Sehnsucht sind gestillt
an rother Sonne Gipfelpunkt,
Wo Lust und Sättigung zugleich
o Soma mach unsterblich mich!
Wo Lust und Freud und Fröhlichkeit
und Wonne wohnen, wo der Wunsch
des wünschenden Erfüllung hat
o Soma mach unsterblich mich!«

Siebenzig Lieder Seite 111.

Weniger speculative Naturen, die grosse Masse des Volkes wird sich zu solch tiefgeistiger Auffassung des zukünftigen Lebens kaum emporgeschwungen haben, sie malte sich dasselbe sinnlicher aus, so dass es in ihrem Geiste vielfach als eine verschönerte Fortsetzung des diesseitigen angesehen wurde. Die Lieder des Rigveda bieten uns in dieser wie noch in andern Fragen am wenigsten die Anschauungen dieser Kreise; durch die größere Berücksichtigung, die dem Rigveda bis jetzt zu Theil geworden ist, findet man häufig als Anschauungen des vedischen Volkes ausgegeben, was in Wirklichkeit nur Eigenthum weniger geistiger Größen war, unter denen z. B. ein Vasishtha das Zeug hatte, ein Zarathustra seines Volkes zu werden. Oder sollte eine Anschauung, nach der der Tod nur ein Eingehen in die grosse Unendlichkeit ist, der der Mensch entstammt, nach der das Dortsein, die Wiedervereinigung mit derselben schon Seligkeit ist, in der That älter, ursprünglicher und natürlicher sein als die, welche das Leben nach dem Tode als eine verbesserte Auflage des irdischen ansieht, in dem man aller Drangsale und Mühen ledig mit den Göttern fröhlich zecht und auch nach Lust der Liebe genießt?

Nach Rv. 10, 135, 1 sitzt Yama mit den Göttern und Vätern unter schön belaubtem Baum und trinkt mit ihnen in Gemeinschaft (sam-pa). Immerdar nach Wunsch milchende, schimmernde, röthlich-weiße, ein- und vielfarbige Milchkühe, die nicht mit dem Fuße ausschlagen, treten an jeden Frommen heran (Av. 18, 4, 33 ff.); laue, wohlthuende Winde wehen, kühlender Regen träufelt hernieder (Av. 18, 2, 21 ff.); Teiche von Ghrta gibt's daselbst, Bäche, in denen Honig fliesst, Ströme mit Milch gefüllt, Sura statt Wasser führend (Av. 4, 34, 5. 6; Çatap. Br. 11, 5, 6, 4); nicht finden sich Reiche und Arme, Mächtige und Unterdrückte (Av. 3, 29, 3), und da es viel Weibsvolk daselbst gibt (svarge loke bahu strainamesham), so ist es gut, dass Agni dem Toten bei der Bestattung nicht den çiçna verbrennt (Av. 4, 34, 2). Rv. 10, 56, 3 ruft Brhaduktha seinem dahingeschiedenen Sohne nach: »Ein Held bist du, mit Raschheit sollst du gehen zu den Verlangenden (suvenih Acc. Plur. Feminini, also Frauen!) in glücklicher Fahrt zum Ruhme, in glücklicher Fahrt zum Himmel, in glücklicher Fahrt nach den alten bleibenden Satzungen, in glücklicher Fahrt zu den Göttern, flugs (anu patma) in glücklicher Fahrt«.

Es verdient auch hervorgehoben zu werden, dass — wie Muir ST. 5, 307 Note beobachtet hat — die Rv. 9, 113, 11 zur Schilderung der himmlischen Wonne verwendeten Ausdrücke (yatranandaçca modaçca mudah pramuda asate »wo Lust und Freud und Fröhlichkeit und Wonne wohnen« Roth) im Taitt. Br. 2, 4, 6, 6 zum Ausdruck irdischer Geschlechtslust dienen: modah pramoda anando mushkayornihitah sapah. — Nach Çatap. Br. 14, 7, 1, 32-33 ist die Wonne, die der Selige in jenem Leben geniesst, hundert Mal so groß als die höchste Wonne und das höchste Glück auf dieser Welt.

Die in die glückliche Gemeinschaft der Götter eingegangenen Väter (pitarah) empfangen fast göttliche Verehrung; sie werden sehr häufig neben den Göttern zum Schutz angerufen, ihnen werden Opfer dargebracht und der Trank svadha wird ihnen dabei ausgegossen. An dieselben ist der Hymnus Rv. 10, 15 gerichtet.

1. »Erheben sollen sich die untern, erheben die höchsten, erheben die mittleren Väter, die somaliebenden, die treuen, des Gesetzes kundigen, die in das Geisterleben (asu) eingegangen sind: diese Väter sollen uns bei unsern Anrufungen hold sein.
2. Diese Verehrung sei heute den Vätern (dargebracht), denen welche in der Vorzeit dahin gegangen und denen, welche später, welche im irdischen Luftraume sich niedergelassen haben oder welche jetzt in den mit schönen Ansiedlungen versehenen Gauen wohnen.
3. Ich habe die wohlwollenden Väter gefunden, den Enkel und den Schritt Vishnûs; welche auf der Opferstreu sitzend mit der Svadha vom gekelterten Trank genießen, die kommen am häufigsten her.
4. Ihr auf der Opferstreu sitzenden Väter kommt mit Hülfe herbei, diese Opfer haben wir euch bereitet, findet Gefallen an ihnen; kommt herzu mit heilbringender Gnade, verleiht uns Heil und Segen frei von Fehl.
5. Angerufen sollen die freundlichen Väter zu den ihnen lieben, auf der Opferstreu niedergesetzten Labungen herbeikommen, sie sollen hier hören, uns segnen und uns fördern.
6. Das Knie herbeugend, zur rechten Seite euch niedersetzend, nehmt dieses Opfer alle wohlgefällig auf; schädigt, o Väter, uns durch nichts für das, was wir etwa nach Menschenweise an Sünde begangen haben.
7. Niedersitzend im Schoße der röthlichen (Morgenröthen?) verleiht Reichthum dem frommen Sterblichen, den Söhnen, o Väter, gewährt von diesem Gut, hier legt Segensfülle nieder.
8. Die Väter aus alter Zeit, die freundlichen, besten, welche zum Somatrank herbeigefahren kamen; mit diesen soll Yama, er, der Verlangende mit den Verlangenden sich erfreuend, nach Wunsch an den Opfergüssen sich berauschen.
9. Welche lechzend bei den Göttern dursteten, die opferkundigen, denen von den Sängern Preisgesänge dargebracht werden, mit ihnen den wohlwollenden, o Agni, komm herbei, den wahrhaften Weisen, den zum Opfer sich setzenden.
10. Welche als wahrhafte Havisesser, Havistrinker mit Indra und den Göttern vereint sind, mit ihnen den tausenden, wie Götter zu preisenden, den spätern, den frühern Vätern, den zum Opfer sich setzenden, komm herbei Agni.
11. Ihr vom Feuer verzehrten Väter (d. h. die, deren Leichnam verbrannt wurde) kommt herbei, setzt euch, jeder auf seinen Sitz, sicher fördernde; verzehrt die Opfer, die euch auf der Opferstreu dargebracht sind, heldenreichen Reichthum verleihend.
12. Du, o Agni, hast, angefleht, die Opfer entführt, nachdem du sie wohlriechend gemacht hast; du übergabst sie den Vätern, diese aßen mit Svadha sie; iss auch du, o Gott, die dargereichten Opfer.
13. Die Väter, welche hier und die, welche nicht hier sind, welche wir kennen und die, welche wir nicht kennen: du weißt, o Jatavedas, wie viele sie sind; mit Svadha genieße das wohlzubereitete Opfer.
14. Welche durchs Feuer verbrannt und welche nicht durchs Feuer verbrannt in des Himmels Mitte an der Svadha sich berauschen, mit diesen gestalte nach Wunsch den Körper, richte als Selbstherrscher das Geisterreich ein«.

Das Haupt der Seligen ist Yama; er ist der Versammler der Völker (samgamano jananam) Rv. 10, 14, 1, verlangt sehnsüchtig nach den Menschen (Rv. 10, 135, 1) und bietet den Gestorbenen einen Ruheort (avasana Rv. 10, 14, 9) voll Annehmlichkeiten. »Yama soll den Sitz dir zurichten« wird Rv. 10, 18, 13 dem Bestatteten nachgerufen. Zu dieser Eigenschaft eines Herrschers (rajan) der seligen Geister der Verstorbenen gelangte Yama dadurch, dass er der erste Mensch war, er heißt daher Vater (pitar), Stammvater (viçpati) Rv. 10, 135, 1. Als der erste der Gestorbenen ist auch er der erste Wiederauflebende:

Der hingegangen nach den weiten Höhen,
der vielen nach ihm einen Weg gezeigt hat,
Den Sohn Vivasvants jenen Völkersammler,
den König Yama ehret jetzt mit Opfer.
Er ging voran und fand uns eine Wohnstatt
auf jener Flur, die Niemand uns entfremdet,
Wohin der Vorzeit Vater heimgegangen:
sein Weg fahrt dorthin jeden Erdgeborenen.

Rv. 10, 14, 1. 2 — Für den ersten Halbvers hat Av. 18, 3, 13: »Der als der erste der Sterblichen starb, der als der erste in jene Welt voranging«.

Mit der persönlichen Unsterblichkeit ist natürlich persönliche Verantwortlichkeit nach dem Tode verbunden: »Nur gottesfürchtige Männer« (devayanto, devayavo narah) leben dort ewig Rv. 1, 115, 2 ; 1, 154, 5 ; Av. 6, 120, 3 ; die Treuen (avrka), heiligen Gesetzes kundigen (rtajna) gehen ins Geisterleben (asu) ein Rv. 10, 15, 1. Schon ganz in brahmanischem Sinne gehalten sind die Anforderungen, die Rv. 10, 154 gestellt werden:

»Soma läutert sich den Einen, zum Ghrta setzen sich andere, denen Honig zuströmt: zu denen solle er eingehen. 1.
Welche durch Askese (tapas) unangreifbar wurden, welche durch dieselbe zum Lichte eingingen, welche Askese ausübten: zu denen soil er eingehen. 2.
Welche in Schlachten kämpfen, als Helden ihre Leiber dransetzten, auch die, welche tausendfachen Opferlohn geben: z. d. s. e. e. 3.
Auch die, welche die ersten Pfleger frommen Werkes, gerecht und heilig gesinnt waren: zu den Vätern, den inbrunstreichen, zu denen, o Yama, soll er eingehen. 4.
Die Seher, die tausendfache Weisen kennen, die die Sonne hüten: zu den inbrunstreichen Rishi, o Yama, zu denen soll er eingehen. 5.

Was ist nun das Schicksal derer, die nicht fromm lebten, die in Feindschaft mit den Göttern vom Tode ereilt wurden?

Roth hat in einem Aufsatz »On the morality of the Veda« Journ. of the Americ. Or. Soc. 3, 329-347 diese Frage aufgeworfen; er findet, dass wir aus dem Veda (d. h. der Rigveda- Samhita) hierauf keine bestimmte Auskunft erhalten. Zwei Möglichkeiten bieten sich dar: Die Bösen leben entweder nach Vernichtung ihres irdischen Körpers noch fort in irgendwelchem Zustand, der jedoch von dem glückseligen Leben der Frommen ebenso verschieden ist, wie ihr Wandel auf dieser Erde war; oder durch den Tod wird ihre Individualität ausgelöscht, das Nichtempfangen des ewigen Lebens, der Untergang des individuellen Seins ist eben die Strafe für sie. »Passages in the sacred writtings speak in favor of the second supposition, of the annihilation of the wicked of death. We read there that Varuna, the supreme judge of the actions of men and of their fate hereafter, thrustes those who displease him into the depth. As their body in the grave, so themselves sink into a dark abyss; and with that, doubtless, their being is at end. Herewith accords too the already mentioned doctrine that immortality is a free gift from heaven. Whoever fails to receive it, ends his existence when this body lies. Of a hell this religion knows nothing, although the later Indians have imagined for themselves hell and its horrors, after the same manner as other nations« pag. 345.

Diese Ansicht, der auch Weber ZDMG. 9, 238. 239 beistimmt, scheitert an den Thatsachen. Vorerst ist festzuhalten, dass Roth nur den Rigveda im Auge hat. Nach der, wie wir sahen, dort mehrfach ausgesprochenen, tiefen Auffassung ist Seligkeit einfach »Leben im ewigen Licht«. Der Gegensatz von »gut« ist »böse«, ebenso von Licht »Finsternis«; so wenig ein Eingehen in jene Glanzräume von Seiten des Guten »Vernichtung des Seins, Aufhebung ihrer Individualität« bedeutet, ebenso wenig ist der Bösen »sink into a dark abyss« dasselbe, wie Roth folgert. Auch die Lehre, dass Unsterblichkeit (d. h. ewige Seligkeit!) freie Gabe des Himmels ist, bedingt nicht gänzlichen Untergang der Bösen, wie z. B. ein Blick in die christliche, speciell protestantische Dogmatik lehren kann. Zudem tritt diese Anschauung nur vereinzelt in wenigen Liedern, besonders an Varuna, hervor: die Mehrzahl der vedischen Rishi denkt sich das Verhältnis zwischen Göttern und Menschen anders: dehi me dadami te Des mihi do tibi V. S. 3, 50 ist der Grundton, der auch die Gebete des Rigveda durchzieht.

Roth spricht 1.c. weiterhin die Ansicht aus, dass eine Bestrafung der Bösen nach dem Tode, also ein Fortleben derselben, wesentlich beruhe auf der Erkenntnis, dass die menschliche Natur in allen Individuen des Menschengeschlechts dieselbe sei. Diese Erkenntnis zeigt sich aber nach ihm am frühesten in dem hebräischen Prophetenthum, sodann deutlicher im Buddhismus und vollkommen klar im Christenthum: »We ought not therefore to be surprised, if we do not find this exalted thought among the ancient Indians, twelve or fifteen centuries before Christ«.

Nein, diese Erkenntnis hat die Hölle nicht geschaffen, sondern sie ist die nothwendige Consequenz des allgemein menschlichen Gedankens »Auge um Auge, Zahn um Zahn«. Sobald sich überhaupt ein Volk zum Glauben an ein Fortleben nach dem Tode erhebt und die ethische Seite des irdischen Lebens so sehr in den Vordergrund schiebt, dass dies Fortleben der Guten zugleich eine Belohnung durch einen glücklicheren Zustand ist, wird es auch eine wirkliche Bestrafung des Bösen nach diesem Leben, wenn auch noch so verschieden, ausbilden.

In der hebräischen Religion ist bekanntlich Teufel- und Dämonenlehre sowie die ins Christenthum mit herüber genommene Hölle erst in Folge der Berührung mit dem Parsismus entstanden; aber ebenso ist auch die Unsterblichkeit, die Belohnung der Guten in einem Jenseits nicht althebräisch. Aufhören der Individualität, also bloß Entziehung eines Gutes hat nie ein ganzes Volk als Strafe angesehen für den unbehelligt aus dieser Welt scheidenden Bösen, am wenigsten das Volk der vedischen Arier. Was wünschen die Sänger ihren Feinden, die sie selbstverständlich als Gottlose betrachten, nicht schon hier alles an: »Platzen sollen sie« Rv. 8, 39. 40. 41! Ist es bei einer solchen Gesinnung denkbar, dass man, wenn der verhasste Feind nach einem Leben von hundert Herbsten, umgeben von reicher Nachkommenschaft unbehelligt und ungestraft dahin schied, dies als eine genügende Strafe ansah, dass er nicht einer weiteren, glücklicheren Fortsetzung des Lebens theilhaftig wurde?

Dass der Bestrafung der Bösen selten Erwähnung im Rigveda geschieht, ist erklärlich; nehmen wir einmal die Totenlieder des X. Mandala und Rv. 9, 113, 7 ff. weg, wie oft wird des glückseligen Lebens im Rigveda gedacht? nicht viel mehr und nicht viel deutlicher wird es erwähnt, als das zukünftige der Bösen, auf das ich folgende Stellen beziehe: »Fern seien die Schlingen, fern die Schuld, o Götter, nicht ergreift mich wie einen Vogel bei der Brut. Seid heute bei uns, o Verehrungswürdige, an euer Herz will ich zitternd flüchten; schützt uns, o Götter, vor des Wolfes Verzehren und vor dem Fall in den Pfuhl (karta)« fleht Grtsamada Rv. 2, 29, 6. Rv. 9, 73, 8-9: »Der Hüter der heiligen Ordnung (rta) ist nicht zu trügen, drei Läuterungsmittel (bildlich cf. Rv. 3, 26, 8) hat er ins Herz gelegt (einem Jeden), kundig überschaut er alle Wesen; die ihm nicht wohlgefälligen (ajushtan), gottlosen (avratan) stößt er hinab in den Pfuhl (karta). Der heiligen Ordnung Gewebe ist gespannt auf das Läuterungsmittel an der Spitze der Zunge durch Varunas übernatürliche Weisheit. Die Weisen haben es anstrebend erreicht, der Unvermögende (dies zu thun) soll stürzen in den Pfuhl«. »Kein Verwandter ist er (Indra) dem , der nicht Soma keltert, kein Freund, kein Bruder; die Unfreundlichen (d. h. die schlechten Opferer - dushpravyah) stößt er hinab in die Tiefe (avacah) Rv. 4, 25, 6. Nach Rv. 4, 5, 5 sind sowohl die, die bruderlose Mädchen beschlafen, als auch Frauen von schlechtem Wandel, die ihren Gatten täuschen, diejenigen die Verbrecher (papasah), Verächter der heiligen Ordnung (anrtah), Lügner (asatyah) für jenen tiefen Ort (idam padam gabhiram) geboren. »Wer uns anfeindet, den lass gelangen ins untere Dunkel«, fleht ein Rishi zu Indra Rv. 10, 152, 4.

Es klammerten sich die vedischen Sänger so sehr an dies Leben, das so schön ist (Av. 5, 30, 17), dass sie außer bei Todesfällen selten Gelegenheit nahmen, an das, was jenseits folgt, zu denken. Geschah dies doch, so ist es bei dem frohen und heiteren Charakter, den die Lieder des Rigveda athmen — sie sind eben aus den Kreisen glücklicher Menschen zumeist hervorgegangen —, ganz natürlich, dass sie, um mich so auszudrücken, eher eine positive Gabe erbaten, das Leben im ewigen Licht, als Bewahrung vor dem Sinken in den Pfuhl erflehten.

Welchen Sinn hat es ferner, Yama zwei wegbehütende (pathirakshi Rv. 10, 14, 11, am Wege sitzende pathishad Av. 18, 2, 12) Hunde zu geben, an denen Jeder vorbei muss, ehe er zum Wonneleben eingeht (Rv. 10, 14, 10), wenn die Bösen mit dem Tode in Nichts versinken. Als uralt wird die Vorstellung durch die Namensidentität von Çabala und Kerveros (M. Müller Chips 2, 182 ff.; Weber Ind. Stud. 2, 298; Benfey Vedica p. 149 ff.) erwiesen (...).

Benfey hat sogar (Hermes, Minos, Tartaros, Göttingen 1877 pag. 33 ff.; vgl. 17 ff.) den Versuch gemacht, den gemeinsamen Namen der Wohnung der Bösen bei Indern und Griechen nachzuweisen: Tartaro: talátala. Letzteres Wort kommt in späteren Schriften als Name einer bestimmten Hölle vor. Benfey fasst beide Wörter als Intensivbildung — ihr Verhältnis ist wie caracará zu cárcara etc.: »das fort und fort herabsteigende«, der Ort, wohin man gelangt, wenn man immer tiefer und tiefer hinabsteigt, also »die unterste Tiefe«.

Hiergegen spricht freilich, wie sich Benfey nicht verhehlt, dass sowohl tala als atala Namen für Höllen sind, ferner vitala, sutala, mahatala, rasatala, nitala, pratala, çritala, gabhastala. Es ist jedoch wohl zu beachten, dass in allen diesen Wörtern tala letztes Glied des Compositums ist, eine solche Auflösung von talatala aber nicht wohl angeht. Hiermit fällt meines Erachtens der Grund weg, der uns bestimmen könnte, talatala auf gleiche Stufe zu stellen mit den genannten Namen. Es erhebt sich vielmehr die Vermuthung, dass die spätere Zeit ein ihr etymologisch unverständliches altes Wort talatala falsch auffasste, und wie Aditi eine Diti, asura, asita, ein sura, sita, vidhava ein dhava hervorrief, so jene Höllennamen auf -tala erst nach talatala gebildet sind.

Das Vorhandensein eines Aufenthaltsortes für die Bösen nach diesem Leben in den übrigen Samhita steht außer jedem Zweifel: »Jenes Haus, welches unten (adharat) ist, dort sollen die Unholdinnen sein - dort soll man ihren Sitz nennen —, sie und alle Zauberinnen« Av, 2, 14, 3. Dies unterirdische Haus heißt Av. 12, 4, 36 die Höllenwelt (naraka loka) und steht im Gegensatz zu Yamas Reich, das sonst die Lichtwelt (svarga loka) genannt wird. Als »unterste Finsternis« (adhama tamamsi) wird die Hölle Av. 9, 2, 4. 9. 10. 17 (adhamam tamas) 8, 2, 24 ; 10, 3, 9; 13, 1, 32; als »schwarze Finsternis« (krshnam tamas) 5, 30, 11; »blinde Finsternis« (andham tamas) 18, 3, 3 bezeichnet. Der Mörder (virahan) wird V. S. 30, 5 der Hölle (naraka) geweiht.

Eine Schilderung der Strafen, die den Verdammten erwarten, haben wir Av. 5, 19, in einem Hymnus, den ich oben einer Zeit zugewiesen habe, in der die Fürsten und Edlen es mit allen Kräften versuchten, die immer mehr erstarkende Hierarchie zu brechen: »Welche einen Brahmanen anspeien oder Rotz auf ihn schleudern, die sitzen in der Mitte eines Baches von Blut und fressen Haare. Die den Schritt hemmende Fußfessel, die man dem Toten anbindet, das, o Brahmanenschinder, haben die Götter dir als Decke (? Lager) angewiesen. Die Thränen des jammernden, geschundenen (Brahmanen), die dahin rollen, diese bestimmten dir, o Brahmanenschinder, die Götter als dein Theil Wasser. Womit man den Gestorbenen wäscht, womit man die Bärte badet, das bestimmten, o Brahmanenschinder, die Götter als dein Theil Wasser« Vers 3; 12-14.

Noch ausführlicher ist die Schilderung der Höllenstrafen, die sich çatap. Br. 11, 6, 1 findet; s. Weber ZDMG. 9, 240 ff. Nach eben demselben Brahmana erfahren wir auch ausdrücklich, dass Jeder nach dem Tode wiedergeboren und auf einer Waage gewogen wird ; je nach seinen Werken (yadi sadhu vasadhu veti) empfängt er Lohn oder Strafe Çatap. Br. 11, 2, 7, 33 ; 6, 2, 2, 27 ; 10, 6, 3, 1; vgl. 12, 9, 11.

Damit kein Unberufener in Yamas Reich Eingang fände, sassen zwei Hunde am Wege (pathishad) und hielten Wache. Sie sind von nicht ganz geheurem Aussehen, haben vier Augen, sind breitnasig und von brauner Farbe RN,. 10, 14, 12; nach Av. 8, 1, 9 ist der eine çyama, der andere çabala. »Vorbei an den beiden gefleckten Hunden, den Sprossen Saramâs, den vieräugigen, lauf graden Wegs und tritt ein zu den Gutes erweisenden Vätern, welche mit Yama zusammen Gelage halten«, wird dem Toten nachgerufen Rv. 10, 14, 10. Jeden Bösen, der etwa durch will, halten sie an. In Rv. 7, 55, 2— 5 haben wir, wie Aufrecht Ind. Stud. 4, 341 ff. zeigt, ein Bruchstück einer Scene am Eingang in Yamas Reich: Ein Toter, an der Behausung Yamas angekommen, wird von einem der beiden Hunde angehalten; der Tote fordert den Hund auf, ihn in Ruhe zu lassen, Diebe möge er anbellen, Räuber anrennen, nicht aber ihn, einen Verehrer Indras.

Im weitern Verlaufe erhält Yama eine active Rolle zugetheilt, die ihm als erstem der Gestorbenen nicht zukam; Befugnisse des immer mehr zurücktretenden Varuna gehen auf ihn über. Galt bisher der Tod bloß als Yamas Pfad (Rv. 1, 38, 5), d. h. der Pfad auf dem man zu Yama kommt, oder auf dem Yama zuerst wandelte, so wurde er nun Yamas Fußfessel (padbiça) Rv. 10, 97, 16; Av. 6, 96, 2; 7, 112, 2 ; 8, 7, 28. Seine beiden Hunde wandeln nun unter den Menschen und spüren diejenigen aus, die sterben müssen (Rv. 10, 14, 12; Av. 8, 1, 9). In Rv. 10, 165, 4 erscheint der Kapota als sein Bote und er selbst als Todesgott. Auch Rv. 1, 29, 3: »Schläfere ein die beiden abwechselnd wachenden (Botinnen Yamas?); sie sollen unerweckt schlafen« wird auf ihn gehen. Bote des Todes (mrtyudûta) und Bote Yamas sind daher gleich Av. 8, 8, 11. »Yama ist Tod, ist schlimmes Sterben bringend, ist Verderber« Av. 6, 93, 1.

So wird Yama, auch unter sonst vielfach veränderten religiösen Anschauungen, allmählich zu einem Gegenstand des Schreckens: zu einem Beherrscher der Toten in der Unterwelt und Bändiger derselben, wie dies Muir im Anschluss an Webers Abhandlung in der ZDMG. 9, 237 ff. darzustellen versucht hat ST. 5, 314 ff.

Solche Vorstellungen, in denen wir überall Anknüpfungspunkte an die ältesten Anschauungen verwandter indogermanischer Völker wahrnehmen, hegte das indische Volk in seinem Jugendalter von dem zukünftigen Leben, als es selbst noch frisch war, stark im Vertrauen auf seine Götter, seines Lebens Vorbilder. Sie stehen in schroffem Gegensatz zu dem, was uns von philosophischen Charlatanen, vierzigjähriger Forschung zum Trotz, noch immer als alte Lehre der Urväter des indischen Volkes gepredigt wird. Ihren wesentlichsten Zügen nach waren diese Vorstellungen arisches Gemeingut und, von dem éranischen Brudervolke noch mehr vergeistigt, sind sie es gerade, von denen durch Übertragung in die hebräische Religion die mächtige Propaganda für die individuelle Unsterblichkeit der Seele ausging. Insofern betreten wir gleichsam einen Urfelsen der religiösen Schöpfung, der bis in die Gegenwart hineinragt.

(Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879)

Siehe auch

Literatur

Seminare

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