Storge
Storge, griechisch στοργή, storgē, ist die freundschaftliche Liebe und die Liebe von Familienmitgliedern untereinander. Storgae gilt auch als einer der Liebesstile innerhalb einer Partnerschaft, z.B. im Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile (MEIL).
Storge und Philia als Formen freundschaftlicher Liebe
Storge und Philia sind beides Formen der freundschaftlichen Liebe, der kooperativen Liebe. Philia, von Philo, Freund, ist die Liebe zwischen Freunden, ein Gefühl der freundschaftlichen Verbundenheit. Storge ist von der ursprünglichen griechischen Bedeutung umfassender: Storge ist auch die Liebe zwischen Eltern und Kindern, zwischen Freunden. Storge ist allgemein ein Gefühl von Warmherzigkeit, Zuneigung zwischen Menschen.
In der heutigen Sozialpsychologie werden Storge und Philia oft in gleicher Bedeutung verwendet.
Storge als Liebensstil in der Partnerschaft
Storge wird im Marburger Einstellungs-Inventar der Liebesstile (MEIL) als einer der 6 Liebesstile innerhalb einer Beziehung bezeichnet.
Die Sechs Liebesstile
Die sechs Liebesstile sind:
- Eros - leidenschaftliche Liebe; hier steht die sexuelle Liebe im Vordergrund
- Storge - freundschaftliche Liebe: Die Partner haben viele Gemeinsamkeiten, gemeinsame Interessen und Gewohnheiten
- Agape - bedeutet hier aufopfernde Liebe, altruistische Liebe: Die Partner sind bereit, sich füreinander aufzuopfern. Das Wohl des Partners steht im Vordergrund.
- Mania - besitzergreifende Liebe, eifersüchtige Liebe: Emotionale Höhen und Tiefen wechseln einander ab; die Partnerbeziehung bestimmt alles; Angst um die Treue des Partners taucht immer wieder auf; Eifersucht ist ein großes Thema
- Ludus - spielerische Liebe: "Freie Liebe" ohne Treue, mit Affären und mehreren Liebesbeziehungen parallel
- Pragma - die pragmatische Liebe: Die Partner kommen und bleiben zusammen, weil es für beide vorteilhaft ist. Bei der Partnerwahl stehen Gemeinsamkeiten in der Lebensplanung sowie Vernunft im Vordergrund
Typischerweise spielen in jeder Liebesbeziehung alle sechs Liebesstile eine Rolle, wobei oft einer oder zwei überwiegen.
Storge als langfristiger Liebesstil
Storge als freundschaftliche Liebe zwischen Partner hält oft besonders lang. Es gibt ja zwei entgegengesetzte Sprichwörter:
De facto scheint das erste Sprichwort besonders wichtig zu sein. Langfristig ist Storge also in der Partnerschaft besonders wichtig: Man hat gemeinsame Interessen, kann sich gut unterhalten, freut sich auf gemeinsame Freizeitaktivitäten, unterstützt de Partner in seinen Anliegen, in seiner Entwicklung.
Auch wenn die Partnerschaft als Eros, Mania oder Pragma begonnen hat, gehört es zu einer auf Dauer angelegten Beziehung dazu, Storge wachsen zu lassen.
Storge in einer Liebesbeziehung zwischen Yoga Übenden
Es erleichtert die Liebesbeziehung, wenn beide Partner Yoga üben, insbesondere, wenn Yoga spirituell verstanden wird. Yoga konsequent betrieben umfasst ja auch einen Lebensstil mit vegetarischer Ernährung, Alkoholverzicht, täglicher Yoga Praxis, regelmäßigem Ashram Aufenthalt bzw. Yoga Urlaub.
Dieses Gefühl von Verbundenheit zwischen Partnern aufgrund der gemeinsamen Yoga Praxis kann man auch als Storge bezeichnen.
Wenn Menschen zusammen Yoga üben, kann dabei nicht nur Storge, sondern auch Eros entstehen: Durch gemeinsame Praxis entsteht eine Energieverbindung, ein Energieaustausch, der auch zu einer erotischen Anziehung führen kann.
Aufpassen muss man, wenn jemand der regelmäßig in Yogastunden geht, Ludus, also sexuelle Abenteuer sucht (siehe oben): Dann nutzt er die Energieverbindung aus, um Sexualpartner zu gewinnen. Gefährlich (und unethisch) wird es, wenn ein Yogalehrer Ludus sucht, und versucht, Teilnehmerinnen für sexuelle Abenteuer zu gewinnen, zu missbrauchen.
Storge und Maitri Bhavana als Grundgefühl der Liebe im Alltag
Im ursprünglich griechischen Sinn ist Storge ein Gefühl der Zuneigung. Storge ist ein Gefühl freundschaftlicher Liebe. Storge kann aber auch mehr sein als ein von selbst entstehendes Gefühl: Storge ist auch die Einstellung, zu jedem Menschen ein Gefühl der Verbundenheit zu entwickeln, jeden Menschen so zu behandeln, als sei er ein Freund, den man schätzt.
In diesem Sinn verstanden haben Storge und der Sanskrit Ausdruck Maitri Bhavana ähnliche Bedeutung: Mitra heißt Freund, Freundin. Maitri Bhavana heißt ursprünglich freundschaftliche Liebe. Maitri Bhavana wird aber im Yoga und im Buddhismus umfassender verwendet: Maitri Bhavana ist Mitgefühl, Zuneigung zu allen Menschen. Patanjali empfiehlt im Yoga Sutra an mehreren Stellen Maitri Bhavana zu allen Wesen zu entwickeln. Und im Buddhismus spielt die Kultivierung von Maitri Bhavana, auf Pali Metta Bhavana, eine große Rolle. So gibt es die Meditationsarten Maitri Bhavana Meditation bzw. Metta Bhavana Meditation als Mittel zur Kultivierung von Mitgefühl, hier mit ähnlicher Bedeutung wie Storge.
In diesem Sinne gilt es, Storge zu entwickeln, um spirituell zu wachsen, um glücklich zu sein und Gott zu erfahren: Erkenne, fühle und erfahre: Jeder Mensch hat wertzuschätzende Anliegen. Jeder ist ein Kind Gottes. Jeder hat die Fähigkeiten, die jetzt wichtig sind. Jeder Mensch ist wertzuschätzen, liebenswert. Das ist das Ideal der allumfassenden Liebe, die alle anderen Formen der Liebe einschließt, und bei der Storge eine besondere Bedeutung hat.