Spirituelle Liebe

Aus Yogawiki

Spirituelle Liebe ist Liebe, die aus dem Spirit, also aus einem höheren Bewusstsein, aus der Seele, aus dem Göttlichen stammt. Spirituelle Liebe kann auch Liebe sein, die bewusst kultiviert wird, um auf dem spirituellen Weg Fortschritte zu machen.

Bhakti Yoga: Hingabe an das Göttliche Licht

Spirituelle Liebe – Liebe aus höherem Bewusstsein

Spirituelle Liebe ist eine Form der Liebe, die über reine Emotionen oder zwischenmenschliche Anziehung hinausgeht. Sie entspringt einem höheren Bewusstsein, der Seele und dem Göttlichen selbst. Während weltliche Liebe oft mit Bedingungen, Erwartungen und persönlichen Wünschen verbunden ist, geht es bei der spirituellen Liebe um bedingungslose Hingabe, Mitgefühl und innere Verbundenheit.

Was ist spirituelle Liebe?

Spirituelle Liebe ist Liebe, die aus dem Spirit, also aus einem höheren Bewusstsein, aus der Seele, aus dem Göttlichen stammt. Spirituelle Liebe kann auch Liebe sein, die bewusst kultiviert wird, um auf dem spirituellen Weg Fortschritte zu machen.

Diese Form der Liebe bedeutet, nicht nur andere Menschen, sondern auch die gesamte Schöpfung und das Leben selbst in ihrer Essenz zu lieben. Sie entspringt der Erkenntnis, dass alles miteinander verbunden ist und jede Seele ein Ausdruck der göttlichen Energie ist.

Merkmale der spirituellen Liebe

Spirituelle Liebe im Yoga und in der Meditation

Im Yoga und in der Meditation wird spirituelle Liebe bewusst kultiviert. Durch Achtsamkeit, Karma Yoga (selbstloses Dienen) und Bhakti Yoga (Weg der Hingabe) kann diese Form der Liebe wachsen. Wer meditiert, erfährt, dass wahre Liebe nicht an äußere Umstände gebunden ist, sondern aus der eigenen inneren Quelle kommt.

Spirituelle Liebe ist deshalb ein Schlüssel zur Selbstverwirklichung. Sie kann helfen, alte Verletzungen zu heilen, das Herz zu öffnen und Frieden mit sich und anderen zu finden.

Spirituelle Liebe im Alltag leben

Spirituelle Liebe bedeutet nicht, sich von der Welt zurückzuziehen, sondern das alltägliche Leben mit Bewusstsein und Mitgefühl zu gestalten:

Zusammenfassung

Spirituelle Liebe ist die tiefste Form der Liebe – eine Kraft, die aus der Seele und dem Göttlichen entspringt. Sie geht über persönliche Wünsche hinaus und schenkt dem Menschen inneren Frieden, Verbundenheit und Transformation. Wer spirituelle Liebe lebt, erfährt, dass Liebe nicht nur eine Emotion ist, sondern der wahre Kern des menschlichen und göttlichen Seins.

Charakteristika der spirituellen Liebe

Puja als Zeichen der Verehrung des Göttlichen

Der Ausdruck spirituelle Liebe stammt vom Wort spirituell. Spirituell kommt vom Begriff „Spirit“ beziehungsweise „Spiritus“ und bezieht sich auf ein transzendentes Göttliches. In vielen spirituellen Traditionen wird davon ausgegangen, dass es ein Ewiges und Allumfassendes gibt, ein Göttliches, das allem innewohnt. Alles im Universum ist Ausdruck dieses Göttlichen. Und alles, was geschieht, dient letztlich dazu, dieses Göttliche wahrzunehmen und zu erkennen.

Spirituelle Philosophie ist daher eine Lebensphilosophie, die davon ausgeht, dass alles einen tieferen Sinn hat. Jede Erfahrung ist Teil eines größeren Zusammenhangs und hilft, auf dem Weg der spirituellen Entwicklung voranzuschreiten.

Spirituelle Liebe entspringt diesem Bewusstsein und zeigt sich in drei zentralen Charakteristika:

  • Spirituelle Liebe geht davon aus, dass hinter allem das Göttliche wirkt.
  • Spirituelle Liebe erkennt in jedem Menschen eine Manifestation des Göttlichen.
  • Spirituelle Liebe versteht jede Erfahrung als sinnvoll und hilfreich für die spirituelle Entwicklung.

Spirituelle Liebe ist daher allumfassend und bedingungslos:

Spirituelle Liebe ist allumfassend

Spirituelle Liebe ist allumfassend. Das bedeutet, dass spirituelle Liebe nicht auf eine einzelne Person oder wenige Menschen beschränkt ist. Vielmehr umfasst sie alles Sein. Spirituelle Liebe ist ein tiefes Grundgefühl von Verbundenheit und Freude zu allen Menschen, zu allen Tieren, zur Natur und letztlich zum gesamten Universum.

Ein spiritueller Meister lebt dieses Grundgefühl der Liebe als seine normale Gemütslage. Für einen spirituellen Aspiranten besteht die Aufgabe darin, diese allumfassende spirituelle Liebe Schritt für Schritt zu entwickeln, sie bewusster wahrzunehmen und im Alltag immer stärker zu spüren.

Spirituelle Liebe ist bedingungslos

Spirituelle Liebe ist bedingungslos und unabhängig von äußeren Umständen. Sie benötigt keine Vorbedingungen und ist keine Krämerliebe im Sinne von „Wie du mir, so ich dir“.

Spirituelle Liebe kann nicht enttäuscht werden, da sie nicht an Erwartungen geknüpft ist. Sie bleibt bestehen, auch wenn man schlecht behandelt, angegriffen oder enttäuscht wird. Sie ist eine Liebe, die aus einem höheren Bewusstsein erwächst und die immer präsent ist – unabhängig davon, wie die äußeren Umstände sind.

Spirituelle Liebe im Alltag

Spirituelle Liebe zeigt sich nicht nur in der Meditation oder in der Beziehung zu einem höheren Bewusstsein, sondern vor allem im Alltag. Sie bedeutet, jedem Menschen mit Mitgefühl, Respekt und Freundlichkeit zu begegnen – unabhängig von seiner Herkunft, Religion oder seinem Verhalten. Spirituelle Liebe im Alltag heißt, in kleinen Gesten der Achtsamkeit, im liebevollen Umgang mit der Natur und in der Fürsorge für Tiere und Mitmenschen das Göttliche in allem zu erkennen. Wer spirituelle Liebe im täglichen Leben praktiziert, entwickelt mehr Gelassenheit, innere Ruhe und das Gefühl tiefer Verbundenheit mit allem, was existiert.

Das Hohelied der Liebe als wunderbare Beschreibung der spirituellen Liebe

Apostel Paulus – Gemälde von Albrecht Dürer

Das Hohelied der Liebe des Apostel Paulus ist eine großartige und zeitlose Beschreibung der spirituellen Liebe. In früheren Zeiten mussten Konfirmanden der evangelischen Konfessionen dieses Hohelied der Liebe auswendig lernen. Bis heute wirkt es inspirierend und beschreibt die Essenz einer Liebe, die weit über das Persönliche hinausgeht. Es findet sich im 1. Korintherbrief, Kapitel 13, und gilt als einer der bedeutendsten Texte der Bibel.

Der Apostel Paulus schreibt in diesem Brief an die Korinther:

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und wenn ich prophetisch reden könnte / und alle Geheimnisse wüsste / und alle Erkenntnis hätte; /
wenn ich alle Glaubenskraft besäße / und Berge damit versetzen könnte, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich nichts.
Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte / und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, / hätte aber die Liebe nicht, / nützte es mir nichts.
Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, / lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf.
Prophetisches Reden hat ein Ende, / Zungenrede verstummt, / Erkenntnis vergeht.
Denn Stückwerk ist unser Erkennen, / Stückwerk unser prophetisches Reden;
wenn aber das Vollendete kommt, / vergeht alles Stückwerk.
Als ich ein Kind war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte wie ein Kind.
Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir war.
Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt erkenne ich unvollkommen, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

Dieses Hohelied der Liebe fasst in poetischer Weise zusammen, was die Charakteristika der spirituellen Liebe sind: bedingungslose Hingabe, Mitgefühl, Geduld, Wahrhaftigkeit und die unvergängliche Kraft der Liebe, die über alle menschlichen Begrenzungen hinausgeht.

Grundlagen von spiritueller Liebe

Spirituelle Liebe kann ganz natürlich, von selbst kommen, wenn jemand eine tiefe spirituelle Erfahrung gemacht hat. Und spirituelle Liebe kann man bewusst entwickeln, um zu einer tieferen spirituellen Erfahrung zu kommen.

Spirituelle Liebe als Folge tiefer spiritueller Erfahrung

Ramana Maharshi lehrt die Selbsterforschung: "Wer bin ich?"

Spirituelle Erfahrung ist eine Form tiefer Erfahrung des Göttlichen. Eine spirituelle Erfahrung lässt die göttliche Gegenwart erfahrbar machen. Spirituelle Erfahrung ist mit einer Ausdehnung des Bewusstseins, mit einer Intensität des Erlebens, mit großer Freude verbunden. Daher wird dafür im Yoga der Sanskrit Ausdruck Satchidananda verwendet: Sat - unendliches Sein; Chid - Bewusstsein; Ananda - Freude. Spirituelle Erfahrung ist Ausdruck von Sat, Chid, Ananda: Sat steht für Ausdehnung des Seinsgefühls und Verbundenheit; Chid für intensivere Erfahrung/Bewusstsein; Ananda für Freude und Wonne. Spirituelle Erfahrung, Satchidananda, ist immer verbunden mit Liebe, mit spiritueller Liebe. Wer aus einer tiefen spirituellen Erfahrung kommt, fühlt sich mit jedem und allem verbunden, spürt diese spirituelle Liebe allumfassend und bedingungslos.

Für einen Aspiranten auf dem spirituellen Weg kommt spirituelle Erfahrung und damit spirituelle Liebe immer wieder aus scheinbar heiterem Himmel (manchmal auch bewölktem Himmel), besser gesagt aus Gnade. Nach einer Weile kann diese spirituelle Erfahrung sich wieder verflüchtigen, der Alltag kommt wieder mit seinen verschiedenen Stimmungen, Gemütszuständen und Emotionen.

Ein Spiritueller Meister lebt im Zustand spiritueller Erfahrung und damit dem Bewusstsein der Einheit und Verbundenheit. Er ist daher im Zustand beständiger spiritueller Liebe. Zwar geht auch ein spiritueller Meister durch verschiedenste Emotionen und Stimmungen. Aber alle Emotionen und Gefühle sind gegründet auf dem tiefen Gefühl spiritueller Liebe. In Indien waren im 20. Jahrhundert Swami Sivananda, Ananda Mayi Ma und Ramana Maharshi Beispiele von Verkörperungen reiner Liebe.

Grundlagen von spiritueller Liebe

Spirituelle Liebe kann auf zwei Weisen entstehen: Sie kann ganz natürlich und spontan auftreten, wenn jemand eine tiefe spirituelle Erfahrung gemacht hat. Ebenso kann spirituelle Liebe bewusst kultiviert und entwickelt werden, um den Weg zu tieferer Erkenntnis und göttlicher Verbundenheit zu gehen.

Spirituelle Liebe als Folge tiefer spiritueller Erfahrung

Ramana Maharshi lehrt die Selbsterforschung: "Wer bin ich?"

Eine spirituelle Erfahrung ist eine tiefe Erfahrung des Göttlichen. Sie lässt die göttliche Gegenwart erfahrbar werden und ist verbunden mit einer Ausdehnung des Bewusstseins, intensiven Erlebnissen und tiefer Freude. Im Yoga wird dies oft mit dem Sanskrit-Ausdruck Satchidananda beschrieben:

  • Sat – unendliches Sein und Verbundenheit
  • Chid – Bewusstsein und höhere Erkenntnis
  • Ananda – Freude und Wonne

Spirituelle Erfahrung als Ausdruck von Sat-Chid-Ananda ist immer mit Liebe verbunden – mit spiritueller Liebe, die allumfassend und bedingungslos ist. Wer eine solche Erfahrung macht, fühlt sich eins mit allem, durchdrungen von Mitgefühl und Liebe zu jedem Wesen.

Für einen Aspiranten auf dem spirituellen Weg kann spirituelle Liebe immer wieder wie aus heiterem Himmel – oder besser gesagt, aus göttlicher Gnade – erwachsen. Doch im Alltag mit seinen wechselnden Stimmungen, Gedanken und Emotionen kann sich diese Erfahrung auch wieder verflüchtigen.

Ein spiritueller Meister lebt dauerhaft im Zustand von Satchidananda und damit in beständiger spiritueller Liebe. Auch wenn er menschliche Emotionen durchlebt, sind alle Gefühle tief in dieser universellen Liebe verwurzelt. Beispiele für solche Verkörperungen reiner Liebe im 20. Jahrhundert sind Swami Sivananda, Ananda Mayi Ma und Ramana Maharshi.




Kultivierung von spiritueller Liebe

Spirituelle Aspiranten haben als eine Aufgabe die Kultivierung von spiritueller Liebe. Dazu gehören drei Hauptaspekte:

  • Kultiviere das Gefühl von Liebe immer wieder
  • Mache deine Liebe bedingungslos
  • Entwickle allumfassende Liebe

Kultiviere das Gefühl der Liebe

Das natürliche Gefühl des Menschen ist das Gefühl der Liebe. Eigentlich ist Liebe immer spirituell. Und Spiritualität ist immer Liebe. Es gibt einige Möglichkeiten, häufiger Liebe zu spüren:

  • Wenn du einen Menschen siehst bzw. mit einem Menschen sprichst, spüre ihn/sie von deinem Herzen her. Fühle, dass du mit ihm/ihr vom Herzen verbunden bist. So kommt ein Gefühl von Liebe
  • Kultiviere Liebe zur Natur: Schaue öfter mal den Himmel an, eine Zimmerpflanze an, die Wolken, einen Baum, die Sterne. Richte dein ganzes Bewusstsein dorthin, fühle mit dem Herzen. Du wirst, meist schon nach wenigen Sekunden, Freude spüren, Verbundenheit spüren, also spirituelle Liebe
  • Spüre öfter in dein Herz hinein. Tief in deinem Inneren, in deinem Herzen, spürst du Freude. Aus dieser Freude kommt das Gefühl der Liebe, der spirituellen Liebe
  • Halte deinen Energiezustand hoch. Es ist leichter, Liebe zu spüren, wenn du mehr Energie hast. Übe daher deine spirituellen Praktiken
  • Wann immer du spirituelle Praktiken übst wie Meditation, Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung, Kirtan, Mantra-Rezitation etc., nimm dir Momente, in denen du spirituelle Liebe spürst
  • Eine besondere Praxis ist Maitri Bhavana, die bewusste Kultivierung von Mitgefühl. Maitri Bhavana ist sowohl eine Meditationstechnik, im Buddhismus Metta Bhavana genannt, als auch eine Übung im Alltag
  • Tätige Nächstenliebe, also aktives Engagement für andere Menschen, für die Armen, die Kranken, die Bedrückten, die von Sorge Erfüllten, hilft, das Gefühl der Liebe auf eine tiefe Basis zu stellen

Mache deine Liebe bedingungslos

Spirituelle Liebe - in der Familie

Spirituelle Liebe ist bedingungslos. Du kannst die Fähigkeit entwickeln, die Liebe zu den Menschen, mit denen zu tun hast, bedingungslos zu machen. Bedingungslose Liebe ist das Gegenteil der Krämerliebe: Wie du mir, so ich dir. Bedingungslose Liebe ist auch erwartungslose Liebe. Bedingungslose Liebe heißt nicht, sich ausnutzen zu lassen. Bedingungslose Liebe heißt aber, den anderen so zu akzeptieren wie er ist, ihn so zu lieben wie er ist und egal wie er handelt.

Kultiviere bedingungslose Liebe unter anderem zu folgenden Personen

  • Dein Partner: Liebe deinen Partner, so wie er ist und egal wie er sich verhält. Natürlich solltest du auch deine Bedürfnisse ausdrücken und dich nicht ausnutzen lassen. Aber dein Partner ist der Liebe wert, egal was er tut
  • Deine Kinder: Deine Kinder werden sich anders entwickeln, als du es vorhersehen kannst. Sie haben ihr eigenes Karma, ihr eigenes Schicksal, ihre eigene Persönlichkeit. Du wirst auch mal streng sein müssen, auch mal Nein sagen müssen - aber immer aus einem Gefühl der Liebe
  • Deine Eltern: Deine Eltern mögen dir Erfahrungen "ermöglicht" haben, die nicht nur angenehm waren, sie mögen jetzt uneinsichtig sein, du wirst sie jetzt kaum verändern können. Du wirst dich öfter abgrenzen müssen und manchmal ihren Forderungen nicht genügen können. Du kannst ihnen trotzdem in jeder Situation das Gefühl der Liebe, der bedingungslosen Liebe entgegen bringen
  • Deine Freundinnen und Freunde: Auch hier gilt: Mach deine Liebe nicht abhängig von dem, was die anderen machen. Kultiviere du Liebe, spirituelle Liebe. Handle trotzdem geschickt.

Mache deine Liebe allumfassend

Spirituelle Liebe ist allumfassende Liebe. Allumfassend heißt, dass jedes Wesen, jedes Ding, jeder Teil der Schöpfung - und auch das was jenseits der manifesten Schöpfung ist, geliebt werden kann. So ist es Aufgabe des spirituellen Aspiranten, Liebe zu allem und jedem zu kultivieren. Das Schöne ist: Tief im Inneren sind alle miteinander verbunden. Tief im Inneren ist das Göttliche an sich, im Vedanta Atman bzw. Brahman genannt. Daher ist allumfassende Liebe etwas ganz Natürliches: In dem Moment, in dem du jenseits der Ebene der Gedanken und Stimmungen gehst, in dem Moment, in dem du in die Tiefe deines Wesens und in die Tiefe des Wesens von einem anderen gehst, spürst du Verbundenheit und Einheit - und damit Liebe. Spirituelle Liebe als allumfassende Liebe ist also das natürlichste von der Welt.

Entwickle Feindesliebe

Eine der zentralen Lehren Jesu ist die Feindesliebe. Er sagte:

"Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne (und Töchter) eures Vaters werdet, der in den Himmeln ist." (Mt 5,43-45)

Manche moderne Aspiranten stoßen sich an dem Begriff "Feind": Idealerweise empfindest du nämlich, dass niemand dein Feind ist. Und Jesus sah niemanden als seinen Feind an. Er sagte sogar am Kreuz: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun". Für Jesus gab es also keine Feinde, nur aus Unwissenheit Handelnde. Jesus erkannte aber an, dass nicht alle Menschen schon diese allumfassende Liebe haben. So ist im Begriff "Feindesliebe" anerkannt, dass es Menschen geben mag, die dich nicht mögen, die du nicht magst, und dir sogar übel wollen und Übles tun. Allumfassende Liebe, spirituelle Liebe, sollte auch diese Menschen umfassen. Tief im Inneren ist jeder Mensch nämlich göttlich und meint das Gute - auch wenn er sich schlimm verhält.

Eine einfachere Form der Feindesliebe ist, was Swami Sivananda nennt: "Bear Insult, bear Injury": Trage Kränkungen, trage Schmähungen. Menschen werden dich durch ihr Verhalten, durch ihre Worte, durch ihre Einstellung, verletzen, kränken. Es ist Aufgabe des spirituellen Aspiranten, dies zu ertragen und letztlich trotzdem mit Liebe zu erwidern.

Versetze dich in andere hinein

Eine gute spirituelle Übung ist es, sich in jemand anderen hineinzuversetzen. Versuche, die Welt aus den Augen eines anderen zu sehen. Auf gewisse Weise macht man das, wenn man in einen Kinofilm geht, einen Roman liest, einen Fernsehfilm anschaut: Du siehst die Welt aus den Augen dieser Hauptperson, du liebst diese Hauptperson, bangst mit ihr, hoffst mit ihr. Der Mensch hat diese wunderbare Fähigkeit, mit jemand anderem mitzufühlen. Mache das nicht nur mit Romanfiguren und Kinohelden, Fernsehhelden: Mache es dir zur Übung, die Welt aus den Augen deiner Mitmenschen zu sehen. So wirst du merken, dass jeder von seinem Standpunkt aus gesehen, sich bemüht das Richtige zu tun. Menschen mögen aus Kränkungen, Verletzungen, seelischen Wunden und Unwissenheit Schlimmes tun. Tief im Inneren will jeder Mensch das Gute.

Verstehe, dass jede Handlung durch Liebe motiviert ist

Gehe von einer zweifachen Hypothese aus:

  1. Jeder Mensch handelt, um Liebe zu geben
  2. Jeder Mensch handelt, um Liebe zu empfangen

Mit anderen Worten: Jede Handlung eines Menschen kann gesehen werden als Versuch, jemandem Liebe zu geben bzw. als Bitte um Liebe. Beispiele mehr oder weniger extremer Art:

  • Der Chef, der seinen Untergebenen schimpft, kann den Wunsch haben, dass dieser sich zum Positiven wandelt.
  • Der Börsenmakler, der scheinbar nach großem Profit strebt, will vielleicht die Anerkennung/Liebe seines vielleicht sogar schon verstorbenen Vaters erbitten.
  • Jemand der Grausames tut, will mit dieser Grausamkeit Liebe zu seinem Vater ausdrücken, der ihn gequält hat: Schau, aus Liebe zu dir tue ich das was du mir angetan hast.

Wenn du dir solche Hypothesen immer wieder vergegenwärtigst, wirst du immer mehr merken, wie sehr menschliche Handlungen aus Liebe motiviert sind. So wird deine Liebe bedingungslos. So wird deine Liebe allumfassend. So bist du in spiritueller Liebe festgegründet.

Gottesliebe als Grundlage von spiritueller Liebe

Liebe zu Gott und die Erfahrung der Liebe Gottes, also Gottesliebe, kann eine tiefe Grundlage spiritueller Liebe sein. Jesus sagte:

"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüte und mit aller deiner Kraft!" (Markus 12,30)

Diese Gottesliebe ist für Jesus die Grundlage der Nächstenliebe. Umgekehrt ist Nächstenliebe die Grundlage der Gottesliebe. Beide gehören zusammen.

Bhakti Yoga ist der Yoga der Entwicklung von Gottesliebe. Wie du Gottesliebe entwickeln kannst, findest du daher unter dem Artikel Bhakti Yoga.

Siehe auch

Literatur

  • Uwe Birnstein u.a., Paulus: Wie der Christenverfolger die Liebe entdeckte (2012)
  • Anselm Grün, Das Hohelied der Liebe: Münsterschwarzacher Geschenkheft (2011)
  • Stephan Hachtmann, Berührt vom Klang der Liebe: Wege zum Herzensgebet (2012)
  • Thich Nhat Hanh, Jesus und Buddha - Ein Dialog der Liebe (2010)
  • Franz Jalics, Der kontemplative Weg (2010)
  • Johannes XXIII., Das Herz muss voll Liebe sein (2013)
  • Ayya Khema, Das Größte ist die Liebe: Die Bergpredigt und das Hohelied der Liebe aus buddhistischer Sicht (2009)
  • Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
  • Swami Sivananda, Inspirierende Geschichten (2005)
  • Swami Sivananda, Japa Yoga (2003)
  • Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)
  • Swami Sivananda, Gedanken zur Kontemplation (1996)
  • Swami Sivananda, Hatha-Yoga. Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte (1964)
  • Swami Sivananda, Sadhana – Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
  • Kordula Witjes u.a., Die Liebe wählen: Frère Roger, Taizé 1915-2005 (2013)
  • Petra und Erwin Würth, Zur Liebe befreit: Szenen aus dem Leben des Franziskus von Assisi (2011)

Weblinks

Seminare

Liebe

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Karma Yoga

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Bhakti Yoga

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Mantras und Musik

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Multimedia

  • Anselm Grün, Christliche Aspekte der Liebe (Audio CD)

Karma Yoga: Durch Liebe zur Vollkommenheit

Bhakti Yoga - Yoga der Hingabe und Liebe