Apana Vayu: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Sukadev über Apana Vayu'''  
'''Sukadev über Apana Vayu'''  

Version vom 2. August 2022, 09:16 Uhr

Apana Vayu (Sanskrit: अपान apāna m.) ist einer der fünf Winde des Pranas. Apana Vayu ist die Abwärtsbewegung des Pranas vom Nabel zum Wurzelchakra. Ist Apana Vayu gestört, haben wir zum Beispiel Durchfall oder Verstopfung. Um Störungen von Apana Vayu vorzubeugen bzw. diese zu heilen, gibt es im Ayurveda bestimmte Anwendungen und Ernährungsmaßnahmen.

YOGAVIDYA-24.jpg

Sukadev über Apana Vayu

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Apana Vayu

Apana heißt nach unten gehend. Apana Vayu ist der nach unten gehende Hauch, die nach unten gehende Energie. Bei Apana und Prana kann man auch sagen, dass wenn du einatmest, ist das auch Apana und wenn du nach oben ausatmest ist das Prana. Apana und Prana. Aber Apana und Prana sind jetzt nicht nur diese Luft. Es gibt sogar die entgegengesetzte Aussage, dass eben das Einatmen Prana ist und das Ausatmen ist Apana, denn mit dem Einatmen nimmst du etwas auf und mit Apana scheidest du etwas aus. Da gibt es tatsächlich unterschiedliche Aussagen, ob der Einatem Prana ist oder der Ausatem Prana ist, ob Einatmen Apana oder auch Ausatmen Apana ist. Wichtiger ist, wofür Apana Vayusteht.

Es gibt fünf Vayus, fünf Energiemanifestationen. In diesem Sinne ist Prana Vayu die Energie hinter dem Atemsystem, der Überlebensinstinkt. Dann ist Apana Vayu ist die Ausscheidung, also alle Kräfte, die nach unten gehen und die reinigen. Dann kommt Samana Vayu, die Energie hinter dem Verdauungssystem. Es kommt Udana Vayu, die Energie hinter Kommunikation, also Sprache, Hormonsystem, Nervensystem usw. Und schließlich Vyana Vayu, die Energie hinter Blutkreislauf, Bewegung, Muskelsystem usw. Also, heute Apana Vayu. Apana Vayu, die nach unten gehende Energie.

Von Apana Vayu werden verschiedene körperliche und psychische Prozesse gesteuert. Zum Beispiel die Ausscheidungen wie das Urinieren und auch aufs Klo gehen, Fäkalien, all das ist Apana Vayu. Und ein gutes Apana Vayu heißt, dass die Ausscheidungen gut funktionieren. Apana Vayu ist auch die Energie hinter der Menstruation. Frauen, die Menstruationsbeschwerden haben, haben oft ein nicht harmonisches Apana Vayu und können schauen, was sie tun können, um Apana Vayu harmonischer zu machen. Apana Vayu ist auch die Energie hinter der Sexualität und der Fortpflanzung. Apana Vayu ist auch die Energie hinter der Geburt. Wenn ein Kind geboren wird, dann braucht es starkes Apana Vayu, dass das Kind mit Kraft und Energie in diese Welt hineinkommt. Apana Vayu ist auch eine Energie hinter der Liebe, hinter der Liebe der Sexualität, hinter der Liebe zum Kind. Und Apana Vayu kann auch nach oben umgekehrt werden, dann wird es subtilere Liebe.

Im Yoga versucht man, Apana Vayu zu harmonisieren und versucht man, Apana Vayu auch teilweise zu sublimieren. Sublimiertes Apana Vayu ist Kreativität, ist die Energie hinter den Künsten, ist die Energie hinter Liebe, ist die Energie hinter Hingabe zum Göttlichen. So hat Apana Vayu eine Fülle von verschiedenen Bedeutungen und wir machen im Yoga eine ganze Menge, um Apana Vayu zu harmonisieren und zu sublimieren. Umkehrstellungen gehören dazu, dazu gehört Mula Bandha, dazu gehört Ashwini Mudra, Vajroli Mudra, dazu gehören Visualisierungstechniken und dazu gehört natürlich auch eine gewisse Körperhygiene. Letztlich alle Kriyas, die du machst, alle Reinigungstechniken, helfen auch, dich zu entgiften, zu entschlacken, helfen, dass die Ausscheidungsorgane besser funktionieren. Funktionieren die Ausscheidungsorgane besser, kann Apana Vayu besser wirken und dann kannst du gesünder sein, mehr Energie haben, kreativer sein, mehr Liebe und Freude. Apana Vayu ist also nach unten gehend, nach unten gehender Atem, nach unten gehendes Prana. Apana ist einer der Prana Vayus.

Etymologie

Apana setzt sich zusammen aus "apa" (was soviel wie "weg, ab, hinab" bedeutet) und "an-" ("atmen", blasen, leben"). Apana bedeutet also: "sich wegbewegende Luft".

Apana Vayu

Der Kopfstand ist hilfreich für das Sublimieren von Apana Vayu

- Abschnitt aus "Die Kundalini Energie erwecken" von Sukadev Bretz -

Apana-Vayu gilt als der zweitgrößte Impuls im Menschen. Neben der Ausscheidung steuert es nämlich die Arterhaltung und alles, was damit in Verbindung steht: Sexualität, Menstruation, Geburt, im weiteren Sinne auch den Familieninstinkt. Apana-Vayu wird harmonisiert, sublimiert und in Ojas verwandelt durch verschiedene Beckenbodenmuskel-Übungen.

Beckenbodenmuskel-Übungen zur Sublimierung Apana Vayu

Im Kundalini Yoga gibt es dafür sehr ausgefeilte Praktiken, unter anderem Mula Bandha, Ashwini Mudra, Vajroli Mudra und Amaroli Mudra sowie die Umkehrstellungen wie Shirshasana (Kopfstand) und Sarvangasana (Schulterstand).

Diese Übungen helfen, die Funktionen von Apana-Vayu zu verbessern. Sie helfen gegen Verstopfung und Durchfall, gegen Menstruationsprobleme, Inkontinenz, Frigidität und Impotenz, für eine angenehmere Schwangerschaft und einfachere Geburt. Da Apana-Vayu im weiteren Sinne auch die Energie der Kreativität ist, wird auch diese stärker sprudeln. Und am wichtigsten: Ein Teil des Ojas wird sublimiert und man fühlt sich leichter, erhabener, freudevoller.

Mula-Bandha

Atme im Sitzen oder Stehen normal ein. Beim Ausatmen ziehe die Beckenbodenmuskeln (Geschlechtsmuskeln und Anusschließmuskeln) zusammen und stelle dir dabei vor, dass du Energie vom Beckenbodenbereich hoch bis zum Kopf schickst. Wiederhole das acht bis zwölf Mal oder so oft du willst.

Ashwini-Mudra

Atme im Sitzen oder Stehen ein paar Mal normal ein und aus. Dann fülle beim Einatmen die Lungen zu etwa drei Viertel. Halte die Luft an. Beim Anhalten spanne die Beckenbodenmuskeln eine Sekunde lang an. Dann lasse sie los, halte aber die Luft weiter an. Nach einer Sekunde ziehe die Beckenbodenmuskeln wieder für eine Sekunde zusammen. Wiederhole das Anspannen und Loslassen so oft, wie du die Luft anhalten kannst (am Anfang meist drei bis fünf Mal). Danach atme langsam aus und schicke dabei die Energie des Beckenbodens hoch zum Punkt zwischen den Augenbrauen (Ajna Chakra) oder zum Scheitel (Sahasrara Chakra). Dies ist eine Runde Ashwini Mudra. Du kannst ein bis fünf Runden üben und so schnell neue Kraft bekommen.

Apana Vayu und Enthaltsamkeit

Eine andere Methode, Apana-Vayu zu sublimieren, ist geschlechtliche Enthaltsamkeit. Apana-Vayu, das vom Muladhara Chakra, dem untersten Energiezentrum, aus wirkt, ist die Energie hinter der Ausscheidung. Wenn Apana-Vayu hoch zum Swadhisthana Chakra, dem zweiten Energiezentrum, steigt, manifestiert es sich als sexuelle Kraft. Im Geschlechtsakt wird diese Energie aktiviert, erzeugt sexuelle Freude, manchmal auch Ekstase. Im Höhepunkt wird dann ein Teil der Energie ausgegeben und verloren. Es heißt, dass insbesondere der Mann beim Orgasmus durch die Ejakulation einiges an Energie verliert, während das beim Orgasmus der Frau in geringerem Maße geschieht. So findet man in vielen Kulturen die Tradition, dass Menschen für eine gewisse Zeit oder für immer auf Sexualität verzichten. Dadurch kann das zum Swadhisthana-Chakra aufgestiegene Apana-Vayu weiter nach oben strömen. Auch hier gilt: Wenn Enthaltsamkeit erzwungen ist, führt es nicht zu Energiesublimation, sondern zu körperlicher und emotionaler Verspannung und manchmal auch zu psychischen Problemen. Es gibt viele selbstverwirklichte Menschen, die verheiratet waren oder sind und ein normales Sexualleben hatten und haben. Auch bei normaler Sexualität kann ausreichend Apana-Vayu in die höheren Chakras fließen, insbesondere durch Hingabe, uneigennützige Liebe und Entfaltung der Kreativität.

Apana Vayu und Rotes Tantra

Einige Praktiken des roten Tantra sollen dazu verhelfen, Sexualität zu leben, ohne dabei Energie zu verlieren. Sie sollen dabei helfen, Apana-Vayu durch die Sexualität über das Swadhisthana-Chakra hinaus in die höheren Energiezentren zu ziehen. Dabei soll es der Mann nicht zur Ejakulation kommen lassen. Er soll mittels starken Anspannens der Genitalmuskeln (Mula-Bandha beziehungsweise Vajroli-Mudra) die Vorsteherdrüse (Prostata) blockieren, sodass kein Ejakulat entstehen kann. Mit Übung ist das tatsächlich möglich. Im Moment des Orgasmus soll die Konzentration in die höheren Chakras gebracht werden, eventuell Khechari Mudra (Zunge nach hinten) und Shambhavi Mudra in Verbindung mit der Wiederholung eines Mantras geübt werden. So sollen die Energien von Mann und Frau sich verbinden, in die höheren Chakras fließen, einen viel ekstatischeren Orgasmus und vielleicht eine Gotteserfahrung ermöglichen. Die Frau soll beim Geschlechtsakt Vajroli- (beziehungsweise Amaroli-)Mudra üben, das heißt die Scheidenmuskeln stark über dem Glied des Mannes zusammenziehen, was auch das Vergnügen des Mannes steigert. Mit Konzentration, Khechari-Mudra, Shambhavi-Mudra und Mantra-Wiederholung soll dabei die Sexualenergie nach oben gezogen werden. Ich persönlich halte die Wirksamkeit dieser Techniken für die Energiesublimierung für beschränkt. Vielleicht können sie in eine etwas erkaltete Beziehung neue Dynamik bringen, sofern beide Partner sich darauf einlassen. Man sollte den Stellenwert von Enthaltsamkeit, Sexualität oder rotem Tantra für die spirituelle Entwicklung nicht überschätzen. Am wichtigsten ist: Wenn man sexuell aktiv sein will, sollte das mit Liebe und Respekt für den Partner verbunden sein. Brahmacharya im Sinne von Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten ist wichtig. Brahmacharya im Sinne von Enthaltsamkeit ist für manche hilfreich, für viele während der intensiven Phase spiritueller Praktiken wichtig, für die Mehrheit aber nicht dauerhaft nötig.

Apana im Ayurveda

Apana Vayu ist ein Aspekt des Vata-Doshas, das Naturgesetz der Bewegung. Die Funktion von Apana ist, die Bewegung im unteren Teil des Körpers (unterhalb des Bauchnabels) zu unterstützen - die Bewegung der Energie vom Bauchnabel nach unten zum Wurzelchakra. Apana kontrolliert also hauptsächlich alle Bewegungen nach unten und außen (alle Arten der Ausscheidung und Fortpflanzung):

  • Urin
  • Stuhlgang
  • Ejakulation und Menstruation sowie die Bewegung der Eizelle im Eileiter (Sexualität)
  • Entbindung
  • Apana ist verantwortlich für die Abgabe von Kohlendioxid durch den Atem - die 2. Phase bei einer vollständigen Ausatmung (Bauchatmung)
  • alle Bewegungen des unteren Rückens und des Beckens (Hüften und Oberschenkel)
  • Außerdem steuert Apana auch die Resorption von Wasser im Dickdarm.
  • Ausscheidung von Abfallstoffen aus dem Körper

Apana als Aspekt des Vata-Doshas besitzt die folgenden Eigenschaften:

  • lebhaft/ beweglich
  • sprunghaft/ unregelmäßig
  • trocken
  • leicht
  • kalt
  • fein/ subtil
  • fest
  • rau/spröde

Störung von Apana

Pranayama

Mögliche Störungen von Apana sind zum Beispiel:

  • Probleme der Ausscheidungsorgane wie Blase, Niere und Darm (Verstopfung, Durchfall)
  • Menstruationsbeschwerden (mangelhafte, exzessive oder schmerzhafte Menstruation)
  • Hämorrhoiden
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Reizdarmsyndrom (RDS)
  • Blähungen
  • Inkontinenz
  • Harnwegsinfektion
  • Frühzeitige Ejakulation
  • Steifheit und Schmerzen im unteren Rücken (Hexenschuss), Bandscheibenvorfall
  • Hüftgelenksschmerzen oder Unbeweglichkeit
  • Prostataerkrankungen
  • Fehlgeburt
  • Impotenz
  • Muskelschwäche

Ein chronisches Apana-Ungleichgewicht geht meistens auch auf eine chronische Ansammlung von Ama im Dick- und Enddarm zurück (Gifte, die aufgrund von nur ungenügend verdautem Essen verursacht werden).

Siehe auch

Literatur

  • Die Wissenschaft des Pranayama
  • Das neue große Ayurveda Praxis Handbuch von Rhyner
  • Das große Ayurveda-Heilbuch von Dr. Vasant Lad
  • Crittin, Jean-Pierre, Ayurvedische Psychologie. Wege zum Selbst und das Energieprinzip im Ayurveda (2010)
  • Frawley, David, Vom Geist des Ayurveda (2003)
  • Frawley, David, Das große Ayurveda-Heilungsbuch. Prinzipien und Praxis (2001)
  • Frawley, David, Das große Handbuch des Yoga und Ayurveda. Das Buch des vedischen Wissens – Der Weg der Selbstverwirklichung und der Yoga der Selbstheilung (2001)
  • Frawley, David, Vom Geist des Ayurveda - Therapien für den Geist. Yogische ganzheitliche Meidzin und ayurvediscge Psychologie (1999)
  • Lad, Vasant und Frawley, David, Die Ayurveda Pflanzen-Heilkunde (2011)
  • Skibbe, P. und J., Ayurveda – die Kunst des Kochens (2009)
  • Stapelfeldt, Elmar und Gupta , Shive Narain, Praxis Ayurveda-Medizin: kaya-cikitsa. Therapiekonzepte für Innere Erkrankungen (2013)

Weblinks

Seminare

Atem-Praxis

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Energiearbeit

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Multimedia

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