Schliff

Aus Yogawiki

Schliff zu haben bedeutet gutes Betragen in Verbindung mit Mut und Tapferkeit. Schliff zu haben bedeutet auch kompetent zu sein, etwas zu können und es durchzusetzen.

Insbesondere im Militär hat man von Schliff gesprochen, manchmal spricht man auch davon, dass ein Meister seinem Schüler den letzten Schliff verleiht. Schliff kommt natürlich von schleifen, also z.B. ein Messer zu schärfen, bzw. eine Oberfläche glatt zu machen. Schliff als Persönlichkeitsmerkmal ist also Geschliffenheit, Vornehmheit, Gutes Benehmen und Betragen.

Schliff - eine Tugend. Was ist Schliff ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Schliff gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Schliff ?

Schliff als hilfreiche Tugend

Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer, Seminar- und Ausbildungsleiter, Autor mehrerer Bücher. Sukadev Volker Bretz lernte 12 Jahre bei Swami Vishnu-devananda.

Schliff,- da kannst du überlegen, was hat das jetzt mit einer Tugend, oder Eigenschaft, oder Fähigkeiten zu tun? Schliff ist so ein bisschen eine Bereitschaft, eine Bereitschaft, sich abschleifen zu lassen, eine Bereitschaft, Feinschliff zu machen.

Schliff im geistigen Charakter kommt natürlich von der Mechanik. Du hast etwas Grobes und das wird geschliffen, bis es immer feiner ist. Du hast, zum Beispiel einen Diamanten, oder Rohdiamanten, dem sieht man gar nicht so viel Schönheit an.

Damit die Schönheit des Diamanten zum Vorschein kommen kann, braucht er Schliff und danach den Feinschliff. So ähnlich auch mit Metall und mit vielem anderen, auch Messer müssen immer wieder geschliffen werden, sie werden sonst stumpf. Sind Messer stumpf, muss man sie wieder schleifen.

In diesem Sinne heißt Schliff auch die Bereitschaft, den Feinschliff für sich zu bekommen. Schliff kann heißen, zuerst mal grob zu sein. So ähnlich, wie wenn du einen Diamanten hast, dann hast du erst einen Stein und danach musst du irgendwo aus dem Stein den Rohdiamanten nehmen, danach muss man schauen, wie wird er zerteilt und danach kommt der Schliff und dann der Feinschliff.

Auf eine ähnliche Weise, wenn etwas zu tun ist, dann gilt erstmal, grob zu schauen: "Worum geht es? Was ist das Ziel? Was ist das Anliegen?" Und dann auf grobe Weise: "Wie kann ich dort hinkommen?" Und oft ist es gut, erstmal loszulegen. Eventuell auch einen Versuchsballon hochsteigen zu lassen, schauen: "Macht dieser Ansatz überhaupt Sinn?"

Es gibt manche Menschen, die machen zu schnell den Feinschliff, bevor sie überhaupt wissen: "Ist es überhaupt angemessen?" Ich habe das gerade schon erlebt in öffentlichen Institutionen, irgendwo hat jemand eine Idee, dann werden dort Millionen an Investitionen reingegeben und man weiß noch gar nicht, ob die Idee, die dahinter steckt, zu irgendetwas gut ist.

Und nachdem man dann alles ausgegeben hat, dann stellt man fest, es interessiert niemanden. Das ist nicht die richtige Vorgehensweise, sondern erstmal schauen: "Was wäre die Richtung? Wo geht man hin?" Und dann wird man erstmal einen Versuchsballon starten lassen, dann vielleicht einen zweiten, dann wird man grob in die Richtung gehen und dann macht man Schliff und Feinschliff.

Wenn man feststellt, es ist wichtig und es funktioniert, kann man schauen: "Wie kann ich es immer besser machen?" Und schließlich hast du ein gutes System, wie du herangehen kannst. Schliff heißt auch, dass du lernst, die Dinge, die du zu tun hast, besser zu tun. Es gibt ja die alte Geschichte: Ein Holzfäller war dabei, Holz zu fällen und auch dann letztlich die Äste zu Brennholz zu machen und er hackte dort rum mit großer Intensität und es dauerte sehr lange.

Dann ging ein Wanderer vorbei und sagte: "Du machst dir viel zu viel Arbeit, du müsstest mal deine Axt schleifen, dann geht alles viel leichter." Und dann sagte unser Holzfäller: "Ich habe keine Zeit, die Axt zu schleifen, ich muss so viel tun." Unser Holzfäller war natürlich dumm, denn wenn er sich die Zeit nehmen würde, um die Axt zu schleifen, dann könnte er nachher viel schneller arbeiten.

Auch in diesem Sinne musst du öfters überlegen, nimmst du dir die Zeit für den Schliff deiner Axt. Du kannst sagen z.B.: "Ich habe keine Zeit, um Yoga zu machen." Aber irgendwann hast du dann vielleicht Zeit, krank zu sein und erschöpft zu sein. Das ist auch eine Art Feinschliff, dir Zeit zu nehmen für deine Yogaübungen, so dass du Energie bekommst, Prana bekommst, Lebensenergie, Entspannung und immer wieder neu beginnen kannst.

Oder vielleicht arbeitest du regelmäßig mit einem Computerprogramm, z.B. mit einem Textverarbeitungsprogramm. Jetzt magst du sagen: "Ich kenne es oberflächlich, eigentlich gäbe es vielleicht Möglichkeiten, es schneller zu machen, aber ich habe keine Zeit, das zu lernen."

Sei bereit für Schliff, nimm dir ruhig mal die Stunde, oder einen halben Tag, oder auch ein Wochenende, oder einen Volkshochschulkurs, um das Textverarbeitungsprogramm gründlich kennen zu lernen, vieles geht leichter. Du lernst Abkürzungen, du lernst Tastaturkürzel, du lernst Funktionen kennen, wo du so viel drum herum gearbeitet hast.

Also lerne, deine Säge zu schleifen, oder auch die Axt zu schleifen, wie in diesem Beispiel. In diesem Sinne, überlege auch von diesem Aspekt aus, welche Fähigkeiten setzt du ein? Wann hast du das letzte Mal deine Fähigkeiten aktualisiert? Wann hast du Neues gelernt? Und jetzt sag mir nicht, dass niemand dir was beibringt. Du bist selbst dafür verantwortlich, der Holzfäller ist dafür verantwortlich, dass seine Axt geschliffen wird, er muss jetzt nicht warten, bis jemand das für ihn tut.

Und genauso, in diesem Sinne, wenn du Dinge tust, regelmäßig tust, dann kannst du sie auch besser tun und du kannst sie auch geschickter tun, schneller tun, für all das braucht es Schliff und dafür braucht es Bereitschaft. Es braucht Bereitschaft, zu lernen, Bereitschaft, dich schleifen zu lassen.

Und es braucht Bereitschaft, grob anzufangen, Schritt für Schritt besser zu werden. Jetzt überlege selbst, was denkst du zum Thema "Schliff" als geistige Fähigkeit, deine Fähigkeiten zu entwickeln, zu kultivieren. Oder auch diese Vorgehensweise, wenn etwas zu tun ist, erst Versuchsballon, dann grob, immer feiner und mehr Schliff geben.

Schliff und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Schliff in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Schliff

Ähnliche Eigenschaften wie Schliff, also Synonyme zu Schliff sind z.B. Etikette, Höflichkeit, Bildung, Anstand, Zucht, Takt.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Schliff übertrieben kann ausarten z.B. in Unehrlichkeit, Scheinheiligkeit, Vortäuschung, Falschheit. Daher braucht Schliff als Gegenpol die Kultivierung von Schlichtheit, Natürlichkeit, Einfachheit.

Gegenteil von Schliff

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Schliff, Antonym zu Schliff :

Schliff im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Schliff

Schliff kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Schliff in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Schliff zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Schliff kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein geschliffenerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Schliff ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Schliff ". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten.
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation:
  • Ich bin geschliffen.

Affirmationen zum Thema Schliff

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Schliff . Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.

Klassische Autosuggestion für Schliff

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin geschliffen.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin geschliffen. Om Om Om.
  • Ich bin ein Geschliffener, eine Geschliffene.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Schliff

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin geschliffen " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Schliff.
  • Ich werde geschliffen.
  • Jeden Tag werde ich geschliffener.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Schliff.

Dankesaffirmation für Schliff

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag geschliffener werde.

Wunderaffirmationen Schliff

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr geschliffen. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Schliff entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr geschliffen zu sein.
  • Ich bin jemand, der geschliffen ist.

Gebet für Schliff

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Schliff:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Schliff.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein geschliffener Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Schliff mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Was müsste ich tun, um Schliff zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Schliff zu entwickeln?
  • Wie könnte ich geschliffen werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Schliff.
  • Angenommen, ich will geschliffen sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre geschliffen, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Schliff kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als geschliffener Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Vortragsmitschnitt zu Schliff - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Schliff, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Schliff

Eigenschaften im Alphabet nach Schliff

Literatur

Weblinks

Seminare

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