Schicklichkeit
Schicklichkeit ist die Fähigkeit das zu tun, was sich schickt. Schicklichkeit steht für Anstand, für Höflichkeit, für Rücksichtnahme. Schicklichkeit zu üben bedeutet sich so zu verhalten, dass andere nicht gekränkt werden.
Schicklichkeit bezieht sich heutzutage auch auf die Kleidung die man trägt. Die Schicklichkeit gebietet, Kleidung und Sprache den Umständen anzupassen. Man muss sich nicht immer an alle Gebote der Schicklichkeit halten. Manchmal tut etwas Rebellentum gut. Wenn man aber mit anderen gut zusammenarbeiten will, gilt es ihre Gefühle nicht überflüssigerweise zu verletzen. Dazu hilft, sich an die Regeln der Schicklichkeit zu halten.
Schicklichkeit - eine Tugend. Was ist Schicklichkeit ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Schicklichkeit gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Schicklichkeit ?
Schicklichkei als hilfreiche Tugend
Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Schicklichkeit klingt schon etwas altmodisch, ist auch altmodisch. Es ist dennoch etwas, was man durchaus beachten kann. Schicklichkeit, das, was sich schickt, das, was irgendwo den Benimmesregeln entspricht, den Knigge-Regeln entspricht, den gesellschaftlichen Konventionen entspricht.
Im Menschen gibt es mehrere Tugenden, die wichtig sind. Es gilt, authentisch zu sein, Authentizität zu haben, es gilt Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit zu haben, das ist ein Aspekt. Und auch ein gewisses rebellisches Tun ist auch wiederum gut, dass man nicht einfach steckenbleibt.
Ich bin ja Yogalehrer, Meditationslehrer und wir sind sicherlich keine Befürworter von einer spießbürgerlichen Gesellschaft, wo man irgendwo heuchlerisch das tut, was sich irgendwie schickt und nach außen gute Miene macht und böses Spiel hat. Aber Schicklichkeit hat auch eine Schönheit darin.
Schicklichkeit heißt letztlich, sich zu überlegen: "Was ist in der und der Situation angemessen? Wie kann ich mich so verhalten, dass ich Rücksicht zeige zu anderen? Wie kann ich mich so verhalten, dass es möglichst mit Menschen harmonisch ausgeht?"
Und Schicklichkeit ist das, was in einem bestimmten Moment, in einem bestimmten Kontext sich schickt, was also richtig ist. Und so kannst du überlegen, es gibt unterschiedliche Situationen. Angenommen,- du gehst zur Bank, um dort mit einem Kundenberater über einen Kredit zu sprechen, da ist es sicherlich eher schicklich, dass du gut gekleidet bist, gut vorbereitet bist, pünktlich bist und auch gut geformte Unterlagen usw. hast.
Angenommen,- du gehst zum Fußballclub, dann ist Schicklichkeit etwas anderes. Angenommen, du gehst in ein Yogazentrum, dann wirst du natürlich legere Kleidung anhaben. In einem Yogazentrum gibt es andere Regeln, normalerweise ist dort auch eine bestimmte Sprache da, Fäkaliensprache z.B., das schickt sich nicht in einem Yogazentrum. Und in einem Yogazentrum, lässt du typischerweise die Schuhe am Eingang stehen.
Und es gibt auch dort bestimmte Regeln. Man streckt die Füße nicht zum Altar aus, wenn es in dem Yogazentrum einen Altar gibt, was es ja nicht immer gibt. Man legt seine Füße nicht auf irgendetwas, was als heilig gilt, man stellt kein Glas auf den Altar usw. Also,- auch hier gibt es bestimmte Schicklichkeitsregeln, die letztlich Regeln des Respektes sind. Für ältere Menschen gibt es auch Schicklichkeitsregeln, z.B. mit Respekt zu sprechen, mit Hochachtung und durchaus auch zu berücksichtigen, das mit dem Alter auch eine gewisse Weisheit und Würde kommt.
So ist Schicklichkeit auch etwas, was heißt, etwas flexibel zu sein. Menschen, die einfach nur tun, was ihnen in den Kopf kommt und einfach nur sagen, was ihnen in den Kopf kommt, da steckt viel Egoismus dahinter, das wird unter dem Vorwand von Authentizität manchmal einfach missbraucht.
In diesem Sinne, man soll keine Heuchelei üben und man soll auch keine Scheinheiligkeit üben und auch nur äußerer Schein ist auch nicht das Richtige, es gilt, Menschen mit Liebe gegenüberzutreten, es gilt, Menschen grundsätzlich mit Respekt gegenüberzutreten und es gilt auch, mit dem Bewusstsein mit Menschen zusammen zu sein: "Mögen wir gemeinsam Gutes bewirken."
Und wenn du an Karma glaubst, dann ist auch eine gute Sache, zu sagen: "Mögen wir unser gemeinsames Karma gut ausarbeiten." Und dann,- vor diesem Hintergrund, gilt es dann: "Was ist in der Situation eine angemessene Verhaltensweise? Wie ist eine angemessene Sprache, eine angemessene Kleidung, ein angemessener Umgang? Usw."
Und das ist in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich. Gerade heutzutage sind ja Menschen in unterschiedlichen Kontexten, da kannst du z.B. in deinem Beruf der Filialleiter einer Bank sein, also jemand Wichtiges. Dann, bei einem Elternabend, bist du einfach einer von vielen, die dem Lehrer gegenüberstehen und dort bist du so wie jeder andere auch.
Und vielleicht bist du dann im Yogazentrum sogar der Schüler, und vielleicht bist du in einem gemeinnützigen Verein der Vorstandsvorsitzende, also der Wichtigste. Und so kannst du mit verschiedenen Rollen unterschiedlich umgehen, unterschiedliche Rollen, unterschiedliche Schicklichkeit, und das hilft dir auch, von einer zu starken Egoidentifikation abzukommen.
Der spielerische Umgang mit Rollen und dabei das Bewusstsein, dass dort unterschiedliche Dinge schicklich sind, ist etwas, was für die Persönlichkeitsentwicklung gut ist und gerade auch im Yoga gut, um von einem zu eng gefassten Ego wegzukommen und dich mehr zu fühlen als unendliches Bewusstsein, welches hier einen Körper und eine Psyche hat und in unterschiedlichen Umständen, sich unterschiedlich verhalten kann und aus Rücksichtnahme auf andere Menschen und unter Berücksichtigung der verschiedenen Pflichten auch unterschiedlich handeln sollte.
Schicklichkeit und andere Tugenden
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Schicklichkeit in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Schicklichkeit
Ähnliche Eigenschaften wie Schicklichkeit, also Synonyme zu Schicklichkeit sind z.B. Schamgefühl, Sittlichkeit, Anstand, Tugend.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Schicklichkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Verklemmtheit, Befangenheit, Gewissensbisse, Verkrampftheit. Daher braucht Schicklichkeit als Gegenpol die Kultivierung von Ungezwungenheit, Natürlichkeit, Entspannung, Freiheit.
Gegenteil von Schicklichkeit
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Schicklichkeit, Antonym zu Schicklichkeit :
- Positive Gegenteile von Schicklichkeit, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Ungezwungenheit, Natürlichkeit, Entspannung, Freiheit
- Negative Gegenteile von Schicklichkeit, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Enthemmung, Willkür, Ausschweifung, Maßlosigkeit, Willkür
Schicklichkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Schicklichkeit gehört zur Tugendgruppe 5 Höflichkeit, Respekt, Ehrerbietung. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Höflichkeit und Respekt
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Schicklichkeit zum Persönlichkeitsfaktor C1 Gewissenhaftigkeit hoch: effektiv, organisiert, verlässlich, auch A1 Verträglichkeit hoch: kooperativ, liebevoll, freundlich, mitfühlend
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Schicklichkeit zur Grundverhaltenstendenz G - Gewissenhaftigkeit
- Im Ayurveda zählt man Schicklichkeit zum Kapha Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Schicklichkeit
Schicklichkeit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Schicklichkeit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Schicklichkeit zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Schicklichkeit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein schicklicherer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Schicklichkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Schicklichkeit ". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten.
- Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation:
- Ich bin schicklich.
Affirmationen zum Thema Schicklichkeit
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Schicklichkeit . Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.
Klassische Autosuggestion für Schicklichkeit
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin schicklich.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin schicklich. Om Om Om.
- Ich bin ein Schicklicher, eine Schickliche.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Schicklichkeit
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin schicklich " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Schicklichkeit.
- Ich werde schicklich.
- Jeden Tag werde ich schicklicher.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Schicklichkeit.
Dankesaffirmation für Schicklichkeit
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag schicklicher werde.
Wunderaffirmationen Schicklichkeit
Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr schicklich. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Schicklichkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr schicklich zu sein.
- Ich bin jemand, der schicklich ist.
Gebet für Schicklichkeit
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Schicklichkeit:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Schicklichkeit.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein schicklicher Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Schicklichkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Was müsste ich tun, um Schicklichkeit zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Schicklichkeit zu entwickeln?
- Wie könnte ich schicklich werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Schicklichkeit.
- Angenommen, ich will schicklich sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre schicklich, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Schicklichkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als schicklicher Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Vortragsmitschnitt zu Schicklichkeit - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Schicklichkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.
Siehe auch
- Tugend
- Raja Yoga
- Yoga Psychologie
- Meditation - Viele Infos und praktische Anleitungen
- Yoga Übungen
- Yogaschulen und Yoga Zentren
Eigenschaften im Alphabet vor Schicklichkeit
Eigenschaften im Alphabet nach Schicklichkeit
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
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