Verstopfung
Verstopfung oder Obstipation ist ein Thema, über das allenfalls mit dem Hausarzt verschämt ein paar Sätze gewechselt werden. Dabei ist Verstopfung gesundheitlich durchaus relevant, insbesondere im Ayurveda. Einig sind sich sowohl die Allopathie - die klassische Schulmedizin - wie auch der Ayurveda, dass Verstopfung auf ungesunde Ernährung, unzureichendes Trinken, mangelnde Bewegung, aber auch auf Stress zurückzuführen ist; im Ayurveda auch auf ein zu schwaches Verdauungsfeuer (Agni).
In Anbetracht unseres von Arbeitstress und Überbelastung mit Arbeit, Familie und Haushalt erfüllten Alltags, der zu einer Daueraktivierung des Flucht-Kampf-Reflexes und damit des Sympathikus führt, können Yoga, Meditation und Ayurveda uns wieder zur befreienden Entspannung bringen. Die stressabbauende Wirkung ist durch zahlreiche Studien belegt (siehe Wissenschaftliche Studien, Wissenschaftliche Studien Meditation, Wissenschaftliche Studien Ayurveda).
Verstopfung - kann Yoga helfen?
Verstopfung ist typischerweise ein Problem des Dickdarms. Das menschliche Verdauungssystem beginnt im Mund und es gilt zunächst einmal gut zu kauen, damit Speichel in den Speisebrei kommt. Dann geht es weiter in die Speiseröhre und von hier in den Magen. Der Magen walkt das Ganze durch und gibt Salzsäure und andere Enzyme dazu. Im Zwölffingerdarm kommen weitere Enzyme dazu. Dann wandert der Brei weiter in den Dünndarm. Dieser nimmt die Nährstoffe aus dem Speisebrei heraus und gibt den Brei weiter an den Dickdarm. Im Dickdarm wird das Ganze eingedickt.
Wenn der Dickdarm das Ganze zu sehr eindickt, führt das zu Verstopfung. Wenn er es nicht ausreichend eindickt, führt das zu Durchfall. Man sagt, dass Verstopfung etwas ist, was mit dem Dickdarm zusammenhängt und Durchfall mit dem Dünndarm.
Ursachen von Verstopfung
Es gibt bestimmte Risikofaktoren die zusammenwirken. Hier einige der Ursachen, die zu Verstopfung führen können:
1. Genetische Prädisposition
2. Nicht genügend trinken
Wenn der Mensch nicht ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, führt das dazu, dass der Körper versucht jeden Tropfen Flüssigkeit aus dem Speisebrei herauszuholen. Viele Menschen die ihren Flüssigkeitskonsum erhöhen, indem sie mehr Wasser trinken, haben weniger Verstopfung.
3. Mangel an Ballaststoffen
Ballaststoffe sind das, was übrig bleibt, nachdem der Körper die ganzen Nährstoffe aus dem Speisebrei herausgenommen hat. Wenn du nicht genügend Ballaststoffe hast, dann gibt es nicht genügend Volumen, was zu Verstopfung führt. Deshalb ist es wichtig, genügend Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Diese sind enthalten in Gemüse, Salaten, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten. Du kannst zudem Leinsamenschrot, Chiasamen oder indischen Flohsamen zu dir nehmen. Diese führen alle dazu, dass genügend Ballaststoffe vorhanden sind. Auch Weizenkleie kann hilfreich sein. Der Verzicht auf Fleisch, Milchprodukte, Zucker und Weißmehlprodukte und zu hoch erhitze Fette kann dazu beitragen, weniger Verstopfung zu bekommen.
4. Nicht ausreichende Bewegung
Der Mensch ist von Natur aus ein Bewegungstier, d.h. er sollte den ganzen Tag in Bewegung sein. Die Verdauungsorgane des Menschen brauchen die Stimulierung der Bewegung. Jemand der den ganzen Tag sitzt (vor dem Fernseher, Smartphone oder Computer) neigt mehr zu Verstopfung. Gegen Verstopfung hilft ausreichend Bewegung.
Was hilft vom Yogastandpunkt aus gegen Verstopfung?
Es hilft ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sich vegetarisch zu ernähren, viele Ballaststoffe zu sich zu nehmen und außerdem die Yoga Übungen zu machen. Im Yoga gibt es eine Reihe von Übungen, die besonders gut gegen Verstopfung sind. Dazu zählen Kapalabhati (die Stoßatmung) und die Kriyas Agni Sara und Uddiyana Bhanda. Unter den Asanas sind es insbesondere die Rückbeugen, der Drehsitz und der Sonnengruß. All diese können helfen die Verdauungsbewegung in Gang zu halten. Kriyas und andere Reinigungsübungen sind hilfreich, Agni (das Verdauungsfeuer) anzuregen. Ist das Verdauungsfeuer angeregt, funktioniert die Verdauung besser.
Manchmal hängt Verstopfung auch mit einem Vata - oder Kapha Überschuss zusammen. Die Ayurveda Fachleute empfehlen kaphareduzierende oder vatareduzierende Maßnahmen einzuleiten. Dazu findest du Informationen unter www.yoga-vidya.de
Ayurveda sagt, dass der Mensch einmal täglich Stuhlgang haben sollte. Ist dies nicht der Fall sollte er die Ernährung umstellen, damit er einmal am Tag Stuhlgang hat. Schulmediziner sagen, dass zwischen 3x täglich und alle 3 Tage Stuhlgang alles in Ordnung ist. Ein Professor meinte sogar, dass zwischen 5x am Tag und alle 5 Tage Stuhlgang in Ordnung sei. Menschen machen sich zu viele Sorgen. Menschen die Yoga üben und sich gesund ernähren werden einmal täglich Stuhlgang haben und sich gut fühlen.
Man kann Verstopfung auch psychologisch betrachten. Man könnte sagen, dass Verstopfung manchmal zusammenhängt mit der Neigung, festhalten zu wollen, nicht loslassen zu wollen. Eventuell muss man lernen etwas zu entspannen. Eventuell muss man auch lernen mit Stress anders umzugehen. Manchmal können auch Ängste und Stress dazu führen, dass die Verdauung verlangsamt wird. Deshalb helfen Tiefenentspannung und Meditation, dass es mit der Verdauung besser geht.
Wir haben bei Yoga Vidya regelmäßig Seminare zum Thema Yoga für die Verdauungsorgane und wir haben für Yogalehrer Weiterbildungen für Yoga bei Beschwerden des Verdauungstraktes.
Sprecher/Autor/Kamera: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Buchautor, Ausbildungsleiter zu Yoga und Meditation.
Wie entsteht Verstopfung?
Ernährung
Wie oben schon angedeutet, sollten dem Darm täglich Ballaststoffe zugeführt werden. Wenn diese Ballaststoffe aufquellen und das Volumen den Darm füllt, dann beginnen die Kontraktionswellen zur Ausscheidung.
Verstopfung kann daher auf ungesunde Ernährung mit einem Mangel an Ballaststoffen zurückzuführen sein, aber auch auf einen Mangel an Wasser (möglichst Wasser ohne Kohlensäure trinken, etwa 2-3 Liter Flüssigkeit insgesamt, davon mindestens die Hälfte Wasser), das nötig ist, damit die Ballaststoffe weich werden und quellen können. Gesunde Ernährung ohne ausreichende Flüssigkeit kann daher auch zu Verstopfung (durch harten, trockenen Stuhl) führen, ebenso ein Mangel an Bewegung.
Nach dem Proktologen Dr.med. Heinrich Schmelzer sind Auberginen, Avocado, Karotten, Blumenkohl und Chicoree besonders förderlich für eine gute "Passage", während Schokolade, Nüsse und Rotwein eher "stopfen"[1]. Ein Kaffee am Morgen kann unterstützend wirken, ansonsten empfiehlt Dr. Schmelzer grünen Tee, Pfefferminztee oder Ingwertee (auch im Ayurveda verdauungsfördernd).
Stress: Entspannung durch Yoga, Meditation, Ayurveda
Bei Stress wird über den Sympathikus der Flucht-Kampf-Mechanismus aktiviert, d.h. der Körper zieht die Energie, die er für Flucht oder Kampf benötigt, von anderen Vorgängen im Körper, nämlich von der Verdauung und vom Immunsystem, ab. Die Verdauung wird heruntergefahren, der Körper wird anfälliger für Krankheiten. Dauerstress bedeutet daher meist Verstopfung - die Verdauung normalisiert sich erst, wenn Stresshormone abgebaut werden.
Genau dieser Abbau von Stresshormonen vollzieht sich bei restorativem (eher sanftem, nicht zu sportlichem) Yoga, Meditation, ayurvedischen Massagen, wie viele Studien heute belegen (siehe Wissenschaftliche Studien, 3.1.1 und 7.2; Wissenschaftliche Studien Meditation, 3.4 und 5.1 - 5.4; Wissenschaftliche Studien Ayurveda, 1).
Darmentleerung
Man sollte bei der Darmentleerung die natürlichen Darmkontraktionen/den Stuhldrang abwarten, also niemals pressen, um den Darm zu entleeren - das führt lediglich zu Hämorrhoiden, Afterriss (Analfissur) und Schädigung der Beckenbodenmuskulatur. Auch von Abführmitteln wird abgeraten. Die Passage kann oft dadurch erleichtert werden, dass man die Arme über den Kopf hebt, oder, wie Dr. Schmelzer rät, sich auf die Toilette nicht setzt, sondern nur eine Hockstellung einnimmt. Die Entleerung sollte nach Möglichkeit nur 1-2 Minuten dauern, da längeres Sitzen nach Dr. Schmelzer auf unbewusstes "Pressen" hinausläuft.
Wenn der Stuhldrang auftritt, dann sollte die Entleerung nach Möglichkeit nicht zu lang hinausgeschoben werden.
Verstopfung aus allopathischer Sicht
Aus Sicht der westlichen Schulmedizin ist es nicht erforderlich, den Darm täglich oder zu einer bestimmten Uhrzeit zu leeren, oder ihn bei jedem Stuhlgang vollständig zu leeren. Aus allopathischer Sicht ist die Gefahr einer Vergiftung des Körpers durch Schlacken im Darm nicht gegeben. Hierin unterscheidet sich die westliche Sicht (die allerdings auch nicht immer so war wie heute) vom Ayurveda.
Verstopfung aus ayurvedischer Sicht
Im Gegensatz zur allopathischen Sicht ist die Verdauung für ayurvedische Ärzte das zentrale Thema; die Frage nach dem regelmäßigen Stuhlgang ist eine der ersten, die ein ayurvedischer Arzt seinem Patienten stellt. Das Zusammenspiel der Bioenergien (Doshas) mit dem im Ayurveda sehr wichtigen Verdauungsfeuer Agni kann der erfahrene Vaidya (Ayurveda-Arzt) im übrigen auch am Aussehen der Zunge seines Patienten ablesen. Agni kann zu schwach (Kapha), schwankend (Vata) oder zu stark (Pitta) sein.
Im Ayurveda wird, sofern erforderlich, stets zunächst die unregelmäßige Verdauung/Verstopfung reguliert, egal, mit welchen Beschwerden der Patient zum Vaidya gekommen ist - viele Patienten erfahren allein dadurch eine Besserung. Im Ayurveda geht man davon aus, dass eine schlechte Verdauung andere Krankheiten auslösen kann.
Das zu schwache Agni führt zu Verstopfung und ist meist beim Dosha Kapha vorherrschend. Das schwache Agni kann die Nahrung nicht mehr verdauen, dadurch sind Magen und Darm ständig gefüllt und das Verdauungsfeuer wird erstickt. Es muss mit ayurvedischen geeigneten Mitteln wie etwa Ingwer gestärkt werden und Schlacken müssen durch Kräuter beseitigt werden, da Schlacken ("Ama") im Ayurveda als Krankheitsverursacher angesehen werden.
Swami Sivananda über Verstopfung bei Kindern
Auszug aus dem Buch "Practice of Nature Cure" (1951) von Swami Sivananda, S.249 Divine Life Society
Verstopfung ist eine lästige Störung bei Kindern. Bei Verstopfung bewegt sich der Darm wenig. Der Stuhlgang wird hart, weil der Stuhl zurückgehalten wird. Zusammen mit Verstopfung kann es zu Koliken kommen, Schlafstörungen, Reizbarkeit. Falsche Ernährung und unregelmäßige Gewohnheiten sind die Hauptursachen von Verstopfung bei Kindern. Zu stark konzentrierte Nahrung und wenig Flüssigkeit führt zu hartem Stuhlgang, der sich nicht durch den Darm bewegen lässt. Man sollte nach dem Essen immer genügend Wasser trinken, um die Masse im Magen und im Darm weich zu halten.
Bei Kindern ist Training wichtig. Kinder müssen ermutigt werden, den Darm jeden Tag zur gleichen Zeit zu entleeren, am frühen Morgen, sobald sie aufstehen. Beharrlichkeit ist oft notwendig, um diese Gewohnheit zu festigen. Abführmittel sollte man Kindern nicht geben. Wenn man ständig Abführmittel nimmt, dann wird der Darm unempfindlich für die normale Darmtätigkeit und Ausscheidung. So beginnt ein krankhafter Kreislauf, und man muss immer mehr Abführmittel nehmen. Eine zeitweilige Störung kann chronisch werden.
Verstopfung bei Kindern sollte über die Ernährung behoben werden. Feigen oder gebackene Äpfel vor dem Schlafengehen sind gut. Zur Ernährung sollten Obst und Obstsaft gehören. Das kann eine leichte Veranlagung zu Verstopfung beheben. Obst, dunkles Getreide und Vollkorngetreide, grünes Gemüse, Haferflockengerichte und Salate sind sehr gut. Nach den Mahlzeiten sollte man viel trinken. Ein halbes Glas kaltes oder warmes Wasser vor dem Schlafengehen und ein weiteres nach dem Aufstehen sind sehr gut.
Einige Tropfen Rizinusöl sind die sicherste Methode, um bei einem neugeborenen Baby die Darmtätigkeit anzuregen. Wenn man ein kleines Stück Seife in den Anus schiebt, wird das wie Glyzerin-Zäpfchen wirken. Mache dem Kind einen kleinen Warmwasser-Einlauf. Das bringt sofortige Linderung.
Mangos, Pflaumen, Bael-Frucht, Papaya, Brombeeren und Munakka sind wirkungsvoll. Bei Kleinkindern, die gestillt werden, kommt Verstopfung durch falsche Ernährung der Mutter. Das sollte korrigiert werden. Gib dem Kind Wasser und Orangensaft.
Milchprodukte in Dosen sollte man aufgeben. Ziegenmilch und Kuhmilch[2] sind gut. Gib ein wenig Wasser und Milchzucker hinzu. Vermeide Süßigkeiten. Lass das Kind täglich einige Bael-Blätter kauen. Massiere den Bauch sanft. Lasse das Kind an der frischen Luft rennen und spielen. Wenn man am frühen Morgen den Saft einer mit Wasser vermischten Orange oder Grapefruit trinkt, kann man Verstopfung beseitigen.
Yoga Asanas bei Verstopfung
Hilfreiche Asanas gegen Verstopfung sind Rückwärtsbeugen, wie die Kobra. Dreh-Asanas, wie der Drehsitz helfen auch sehr gut. Die Atemübung Kapalabhati hilft ebenfalls bei Verstopfung.
Stuhlverstopfung - Yoga hilft
Kurzes Vortragsvideo zum Thema Stuhlverstopfung - Yoga hilft
Fußnoten
- ↑ DocCheckFlexikon, Verstopfung und Stuhlgang, Dr.med. Heinrich Schmelzer
- ↑ A.d.R.: Aufgrund der Massenproduktion von Milch und der Ergebnisse der China Study kann Milch heute nicht mehr wirklich empfohlen werden
Siehe auch
- Ayurveda
- Ayurvedische Ernährung
- Nahrung als Medikament
- Kräuter
- Verdauung
- Durchfall
- Blinddarmentzündung
- Erbrechen
- Verdauung anregen
Literatur
- Swami Sivananda: "Practice of Nature Cure“, Divine Life Society, ISBN 81-7052-229-3.
- Hans Heinrich Rhyner, Das neue große Ayurveda Praxis Handbuch
- Yoga Vidya Audio CD, Yoga für Anfänger
- Yoga Vidya Audio CD Meditation
- Yoga Vidya, Das Yoga-Kochbuch vegan
- Armin Risi, Ronald Zuerrer, Vegetarisch leben
- Gulia Enders: Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ
Seminare
Ayurveda
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- Karsten Unger
- 02.02.2025 - 07.02.2025 Ayurveda Ernährungsberater Ausbildung
- Dich und andere gesund zu ernähren ist Ziel dieser Ayurveda Ernährungsberater Ausbildung.
Der Ernährung wird im Ayurveda eine hohe Bedeutung beigemessen. Sie ist Teil jeder Therapie.
- Michaela Schwidder