Caritas
Caritas ist Liebe, Nächstenliebe, Barmherzigkeit. Das Wort Caritas kommt vom lateinischen caritas und bedeutet Liebe, insbesondere Nächstenliebe, tätige Nächstenliebe, auch Wohltätigkeit. Der katholische Wohlfahrtsverband wird Caritas genannt, der evangelische wird Diakonie genannt. Das griechische Wort Agape wird im Lateinischen oft Caritas, im Deutschen Nächtenliebe übersetzt. Ubi Caritas – ibi Deus est, lautet ein Kirchenlied, auch ein Taizé Lied: Wo die Liebe ist, da ist Gott.
Caritas - eine Tugend. Was ist Caritas? Woher stammt das Wort? Wozu ist Caritas gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Caritas? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.
Caritas als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Caritas ist einer der entscheidenden Ausdrücke, z.B. der mittelalterlichen Philosophie wie auch im Christentum. Caritas ist der lateinische Ausdruck für Liebe, wenn in der Bibel von Liebe die Rede ist, egal, ob Nächstenliebe oder Gottesliebe, dann steht in der lateinischen Ausgabe "Caritas".
Das, was gerne Luther als Nächstenliebe übersetzt hat, ist Caritas. Aber auch wenn der Apostel Paulus vom hohen Lied der Liebe spricht, dann steht dort im Lateinischen "Caritas". In der griechischen Ausgabe steht dort übrigens "Agape". Schon Platon hat unterschieden zwischen Eros, Philia und Agape.
Eros ist die sinnliche Liebe, nicht nur die erotische Liebe zwischen Mann und Frau, oder Plato hat ja gerne zwischen Mann und Mann als Eros gesprochen oder als diese sinnliche Liebe, sondern jede sinnliche Liebe und jedes Wertschätzen von etwas Sinnlichem, weil es einem selbst Vergnügen bereitet und es ein Energieaustausch ist, das ist Eros.
Und dann gibt es Philia, Philia ist die Freundesliebe, also, wo man jemanden liebt wegen seiner Eigenschaften, Charaktereigenschaften, weil es schön ist, miteinander zu sein. Philia, Freundesliebe, auch als Storge bezeichnet. Und dann gibt es schließlich die Agape, Agape ist dann die höhere Liebe, es ist die uneigennützige Nächstenliebe, es ist die Gottesliebe, bzw. bei Plato ist Agape insbesondere die Liebe zur Wahrheit, die Liebe zur Schönheit, die Liebe, die aufflammt, wenn man in der Gegenwart eines Göttlichen ist.
Und im Biblischen ist dort auch Agape dann etwas weitergefasst worden, eben jede Form von Liebe. Und so heißt es ja: "Gott ist die Liebe und wer in der Liebe ist, der ist in Gott und Gott ist in ihm." Und da ist eben Caritas und Agape, also der lateinische bzw. griechische Ausdruck.
Später in der christlichen Theologie gibt es die so genannten Kardinaltugenden und auch dort gehört wiederum die Caritas, die uneigennützige Liebe, dazu. Heutzutage kennen die meisten Menschen Caritas als die karitative Institution der katholischen Kirche, man könnte auch sagen, die karitative Wohltätigkeitsorganisation der katholischen Kirche nennt sich Caritas.
Bei den Evangelischen nennt sie sich Diakonie. Und da gibt es auch wieder gute Gründe dafür. Jesus hat ja gesagt: "Nächstenliebe muss sich auch unter Beweis stellen." Es reicht nicht aus, jemanden nur vom Herzen her zu lieben, sondern Liebe zeigt sich darin, dass man etwas tut für jemanden. Indem man einem anderen hilft, drückt man Liebe aus.
Und Jesus hat ja ganz konkret auch z.B. im Gleichnis vom barmherzigen Samariter gesagt: "Derjenige ist uns der Nächste, dem wir helfen." Und er hat auch gesagt: "Was ihr getan habt dem geringsten unter euren Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan." Und das ist sicherlich dem Christentum sehr hoch anzusehen, dass diese karitative Nächstenliebe so hochgeschätzt wird.
Wir finden es in jeder Religion, z.B. im Islam gibt es das Gebot, dass man Almosen gibt. Das heißt, ein gläubiger Moslem sollte jeden Tag schauen, "gibt es irgendjemanden, der etwas braucht" und dem sollte man helfen. Auch im Judentum gibt es das und auch im Hinduismus. Im Christentum wird es aber nochmals besonders, es geht nicht nur darum, Almosen zu geben, sondern es geht auch darum, es mit Liebe zu tun.
Und so ist dieser Caritas als Wohltätigkeitsverband, da geht es nicht nur darum, dass man Wohltätigkeit gibt, sondern mindestens vom Anspruch her geht es darum, dabei auch menschliche Liebe zu schenken, Zuwendung. Das waren jetzt einige Gedanken zum Thema "Caritas", uneigennützige Liebe, Liebe, die bedingungslos ist, Liebe zu Gott, Liebe zum Nächsten, aber auch ganz besonders die tätige Nächstenliebe, dass man etwas tut für andere, denen es nicht so gut geht und das mit Liebe.
Jetzt überlege selbst, lebst du Caritas in ihren verschiedenen Aspekten, bedingungslose Liebe zu allen Wesen, mit denen du zu tun hast, Liebe zu Gott und die besondere Liebe, tätige Nächstenliebe zu Menschen, die deine Hilfe brauchen?
Caritas in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Caritas in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Caritas
Ähnliche Eigenschaften wie Caritas, also Synonyme zu Caritas sind z.B. Mildtätigkeit, Uneigennützigkeit, Humanität, Menschenfreundlichkeit, Barmherzigkeit.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Caritas übertrieben kann ausarten z.B. in vorsätzliche Täuschung, Arglist, Kalkül. Daher braucht Caritas als Gegenpol die Kultivierung von Strenge, Klarsicht, Weitsicht, Überblick.
Gegenteil von Caritas
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Caritas, Antonyme zu Caritas :
- Positive Gegenteile von Caritas, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Strenge, Klarsicht, Weitsicht, Überblick
- Negative Gegenteile von Caritas, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Eigennutz, Egoismus, Ich-Denken, Unmenschlichkeit, Hartherzigkeit, Menschenverachtung
Caritas im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Caritas gehört zur Tugendgruppe 3 Liebe, Zuneigung, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Liebe und Empathie
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Caritas zum Persönlichkeitsfaktor A1 Verträglichkeit hoch: kooperativ, liebevoll, freundlich, mitfühlend
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Caritas zur Grundverhaltenstendenz S - Stetigkeit, Mitgefühl, Teamfähigkeit
- Im Ayurveda zählt man Caritas zum Kapha-Pitta Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Caritas
Caritas kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Denn Caritas bedeutet Liebe, Nächstenliebe, tätige Nächstenliebe, Wohltätigkeit. Vielleicht willst du ja Caritas in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Caritas zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Caritas, Wohltätigkeit. kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein Mensch zu sein, der anderen gerne hilft, seine Liebe schenkt."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Caritas ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt. Mache also Spenden, hilf Menschen die etwas brauchen. Höre Menschen zu. Tröste die Trauernden, gib den Notleidenden, unterstütze karitative Vereine.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Heute will ich mich für andere einsetzen. Heute will ich anderen helfen".
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin großzügig. Ich helfe anderen gerne".
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Caritas
Eigenschaften im Alphabet nach Caritas
Literatur
- Kurt A. Richter: Sich ändern-statt ärgern-Vom Umgang mit turbulenten Gefühlen
- Eckhart Tolle: Jetzt! Die Kraft des Jetzt.
- Kostenloses Online-Buch Upanishaden von Swami Krishananda
- Klassische Upanishaden - Die Weisheit des Yoga von Paul Deussen, 1980
- Das Kronjuwel der Unterscheidung von Shri Shankaracharya, Kommentar von Emanuel Meyer, 2002
- Swami Vivekananda, Vedanta - Der Ozean der Weisheit
- Wilfried Huchzermeyer: Die heiligen Schriften Indiens - Geschichte der Sanskrit-Literatur.(edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-22-8
Weblinks
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